Psychische Störungen bei Kindern erkennen: Symptome und Diagnose

Psychische Erkrankungen sind seelische Auffälligkeiten, die sich negativ auf den Alltag des Kindes auswirken und unter denen das Kind leidet. Von einer psychischen Störung sprechen Fachleute, wenn:

  • Erleben, Denken, Fühlen oder Verhalten eines Kindes über das normale Maß hinausgehen (z.B. übermäßige Angst, tiefe Antriebslosigkeit, starke Impulsivität).
  • Diese über längere Zeit anhalten.
  • Sie mit erheblichem Leidensdruck oder Einschränkungen im Alltag einhergehen.

Es ist wichtig, ernsthafte Probleme rechtzeitig zu erkennen, ohne das Kind vorschnell als psychisch gestört zu bewerten. Schlechte Laune aus heiterem Himmel, plötzliche Traurigkeit und Wutanfälle gehören zu einer normalen kindlichen Entwicklung dazu. Auch wenn ein Kind mitunter keine Lust hat, zu spielen oder zur Schule zu gehen, besteht noch kein Grund zur Sorge.

Denn wie Erwachsene haben auch Kinder und Jugendliche manchmal Stimmungsschwankungen oder schlechte Phasen, die aber von allein wieder verschwinden. Wenn sich solche Auffälligkeiten häufen und von der Ausnahme zur Regel werden, sollten Eltern und Bezugspersonen aufmerksam werden und genauer hinschauen: Beeinträchtigen die negativen Gefühle das Leben und den Alltag meines Kindes? Leidet es darunter? Wenn das der Fall ist, liegt möglicherweise eine psychische Erkrankung vor.

Seit der Corona-Pandemie hat die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit psychischen Störungen stark zugenommen. Einem UNICEF-Bericht zufolge leiden rund 15 Prozent der 10 bis 14-Jährigen darunter, unter den 15- bis 19-Jährigen sind es etwa 17 Prozent.

Formen psychischer Erkrankungen: Alters- und Geschlechtsunterschiede

Alter und Geschlecht haben einen Einfluss darauf, welche Art von psychischen Auffälligkeiten bzw. Erkrankungen bei jungen Menschen gehäuft vorkommen:

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  • Psychische Auffälligkeiten bei Kleinkindern unter vier Jahren beruhen meist auf Entwicklungsstörungen.
  • Bei Grundschulkindern sind Angststörungen, Depressionen, ADHS sowie aggressive, trotzige Verhaltensstörungen am häufigsten.
  • Depressionen, Essstörungen und Suchterkrankungen dominieren bei Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren.
  • Jungen entwickeln häufiger ADHS (etwa viermal so oft wie Mädchen), aggressive Verhaltensstörungen und Suchterkrankungen, während bei den Mädchen Essstörungen, psychosomatische Krankheitsbilder und Depressionen überwiegen.

Symptome psychischer Erkrankungen bei Kindern

Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen sollten so früh wie möglich behandelt werden. Denn dann ist die Chance groß, die weitere Ausprägung zu stoppen und so zu verhindern, dass sich die Störung bis ins Erwachsenenalter fortsetzt.

Doch wie lassen sich psychische Störungen bei Kindern erkennen, welche Symptome gehören zu den Warnzeichen? Und hat das Kind nun eine psychische Störung mit typischen Symptomen oder handelt es sich um eine vorübergehende Verhaltensauffälligkeit?

Bei der Abgrenzung hilft ein Blick auf die Symptome, die Alarmzeichen für eine psychische Erkrankung sein können. Wichtig ist, dass Eltern, Erzieher, Lehrer und andere Betreuungspersonen sensibel auf solche Warnsignale reagieren.

Mögliche Anzeichen psychischer Störungen bei Kindern

Ein erstes mögliches Anzeichen ist eine plötzliche anhaltende Verhaltensänderung des Kindes oder Jugendlichen. Wenn Ihr Kind sich plötzlich zurückzieht, traurig ist, das Interesse an Hobbys, am Spielen oder früheren Lieblingsbeschäftigungen verliert, ungewöhnlich häufig mit Wutanfällen zu kämpfen hat oder wenn eigentlich „trockene“ Kinder wieder einnässen, kann eine psychische Störung dahinterstecken.

