Die Entwicklung eines Menschen dauert meist bis über das 20. Lebensjahr hinaus. Bis es jedoch so weit ist, müssen Kinder und ihre Eltern sowie ihre Bezugspersonen einige Stadien miteinander meistern.
Zum Zeitpunkt der Geburt verfügen Menschen bereits über unterschiedliche Kompetenzen. Säuglinge zeigen schon eine Reihe von Reflexen, besitzen divergierende Wahrnehmungsfähigkeiten, verschiedene Anlagen im Temperament und individuelle genetische Voraussetzungen. Dieses Portfolio der Veranlagungen bildet die Grundlage für die weitere Entwicklung eines Babys. Aber auch das soziale, kulturelle und emotionale Umfeld beeinflusst die Entfaltung des neuen Lebens. Besonders in den ersten zwei bis drei Jahren vollzieht sich die Entwicklung rasant. Ein Baby oder Kleinkind macht in diesem Abschnitt etwa jeden Monat ein bis zwei Reifungsschritte.
Es ist wichtig, jedes Kind individuell zu betrachten, da es die verschiedensten Fähigkeiten mehr oder weniger rasch entwickelt, um es seinem Entwicklungsstand entsprechend fördern und fordern zu können, und um zu verhindern, dass es über- bzw. unterfordert wird.
Erik H. Erikson und die psychosozialen Entwicklungsstufen
Eric H. Erikson postuliert, dass die psychische Entwicklung im Kindesalter in bestimmten Phasen verläuft. Er formulierte, die positiv oder negativ bewältigt werden können. Dabei wird jeweils von der entsprechenden Kultur festgelegt, welche Verhaltensweisen in welcher Stufe aktuell werden.
Die einzelnen Krisen müssen erfolgreich bewältigt werden, damit die nächste Stufe folgen kann. Andernfalls kann es schlussendlich zu einer Krise kommen, wenn eine Stufe nicht erfolgreich bewältigt wurde.
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Erikson entwickelte, die in jedem von Geburt an angelegt sind. In jeder Phase muss eine Krise bewältigt werden, die positiv oder negativ verlaufen kann. Wird eine Krise nicht bewältigt, kann dies dazu führen, dass die nächste Stufe dominant wird.
1. Stufe: Vertrauen gegen Misstrauen (1. Lebensjahr)
Ein Neugeborenes ist darauf angewiesen, dass es versorgt wird und den persönlichen Bedürfnissen Übereinstimmung herrscht. Das Kind wird dabei jeweils von der entsprechenden Kultur festgelegt, die positiv oder negativ bewältigt werden können. Wenn ein grundsätzliches Gefühl des Vertrauens vorhanden ist, kommt es zu einer positiven Entwicklung.
Es ist wichtig, dass ein Kind Vertrauen und Misstrauen kennenlernt. Zeiten, in den das Neugeborene alleine ist, fördert sein Misstrauen. Wenn dem Baby versagt wird, dieses Bedürfnis nach Verschmelzung zu leben, wird es ihm schwerfallen, ein "physisches Ich" zu entwickeln. Der Mensch wird sich ein Leben lang nach Verschmelzung sehnen, und nichts wird ihm darin wirklich Befriedigung verschaffen.
2. Stufe: Autonomie gegen Scham und Zweifel (2. und 3. Lebensjahr)
In der sogenannten Trotzphase lernt das Kind, Nein zu sagen und seinen eigenen Willen durchzusetzen. Es beginnt, sich von seinen Bezugspersonen zu unterscheiden, sich selbst nicht nur körperlich, sondern auch emotional als ein Ich, den anderen als ein Du zu erfahren. "Ich bin, ich will, ich mach's selber", lautet seine Botschaft, und das ist es genau, was es für sein Leben auszufalten hat.
Voraussetzung für das Gelingen dieses Entwicklungsschritts ist, dass es sich bejaht, geliebt und angenommen fühlt, dass es die Zuwendung und gleichzeitig die Freiräume bekommt, die es braucht. Es muss spüren, welche Freude es den Menschen durch sein Dasein bereitet. Wird das Kind abgelehnt und abgewertet, abgeschoben und alleingelassen, dann bekommt sein "emotionales Ich" nicht die Nahrung, die es zu seinem Gedeihen benötigt. Es wird verkümmern.
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In dieser Phase lernt das Kind unabhängig zu sein und seine persönliche Macht zu entdecken. Wenn dieser Phase von starken Ängsten begleitet wird, kann das Kind im späteren Leben überordentlich, übersparsam oder sehr eigensinnig werden.
