Die Ausbildung zum/-r Psychotherapeuten/-in ist durch das Psychotherapeutengesetz (PthG) geregelt und setzt sich aus dem Propädeutikum sowie dem Fachspezifikum zusammen. Die Universität Wien bietet die gesamte Psychotherapie-Ausbildung mit akademischem Abschluss an einer öffentlichen Universität an. Der erste Schritt kann sowohl in Form des Psychotherapeutischen Propädeutikums als auch in Form des neuen Bachelor "Psychotherapie Grundlagen" absolviert werden.
Voraussetzungen für das Propädeutikum
Voraussetzung für das Propädeutikum ist ein Mindestalter von 18 Jahren. Darüber hinaus benötigt man eine Matura oder Studienberechtigungsprüfung. Zudem setzen einige Ausbildungsstätten ein Gutachten über die individuelle Eignung und Motivation für den angestrebten Beruf des/-r Psychotherapeuten/-in voraus. Das Gutachten über die persönliche Eignung zum Propädeutikum erstellt der Psychotherapiebeirat.
Für die Zulassung zum psychotherapeutischen Propädeutikum ist kein Aufnahmeverfahren zu absolvieren. Matura, Studienberechtigungsprüfung bzw. abgeschlossene Ausbildung im Krankenpflegedienst bzw.
Du bist berechtigt das Propädeutikum anzutreten, wenn du …
- das 18. Lebensjahr vollendet hast und
- über die Matura oder Abitur (inklusive Berufsmatura) oder einen der Matura gleichwertigen, nostrifizierten Schulabschluss oder
- über die Studienberechtigungsprüfung oder
- über das Diplom des Krankenpflegefachdienstes oder
- über das Diplom des medizinisch-technischen Dienstes oder
- über eine Sondergenehmigung des Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz verfügst.
Voraussetzungen für das Fachspezifikum
Zu den Voraussetzungen für das psychotherapeutische Fachspezifikum (spezieller Teil der Lehre) zählt, erstens neben der Vollendung des 24. Lebensjahres, zweitens die Handlungsfähigkeit in allen Belangen für die Berufsausübung. Außerdem muss das psychotherapeutische Propädeutikum abgeschlossen sein.
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Du bist berechtigt das Fachspezifikum anzutreten, wenn du …
- das Propädeutikum erfolgreich absolviert hast und
- das 24. Lebensjahr vollendet hast und
- einen sogenannten Quellberuf erworben bzw. ein entsprechendes Studium absolviert hast oder
- über eine Sondergenehmigung des Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz verfügst.
Gesetzlich anerkannte Quellberufe sind unter anderem:
- Mediziner/in
- Pädagoge/in
- Psychologe/in
- Lehrer/in
- Musiktherapeut/in
- Kommunikationswissenschaftler/in
- Diplomierte/r Krankenpfleger/in
Wie du siehst, handelt es sich nicht ausschließlich um Berufe, die eine medizinische Ausbildung voraussetzen, geschweige denn ein Studium. Mit welcher abgeschlossenen Ausbildung bzw. Wenn du über einen vergleichbaren Abschluss einer ausländischen Universität verfügst, muss dieser in Österreich nostrifiziert sein. Achtung: Damit dein Studienabschluss einem Quellberuf entspricht, musst du in der Regel einen Masterabschluss in deinem Studienfach erwerben. Ausnahmen bilden die Studien Sozialarbeit und Studien des gehobenen medizinisch-technischen Dienstes, die berufsqualifizierend mit einem Bachelor abschließen.
Dauer und Inhalte der Ausbildung
Die Ausbildung zum/-r Psychotherapeuten/-in umfasst mindestens 3.000 Stunden und besteht aus zwei aufeinanderfolgenden Teilen. Wie oben erläutert, splittet sich die Lehre in das psychotherapeutische Propädeutikum und das darauf aufbauende psychotherapeutische Fachspezifikum auf. Das Propädeutikum stellt keine Lehre im eigentlichen Sinne dar.