Bei der Beurteilung, ob psychisch auffällige Kinder oder Jugendliche nur ein vorübergehendes Problemverhalten zeigen oder unter einer psychischen Störung leiden, helfen gezielte Überlegungen:

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  • Seit wann ist das Kind oder der Jugendliche schon verändert? Erst wenn das veränderte Verhalten über einen längeren Zeitraum hinweg bestehen bleibt (mehrere Wochen), steckt möglicherweise eine psychische Störung dahinter.
  • Haben Sie die Veränderung früher schon einmal bemerkt? Einige Erkrankungen verlaufen in Schüben (z.B. Depression). Während eines Schubs zeigen sich typische Verhaltens- und Gefühlsveränderungen wie Rückzug, Traurigkeit und Desinteresse. Ist der akute Schub vorbei, verhalten sich die betroffenen Kinder wieder völlig normal.
  • Wie oft zeigen sich die Auffälligkeiten? Für das erste Gespräch mit dem Kinder- und Jugendarzt oder -ärztin, bzw. dem Kinderpsychiater oder der Kinderpsychiaterin sind Informationen über die Häufigkeit des auffälligen Verhaltens hilfreich. Notieren Sie daher in einem Kalender, wann sich Ihr Kind psychisch auffällig verhält.
  • Wie gravierend ist das Problem? Fragen Sie sich selbst und Ihr Kind, wie intensiv die Auffälligkeiten sind. Helfen kann dabei eine Skala von 1 bis 10, wobei 1 für die schwächste und 10 für die stärkste Ausprägung steht.
  • Leidet das Kind oder der Jugendliche unter den emotionalen bzw. verhaltensbezogenen Veränderungen? Wirken sich die Veränderungen auf den Alltag aus? Führen Veränderungen zum Beispiel zu sozialer Isolation oder gravierenden Leistungseinbußen? Wenn ein hoher Leidensdruck besteht, sollten Sie dringend mit Ihrem Kind einen Facharzt aufsuchen.
  • Gibt es bekannte Auslöser für das problematische Verhalten? Was hilft, um die Symptome zu beseitigen? Wenn Sie die Trigger kennen, können Sie auslösende Situationen oder Ereignisse zumindest vorübergehend meiden. Auf Dauer ist Vermeidungsverhalten aber keine Lösung. Wenn sich das problematische Verhalten nach einiger Zeit nicht bessert, sollten Sie sich an einen Facharzt wenden.
  • Wie schätzen Außenstehende (v.a. Verwandte, Erzieher, Lehrer) die Situation ein? Der Blick von außen eröffnet manchmal neue Perspektiven - möglicherweise beurteilen andere Bezugspersonen die Situation ganz anders als Sie? Oder sie bemerken Auffälligkeiten, die Ihnen entgangen sind? Der Austausch mit anderen Bezugspersonen ist für Sie auf jeden Fall ein Gewinn, denn es kann ungemein entlasten, die eigenen Sorgen und Gedanken mit anderen zu teilen.
  • Denken Sie, dass Sie das Problem allein lösen können oder brauchen Sie Hilfe? Psychische Auffälligkeiten und die damit verbundenen Sorgen können sehr belastend sein - für Sie und für das Kind oder den Jugendlichen. Scheuen Sie sich deshalb nicht, frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Diagnose psychischer Erkrankungen bei Kindern

Bevor die Behandlung beginnt, erfolgt eine sorgfältige Diagnose durch eine Fachkraft, also den Kinder- und Jugendpsychiater oder die -psychiaterin. Ziel ist es, genau zu benennen, um welche Form der Störung es sich handelt. So lässt sich die Behandlung passgenau auf das Krankheitsbild zuschneiden. Das ist wichtig für den Erfolg der späteren Therapie.

Anamnese

Im ersten Schritt führt der Facharzt oder die Fachärztin ein ausführliches Gespräch mit Ihnen und dem Kind zur Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese). Folgende Informationen sind dabei beispielsweise wichtig:

  • Um welche psychischen Auffälligkeiten geht es?
  • Wie, wann, wie oft und in welchen Situationen zeigen sich die Probleme?
  • Vermuten Sie oder das betreffende Kind/der Jugendliche bestimmte Auslöser hinter den Problemen?
  • Leidet das Kind unter den Veränderungen?
  • Wirken sich die Veränderungen auf den Alltag des Kindes oder Jugendlichen aus? Gibt es beispielsweise Probleme in der Schule, mit Mitschülern oder herrscht Angst vor bestimmten Situationen?
  • Ist bei dem Kind oder Jugendlichen eine körperliche oder psychische Erkrankung bekannt?
  • Wie sieht das familiäre und soziale Umfeld aus? Gibt es zum Beispiel stabile Beziehungen und Bezugspersonen?
  • Gab es aktuelle Veränderungen in diesem Umfeld, zum Beispiel Todesfälle, Scheidung oder Ähnliches?