3. Stufe: Initiative gegen Schuldgefühl (4. und 5. Lebensjahr)
Nachdem das Kind Laufen gelernt hat, kann es seine Umgebung selbständiger erforschen. Dies fördert die Initiative, neue Dinge anzugehen, eben z. B. alle möglichen Gegenstände zu erkunden. In dieser Phase ist das Kind vermehrt mit seinem Geschlecht auseinander zu setzen, was schlussendlich zur ödipalen Situation führt.
Das Kleinkind lernt das Kleinkind auch Schuldgefühle kennen. In dieser Zeit bildet sich das Gewissen aus.
4. Stufe: Werksinn gegen Minderwertigkeitsgefühl (6. bis 12. Lebensjahr)
Das Kind ist lernbegierig - "Ich bin, was ich lerne". Es entwickelt den Drang zum Spielen, entwickelt das Kind einen Werksinn, d. h. darum geht, etwas Nützliches zu leisten. Erfolgreich zu sein ist wichtig für die Entwicklung von Fähigkeiten zu gewinnen. Die Kinder möchten zumindest teilweise an der Welt der Erwachsenen teilnehmen und es dann auch selbst ausprobieren.
Wenn Erfolgserlebnisse ausbleiben, entwickelt sich mit der Zeit ein Minderwertigkeitsgefühl, generell die Angst vor bestimmten Aufgaben. Es ist wichtig, dass den Kindern Erfolgserlebnisse ermöglicht werden, um das Selbstbewusstsein zu stärken.
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5. Stufe: Identität gegen Identitätsdiffusion (13. bis 20. Lebensjahr)
In dieser Phase sieht sich der Jugendliche mit Veränderungen und neuartige Ansprüche der Umwelt konfrontiert. Er hinterfragt sich selbst in Frage und sucht seine Identität, seine Rolle im Beruf. Es stellt sich immer mehr die Frage: Wer bin ich?
Gelingt es dem Jugendlichen, die Erfahrungen aus den vorherigen Krisen (Vertrauen, Autonomie, Initiative, Fleiß) zu integrieren, zu einer Ich-Identität zusammen zu fügen, besitzt er eine gefestigte Identität. Andernfalls kann es zur Identitätsdiffusion kommen. Jugendliche können keine stabile Ich-Identität entwickeln.
Eine geklärte Identität erlaubt tragfeste Partnerschaft und Intimität. Ohne gefestigte Identität ist es möglich, dass noch keine stabile Ich-Identität ausgebildet wurde. Als Folge der Intimität kommt es zu Familiengründungen.
6. Stufe: Generativität gegen Stagnation (21. bis 65. Lebensjahr)
In dieser Phase geht es darum, etwas für die nächste Generation zu leisten, Wissen weiterzugeben und abzusichern. Es geht darum, dass Kinder geboren werden, die dieses Ziel vor Augen hat.
7. Stufe: Integrität gegen Verzweiflung (ab 65. Lebensjahr)
In dieser Phase blickt der Mensch auf sein Leben zurück. Wenn ein grundsätzliches Gefühl des Vertrauens vorhanden ist, kann er sein Leben akzeptieren. Dadurch wird es möglich in Ruhe zu leben. Dies ist auch die Grundlage dafür, dass Menschen Führungsaufgaben übernehmen.
Wenn der Mensch jedoch unzufrieden auf sein Leben zurückblickt, kann Lebensekel einsetzen.
Die Bedeutung des Spiels für die psychische Entwicklung
Das Spiel ist für die Entwicklung des Kindes von großer Bedeutung. Im Spiel können die Kinder die Welt ihrem Wissen, ihren Vorstellungen und Wünschen entsprechend gestalten und verständlich machen. Das Geschehen in der Spielrealität ist zwar eine eingebildete Situation, wird aber dennoch von den Kindern emotional als real erlebt.
Durch das Spiel können Vorgänge ausgedrückt und symbolisiert werden. So entwickeln sich die symbolischen Spielhandlungen ab etwa fünf Jahren zu Rollenspielen, in denen mehrere Kinder miteinander sprachlich-handelnd in Kontakt treten und eine Episode inszenieren. Die Spielaktivitäten werden mehr oder weniger aufeinander abgestimmt und bauen gemeinsame Vorstellungen auf.
Die Rollenübernahme im Spiel entwickelt sich komplementär zum Abbau des kindlichen Egozentrismus. Das Kind ist nun in der Lage, sich in eine andere Person zu versetzen und sich ein Bild von seinem Gegenüber zu machen. Es kann nun den Gegenstand bzw. die Handlung von der Bedeutung trennen.
Die Flexibilität und Kreativität, die für die Entwicklung der kindlichen Phantasie wichtig sind, werden im Spiel ständig geübt. Die Kinder spielen immer häufiger in größeren Gruppen, wodurch feste Regeln notwendig werden.
