Psychotherapie als unterstützende Maßnahme bei Suchterkrankungen

Psychotherapeutische Maßnahmen können die Suchtarbeit im Verbund mit anderen Strategien (wie Sozialarbeit, Pharmakotherapie, Drogenscreening) wesentlich verbessern. Entsprechend den sehr unterschiedlichen Problemen und Bedürfnissen von Drogenkonsument:innen, wird das therapeutische Angebot differenziert und individuell abgestimmt.

Im Zentrum des Angebots steht dabei die individuelle Psychotherapie. Dabei orientiert sich das therapeutische Vorgehen nicht an der Heilung der Erkrankung, sondern am chronischen Verlauf, mit dem Ziel Beschwerden zu lindern, Komplikationen, akute (lebensbedrohliche) Krisen, sekundäre Schäden so weit als möglich zu verhindern und den Patient:innen - trotz Erkrankung - die bestmögliche Lebensqualität zu sichern.

Suchttherapie ist eine sehr effiziente Behandlung, wenn sie sich, individuell abgestimmt und angepasst, an den jeweils bestehenden Störungen und Problemen orientiert, die im Verlauf der Erkrankung auftreten. Suchttherapie ist keine Einheitsbehandlung, sondern braucht die differenzierte und diversifizierte Anwendung aller ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten (verschiedene medizinisch-pharmakologische, psychologische, sozio-psychotherapeutische) und benötigt dafür die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen.

Dabei hat sie sich an den Bedürfnissen der Patient:innen zu orientieren und darf an keine Bedingungen geknüpft werden. Suchttherapie ist keine pädagogische oder ordnungspolitische Maßnahme, sondern langfristig angelegte (mitunter lebenslange) medizinisch-therapeutische Hilfe, auf die kranke Menschen ein Anrecht haben (wie alle anderen chronisch kranken Menschen auch).

In diesem Verständnis von Suchttherapie, das sich von forcierten Heilungsversuchen löst und sich darauf konzentriert, Schäden zu reduzieren und wenn möglich zu vermeiden, bzw. bestehende Schäden zu behandeln, liegen große Chancen, tatsächliche Verbesserungen des Gesundheitszustandes und der Lebensqualität Opiatabhängiger zu erreichen, auch wenn der Drogenkonsum (noch) nicht beendet werden kann.

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Verschiedene Therapieansätze und Konzepte

Aus der tiefenpsychologischer Sichtweise wird Sucht als Objektrepräsentanz oder als Abwehrmechanismus interpretiert. Nach der individualpsychologischen Schule dienen Suchtmittel dazu, Minderwertigkeitsgefühle auszugleichen und sich durch Drogen Macht- und Überlegenheitspositionen zu sichern. Besondere Bedeutung kommt dem Konzept der Comorbidität zu, nach welcher Sucht kausal, final oder zufällig mit einer Reihe von anderen Krankheiten verbunden ist.

Im Rahmen der Psychotherapie gibt ein Therapeut keine direkten Ratschläge, sondern er läßt den Klienten seine eigenen Lösungsansätze für die gegebenen Probleme entwickeln. In unserer Beratungsstelle wird u.a., auch mit Autogenem Training behandelt. Mit dieser, für jeden leicht erlernbaren Methode, lassen sich Spannungszustände abbauen und überschüssige Reaktionen ausgleichen.

Stationäre Behandlung

Die Station bietet einen Schutzraum und bemüht sich um ein günstiges Klima zur körperlichen und psychischen Erholung und Stabilisierung. Voraussetzungen sind Freiwilligkeit zur Behandlung, Bereitschaft zum Verzicht auf nicht verordnete Substanzen während des stationären Aufenthaltes und eine bestehende Sozialversicherung.

Aufnahmemodalitäten

Eine stationäre Aufnahme ist nur nach vorhergegangener Anmeldung möglich. Die Anmeldung erfolgt telefonisch über die B3 Sprechstunde, die auch bei der Vorbereitung zur stationären Therapie behilflich ist (Klärung bzw. Dadurch können auch Voraussetzungen für ein drogenfreies Leben geschaffen und nächste Schritte am Weg dorthin eingeleitet werden.

Therapiedauer

Wird individuell vereinbart, durchschnittliche Dauer ca. 3-5 Wochen.

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Therapie- und Krankheitsverständnis

Sucht ist eine chronische Erkrankung (wie sie in der Medizin häufig vorkommen z.B. hoher Blutdruck, die Zuckerkrankheit, Asthma u.v.a.) und das Prinzip ihrer Behandlung entspricht dem jeder anderen chronischen Erkrankung.