Beantworten Sie die Fragen ehrlich und so genau wie möglich. Und denken Sie immer daran: Es geht nicht um mögliche Schuldzuweisungen, sondern um die möglichst exakte Diagnose der psychischen Probleme des Kindes/des Jugendlichen. Mit Ihrem Einverständnis spricht der Arzt oder die Ärztin eventuell auch mit Verwandten, Lehrern oder Erziehern, um sich ein möglichst vollständiges Bild zu machen.

Verhaltensbeobachtung

Bei Kindern empfehlen Facharzt oder Fachärztin im nächsten Schritt mitunter eine Verhaltensbeobachtung. Dabei beobachten und protokollieren Sie Ess- oder Spielverhalten Ihres Kindes über einen bestimmten Zeitraum.

Medizinische Untersuchungen

Manchmal stecken hinter vermeintlich psychischen Störungen körperliche Erkrankungen. Diese müssen im Rahmen der Diagnostik ausgeschlossen werden. Dazu wird meist eine Blutuntersuchung durchgeführt. Damit lassen sich zum Beispiel erhöhte Entzündungswerte, Mangelerscheinungen und sonstige veränderte Blutwerte erkennen, die auf eine physische Erkrankung hinweisen können.

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Neurologische Entwicklungsstörungen lassen sich mit einem MRT (Magnetresonanztomografen) oder EEG (Elektroenzephalogramm) abbilden. Besteht der Verdacht auf eine genetische Ursache, kann ein Gentest Aufschluss bringen.

Psychologische Tests

Zahlreiche Aspekte des kindlichen Entwicklungsstandes lassen sich mithilfe standardisierter psychologischer Tests erfassen, zum Beispiel die Entwicklung von Sprache, geistigen Fähigkeiten, Bewegungsfähigkeit sowie Lese-, Rechtschreib- und Rechenfähigkeit.

Auch Persönlichkeitsmerkmale und Auffälligkeiten lassen sich mithilfe von Standardtests untersuchen.

Multiaxiales Klassifikationsschema (MAS)

Eine ganzheitliche Beurteilung ermöglicht das sogenannte Multiaxiale Klassifikationsschema (MAS), das in der kinderpsychiatrischen Diagnostik oft genutzt wird. Sechs Achsen bilden die psychische Störung differenziert ab:

  • Achse 1 gibt das psychische Störungsbild an.
  • Achse 2 gibt an, ob Entwicklungsstörungen festgestellt wurden.
  • Achse 3 gibt das Intelligenzniveau des Kindes/Jugendlichen an.
  • Achse 4 gibt eventuelle körperliche Symptome bzw. Erkrankungen an.
  • Achse 5 bildet die psychosozialen Umstände ab.
  • Achse 6 zeigt die psychosoziale Anpassung, zum Beispiel soziale Kontakte, Interessen und Hobbys des Kindes.

Formen psychischer Erkrankungen bei Kindern

Hinter psychischen Auffälligkeiten bei Kindern können verschiedene Erkrankungsformen stecken. Grundsätzlich können Kinder und Jugendliche die gleichen psychischen Erkrankungen wie Erwachsene entwickeln, etwa Depression, Angst- und Essstörungen, die zu den häufigsten psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen zählen. Dagegen treten psychotische Erkrankungen wie Schizophrenie nur selten im Kindesalter auf, sondern entwickeln sich meist erst später (im jungen Erwachsenenalter).

Neben diesen altersunabhängigen Erkrankungen gibt es noch psychische Störungen, die sich nur in der Kindheit entwickeln, sozusagen „psychische Kinderkrankheiten“. Sie bleiben oft auch im Erwachsenenalter präsent. Experten unterscheiden hierbei zwei Gruppen:

  • Disruptive Verhaltensstörungen: Das sind psychische Störungen bei Kindern, die vor allem das Verhalten beeinflussen, was sich belastend auf das soziale Umfeld auswirken kann. Beispiele sind ADHS, oppositionelle Verhaltensstörung und soziale Verhaltensstörung.
  • Neurologische Entwicklungsstörungen: Sie betreffen nicht nur die psychische Gesundheit, sondern die gesamte kindliche Entwicklung. Zu ihnen gehören zum Beispiel Autismus, Rett-Syndrom und Fragiles X-Syndrom.

Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über wichtige psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen:

Depression

Anhaltende Traurigkeit, Antriebs- und Interesselosigkeit sowie sozialer Rückzug können Anzeichen einer Depression sein. Schon Kleinkinder können eine depressive Störung entwickeln. Bei weiblichen Jugendlichen gehört die Depression zu den häufigsten psychischen Erkrankungen.

Angststörungen

Auch Angststörungen sind unter Kindern und Jugendlichen verbreitet. Es gehören dazu Phobien (Angst vor bestimmten Situationen, Tieren oder Gegenständen), die Panikstörung und die generalisierte Angststörung.

Bipolare Störung

Typisch ist das Schwanken zwischen den „emotionalen Extremen“, wobei es bei Kindern und Jugendlichen nicht so eindeutige Grenzen gibt wie bei Erwachsenen. Krankheitsbeginn bei bipolaren Störungen ist die oft die späte Adoleszenz und das junge Erwachsenenalter.

Posttraumatische Belastungsstörung

Kinder, die Vernachlässigung, Gewalt oder Missbrauch erfahren haben, entwickeln oft eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Symptome sind eine generelle Angespanntheit, Angst und Gereiztheit, quälende Erinnerungen oder das gedankliche Wiedererleben der traumatischen Erfahrungen (Flashbacks).

Essstörungen

Menschen mit Magersucht (Anorexia nervosa) haben das krankhafte Verlangen, immer weiter abzunehmen. Die Ess-Brech-Sucht (Bulimie) dagegen ist klassischerweise durch wiederkehrende „Fressanfälle“, gefolgt von unangemessenen Gegenmaßnahmen wie Erbrechen gekennzeichnet. Die reine Esssucht (Binge Eating) äußert sich in wiederkehrenden „Fressattacken“.

Persönlichkeitsstörungen

Auch bei den Persönlichkeitsstörungen handelt es sich um schwere psychische Erkrankungen. Eine recht häufige Persönlichkeitsstörung im Jugendalter ist die Borderline-Störung. Sie äußert sich in Impulsivität und starker emotionaler Instabilität - Gefühle, Gedanken und Einstellungen können sich innerhalb kürzester Zeit verändern.

Oft wird bei Jugendlichen zunächst von einer emotional instabilen Störung gesprochen. Da sich Persönlichkeit und Verhalten in dieser Entwicklungsphase noch stark verändern kann, wird die Diagnose meist erst später gestellt.

Andere Formen von Persönlichkeitsstörung sind etwa die dissoziale, narzisstische und die paranoide Persönlichkeitsstörung.

Hin und wieder nicht gut drauf zu sein oder Stimmungsschwankungen zu haben, gehört zum täglichen Leben - auch bei Kindern und Jugendlichen. Zudem kommt es im Lauf des Erwachsenwerdens immer wieder zu Phasen, in denen die Stimmung sich verändert. Ist die Stimmung jedoch stark und länger getrübt oder wechselt sie zwischen Extremen, könnte eine Depression bzw. bipolare Störung die Ursache dafür sein. Mädchen sind häufiger davon betroffen als Jungen.

Bei einer Depression kommt es vor allem zu Phasen mit niedergedrückter Stimmung, Interesselosigkeit und vermindertem Antrieb. Diese Phasen werden auch als depressive Episoden bezeichnet. Bei Kindern und Jugendlichen dauern diese meistens länger als bei Depressionen im Erwachsenenalter. Bei einer bipolaren Störung wechseln sich manische und depressive Episoden ab. Während einer manischen Episode ist die Stimmung stark gehoben und der Antrieb vermehrt. Ist diese Stimmungslage nicht so stark ausgeprägt, spricht die Fachwelt von Hypomanie. Häufig beginnt eine bipolare Störung bei Jugendlichen allerdings mit einer depressiven Episode. Es gibt auch gemischte Episoden. Dabei treten gleichzeitig oder in sehr raschem Wechsel manische und depressive Symptome auf. Bei bipolaren Störungen und schweren Depressionen können auch Psychosen auftreten. Dabei kommt es vor allem zu einer veränderten Wahrnehmung der Realität.