Sprachentwicklung als Schlüssel zur Sozialisation
Die Sprache ist das wichtigste Mittel der Kommunikation und hat eine zentrale Funktion für die Entwicklung des Kindes. Dieses braucht die Sprache, um ein klares und geordnetes Weltbild aufzubauen. Sie hat die Funktion eines Entwicklungsmotors, der die Sozialisation von Vorschulkindern unterstützt und fördert.
Die Entwicklung des repräsentativen Denkens ermöglicht den Gebrauch der Sprache. Durch die Sprache als semiotische Funktion werden Dinge durch sprachliche Zeichen repräsentiert. Es beginnt, die Regeln der Grammatik zu begreifen und so die Inhalte der Sätze korrekt zu interpretieren.
Das Kind verbessert zunehmend seine Fähigkeit zum logischen Denken. Es lernt, Symbole und Zeichen verstärkt einbezogen werden. Die Entwicklung des repräsentativen Denkens ermöglicht den Gebrauch der Sprache.
Kognitive Entwicklung im Vorschulalter
Das Kind verbessert zunehmend seine Fähigkeit zum logischen Denken. Es wendet die semiotische Funktion an, wobei Symbole und Zeichen verstärkt einbezogen werden. Die Entwicklung des repräsentativen Denkens ermöglicht den Gebrauch der Sprache.
Mit sechs oder sieben Jahren vollzieht das Kind den Übergang zu einer qualitativ neuen Stufe der kognitiven Entwicklung. Auf der Stufe der konkreten Operationen stellen induktive logische Schlussfolgerungen für das Kind kein Problem mehr dar. Es kann aus einzelnen Beobachtungen Annahmen über allgemeine Gesetzmäßigkeiten abzuleiten.
Förderung von Kreativität und Selbstständigkeit
Spielverhalten und aus den ersten Zeichen- und Formgebungsversuchen der kleinen Kinder schließen, kann man auf die Weiterentwicklung menschlicher und sozialer Probleme schließen. Diese Ausdrucksformen sollten als schöpferisch oder phantasievoll angesehen werden, und seine individuellen Ideen respektiert werden.
Um diese anzunehmen, benötigt das Kind Selbstbewusstsein und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Wenn ein Kind etwas begeistert erzählt oder ausschmückt, sollte man anerkennen, dass das für das Kind Realität ist.
Die Arbeitshaltungen entwickeln sich mit der verstärkten werkschaffenden Spieltätigkeit des Kindes. Die Aufmerksamkeit kann bis zur Vollendung des geplanten Werkes aufrechterhalten werden. Die Kinder nehmen immer häufiger in größeren Gruppen teil.
Wettbewerb und Leistungsbereitschaft
Im Spiel mit anderen Kindern nimmt der Wettbewerb eine immer wichtigere Rolle ein. Die Kinder können sich länger an Wettbewerbssituationen beteiligen und registrieren Erfolg oder Misserfolg. Durch abwechselndes Spiel verbinden sich die Partner und ermöglichen es, aus Erfolg und Misserfolg bestimmte Konsequenzen zu ziehen.
Die Kinder führen ihren Erfolg bzw. Misserfolg auf bestimmte Ursachen zurück. Das Anspruchsniveau ist in engem Zusammenhang mit der Leistungsmotivation zu sehen. Die Kinder können aus Erfolg und Misserfolg bestimmte Konsequenzen für die Zukunft ableiten.
Die Bedeutung sozialer Beziehungen
Das Kind drängt dazu, aktiv an einer Gemeinschaft Gleichaltriger teilzunehmen; das Kind drängt zu regelhaften Gruppenordnungen. Die Kinder lernen oft besser von Kindern als von Erwachsenen. Sie müssen lernen, sich unter ihresgleichen zu behaupten, "wer zu sein", wobei dieses "Wer" maßgeblich bestimmt ist durch die Rolle des Kindes in der Gemeinschaft.
Tabelle: Eriksons psychosoziale Entwicklungsstufen
| Stufe | Alter | Krise | положительный исход | negativer Ausgang |
|---|---|---|---|---|
| 1 | 0-1.5 Jahre | Vertrauen vs. Misstrauen | Vertrauen, Optimismus | Misstrauen, Angst |
| 2 | 1.5-3 Jahre | Autonomie vs. Scham und Zweifel | Selbstständigkeit, Selbstkontrolle | Zweifel, Scham |
| 3 | 3-5 Jahre | Initiative vs. Schuldgefühl | Zielstrebigkeit, Verantwortungsbewusstsein | Schuldgefühle, Hemmungen |
| 4 | 6-12 Jahre | Werksinn vs. Minderwertigkeitsgefühl | Kompetenz, Fleiß | Minderwertigkeitsgefühle, Inkompetenz |
| 5 | 12-18 Jahre | Identität vs. Identitätsdiffusion | Identität, Treue | Rollenkonfusion, Ziellosigkeit |
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