Objektivität in der Psychologie: Definition und Bedeutung

Wenn du im Rahmen deiner wissenschaftlichen Arbeit quantitative Forschung betreibst, musst du eine Reihe von Merkmalen berücksichtigen, die Auskunft über die Qualität deiner Datenerhebungsverfahren und Messinstrumente geben. Diese Eigenschaften werden Gütekriterien quantitativer Forschung genannt und stammen aus der statistischen Testtheorie.

Ein Forschungsergebnis ist dann objektiv, wenn die Forschungsergebnisse von der forschenden Person unabhängig sind. Als Objektivität wird das Ausmaß bezeichnet, in welchem die Untersuchungsergebnisse als vom Beobachter unabhängig angesehen werden können. Objektivität im wissenschaftlichen Schreiben bedeutet, Informationen neutral und ohne persönliche Meinungen zu präsentieren, um die Genauigkeit und Glaubwürdigkeit der Forschung zu gewährleisten.

Das Gütekriterium der Objektivität bezieht sich also im Wesentlichen auf die Person, durch die die Untersuchung durchgeführt wird. Im Unterschied dazu betrifft die Reliabilität das Verfahren selbst und gibt Auskunft über dessen Genauigkeit bei der Messung eines bestimmten Phänomens. Beim Kriterium der Validität wiederum steht die Gültigkeit der Messung im Vordergrund, also die Frage, ob das gewählte Instrument auch tatsächlich die interessierenden Merkmale misst und nicht etwa andere Faktoren.

Gütekriterien stellen durch ihre empirische Überprüfbarkeit sicher, dass eine Untersuchung (zum Beispiel ein psychologischer Test) wissenschaftlichen Maßstäben gerecht wird. Auch die Vergleichbarkeit von Ergebnissen wird dadurch ermöglicht. Nach Möglichkeit soll die Person, die die Untersuchung durchführt, also keinen Verhaltensspielraum im Hinblick auf Umsetzung, Auswertung und Interpretation besitzen.

Die drei Arten von Objektivität

Die drei verschiedenen Arten der Objektivität beziehen sich auf die unterschiedlichen Phasen der Untersuchung. Es wird unterschieden zwischen der Durchführungsobjektivität, der Auswertungsobjektivität und der Interpretationsobjektivität.

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Durchführungsobjektivität

Die Durchführungsobjektivität einer Untersuchung oder eines Tests kann bejaht werden, wenn das Ergebnis nicht davon abhängt, welche Person diese ausführt. Um die Durchführungsobjektivität zu gewährleisten, solltest du mit standardisierten Messinstrumenten arbeiten.

Beispiel: Ein Kommilitone, der dich bei der Durchführung einer Gruppendiskussion unterstützt, ist schlecht gelaunt und schüchtert die anderen Teilnehmenden ein.

Auswertungsobjektivität

Die Auswertungsobjektivität kann als gegeben angesehen werden, wenn die Auszählung beziehungsweise Auswertung der Ergebnisse nicht durch subjektive Herangehensweisen verzerrt wird.

Beispiel: Du hast eine Umfrage durchgeführt. Du bist am zweiten Tag der Auswertung deiner Fragebogen jedoch ziemlich übermüdet und dir mangelt es an Konzentration.

Interpretationsobjektivität

Die Interpretationsobjektivität hängt ebenfalls mit der Beurteilung der Mess- oder Testergebnissen zusammen, ist jedoch auf einer anderen Ebene angesiedelt. Es geht hierbei nicht mehr um die Auswertung im Sinne der Berechnung von Ergebnissen, sondern um deren Deutung. Um die Interpretationsobjektivität zu gewährleisten, kann es nützlich sein, die Interpretation von mehreren Personen durchführen zu lassen. So kannst du prüfen, ob sie auf die gleichen Ergebnisse kommen, und dafür sorgen, dass es keine individuelle Deutung einer Person gibt.

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Beispiel: Du führst Experteninterviews durch, doch du hast keine klaren Vorgaben für die Kodierung der Interviews erstellt. Wenn eine Punktzahl von 50 bei einem Test von einem Forscher als relativ gutes Ergebnis, vom anderen jedoch als unterdurchschnittlich angesehen wird, ist die Interpretationsobjektivität gefährdet.

Bedeutung der Objektivität

In der quantitativen Forschung muss das Merkmal der Objektivität immer erfüllt sein, um wissenschaftlich verwertbare Erkenntnisse und nicht bloß subjektive Eindrücke zu erhalten. Vollkommene Objektivität bestünde dann, wenn auch bei wechselnden Untersuchungsleitern und Probanden die Auswertung stets auf idente Weise erfolgt. Insgesamt wird die Objektivität als das schwächste aller Gütekriterien angesehen.

Beachte: Die Gütekriterien bedingen sich gegenseitig. Daher wird von den drei quantitativen Gütekriterien Objektivität meist als das schwächste Kriterium angesehen.

Weitere Gütekriterien

Es ist also wichtig, dass die Forschung in deiner Bachelorarbeit sowohl valide als auch reliabel ist. Sowohl Durchführung und Auswertung als auch Interpretation deiner Untersuchung müssen objektiv sein. Wenn du eine qualitative Forschung durchführst, gelten andere Gütekriterien als in der quantitativen Forschung.

Die Validität bezieht sich auf die Gültigkeit deiner Forschung. Es muss einen klaren Zusammenhang zwischen der Ursache und der Wirkung geben, die du misst. Durch den Effekt der sozialen Erwünschtheit kann es passieren, dass Versuchspersonen nicht wahrheitsgemäß antworten, da sie glauben, dass die Wahrheit sie z. B. Andere Forscher können die gleiche Frage auf verschiedene Art und Weise stellen und somit die Ergebnisse beeinflussen. Andere Forscher können die gleichen Daten anders interpretieren und somit die Erkenntnisse und Schlussfolgerungen beeinflussen.

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Tipps zur Sicherstellung der Objektivität

Abschließend haben wir dir noch einige Tipps zusammengestellt, an denen du dich orientieren kannst, wenn es darum geht, den Inhalt deiner Hausarbeit oder Abschlussarbeit nach dem Gütekriterium der Objektivität auszurichten.

  • Deine persönlichen Emotionen, Assoziationen, Interessen und Meinungen sollen bei der Durchführung der Untersuchung keine Rolle spielen.
  • Beachte: Um die Objektivität sicherzustellen, kannst du eine außenstehende Person bitten, deine Forschung Korrektur zu lesen.

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