Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine psychische Erkrankung, die nach einem traumatischen Ereignis auftreten kann. Sie kann das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen und in manchen Fällen zu einer Schwerbehinderung führen. In diesem Artikel werden wir uns mit den verschiedenen Aspekten der PTBS im Zusammenhang mit Schwerbehinderung auseinandersetzen.
Invalidität, Berufsunfähigkeit und Erwerbsunfähigkeit
Für Arbeitnehmer:innen gilt der Begriff Invalidität, für Angestellte der Begriff Berufsunfähigkeit und für Selbstständige der Begriff Erwerbsunfähigkeit. Seit 1. Jänner 2014 gelten dabei für Arbeiter:innen und Angestellte neue Regelungen - und zwar für alle, die nach dem 31. Dezember 1963 geboren sind.
Ist eine Person vorübergehend invalide oder so schwer krank, dass sie zeitweise nicht arbeiten kann, erhält sie Rehabilitationsgeld und soll wieder in den Arbeitsprozess integriert werden. Wer seinen erlernten Beruf nicht mehr ausüben kann, wird umgeschult und bekommt Umschulungsgeld. Nur bei dauerhafter Invalidität oder wenn eine Umschulung nicht zweckmäßig oder zumutbar ist, wird eine Invaliditäts-, Berufsunfähigkeits- bzw. Erwerbsunfähigkeitspension gewährt.
Es gilt der Grundsatz Reha vor Pension. Das heißt: Zunächst wird geprüft, ob die Erwerbsfähigkeit durch medizinische oder berufliche Rehabilitation wiederhergestellt werden kann. Die nötigen medizinischen, berufskundlichen und arbeitsmarktbezogenen Gutachten erstellt die einheitliche Begutachtungsstelle „Kompetenzzentrum Begutachtung“. Betroffene sollten sich zuerst mit ihrer behandelnden Ärztin bzw. ihrem behandelnden Arzt in Verbindung setzen.
Anschließend wird gegebenfalls ein Antrag auf Invaliditäts-, Berufsunfähigkeits- oder Erwerbsunfähigkeitspension gestellt. Seit 1. Jänner 2017 besteht ein Rechtsanspruch auf berufliche Rehabilitation für jene Personen, die auf Grund ihres Gesundheitszustandes die Voraussetzungen für eine Invaliditäts- oder Berufsunfähigkeitspension erfüllen bzw.
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Erfahrungsbericht einer Betroffenen
Ein Beispiel aus dem Leben einer Betroffenen verdeutlicht die Problematik: "Auch ich bin etwas verzweifelt, weil ich nicht weiß, wie es für mich weiter geht. Seit einem guten Jahr bin ich krank geschrieben wegen einer PTBS. Mein Hausarzt hat mich zum Therapeuten (Fachärztin für Psychiatrie und Psychosomatik) überwiesen, weil ich mehrere Hörstürze hatte und auch sonst ständig krank war. Dort wurde PTBS, schwere depressive Episode und Somatisierungsstörung festgestellt."
Das größte Problem der Betroffenen liegt in der Arbeit: "Mein größtes Problem ist in der Arbeit, dass ich durch meine Vorgesetzten ständig getriggert werde. Ich bin Patentanwaltsgehilfin und sobald mein Chef mich antreibt, unter Druck setzt, kritisiert, bekomme ich die Panik. Ich gerate unter großen Druck, bekomme im schlimmsten Fall Heulkrämpfe, aus denen ich nicht mehr raus komme und zum Schluss bekam ich eben dann immer einen Hörsturz. Scheinbar sehe ich die Chefs dann immer so wie meine Mutter an, die mich eben als Kind auch total überfordert hat und geschlagen, wenn ich mit etwas nicht schnell oder gut genug war. Noch dazu triggern mich auch manchmal Kollegen, z.B gab es im letzten Job eine Assistentin, die immer eine Alkoholfahne hatte."
Die Betroffene war bereits in einer Akutklinik, jedoch ohne durchschlagenden Erfolg: "Ich war im letzten Jahr 7 Wochen in einer Akutklinik. Ein bisschen hat es geholfen, aber nicht so richtig. Die Klinik war besser geeignet für Menschen mit anderen Problemen, nicht so für PTBS. Die Klinik hat mir eine Bescheinigung ausgestellt, dass ich nicht in einem Bereich arbeiten sollte, in dem ich viel Kontakt zu Menschen habe."
Nun stellt sich die Frage, wie es weitergehen soll: "Doch ich weiß nicht richtig, was ich jetzt damit machen soll. Wenn ich das beim AA vor zeige, was passiert dann? Ich habe einfach Angst, dass ich dann gar keinen Job mehr finde und in Hartz IV komme. Nun warte ich darauf, dass ich in einer anderen Akutklinik aufgenommen werde auf einer speziellen Traumastation. Nun habe ich aber plötzlich wieder Panik. Ich weiß nun, dass ich wahrscheinlich spätestens im Frühjahr wieder auf Arbeitssuche muss und hab totale Angst, dass ich wieder in solche Zustände komme. Einerseits möchte ich gerne arbeiten, andererseits traue ich mir aber keine 40 Stunden Woche mehr zu, zumal ich in meinem Beruf meistens viele Überstunden machen muss. Schon der Gedanke an einen zukünftigen Chef, der Ansprüche an mich stellt, bekomme ich Atemnot. Meine beste Freundin hat mich nun gefragt, warum ich keinen Antrag auf Erwerbsminderungsrente stelle. Es wäre möglich, dass ich mit einem Halbtagsjob besser klar komme. Ich habe gehört, dass die KK sowieso vorschlägt, einen Antrag auf Erwerbsminderung zu stellen, wenn man ausgesteuert wird. Wie seht Ihr das bzw. habt Ihr Erfahrung mit sowas? Wisst Ihr, was ich mit so einem Schreiben von der Klinik machen kann, dass ich nicht mit viel Kundenkontakt arbeiten soll?"
Umgang mit der Diagnose und berufliche Perspektiven
Die Erfahrungen der Betroffenen zeigen, wie wichtig es ist, sich mit der Diagnose auseinanderzusetzen und die eigenen Grenzen zu akzeptieren. Eine berufliche Rehabilitation oder eine Erwerbsminderungsrente können Möglichkeiten sein, um trotz der PTBS ein erfülltes Leben zu führen.
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