Mobbing passiert meist in der Schule und ist ein Thema, das nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte. Nach aktuellen Erhebungen ist fast jedes dritte Schulkind von derartigen systematischen Schikanen in der Schule betroffen. Schulen sind primär bei der Präventions- und Interventionsarbeit gefordert. Doch auch den Eltern kommt eine wichtige Rolle zu! Sie können die Situation empfindlich beeinflussen - POSITIV wie NEGATIV!
Was ist Mobbing?
Kinder können manchmal sehr gemein sein: Sie können Mitschüler:innen oder Klassenkamerad:innen hänseln, lächerlich machen, drangsalieren oder aus ihrer Gruppe bewusst hinausekeln. Mobbing, ein Begriff, der sich vom englischen Wort „to mob“ ableitet, bedeutet anpöbeln, attackieren oder fertigmachen. Es beschreibt aggressives Verhalten, das von Einzelpersonen oder Gruppen gezielt gegen eine bestimmte Person gerichtet ist, um dieser zu schaden. Kennzeichnend für diese Handlungen ist, dass sie auf eine Demütigung des Opfers abzielen.
Formen von Mobbing
- Physisches Mobbing: Hier wird Gewalt oder Machtanwendung eingesetzt, wie zum Beispiel beim sogenannten „Happy Slapping“, bei dem Körperverletzungen gefilmt und in sozialen Netzwerken veröffentlicht werden, um das Opfer zu demütigen.
- Verbales Mobbing: Es äußert sich durch extreme Beleidigungen, Beschimpfungen, Spott, Imitationen oder andere Arten von Schikanen.
- Soziales Mobbing: Es erfolgt eher indirekt, etwa durch das Verbreiten von Lügen, einen Vertrauensmissbrauch, gezielte Ausgrenzung aus Gruppenaktivitäten oder das Streuen von Gerüchten und Verleumdungen.
Cyber-Mobbing
Die zunehmende Verbreitung der digitalen Kommunikation hat die Möglichkeiten und Folgen des Mobbings deutlich erweitert und intensiviert, berichtet die Stiftung Kindergesundheit. So entwickelt sich insbesondere das Cyber-Mobbing zu einer immer öfter auftretenden Form des Psychoterrors unter Schulkindern. Dabei werden die Opfer mithilfe des Internets (z.B. Die Nutzung von gefälschten Konten (fake accounts) bietet den Täterinnen und Tätern die Möglichkeit, anonym zu agieren.
Auswirkungen von Mobbing
„Viele Kinder entwickeln Depressionen, Ängste oder Schlafstörungen, ziehen sich sozial zurück oder verweigern den Schulbesuch. Außerdem wirkt Mobbing sehr nachhaltig - nicht selten bis ins Erwachsenenalter. Denn Opfer sind durch ihre Situation meist sehr beschämt, sodass oft viel Zeit verstreicht, ehe sie etwas darüber erzählen.
Was können Eltern tun?
Eltern tragen eine wichtige Verantwortung: Sie können helfen, Mobbing zu verhindern, indem sie ihr Kind zu einem respektvollen und mitfühlenden Umgang mit anderen erziehen. Eltern können helfen, Mobbing zu verhindern, indem sie ihr Kind zu einem respektvollen und mitfühlenden Umgang mit anderen erziehen. Werte wie Empathie, Rücksicht und Toleranz vermitteln, indem Eltern mit gutem Beispiel vorangehen und Kinder für die Gefühle anderer sensibilisieren. Ein entscheidender Schritt im Kampf gegen Mobbing ist, Kinder so zu stärken, dass sie weder Opfer noch Täter:innen werden.
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Die Stiftung Kindergesundheit empfiehlt:
- Reden Sie mit Ihrem Kind über Mobbing. Ermutigen Sie es, Vorfälle in der Klasse anzusprechen, das Opfer zu unterstützen und die Lehrkräfte zu informieren. Betonen Sie, dass dies kein Petzen ist!
- Bleiben Sie im Austausch mit Lehrkräften und der Schule. Besuchen Sie Elternabende, Sprechtage und Sprechstunden - nicht nur, um nach Noten zu fragen, sondern auch, um das Sozialverhalten und die Integration Ihres Kindes in der Klasse zu thematisieren.