Besonderheiten bei Drogensucht

Die Drogensucht oder Abhängigkeit von illegalen Substanzen führt besonders viele Menschen in Therapiezentren wie das Anton Proksch Institut. Nach wie vor ist Cannabis jene illegale Substanz, die am häufigsten konsumiert wird.

Opioidkonsum (z.B. Opium, Morphium und Heroin) macht in Österreich den Hauptanteil des problematischen, risikoreichen Drogenkonsums aus. Dabei werden häufig mehrere Substanzen gleichzeitig konsumiert (Polytoxikomanie). Betroffene greifen neben Opioiden auch zu Benzodiazepinen, Kokain, Amphetaminen oder auch Alkohol - meist mit den Opioiden als sogenannten „Leitdrogen".

Insgesamt konsumieren rund 30.000 Personen illegale Substanzen, etwa die Hälfte davon lebt in Wien. Ein Viertel der Betroffenen ist weiblich. In den letzten Jahren gab es einen Rückgang des risikoreichen Opioidkonsums in der Altersgruppe der Unter-25-Jährigen mit weniger NeueinsteigerInnen. Ob diese erfreuliche Entwicklung von Dauer ist, lässt sich schwer abschätzen.

Darüber hinaus gewinnen jedoch Teilentzugsbehandlungen (Entzug anderer konsumierter Substanzen bei Beibehalten oder Reduktion einer Opiatsubstitution) und Therapieaufenthalte unter Beibehaltung einer bestehenden Substitutionsbehandlung zunehmend an Bedeutung.

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Auch die stationären Behandlungsdauern sind, je nach sozialer Integration, psychiatrischen Begleit- oder Hintergrunderkrankungen der Suchtproblematik sowie den angestrebten Therapiezielen, variabel und den individuellen Bedürfnissen angepasst.

Das biopsychosoziale Krankheitsverständnis

Wir gehen von einem „biopsychosozialen Krankheitsverständnis" aus. Demnach berücksichtigen wir im Rahmen unserer therapeutischen Arbeit körperliche, psychische und soziale Aspekte, ausgehend von einer all diese Dimensionen erfassenden Diagnostik zu Behandlungsbeginn.

Die Behandlungsangebote werden von einem multiprofessionellen Team erbracht. Auf der Station der Drogenabteilung im Anton Proksch Institut werden sowohl auf Erzielung und Aufrechterhaltung einer Abstinenz ausgerichteten als auch auf der Fortführung einer eventuell bestehenden Opiatsubstitution basierende Behandlungen angeboten.

Somit ist eine Vollentzugs- oder auch Teilentzugsbehandlungen möglich. An der Station werden, je nach individueller Problemlage, Therapieaufenthalte für die Dauer von 3 oder 6 Monaten angeboten.

Viele Betroffene erleben im Zusammenhang mit Sucht auch Depressionen, Angststörungen, Traumafolgestörungen oder andere seelische Beschwerden. Unsere Psychotherapeut:innen und klinischen Psycholog:innen arbeiten individuell, wertschätzend und orientieren sich an Ihren persönlichen Zielen.

Weitere Angebote und Einrichtungen

Der Verein p.a.s.s. hilft seit über 30 Jahren Menschen mit Suchtkrankheiten. Wir bieten kassenfinanzierte Psychotherapie, psychiatrische Behandlung, psychologische Diagnostik und Sozialberatung unter einem Dach.

Der Grüne Kreis bietet bei Abhängigkeitsproblematiken rasche und professionelle Hilfe - diese kann ambulant oder stationär erfolgen. Vor einer Aufnahme in ein Betreuungssetting, werden der Gesundheitszustand und die jeweiligen Lebensumstände (psychische, psychiatrische, somatische, soziale Problematik, schulische und berufliche Ausbildung etc.) anamnestisch erfasst.

Die Therapiemotivation wird abgeklärt und das jeweils passende Behandlungs-/Rehabilitationsmodell (ambulante Therapie, stationäre Kurz- oder Langzeittherapie, Substitutionstherapie bzw. Angehörigen wird in den ambulanten Beratungs- und Betreuungszentren fachkundige Unterstützung angeboten.

Ziel der unterschiedlichen Behandlungsformen ist die erfolgreiche Rehabilitation und Integration. In enger Zusammenarbeit mit der Anstaltsleitung und dem psychologischen Dienst der Strafvollzugsanstalten werden unseren hochqualifizierten Mitarbeiter*innen suchtkranke Insass*innen zugewiesen.

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