Die Psychotherapie Ausbildung dauert insgesamt zwischen fünf und sieben Jahren. Das Propädeutikum kann in zwei bis drei Jahren abgeschlossen werden, das Fachspezifikum in der Regel in drei Jahren.
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- Praxis 550 Stunden
- Einzel- und Gruppenselbsterfahrung 50
- Praktikum im Umgang mit verhaltensauffälligen oder psychisch leidenden Personen in einer darauf spezialisierten Einrichtung des Gesundheits- oder Sozialwesens 480
- Praktikumssupervision 20
Auch das daran anschließende psychotherapeutische Fachspezifikum besteht sowohl aus einem theoretischen als auch aus einem praktischen Teil. Während sich die Dauer des Propädeutikum meist auf zwei bis drei Jahre beläuft, hängt die Dauer des psychotherapeutischen Fachspezifikums von gewählten psychotherapeutischen Methoden sowie von der Trägerschaft der Ausbildungseinrichtung ab. Denn im Fachspezifikum besteht ein größerer Teil aus Supervision. Es hängt davon also ab, wie rasch angehende Psychotherapeuten/-innen Klienten/-innen gewinnen können, die sie behandeln können.
Die staatliche kommissionelle Abschlussprüfung der Ausbildung zum/-r Psychotherapeuten/-in setzt sich zum einen aus einer schriftlichen und zum anderen aus einer mündlichen Prüfung zusammen. Der schriftliche Teil der Prüfung dauert 120 Minuten und umfasst dabei Fragen aus dem Bereich der Grundkenntnisse von wissenschaftlich anerkannten psychotherapeutischen Verfahren. Der mündliche Teil dauert ungefähr 60 Minuten. Zudem müssen die angehenden Psychotherapeuten/-innen eine Fallstudie im Umfang von 30 Seiten vorbereiten und der Kommission im Vorfeld der Prüfung abgeben. Diese muss zudem vor der Prüfungskommission vorgetragen werden.
Nachdem du alle theoretischen und praktischen Einheiten absolviert hast, beendest du das Propädeutikum mit einer Abschlussprüfung. Die Form kann je nach Bildungseinrichtung variieren.
Mögliche Abschlussprüfungen sind:
- eine ca. 60-minütige mündliche Prüfung und/oder
- eine schriftliche Abschlussarbeit und/oder
- die Abgabe eines Studienbuchs
Das Fachspezifikum umfasst mindestens300 Theoriestunden und 1600 Praxisstunden. Nachdem du alle Bestandteile deiner Ausbildung erfolgreich absolviert hast, legst du die Abschlussprüfung ab. Umfang und Form können sich je nach Ausbildungsinstitut unterscheiden. Du kannst aber damit rechnen, dass du eine schriftliche Abschlussarbeit verfassen und einen oder mehrere Fallberichte zu deinen Behandlungen einzelner Patienten einreichen musst, die du im Rahmen einer mündlichen Prüfung (Abschlusskolloquium) verteidigst.
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Kosten der Ausbildung
In der Ausbildung erhält ein/e Psychotherapeut/in in der Regel kein Gehalt. Stattdessen sind damit hohe Kosten verbunden. Die Gesamtkosten für die Lehre betragen zwischen 25.000 Euro bis 60.000 Euro und müssen selbst getragen werden. Allerdings sind sie steuerlich absetzbar. Neben den Kosten für Prüfungsgebühren und/oder Lehrgebühren müssen regulär auch Lehrmittel sowie ggf.
Die Kosten für die Psychotherapie Ausbildung fallen je nach Bildungseinrichtung bzw. Universität unterschiedlich aus. Die Lehrgangskosten für das Propädeutikum betragen ca. zwischen 4.000 und 8.000 Euro. Für die Supervision und Selbsterfahrung bezahlst du jeweils einen Stundensatz an die Lehrtherapeuten (ca. zwischen 20 und 80 Euro, je nachdem, ob es sich um Einzel- oder Gruppensitzungen handelt). Diese Stundensätze können sich in der Summe zusätzlich auf einige Tausend Euro belaufen. Das Fachspezifikum kostet insgesamt (Theorie- und Praxisanteil) zwischen ca. 20.000 und 50.000 Euro.
