Psychologische Effekte der Wahrnehmung: Ein Einblick in die faszinierende Welt der menschlichen Psyche

Die menschliche Wahrnehmung entspricht, aufgrund unserer unterschiedlichen Filter und Erfahrungen, nie ganz der vollen Realität. So hat jeder Mensch eine andere, ganz individuelle Vorstellung der Welt. Einzigartig ist somit jedes Gehirn und alle Gedankenmuster, denn sie stecken voller komplexer und faszinierender psychologischer Effekte, Phänomene und Paradoxien. Hierbei können uns Experimente und Studien aus der Humanpsychologie helfen, diese Komplexität unserer Gedanken- und Verhaltensmuster zu verstehen.

Kognitive Verzerrungen und Verhaltensmuster

Wer kennt es nicht - Man spekuliert im Alltag gerne darüber, woher welches Verhalten kommt, was es zu bedeuten hat, und bringt gerne zusätzliche wissenschaftliche Fakten zur Aufklärung ein. Durch Persönlichkeitsentwicklung und persönliches Wachstum können zahlreiche Ziele und Vorteile auf persönlicher Ebene, aber auch für Unternehmen erreicht werden. Was genau sind denn nun eigentlich psychologische Phänomene?

Bestätigungsfehler: Wir neigen dazu, nach Informationen zu suchen, die unsere Annahmen bestätigen, und blenden Fakten aus, die unsere Annahmen falsifizieren könnten.

Edwards Gesetz: Du kennst es vielleicht: Wenn du eine schriftliche Abgabe hast und je näher die Deadline rückt, desto mehr kommst du ins Arbeiten. Das Edwards Gesetz besagt, dass man mehr Aufwand in etwas hineinsteckt, je weniger Zeit vorhanden ist.

Entscheidungsparalyse: Ihr kennt vielleicht Pärchen, bei denen die Leidenschaft schon längst erloschen ist. Da fragt man sich, wieso man nicht versucht die Beziehung wieder anzukurbeln oder einen neuen Partner zu suchen. Das ist der sogenannte Entscheidungsparalyse zu verdanken, die besagt, dass man entweder stur bei der ersten Entscheidung bleibt (nach dem Motto „Was man hat, das hat man!“) oder sich gar nicht entscheiden möchte. Beim Zweiteren konzentrieren wir uns eher auf die Alternativen, die wir verlieren könnten, anstatt auf das, was wir gewinnen könnten.

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Hindsight-Bias: Nach einem Fußballspiel hört man womöglich des Öfteren „Ja, war doch eh klar, dass Mannschaft XY gewinnt“. Da hat wohl der Hindsight-Bias zugeschlagen, der besagt, dass man bei bereits geschehenen Ereignissen die Vorhersehbarkeit des Ereignisses überschätzt. Teilweise werden sogar vor dem Ereignis getätigte Aussagen in Richtung des tatsächlichen Ausgangs verzerrt.

Soziale und emotionale Effekte

Der "First-Class-Chef"-Effekt: Ein erstklassiger Chef hat nur erstklassige Mitarbeiter, während ein zweitklassiger Chef nur drittklassige Mitarbeiter hat. Warum ist das so? Erstklassige Chefs haben keine Angst davor, von erstklassigen Mitarbeitern übertönt zu werden, da sie ja bereits erstklassige Chefs sind. Zweitklassige Chefs sehen in ihren Mitarbeitern sehr wohl eine Bedrohung und ziehen deswegen auch eher drittklassige Mitarbeiter an.

Glücksübertragung: Je mehr jemand mit seinem Leben zufrieden ist, desto empathischer ist er und desto mehr färbt das auf sein Umfeld ab. Nach einem Zeitraum von 20 Jahren mit Daten von 4700 Erwachsenen konnte nachgewiesen werden, dass die Wahrscheinlichkeit um 34% steigt, wenn unser direkter Nachbar ebenfalls glücklich ist (sowohl im Büro als auch in der Wohnsiedlung). Dieses Phänomen lässt sich selbst auf Menschen übertragen, die wir nicht kennen und zu denen wir kein nahes Verhältnis haben.

Facial-Feedback-Hypothese: Du kennst es wahrscheinlich, wenn du in einem Restaurant sitzt und es diese eine Kellnerin gibt, die ständig lächelt. Grundsätzlich hebt Lächeln die Stimmung (Facial-Feedback-Hypothese).

