Der Unterschied zwischen Psychotherapeut, Psychiater und Psychologe

Viele Leute haben Schwierigkeiten, diese Berufsgruppen auseinander zu halten: Psychiater, Psychologe und Psychotherapeut. Alle drei befassen sich mit der Behandlung psychischer Erkrankungen - wenn auch nicht ausschließlich. Der Unterschied liegt in ihren Ausbildungen, Tätigkeitsfeldern und Behandlungsmethoden. Erfahren Sie mehr darüber und lernen Sie die drei für immer unterscheiden zu können.

Die unterschiedlichen "Psy"-Berufe

Oft werden die Begriffe Psychologe/-in, Psychotherapeut/-in und Psychiater/-in miteinander vermischt oder verwechselt. Zudem taucht die oben gestellte Frage immer wieder bei Personen auf, die sich überlegen, eine Behandlung zu beginnen. Um hier Klarheit zu schaffen, werden im Folgenden die Unterschiede zwischen den einzelnen Berufsgruppen erläutert.

Psychologe/Psychologin

Nur wer das Universitätsstudium der Psychologie abgeschlossen hat, ist zur Führung der Berufsbezeichnung „Psychologe“ oder „Psychologin“ berechtigt. PsychologInnen studieren nach der Matura mindestens fünf Jahre das Fach Psychologie. Das Psychologiestudium ist eine akademische Disziplin.

Dabei gibt es einen starken naturwissenschaftlichen Zweig, welcher stark auf Mathematik, Experimente und empirische Wissenschaft setzt. Es gibt auch Geistes- und Sozialwissenschaftliche Zweige der Psychologie, welche quantitaiv und qualitativ arbeiten. Erkenntnisse der Psychologie fließen in viele Lebensbereiche ein: Marketing, Arbeitswelt, Medien, Politik und vieles mehr.

Bereits während des Studiums kann man persönliche Schwerpunkte setzen: dabei gibt es vielfältige Zweige beispielsweise Klinische Psychologie, Gesundheitspsychologie, Entwicklungspsychologie, Neuropsychologie, Biologische Psychologie, Sportpsychologie, Wirtschaftspsychologie, Rechtspsychologie, u. v. m.

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Psychologen haben sehr unterschiedliche Tätigkeitsfelder. Die langfristige Therapie einzelner Patienten ist seltener die Hauptaufgabe eines Psychologen. Sie arbeiten aber als Betriebs-, Schul-, Sportpsychologen (usw.) in den verschiedenste Einrichtungen und beraten bei Fragen zur seelischen Gesundheit. Oftmals sollen sie durch umfassende Projekte und Maßnahmen die Zustände in diesen Einrichtungen aufdecken und verbessern.

Nach dem Psychologiestudium gibt es unterschiedliche Möglichkeiten zur Fortbildung. Eine davon ist die Klinische Psychologie, die nach Abschluss berechtigt, mit psychisch beeinträchtigten, belasteten oder (körperlich) kranken Menschen zu arbeiten. Klinische Psychologen legen nach dem Psychologiestudium noch einmal nach: Es werden weitere 2.500 Stunden in theoretischer und vor allem praktischer Ausbildung fällig. Diese Ausbildung deckt große Themenfelder ab, die mit der psychologischen Behandlung im Zusammenhang stehen.

Klinische Psychologen arbeiten evidenzbasiert, das heißt sie nutzen ein großes Repertoire an Therapiemethoden, dessen Wirksamkeit wissenschaftlich belegt wurde. Dadurch lässt sich jedem Patienten individuell helfen. Außerdem sind klinische Psychologen in der Lage, psychologische Tests durchzuführen, um festzustellen, ob eine Person unter einer psychischen Störung leidet.

Das Angebot von Klinischen Psychologen umfasst die Bereiche der Diagnostik, Beratung und Behandlung. Zum Einsatz kommen passende Übungen aus der Psychologie und Psychotherapie, die auf auf Forschungserkenntnissen basieren, Klinische Psychologen verpflichten sich so wie andere Professionen, regelmäßig Fortbildungen zu absolvieren und Supervision zu nehmen.