Was Eltern vermeiden sollten
- Gründe für das Mobbing beim Opfer-Kind zu suchen. Das ist für das Opfer eine klare Schuldzuweisung.
- Die Eltern des Täters/der Täterin anrufen. Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt: Das bringt leider überhaupt nicht die gewünschten Effekte - ganz im Gegenteil.
- Den Täter/die Täterin selbst zur Rede stellen. Statt Mitgefühl weckt das meist nur Wut und Rachegedanken.
- Das Opfer-Kind zu Lehrergesprächen mitnehmen. Nehmt euer Kind NICHT zu Lehrergesprächen mit!
- Inkonsequent sein. Eltern (und auch Lehrpersonen!) dürfen auf keinen Fall nach kurzfristiger Besserung wieder locker lassen, sondern müssen konsequent bleiben. Sonst lernen die Täter/die Täterin, dass ihr Tun zwar mittelfristig unangenehme Folgen hat, aber dies nicht von langer Dauer ist. Das Opfer wird dann ggf.
Was dem betroffenen Kind hilft
Für betroffene Kinder ist eine wertschätzende, aufbauende Kommunikation wichtig:
- Du bist okay! An dir ist nichts falsch oder schlecht. Du bist nicht schuld.
- Erwachsene helfen: Das Kind soll nicht schweigen, sondern sich Vertrauenspersonen anvertrauen: Such dir Verbündete und rede darüber!
- Freunde schützen: Das Kind ermutigen, neue Freundschaften zu schließen.
- Nicht zurückschlagen! Das könnte die Situation nur noch schlimmer machen.
- Respekt: Setze andere nicht herab, um selbst besser dazustehen. Respektiere deine MitschülerInnen, auch wenn sie anders sind als du.
Die Rolle der Schule
Die Schule hat einen im Schulgesetz verankerten Erziehungsauftrag und auch eine Fürsorgepflicht. Daher sind sie im Mobbing-Fall speziell gefordert. Darum ist sie primär bei der Präventions- und Interventionsarbeit gefordert. Für eine erfolgreiche Veränderung ist es äußerst wichtig, dass eben keine Schuldzuweisungen oder eine einfache Täter-Opfer-Zuweisung stattfinden.
Was Schulen vermeiden sollten
- Mit der Klasse reden. Die typische Erstreaktion der Lehrer, nämlich mit der Klasse zu reden, bringt wenig. Und auch das kann die Angriffe leider verstärken. Einsicht, Rücksichtnahmen oder Mitgefühl sind meist Fehlanzeige. Manchmal wird die ganze Klasse gegen das Opfer aufgebracht, speziell wenn - verbotene! - Kollektivstrafen angedroht werden. Diskussionen über Mobbing sind nur dann sinnvoll, sofern keine Schüler direkt angesprochen werden, z.B.
- Inkonsequent sein. Lehrer dürfen auf keinen Fall nach kurzfristiger Besserung wieder locker lassen, sondern müssen konsequent bleiben. Sonst lernen die Täter, dass ihr Tun zwar mittelfristig unangenehme Folgen hat, aber dies nicht von langer Dauer ist. Das Opfer wird dann ggf.
Weitere Anlaufstellen
- Übergeordnete Stelle informieren: Wenn auch von der Elternvertretung keine Hilfe kommt, sind Schulamt/Landesschulrat, schulpsychologischer Dienst, Beratungslehrer o.ä.
- Einen Anwalt hinzuziehen: Wenn das Problem auch außerhalb der Schule auftritt.
Hilfsangebote
Die Organisation „Nummer gegen Kummer e.V.“ berät Kinder, Jugendliche und Eltern anonym telefonisch und auch online. Die Anrufe an den Beratungstelefonen sind kostenlos.
- Elterntelefon: 0800 - 111 0 550 (Mo. - Fr. von 9 - 17 Uhr, Di. und Do. von 17 bis 19 Uhr)
- Kinder- und Jugendtelefon: 116 111 (Mo. - Sa.)
Anzeichen für Mobbing
(inkl. Quellen: Jugendgesundheitsberichts 2024“ der Stiftung Kindergesundheit, idw-online.de, Paulus, F.W., Möhler, E., Ohmann, S. & Popow, C. (2020). Digitale Missachtung der Bedürfnisse und Rechte von Kindern und Jugendlichen: Cybermobbing.
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