Berufsaussichten und Gehalt
Die staatliche kommissionelle Abschlussprüfung der Ausbildung zum/-r Psychotherapeuten/-in setzt sich aus einer schriftlichen und einer mündlichen Prüfung zusammen. Der erfolgreiche Abschluss der Psychotherapieausbildung berechtigt zur Eintragung in die Psychotherapeutinnenliste bzw. Die Nachfrage nach qualifiziertem Personal im Gesundheitsbereich ist hoch, wozu auch Psychotherapeuten/-innen gehören. Durch bestimmte soziokulturelle und sozioökonomische Faktoren ist die Nachfrage nach psychotherapeutischen Angeboten kontinuierlich gewachsen. Nicht zuletzt werde die Corona-Pandemie als herausfordernde, belastende Situation wahrgenommen, was mit ein Grund dafür sein könnte. Es lässt sich außerdem ein großer Bedarf an kinder- und jugendpsychologischer Unterstützung beobachten.
Wie viel Vergütung ein/e Psychotherapeut/in monatlich erhält, ist von verschiedenen Faktoren abhängig wie dem Standort und der Art (öffentlich, kirchlich, privat) der Arbeitsstätte. Darüber hinaus wirken sich auch die Berufserfahrung des Arbeitnehmenden auf das Gehalt aus. Außerdem ist es auch entscheidend, ob man im Angestelltenverhältnis oder als Freiberufler/in tätig ist. Als monatliches Durchschnittsgehalt bezieht ein/e Psychotherapeut/in in Österreich rund 42.480 Euro brutto jährlich. Während private Einrichtungen das Gehalt selbst festlegen können und somit über- oder unterdurchschnittlich vergüten, richten sich öffentliche Einrichtungen nach Kollektivverträgen. Mit zunehmender Berufserfahrung und entsprechender Qualifikation kann man außerdem auf selbstständiger Basis in der Regel einen hohen Verdienst erzielen. Denn niedergelassene Psychotherapeuten/-innen dürfen ihr Honorar selbst festlegen. Je nach psychotherapeutischer Methode werden zwischen 70 Euro und 150 Euro für eine 50-Minuten-Einheit verlangt. Wie viel ein/e Freiberufler/in schlussendlich verdient, ist von der Anzahl der Patienten/-innen bzw.
Die nachfolgende Grafik zeigt das Gehalt von Psychotherapeuten/-innen, die als Angestellte in Kuranstalten und Rehabilitationseinrichtungen arbeiten. Die Daten beziehen sich auf den seit dem 1. Mai 2024 geltenden Kollektivvertrag der WKO (Wirtschaftskammer Österreich). Das Säulendiagramm zeigt eine Auswahl der im Kollektivvertrag geregelten Gehälter. Der Verdienst steigt mit den Jahren der Berufserfahrung automatisch an: Jedoch steigt es in den ersten zehn Jahren im Beruf alle zwei Jahre und dann alle fünf Jahre an.
Tätigkeiten im Berufsalltag
Zu den Aufgaben im Arbeitsalltag in der Psychotherapie gehört die Unterstützung und Behandlung von Patienten/-innen bei verschiedenen Problemen und Beschwerden, wie belastenden Lebenssituationen- und Krisen oder etwa bei Problemen in der Partnerschaft oder im Familienkreis. Dabei sind Psychotherapeuten/-innen meist auf eine Methode der Psychotherapie, beispielsweise Verhaltenstherapie oder Gesprächstherapie, spezialisiert. Zu den Tätigkeiten im Beruf gehört die Therapie. Welche Form der Psychotherapie die Psychotherapeuten/-innen bei Patienten/-innen anwenden, hängt maßgeblich von den in Aus- und Weiterbildungen erlernten Therapiemethoden sowie dem Krankheitsbild des/der Patienten/-in ab. Davon ausgehend entwickeln Psychotherapeuten/-innen einen Behandlungsplan, der berücksichtigt, welches Ziel der/die Patient/in erreichen möchte. In persönlichen Gesprächen informieren sich die Psychotherapeuten/-innen dann in erster Linie, welche Hindernisse etwa einer selbstbestimmten Lebensführung im Weg stehen und welche Verhaltensweisen hierbei zu den jeweiligen belastenden Symptomen führen. Teils erteilen die Psychotherapeuten/-innen ihren Patienten/-innen “Hausaufgaben”.
