Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine psychische Erkrankung, die nach traumatischen Ereignissen auftreten kann. Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) stellt eine verzögerte oder verlängerte Reaktion auf eine schwere Belastung bzw. Bedrohung dar.
Der Begriff Trauma stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Wunde" oder "Niederlage". Ein Trauma beschreibt also eine sehr belastende Situation, in der sich der Betroffene ausgeliefert und hilflos fühlt. Verursacht werden posttraumatische Belastungsstörung durch außergewöhnliche und extreme Notlagen.
Häufigkeit
Die Wahrscheinlichkeit der Allgemeinbevölkerung, an einer PTBS zu erkranken, liegt demnach generell zwischen einem und sieben Prozent, kann aber bei exponierten Personen wie z. B. Rettungskräften deutlich höher liegen. Das bedeutet, etwa 2 von 100 Personen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).
Bei Kindern und Jugendlichen wird davon ausgegangen, dass mehr als die Hälfte eines oder mehrere potenziell traumatische Ereignisse erleben, bevor sie erwachsen sind. In kindlichen Risikogruppen (z. B. Kinder mit Fluchterfahrungen, aus dysfunktionalen Familien etc.) entwickeln bis zu 58 % eine PTBS.
Eine US-Studie geht davon aus, dass acht Prozent der Bevölkerung einmal in ihrem Leben eine posttraumatische Belastungsstörung durchleben.
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Ursachen und Risikofaktoren
Damit sich eine Traumafolgestörung entwickeln kann, muss mindestens ein intensiv belastendes Ereignis vorgefallen sein. Ein solches Trauma entsteht zum Beispiel durch direkt erlebte Gewalt (physisch - auch sexuell - oder psychisch) oder aber miterlebte Gewalt wie beispielsweise während eines Krieges.
Naturkatastrophen, bei denen Menschen starke Angst, Schutzlosigkeit, Hilflosigkeit und Kontrollverlust erleben, sind mitunter ebenfalls Auslöser einer PTBS. Es kann aber auch von der betroffenen Person beobachtet worden sein.
Die Ursachen für eine posttraumatische Belastungsstörung sind mitunter sehr vielfältig. In jedem Fall handelt es sich dabei aber um ein traumatisches Erlebnis. Der Betroffene erleidet eine ernsthafte Bedrohung - es geht um sein eigenes Überleben.
Körperliche Gewalterfahrungen in Form von Vergewaltigung, Folter oder Krieg begünstigen eine posttraumatische Belastungsstörung meist noch mehr als durchlebte Naturkatastrophen oder Unfälle, für die niemand direkt verantwortlich ist. Die erlebte menschliche Gewalt ist in der Regel nicht mit dem bisher bestehenden Weltbild zu vereinbaren.
Personen ohne soziale Unterstützung, insbesondere der Familie, gelten als anfälliger für eine posttraumatische Belastungsstörung. Auch Menschen mit einer psychischen Erkrankung sind besonders gefährdet, eine posttraumatische Belastungsstörung zu entwickeln. Wer unter einem sehr autoritären Erziehungsstil mit bestrafenden Konsequenzen der Eltern leiden musste, trägt ebenso ein höheres Risiko.
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Ein entscheidender Risikofaktor sind zum Beispiel vorangegangene traumatische Erlebnisse in der Kindheit. Auch das Vorliegen von bereits vorbestehenden psychischen Störungen oder Erkrankungen (z.B. Angsterkrankungen) oder früherer Traumatisierungen (besonders in der Kindheit) erhöhen das Risiko an einer Traumafolgestörung zu erkranken.
Gewisse Umstände und Eigenschaften wirken hingegen wie ein „Schutzschild“ gegenüber traumatischen Einflüssen. Dazu gehören etwa gute Bindungen an andere Menschen, sozialer Rückhalt, Schutz vor weiteren Belastungen und Selbstwirksamkeit.