Depressionen bzw. bipolare Störungen können sich stark auf das soziale Leben auswirken. Zum Beispiel kann es bei Kindern und Jugendlichen zu Problemen in der Schule kommen. Bei Depressionen und bipolaren Störungen ist das Risiko erhöht, sich das Leben zu nehmen. Es ist wichtig, Gedanken an Suizid immer ernst zu nehmen.

Welche Symptome können bei Depressionen auftreten?

Wie sich Depressionen in der Kindheit und Jugend zeigen, hängt vom Alter ab. Daher unterscheiden sich die Symptome bei Kleinkindern, Schulkindern sowie Jugendlichen. Diese sind eher selten von Depressionen betroffen. Die Symptome sind nicht leicht zu erkennen. Aufgrund der Pubertät sind damit einhergehende Stimmungsschwankungen, mangelndes Selbstwertgefühl oder Verhaltensweisen häufig schwer von Depressionen zu unterscheiden. Zu den wichtigsten Symptomen einer Depression zählen durchgängige Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit sowie Verlust von Interessen, die früher Freude gemacht haben (z.B. Freundinnen und Freunde treffen, Hobbys). In jedem Alter sind auch körperliche Symptome möglich, zum Beispiel Bauchschmerzen. Ebenso können in jedem Alter Schlafstörungen und Essstörungen auftreten. Die Beschwerden erfordern in jedem Fall eine ärztliche Abklärung.

Welche Symptome können bei bipolaren Störungen auftreten?

Die ersten Symptome einer bipolaren Störung treten häufig bereits im Jugendalter oder jungen Erwachsenenalter auf. Eine bipolare Störung vor dem zehnten Lebensjahr ist sehr selten. Bei Jugendlichen mit einer bipolaren Störung wechseln sich die Stimmungen häufiger ab als bei Erwachsenen. Zudem kommt es öfter zu Psychosen. Die gehobene Stimmung bei manischen Episoden ist schwieriger als bei Erwachsenen zu erkennen. Sehr riskantes Verhalten, z.B. Die depressiven Episoden äußern sich wie bei einer Depression.

Die Entstehung von Depressionen und bipolaren Störungen ist von der Fachwelt noch nicht vollständig geklärt. Man geht jedoch davon aus, dass unterschiedliche Risikofaktoren bei der Entstehung zusammenwirken. Manchmal findet die Ärztin oder der Arzt auch keine möglichen Auslöser für die Depression bzw. Auch körperliche Erkrankungen oder die Einnahme von Medikamenten können die Entstehung von Depressionen begünstigen. Bei der Entstehung von bipolaren Störungen dürfte ebenso Vererbung eine gewisse Rolle spielen. Persönlichkeitsmerkmale, z.B. Stress, z.B.

Die Ärztin oder der Arzt erhebt in einem Gespräch die bisherige Krankengeschichte (Anamnese). Dabei werden auch Eltern bzw. erziehungsberechtigte Personen miteinbezogen. Es erfolgt zudem eine körperliche Untersuchung. Bei der Diagnose nimmt die Ärztin oder der Arzt auch Rücksicht auf mögliche Probleme aufgrund der Entwicklung. Zum Beispiel auf die Besonderheiten in der Pubertät. Ein Fragebogen kann helfen, die für Depression oder bipolare Störungen typischen Symptome zu erheben. Zudem überweist die Ärztin oder der Arzt eventuell zu einer ergänzenden klinisch-psychologischen Diagnostik. Die Ärztin oder der Arzt schließt zudem körperliche Ursachen für Symptome sowie andere Erkrankungen aus. Dafür können weiterführende Untersuchungen notwendig sein.

Eine möglichst frühe Diagnosestellung und Behandlung wirkt sich vorteilhaft auf den weiteren Verlauf einer Depression oder bipolaren Störung aus. Depressionen werden in leicht, mittel oder schwer eingeteilt. Für die Diagnose einer bipolaren Störung müssen mindestens zwei Episoden mit deutlich abwechselnder auffälliger Stimmungslage auftreten.

Behandlung

Die Behandlung richtet sich nach der jeweiligen Diagnose und dem Schweregrad der Symptome. Regelmäßige ärztliche Kontrollen ermöglichen es, die Behandlung möglichst optimal zu gestalten und Rückfällen vorzubeugen. In akuten Phasen ist ein Aufenthalt in einem Krankenhaus notwendig. Im Rahmen der Behandlung kann auch eine Rehabilitation oder Unterstützung durch psychosoziale Dienste notwendig sein.