Weitere interessante psychologische Fakten

  • 72-Stunden-Regel: Wenn du dir vornimmst, deine Abschlussarbeit endlich anzufangen oder ein anderes Projekt starten möchtest, dann setze es in den ersten 72h um.
  • Die Welt ist klein: „Die Welt ist so klein“ - Ein Satz, der gerne benutzt wird, wenn man jemanden kennenlernt, der dieselben Bekannten hat, wie man selbst. Der Harvard-Professor Stanley Milgram fand heraus, dass sich jeder Mensch über 6 Ecken kennt.
  • Vergleichsgrundlage: Basis für dieses Prinzip ist die Vergleichsgrundlage. Wenn du zuerst einen 10kg schweren Sack hochhebst und danach einen 5kg schweren, wird dir der 5kg schwere Sack leichter vorkommen, als wenn du nur den 5kg schweren Sack hochheben würdest. Dieses psychologische Phänomen kannst du für dich nutzen, wenn du z.B. schlechte Nachrichten zu verkünden hast.
  • Geschlechterunterschiede: Ein Phänomen, das vor allem Frauen im Job betrifft, wenn immer nur zu allem „Ja“ und „Amen“ gesagt wird und man sich nicht selbst behauptet. Das hat zur Folge, dass man sich und seine Fähigkeiten schlechter vermarktet und sich die Chancen auf ein erhöhtes Einkommen und eine Beförderung verringern. Die Psychologin Monika Sieverding fand heraus, dass Männer in Bewerbungsgesprächen besser abschneiden als Frauen.
  • Montagsmuffel: Kein Wunder, dass montags gerne „blau“ gemacht wird. In einer Studie von 885 Arbeitnehmern gab jeder Achte zu, an einem Montag Gesprächen mit Kollegen aus dem Weg zu gehen, weil sie genervt sind und 75% beschreiben sich sogar als Montagsmuffel.
  • Peter-Prinzip: „In einer Hierarchie neigt jeder Beschäftigte dazu bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen“. Was bedeutet das? Wenn jemand in einem Unternehmen befördert wird, dann nur bis zu einem Posten, an dem derjenige letztendlich inkompetent ist.
  • Reziprozität: Vielleicht hast du schon einmal eine Spendenaufforderung per Post erhalten gemeinsam mit einem Kugelschreiber als Werbegeschenk. Der Kugelschreiber wird dabei ganz gezielt von den jeweiligen Unternehmen genutzt, um ein schlechtes Gewissen aufgrund des Geschenks hervorzurufen und damit die Wahrscheinlichkeiten zu erhöhen, eine Spende einzunehmen. Dieses Konzept beweist sich als relativ erfolgreich.

Weitere interessante psychologische Fakten in Kürze

  • Beim Hören von Musik können dieselben Botenstoffe ausgeschüttet werden, wie bei Drogenkonsum.
  • Menschen mit braunen Augen wirken vertrauenswürdiger, wobei sich dies eher anhand der Gesichtsform ableiten lässt.
  • Wer sarkastisch ist, ist intelligenter.
  • Wenn Essen von jemand anderem zubereitet wird, schmeckt es uns besser.
  • Wenn du einen Plan B hast, funktioniert Plan A nicht mehr.
  • Einsamkeit kann so schädlich sein wie 15 Zigaretten am Tag.
  • Singen hilft bei Demenz und Depressionen.
  • Blinde Menschen erkranken nicht an Schizophrenie.

Sensorische Adaption

Sensorische Adaption ist ein Prozess, bei dem die Empfindlichkeit gegenüber konstanten Reizen im Laufe der Zeit abnimmt. Dies ermöglicht es dem Organismus, neue sensorische Reize in seiner Umgebung klarer wahrzunehmen und schneller darauf zu reagieren. Durch die Abnahme der Empfindlichkeit gegenüber bereits vorhandenen Reizen werden neue Reize deutlicher von ihnen unterschieden. Dieser Anpassungsprozess erfolgt auf verschiedenen Ebenen des Nervensystems, angefangen von den peripheren Sensoren bis hin zu höheren kortikalen Regionen im Gehirn.

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Auf der Ebene der Sinnesorgane reduzieren sich neuronale Aktivitäten bei längerer Exposition gegenüber einem konstanten Reiz, was zu einer Verringerung der Empfindlichkeit führt. Darüber hinaus zeigt die sensorische Adaption eine spezifische zeitliche Dynamik, die von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird, einschließlich der Intensität und Dauer des Reizes sowie individueller Unterschiede in der Wahrnehmung.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der sensorischen Adaption ist ihre Rolle bei der Erhaltung der Stabilität des Wahrnehmungssystems. Durch die Reduzierung der Empfindlichkeit gegenüber konstanten Reizen wird eine Überlastung der Sinnesorgane vermieden, was zu einer besseren Bewältigung von Reizüberflutung führt.

Insgesamt ist die sensorische Adaption ein dynamischer Prozess, der es Lebewesen ermöglicht, sich an ihre Umgebung anzupassen und auf neue Reize effektiv zu reagieren.

Das Forschungsfeld psychologischer Phänomene und Fakten ist unglaublich weitgreifend und entwickelt sich stetig weiter.

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