Psychotherapeuten/-innen sind dazu verpflichtet, über jeden/n Patienten/-in Akte zu führen. Dort halten sie Angaben fest, unter welchen psychischen Störungen die Person leidet und was für eine Behandlung dementsprechend notwendig ist. Durch die Notizen lässt sich die fortlaufende Entwicklung der Patienten/-innen überprüfen. Vor allem auf freiberuflich tätige Psychotherapeuten/-innen ohne Angestellte kommen in der Regel umfassende organisatorische Aufgaben zu, die mit einer Selbstständigkeit einhergehen. Neben Terminvereinbarungen müssen die Psychotherapeuten/-innen zudem sichergehen, zwischen den einzelnen Terminen genug Zeit für die Verwaltung der Akten einzuplanen. Auch der stetige Austausch mit Krankenkassen sowie die Einplanung von Notfallgesprächen gehört dazu.
Berufspflichten und Arbeitszeiten
Zu den wesentlichen Berufspflichten der Psychotherapie zählt es, die Ausübung des Berufes nach bestem Wissen und Gewissen unter Beachtung der wissenschaftlicher Erkenntnisse und Entwicklungen auszuüben. Denn es besteht eine Weiterbildungspflicht für Psychotherapeuten/-innen, welche in §14 des Psychotherapiegesetztes verankert ist. Demzufolge müssen sie innerhalb von fünf Jahren Fortbildungen im Umfang von mindestens 150 Stunden absolvieren. Anhand von Fort- und Weiterbildungen können sich die Therapeuten/-innen auf spezifische Probleme und innere Einstellungen von Menschen vorbereiten.
Grundsätzlich können Psychotherapeuten/-innen sowohl in Vollzeit als auch in Teilzeit tätig werden. Die Arbeitszeiten sind jedoch stark davon abhängig, in welcher Einrichtung ein/e Psychotherapeut/in Anstellung findet. Während Freiberufler/innen häufig überdurchschnittlich viel arbeiten und teils auf eine 50-Stunden-Woche kommen, belaufen sich die Arbeitszeiten in Kliniken dagegen regulär auf 40 Stunden.
Wo können Psychotherapeuten arbeiten?
Psychotherapeuten/-innen können alleine und auf selbstständiger Basis mit ihren Patienten/-innen arbeiten. Besonders in größeren Einrichtungen, wie zum Beispiel in psychotherapeutischen Kliniken, ist die Teamarbeit ein fester Bestandteil deines Alltags. Außerdem kann ein/e Psychotherapeut/in in Beratungsstellen, Krankenhäusern, Rehabilitationszentren oder Ambulatorien tätig werden. Auch die Niederlassung mit einer eigenen Praxis ist möglich.
Typische Arbeitsorte von Psychotherapeuten sind:
- Psychotherapeutische Praxis
- psychiatrische, psychotherapeutische oder psychosomatische Klinik oder Ambulanz
- Rehaklinik
- Suchtkrankenhilfe
- Schulen
- Familienbegleitung
Wenn du ein Psychotherapie Bachelor- und Masterstudium absolviert hast, kannst du auch in der in der Lehre oder Forschung arbeiten oder ein Doktorat antreten.
Die Universität Wien bietet die gesamte Psychotherapie-Ausbildung mit akademischem Abschluss an einer öffentlichen Universität an. In Kooperation mit etablierten Ausbildungsinstitutionen deckt das fachspezifische Angebot die vier Cluster der Psychotherapie (Psychodynamisch, Humanistisch, Systemisch und Verhaltenstherapie) ab.
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