Die psychologische Behandlung zielt zumeist auf einen kürzeren Behandlungsprozess ab und wird neuerdings auch mit dem Begriff psychologische Therapie bezeichnet. Allerdings können auch Personen, die psychisch gesund sind, das Angebot einer klinisch-psychologischen Beratung, Behandlung bzw. psychologischen Therapie in Anspruch nehmen. Diese richtet sich den Zielen und Wünschen.

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PsychologInnen sind keine PsychotherapeutInnen oder Psychiater, obewohl es ähnlich klingt.

Psychotherapeut/Psychotherapeutin

Psychotherapeuten haben eine Psychotherapieausbildung abgeschlossen und sind keine Psychologen oder Psychiater. PsychotherapeutInnen sind zuständig für die Diagnose und Behandlung psychischer Erkrankungen.

Psychotherapie ist eine eigenständige Disziplin zur Behandlung psychischer und psychosomatischer Erkrankungen. Die relative „junge“ disziplin ist zu einer wichtigen Stütze der Gesundheitsversorgung unserer Gesellschaft geworden und ist noch immer in Bewegung. Psychotherapie ist als ein eigenständiges Heilverfahren im Gesundheitsbereich zur Behandlung von psychisch, psychosomatisch und psychosozial bedingten Verhaltensstörungen und Leidenszuständen anerkannt.

Psychotherapeuten sprechen mit den Menschen und arbeiten mit fachspezifischen Methoden an heilung und besserung der Störungen/Erkrankungen. Das Wohlbefinden des Menschen, der Psychotherapie in Anspruch nimmt, steht im Vordergrund. Psychotherapie ist eine Heilbehandlung für psychische Erkrankunen.

Auch die Psychotherapie hat einen wissenschaftlichen Zweig, die Psychotherapiewissenschaft und Psychotherapieforschung, aber dies gehört nicht zu den Kerngebieten für jemanden der eine Psychotherapieausbildung gemacht hat.

Psychotherapeuten durchlaufen eine andere Ausbildung, viele PsychotherapeutInnen kommen aus einem sogenannten Quellberuf (z.B. Bereich der Psychologie, Pädagogik, Lehre, Pflege, etc.) und absolvieren im ersten Schritt das sogenannte psychotherapeutische Propädeutikum, welches als Basis im Bereich der Psychotherapie gilt. Danach folgt das Fachspezifikum, welches auf die Ausbildung in einer bestimmten Richtung (z.B. Psychodrama, Verhaltenstherapie, Systemische Familientherapie, etc.) abzielt.

Im Rahmen dieser Ausbildung gibt es nach frühestens 2 Jahren den „Status in Ausbildung unter Supervision“, der bereits berechtigt, mit psychisch kranken Personen zu arbeiten. Dabei muss regelmäßig verpflichtend Supervision bei einem Psychotherapeuten in Anspruch genommen werden. Mit dem Abschluss des Fachspezifikums ist eine eigenberechtigte Berufsausübung möglich.

PsychotherapeutInnen therapieren Personen mit einer psychischen Erkrankung mit den Methoden ihrer Fachrichtung, die therapeutischen Prozesse sind meist auf eine längere Zeit ausgelegt.

Psychotherapeuten absolvieren ihre Ausbildung nach den Anforderungen des Bundesministeriums grundsätzlich in einer, in Ausnahmefällen jedoch auch in mehreren therapeutischen Richtungen. Die konkrete Behandlungsweise eines Psychotherapeuten hängt demnach vom methodenspezifischen „Weltbild“ und den Mitteln der jeweiligen Therapie-Richtung ab. Sie sind somit gesetzlich an diese eine Methode gebunden.

Das konkrete Ziel einer Psychotherapie ist nicht vorgegeben. Es wird zu Behandlungsbeginn zwischen Psychotherapeuten und Klienten besprochen. In Abhängigkeit von der jeweiligen Persönlichkeit und vom Miteinander des Psychotherapeuten und des Klienten, kann eine Psychotherapie unterschiedlich verlaufen.