Es scheint einen direkten Zusammenhang zwischen der Schwere des traumatischen Ereignisses und dem Auftreten und der Schwere einer Traumafolgestörung zu geben. Zu den Ereignisfaktoren zählt vor allem die Traumaschwere.
Je nach Ausmaß und Konstellation in diesen fünf Faktorengruppen ist das Risiko für eine PTBS entweder erhöht oder vermindert. Über den individuellen Verlauf kann diese Art der statistischen Vorhersage jedoch nur wenig aussagen.
Symptome
Die posttraumatische Belastungsstörung wird auch posttraumatisches Belastungssyndrom genannt, da sie manchmal viele verschiedene Symptome umfasst. Die typischen Merkmale einer PTBS treten während der ersten Wochen nach dem Trauma auf. Erst wenn die Symptome danach anhalten, spricht man von einer posttraumatischen Belastungsstörung.
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Symptome (nicht notwendigerweise alle) können sich zudem unmittelbar nach dem traumatischen Ereignis zeigen und bessern sich in der Regel in einem Zeitraum von vier bis zu maximal acht Wochen. Gelegentlich kommt es aber auch zu einer verzögerten Reaktion, das heißt, die Symptome treten erst einige Zeit später auf. Ab einem Zeitraum von sechs Monaten spricht man dann von einer chronischen posttraumatischen Störung.
Möglich sind etwa Beschwerden wie Angst, Gereiztheit, Schlafstörungen oder Panikattacken (Herzrasen, Zittern, Atemnot). Typisch sind auch Flashbacks: das wiederholte Erleben der traumatischen Situation, indem der Betroffene von den Erinnerungen und Emotionen überflutet wird.
Einige Menschen erleben aufdringliche Erinnerungen an die traumatische Situation (Nachhallerinnerungen) oder Albträume, die Angst und körperliche Reaktionen (z. B. Anspannung, Schmerzen) hervorrufen können. Flashbacks (anhaltende Erinnerungen oder Wiedererleben von Belastungen durch sich aufdrängende, nachhallende Erinnerungen), lebendige Erinnerungen, sich wiederholende Träume.
Betroffene vermeiden Gedanken und Erinnerungen sowie Aktivitäten, Situationen oder Personen, die mit dem traumatischen Ereignis verbunden sind. Vermeidung von Umständen, die der Belastung ähnlich sind oder mit ihr in Zusammenhang stehen.
Auch lange nach der traumatischen Situation kann es sein, dass sich Betroffene durch die mögliche Wiederkehr neuer traumatischer Erlebnisse bedroht fühlen. Das anhaltende Gefühl von Bedrohung kann dazu führen, dass Betroffene eine erhöhte Schreckhaftigkeit aufweisen, z. B. Übererregung umfassen. Zusätzlich wird die eigene Emotionsregulationskompetenz gestärkt.
Erhöhte Erregung und Empfindsamkeit - zusätzlich mit folgenden Merkmalen: Ein- und Durchschlafstörungen, Reizbarkeit, Wutausbrüchen, erhöhter Schreckhaftigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, erhöhter Wachsamkeit („Alarmmodus“).
Gefühlsreaktionen und Gedanken in Zusammenhang mit dem traumatischen Ereignis spielen eine wesentliche Rolle (z.B. Angst, Hilflosigkeit). Der Verlust von Kontrolle ist ein sehr wesentlicher Faktor bei der Entstehung von PTBS.
Neben den o.g. drei Hauptsymptomen sind generelle Angespanntheit, Angst und Gereiztheit Zeichen einer Posttraumatischen Belastungsstörung. In einigen Fällen tritt aber auch das Gegenteil auf: Gefühle und Interessen flachen immer mehr ab, bis man auf nichts mehr reagiert.
Hypervigilanz ist mehr als nur eine gelegentliche Schreckhaftigkeit. Sie manifestiert sich in einem ständig erhöhten Angstniveau und einem unaufhörlichen Bedürfnis, die Umgebung nach potenziellen Gefahren abzusuchen.
