Der allgemeine Zusammenhang von Persönlichkeit und psychischer Krankheit begleitet die Konzeptgeschichte der neuzeitlichen Psychiatrie seit ihren Anfängen im 19. Jahrhundert.
Es gilt zunächst die Annahme, dass ein Individuum die bestimmenden Merkmale seiner Persönlichkeit subjektiv in aller Regel als synton erlebt, auch wenn diese in einer objektivierenden Außensicht als auffällig beurteilt werden.
Psychische Symptome hingegen erlebt es als dyston und leidet unter ihnen.
Die Bedeutung der Persönlichkeit in der Psychiatrie
Eine frühe wissenschaftliche Frage nach dem inneren Zusammenhang zielt darauf, ob und inwieweit bestimmte Merkmale der Persönlichkeit in ihrer quantitativen Ausprägung oder in ihrem qualitativen Gesamtgefüge zu definierten psychischen Symptombildungen prädisponieren können.
Unter dem klinischen Eindruck der großen psychotischen Erkrankungen, wie sie in der Gegenüberstellung von „Dementia praecox“ einerseits, von „manisch-depressivem Irresein“ andererseits durch Emil Kraepelin erstmals klassifikatorisch erscheinen, stellt sich diese Frage spezifischer.
Lesen Sie auch: Psychologische Berufe im Vergleich
Gehen bestimmte Persönlichkeitsstörungen oder Störungen der Entwicklung der Persönlichkeit mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit in diese psychotischen Erkrankungen über?
Und was macht diese Disposition oder Vulnerabilität der prämorbiden Persönlichkeit aus, und wie gestaltet sich der Übergang zur jeweiligen psychotischen Erkrankung?
Den individuellen Spielarten der Persönlichkeit wird bereits in den frühen Systematiken psychischer Krankheiten aber auch ein eigenständiger Stellenwert eingeräumt.
Es wird hier nach den Bedingungen gefragt, unter denen auffällig von einer sozialen Norm abweichende Persönlichkeiten die Qualifizierung des Krankheitswertigen erhalten sollen.
Kurt Schneider setzt in seiner Klinischen Psychopathologie hierbei zwei aufeinander folgende Schritte, um jene Grenze zum Krankheitswertigen klarer aufzuzeigen.
Lesen Sie auch: Psychologe vs. Psychiater
In einer Orientierung an einer nicht näher bestimmbaren „Abweichung von einer uns vorschwebenden Durchschnittsbreite von Persönlichkeiten“ beschreibt er zunächst sogenannte „abnorme Persönlichkeiten“.
Aus dieser Gruppe kennzeichnet er dann jene näher als „psychopathische Persönlichkeiten“, die unter ihrer Abnormität leiden, oder aber unter deren Abnormität die soziale Umwelt leidet.
Die Kriterien für die Beschreibung des „Psychopathischen“ sind bei ihm streng psychopathologisch deskriptiv.
Er entwirft so eine Reihe von prototypischen Persönlichkeitsstörungen, die im Weiteren auch Modell stehen für die Liste der Persönlichkeitsstörungen in den späteren Klassifikationssystemen von ICD und DSM.
Klassifikationssysteme und Persönlichkeitsstörungen
Innerhalb von ICD nehmen die Persönlichkeitsstörungen bis in die aktuell noch gültige Version von ICD-10 einen eigenständigen Platz unter den anderen, empirisch gestützten psychischen Störungen ein.
Lesen Sie auch: Diagnose und Behandlung von ADHS bei Erwachsenen
Mit dem DSM-III werden Persönlichkeitsstörungen aus den psychischen Krankheitsgruppen, die in einer Achse-I aufgeführt werden, herausgenommen und separat in einer eigenen Achse-II erfasst.
Die Persönlichkeitsstörungen in beiden psychiatrischen Klassifikationssystemen bilden fortan den Ausgang für je eigenständige, theoretisch und methodisch sehr unterschiedliche biopsychosoziale Forschungsansätze.
Bis zum DSM-IV-TR wird in der klassifikatorischen Ordnung nach drei Clustern von Persönlichkeitsstörungen auch eine implizite Orientierung an den schizophrenen, den affektiven und den ängstlich-gehemmten psychischen Störungen unterlegt.
D. h. ein inhärenter Zusammenhang von Persönlichkeit und ihren Störungen einerseits und definierten psychischen Störungen andererseits wird in einer theoretischen Perspektive von Spektrumsstörungen konzeptuell vorgegeben.
Diese konzeptuelle Grundordnung hat auch in der offiziell gültigen Version von DSM-5 mit gegenüber DSM-IV-TR weitgehend unveränderten Diagnosekriterien der kategorial gefassten Persönlichkeitsstörungen noch weiterhin Bestand.
In der Sektion III von DSM-5 wird aber bereits ein alternatives Persönlichkeitsstörungsmodell eingeführt.
Hier ist die konzeptuelle Clusterbildung aufgegeben.
Es werden nur mehr 6 Kategorien von Persönlichkeitsstörungen aufgeführt (antisozial, Borderline, vermeidend, zwanghaft, schizotypisch und narzisstisch).
In das alternative Modell sollten nur solche Persönlichkeitsstörungen aufgenommen werden, bei denen durch epidemiologische Studien eine ausreichende klinische Bedeutung, ein relevanter Grad an durchschnittlicher Beeinträchtigung des Funktionsniveaus, ein signifikanter Einfluss auf Risiko und Verlauf komorbider psychischer Störungen, verfügbare spezifische Therapien, vor allem aber eine gute Konstruktvalidität vorgelegt werden konnte.