Eine allgemeine wichtige Säule der Therapie ist die sogenannte Psychoedukation. Das ist eine Aufklärung über die Erkrankung und was man dagegen tun kann. Die Psychoedukation kann z.B. im Rahmen eines ärztlichen Gesprächs, einer Psychotherapie oder einer klinisch-psychologischen Behandlung stattfinden. Es ist wichtig, auch die Eltern bzw. erziehungsberechtigten Personen über die Erkrankung und Hilfsmöglichkeiten aufzuklären.

Bei leichten Depressionen helfen oft bereits unterstützende Maßnahmen im Alltag. Dazu zählt zum Beispiel die Stärkung des Selbstwertgefühls oder die verständnisvolle Unterstützung durch die Eltern bzw. nahestehende Personen. Eine klinisch-psychologische bzw. psychotherapeutische Beratung oder Gespräche mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt können ebenfalls unterstützen. Auch Bewegung hilft, die Beschwerden zu bessern - vor allem in Form von Ausdauertraining. Bei der Behandlung von mittelgradigen und schweren Depressionen sowie bipolaren Störungen kommen vor allem Medikamente und Psychotherapie zum Einsatz. Zudem ist Bewegung auch in diesen Fällen eine mögliche weitere begleitende Maßnahme zur Therapie.

Welche Medikamente kommen bei Depressionen zum Einsatz?

Sind die Symptome einer Depression stärker ausgeprägt, kann die Ärztin oder der Arzt Medikamente verschreiben. Dabei kommt ab acht Jahren der Wirkstoff Fluoxetin zum Einsatz. Die Ärztin oder der Arzt verschreibt möglicherweise auch für einen kurzen Zeitraum sogenannte Anxiolytika. Das sind angstlösende Medikamente. Begleitend zur Behandlung mit Medikamenten sollte eine Psychotherapie erfolgen. Die Ärztin bzw. der Arzt achtet darauf, welche Symptome aktuell zu lindern und welche Medikamente für das Alter passend sind.

Welche Medikamente kommen bei der bipolaren Störung zum Einsatz?

Die Behandlung mit Medikamenten spielt bei einer bipolaren Störung eine wesentliche Rolle. Diese soll Stimmung und Antrieb stabilisieren, Psychosen verhindern sowie weiteren Episoden vorbeugen. Die Ärztin oder der Arzt verschreibt bei manischen Episoden vor allem Antipsychotika. Falls notwendig kann auch der Wirkstoff Lithium zur Anwendung kommen. Bei der Behandlung von depressiven Episoden einer bipolaren Störung mit Medikamenten achtet die Ärztin bzw. der Arzt neben der Behandlung der Symptome einer Depression auch besonders auf die nachhaltige Stabilisierung der Stimmung. Dabei kommen Antipsychotika zum Einsatz. Es können auch sogenannte SSRI (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) zur Anwendung kommen - allerdings gemeinsam mit einem Antipsychotikum. Die Ärztin bzw. der Arzt achtet darauf, welche Symptome aktuell zu lindern und welche Medikamente für das Alter passend sind.

Wie kann Psychotherapie helfen?

In der Psychotherapie lernen betroffene Kinder und Jugendliche, mit der Erkrankung besser zurechtzukommen. Sie können zudem in vertrauensvollem Rahmen über ihre Probleme sprechen. Bei Kindern und Jugendlichen kommen auch spielerische Elemente bei einer Psychotherapie zum Einsatz. Die Psychotherapeutin oder der Psychotherapeut stimmt die Arbeitsweise auf das jeweilige Alter ab. Eine Psychotherapie ist auch in der Gruppe möglich.

Für Eltern bzw. Angehörige von Menschen mit einer psychischen Erkrankung ist die Situation häufig mit einigen Herausforderungen verbunden. Die Aufklärung von Eltern bzw. erziehungsberechtigten Personen über die Erkrankung im Rahmen einer Psychoedukation ist Teil der Therapie des Kindes oder Jugendlichen. Selbsthilfegruppen für Angehörige bieten Möglichkeiten zum gegenseitigen Austausch. Sie können sich auch an die Hausärztin oder den Hausarzt werden.

In akuten Fällen rufen Sie bitte die Rettung unter der Telefonnummer 144.

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