Diagnose
Liegt der Verdacht auf eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) vor, steht zuerst das vertrauliche Patientengespräch mit der Ärztin/dem Arzt oder etwa der Psychotherapeutin/dem Psychotherapeuten im Mittelpunkt. Dabei wird die bisherige Krankengeschichte (Anamnese) erhoben und behutsam nach den belastenden Ereignissen gefragt sowie Symptome erfasst.
Mitunter werden auch standardisierte Fragebögen eingesetzt. Es ist notwendig, körperliche bzw. andere Erkrankungen auszuschließen, ggf. werden weitere Untersuchungen veranlasst. Diagnostische Kriterien werden in ICD-10 und DSM-5 beschrieben. In Österreich wird die Diagnose nach ICD-10 gestellt.
Betroffene sind einem Ereignis (kurz oder langanhaltend) von außergewöhnlicher Bedrohung bzw. katastrophalem Ausmaß ausgesetzt. Solche Ereignisse würden bei fast jedem Menschen eine tiefe Verzweiflung auslösen.
Behandlung
Eine posttraumatische Belastungsstörung wird idealerweise umgehend psychotherapeutisch und eventuell medikamentös behandelt. Posttraumatische Belastungsstörungen lassen sich mit Psychotherapie behandeln.
Im Vordergrund der Verhaltenstherapie steht die Aufarbeitung, in welcher die Patienten durch den Psychotherapeuten angeleitet werden, das Trauma zu schildern und zu verarbeiten. Bei der EMDR-Methode (Eye Movement Desensitization and Reprocessing = Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung) führen zusätzliche gezielte Augenbewegungen dazu, dass das Gehirn bilateral stimuliert wird.
Neben der Verhaltenstherapie sind bestimmte Medikamente wie Antidepressiva oder Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer in der Behandlung von Posttraumatischen Belastungsstörungen wirksam.
Es ist wichtig, Warnsignale rasch zu erkennen! Ein frühzeitiges Hilfsangebot - unmittelbar nach dem Ereignis (möglichst noch vor Ort) - hilft bei der Bewältigung und setzt das Risiko für die Entwicklung späterer Traumafolgestörungen herab.
In Akutfällen sollte man den Notruf (112) verständigen oder sich in eine psychiatrische Notfallambulanz begeben. Wenn eine Person sich nach einem traumatischen Ereignis zu irgendeinem Zeitpunkt verzweifelt fühlt, sollte professionelle Hilfe aufgesucht werden.
Die meisten Menschen werden in den Tagen und Wochen nach einem traumatischen Ereignis Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung erleben. Wer Schwierigkeiten bei der Bewältigung hat - v.a. wenn die Beschwerden mit der Zeit nicht besser werden - sollte professionelle Hilfe aufsuchen.
Auch die Unterstützung durch das soziale Umfeld ist ausgesprochen wichtig für den Heilungsprozess und um die Gefahr eines Rückfalls zu verringern.
Krankheitsverlauf und Prognose
Wie eine posttraumatische Belastungsstörung verläuft, ist abhängig vom Schweregrad und den eigenen Ressourcen. Posttraumatische Belastungsstörungen haben in der Mehrzahl der Fälle gute Heilungschancen, sofern eine geeignete Therapie eingeleitet wird.
Bei etwa einem Drittel der Betroffenen verschwindet die PTBS sogar innerhalb von zwölf Monaten ohne Behandlung. Mit einer adäquaten Psychotherapie dauert die posttraumatische Belastungsstörung durchschnittlich 36 Monate. Ohne therapeutische Unterstützung verläuft sie mit durchschnittlich 64 Monate deutlich länger.
Einigen Patienten gelingt es, das Trauma als Reifungsprozess zu sehen und dem Erlebten etwas Positives abzugewinnen ("traumatic growth" genannt). Oftmals helfen sie dann anderen Betroffenen dabei, ihre posttraumatische Belastungsstörung anzugehen, oder setzen sich für Opferorganisationen ein.
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