Das Alternativmodell betont zusätzlich einen dimensionalen Ansatz.
Die 6 Typen einer Persönlichkeitsstörung werden über eine empirisch fundierte Struktur von 25 distinkten pathologischen Persönlichkeitsmerkmalen beschrieben, die wiederum übergeordneten Merkmalsdomänen (negative Affektivität, Distanziertheit, Antagonismus, Enthemmung, Psychotizismus) zugeordnet sind.
Auch das Funktionsniveau wird über die Dimensionen von Identität, Selbstbestimmung, Empathie und Intimität bestimmt.
Es ist offenzuhalten, ob dieses Hybridmodell im klinischen Alltag Praktikabilität und Akzeptanz finden wird.
Das Schizoidie-Konzept in der Psychiatrie
Ein spezieller Fokus auf das Cluster A, das die schizotypische, die schizoide und die paranoide Persönlichkeitsstörung versammelt, soll als Ausgang dienen, um das „Schizoidie-Konzept“ der Psychiatrie seit ihren Anfängen in einer Rückschau nachzuzeichnen.
Der Begriff „schizoid“ dürfte erstmals von Eugen Bleuler verwendet worden sein.
Bleuler bezeichnete hiermit zunächst eine allgemeinpsychologische Tendenz, die jedem Menschen natürlich innewohne, nämlich seine Aufmerksamkeit von der Außenwelt verstärkt auf seine Innenwelt zu richten.
Eine potentiell krankhafte Ausprägung in Form einer dauerhaften Ausrichtung der Aufmerksamkeit nach innen erblickte er in der „schizoiden Persönlichkeit“.
Er hob bei ihr eine Merkmalskombination von ruhig, misstrauisch, dumpf und gleichzeitig sensitiv hervor und betonte als psychologische Grundlage einen Mangel an integrierter Affektivität, eine Koexistenz von widersprüchlichen emotionalen Bestrebungen.
Bleuler deckte eine empirische Häufung dieser schizoiden Persönlichkeiten im familiären Umfeld von an Schizophrenie erkrankten Personen auf.
Noch näher an den Grenz- oder Übergangsbereich von psychopathischer Persönlichkeit und schizophrener Erkrankung führte seine Bezeichnung „latente Schizophrenie“ heran, die bei näherer klinischer Betrachtung alle wesentlichen Merkmale der Schizophrenie quasi in Miniaturausprägung zu erkennen gibt, ohne aber bereits das Stadium der akuten Erkrankung erreicht zu haben.
Weitere Therapieangebote in der Umgebung
Neben der traditionellen Psychiatrie gibt es auch eine Vielzahl von alternativen und ergänzenden Therapieangeboten in der Region:
- Naturheilkunde: Einige Praktiker bieten Naturheilverfahren an, die auf eine ganzheitliche Behandlung von Körper und Geist abzielen.
- Kinesiologie: Diese Methode wird zur Diagnose und Behandlung von Ungleichgewichten im Körper eingesetzt.
- Energiearbeit: Verschiedene Formen der Energiearbeit sollen die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren und das Wohlbefinden steigern.
- Ernährungsberatung: Eine gesunde Ernährung kann einen wichtigen Beitrag zur psychischen Gesundheit leisten.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Angebote nicht als Ersatz für eine konventionelle psychiatrische Behandlung betrachtet werden sollten, sondern diese ergänzen können.
Transgenerationale Traumata
Unverarbeitete Traumata von Familienmitgliedern, Gemeinschaften oder Gruppierungen werden auf epigenetischen - also in der DNA verwurzelten und vererbten - Wegen von einer Generation an die nächste weitergegeben.
Aktuelle Ereignisse wie Geräusche oder Gerüche wirken dabei wie Trigger, die die unbewussten Erinnerungen aktivieren.
Der Bezug zum gegenwärtigen Moment geht dabei verloren.
Ohnmacht, Angst und Panik gewinnen die Oberhand.
„Bei einer Reaktivierung wird ein bereits erlittenes Trauma gefühlsmäßig noch einmal durchlebt“, so Petra Kuba.
Zusätzliche Informationen
In Österreich nimmt die Zuwachsrate psychisch gestörter Kinder jährlich um 3 Prozent zu; eine deutsche Sozialversicherungsanstalt mit 6 Millionen Mitgliedern mußte ihre Leistungen auf dem Sektor Geistige Schäden innerhalb eines Jahres von 8,9 auf 11,4 Prozent des Gesamtbudgets steigern.
Solche Nachrichten deuten darauf hin, daß unsere Zivilisation Milieuveränderungen bewirkt, mit denen die Anpassungsfähigkeit des einzelnen wie der Sozietäten nicht Schritt halten kann.
DA DIE URSACHEN einer ausbrechenden geistigen Erkrankung stets in persönlichen, individuellen faktoren stecken, kann weder die Behandlung noch die Nachbetreuung nach einem unpersönlichen Schema erfolgen.
Also wurde es unerläßlich, ähnlich wie es für durch Krankheiten oder Unfälle Körperbehinderte, die ebenfalls einer Periode der Anpassung bedürfen, seit längerer Zeit eingeführt ist, ein Rehabilitationszentrum zu schaffen.
tags: #Psychiater #Aschaffenburg #und #Umgebung #finden