Mittelpunkt der psychotherapeutischen Arbeit ist das Gespräch und der Austausch zwischen Psychotherapeuten und Patienten. Es geht darum, bestehende Symptome zu beseitigen oder zumindest zu mildern, gestörte Verhaltensweisen und Einstellungen zu ändern und die Reifung, Entwicklung und Gesundheit des Klienten zu fördern und zu unterstützen.

Psychotherapie ist in vielen Fällen eine längerfristige und tiefgehende Behandlung, die sich über Monate, manchmal sogar Jahre erstrecken kann. Dabei können auch weit zurückliegende Erfahrungen und Konflikte thematisiert werden.

Die Ausbildung besteht aus einem theoretischen (ca 2 Jahre) und einem praktischen Teil (3-5 Jahre), in Zuge dessen man sich für eine von 21 Therapieschulen entscheiden muss.

Die Ausbildung ist nicht ausschließlich Akademikern (Psychologen, Ärzten, Pädagogen) zugänglich; so ist es beispielsweise ebenso Sozialarbeitern, Krankenschwestern, Kindergärtnerinnen, Lehrern und gelegentlich auch anderen Berufsgruppen möglich diese Ausbildung zu absolvieren.

Der/die Psychotherapeut:in begleitet und unterstützt den/die Klient:in auf dem Weg zur gewünschten Veränderung. Psychotherapeut:innen arbeiten meist in freier Praxis, Praxisgemeinschaften oder Einrichtungen des Gesundheitswesens (Spitäler, Rehabilitationszentren etc.).

Wichtig zu wissen ist, dass es viele verschiedene Arten von Psychotherapie gibt, die sich in Methodik und auch Zielgruppe unterscheiden können. Neben jenen therapeutischen Methoden, die über das Gespräch arbeiten, gibt es auch Methoden, die zusätzlich die Körperwahrnehmung einbeziehen oder mit kreativen Techniken (wie Rollenspiel, Zeichnen, Malen) arbeiten. Die Behandlung kann einzeln, in der Gruppe oder dem Familienverband erfolgen.

Psychiater/Psychiaterin

PsychiaterInnen sind Ärzte, welche Medizin studiert haben und eine Facharztausbildung absolviert haben. PsychiaterInnen beschäftigen sich mit Diagnose, medikamentöser Therapie und Prävention psychischer Erkrankungen. PsychiaterInnen sind keine Psychologen und keine Psychotherapeuten.

Vorraussetzung ist ein abgeschlossenes Medizin-Studium an der Universität (Dauer mindestens 6 Jahre) und eine Facharztausbildung, die auch mindestens 6 Jahre dauert. Wenngleich die Ausbildung: „Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin“ heißt, ist ein Psychiater kein Psychotherapeut. Wenngleich seit 2011 im PSY III Diplom sehrwohl Psychotherapeutische Grundkenntnisse (Tiefenpsychologie, Systemisch und Verhaltenstherapie) vermittelt werden.

Psychiater und Neurologen haben Medizin studiert und eine 6 jährige Facharztausbildung in Psychiatrie und Neurologie absolviert. Sie sind somit Ärzte, die sich auf die Diagnostik und Behandlung von psychischen Störungen und Erkrankungen spezialisiert haben. Psychiater arbeiten zumeist auf psychiatrischen Stationen und/oder in freier Praxis.

Sie sind für die medikamentöse Behandlung sowie für die Überprüfung der Wirkung und Nebenwirkungen der Medikamente zuständig. Psychiater sind Ärzte, die eine psychiatrische Facharztausbildung nach dem medizinischen Grundstudium gewählt haben. Vergleichbar etwa mit klinischen Psychologen, welche im Anschluss an das Psychologiestudium die Zusatzausbildung absolvierten.

Das Tätigkeitsfeld von Psychiatern beschäftigt sich ebenso mit der Diagnose und Behandlung von psychischen Erkrankungen wie beispielsweise Schizophrene oder bipolare Störungen. Allerdings sind sie gesetzlich die einzigen Personen, welche Patienten Psychopharmaka, also psychisch wirksame Medikamente, verschreiben und verabreichen dürfen. Psychiater arbeiten oft in Krankenhäusern, psychiatrischen Kliniken oder Praxen.

Sie arbeiten eng mit anderen Fachärzten, Psychotherapeuten und Psychologen zusammen, um Patienten eine umfassende und integrative Behandlung anzubieten.

PsychiaterInnen sind Ansprechpartner:innen bei (Vermutung auf) psychischen Erkrankungen und möglichem Bedarf nach medikamentöser Unterstützung.

PsychiaterInnen können psychische Leiden behandeln und arbeiten oft, je nach Zusatzausbildung selber psychotherapeutisch oder in engem Kontakt mit Psychotherapeut:innen. Psychiater:innen sind ebenso in Einrichtungen des Gesundheitswesens oder in eigenen Praxen zu finden.

Psychiater verwenden üblicherweise psychotherapeutische Interventionen und soziotherapeutische Methoden (so wie andere Berufsgruppen).

Medikamentenverschreibung

Früher durften nur Ärzte menschen mit psychischen Erkrankungen behandeln. PsychiaterInnen dürfen Medikamente verschreiben. PsychologInnen und PsychotherapeutInnen verschreiben keine Medikamente. Da der Psychologe an sich kein Arzt ist, kann auch er keine Medikamente verschreiben. Nur Ärzte dürfen auch Medikamente verschreiben.

Zusammenfassung der Unterschiede

Obwohl sich die Tätigkeitsfelder jener drei Berufsgruppen überschneiden können, gibt es also wichtige Unterschiede zwischen ihnen: Klinische Psychologen sind darauf spezialisiert, psychologische Tests durchzuführen und bieten in der Regel evidenzbasierte Kurzzeittherapien an. Sie arbeiten zielorientiert und symptomfokussiert. Psychotherapeuten können auf eine große Methodenvielfalt zurückgreifen und begleiten Menschen meist längerfristig bei der Bewältigung von umfassenderen Lebensfragen. Psychiatern führen medikamentöse Behandlungen durch und konzentrieren sich auf die neurologischen Abläufe im Gehirn.

Im Grunde unterscheiden sich die Felder, wo PsychologInnen und PsychotherapeutInnen tätig sind kaum. Beide sind für die Wiederherstellung und Förderung von psychischer Gesundheit verantwortlich. Wichtig ist, dass Sie sich für jemanden entscheiden, bei dem Sie sich gut aufgehoben und wohl fühlen.

Wer am besten helfen kann, ist abhängig vom Patienten. Psychotherapeutische Methoden sind aber in jedem Fall empfehlenswert. Auch zusätzlich zu einer Behandlung mit Medikamenten.

Wir halten fest: Alle „Psychiater“ sind Ärzte, aber nicht alle Ärzte, die Psychotherapie praktizieren, sind auch „Psychiater“. Psychologen müssen Psychologie studiert haben, Psychotherapeuten nicht unbedingt.

Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Unterschiede zusammen:

Berufsgruppe Ausbildung Tätigkeitsfeld Medikamentenverschreibung
Psychologe/Psychologin Psychologiestudium (mind. 5 Jahre) Forschung, Wirtschaft, Bildung, Beratung Nein
Klinischer Psychologe/Klinische Psychologin Psychologiestudium + Zusatzausbildung (2.500 Stunden) Diagnostik, Beratung, Behandlung psychischer Störungen Nein
Psychotherapeut/Psychotherapeutin Psychotherapeutische Ausbildung (Propädeutikum + Fachspezifikum) Behandlung psychischer Erkrankungen mit spezifischen Methoden Nein
Psychiater/Psychiaterin Medizinstudium + Facharztausbildung Psychiatrie Diagnose, medikamentöse Therapie und Prävention psychischer Erkrankungen Ja

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