Die 5 Sprachen der Liebe: Psychologie und wie sie Beziehungen stärken

Jeder Mensch hat seine eigene Art, Liebe, Anerkennung und Wertschätzung zu empfangen und auszudrücken. Das zu wissen, kann besonders in der Zeit des Geschenke-Suchens hilfreich sein. Die bewusste Auseinandersetzung mit den Liebessprachen ist ein wichtiger Parameter für eine erfüllte und stabile Beziehung.

Es gibt 5 Hauptsprachen der Liebe, meint der amerikanische Paar- und Beziehungsberater, Pastor und Seelsorger Gary Chapman. Seine jahrzehntelange Erfahrung als Paarberater ist darin eingeflossen. Gary Chapman hat das Konzept bereits 1992 in Buchform veröffentlicht. Das Buch wurde ein weltweiter Erfolg und dient auch heute oft als Grundlage, sich selbst und die Partnerperson besser zu verstehen. In der deutschen Übersetzung finde ich die Begriffe teilweise etwas missverständlich, besonders „Zärtlichkeit“ statt „physische Berührung“. Deshalb habe ich die Originalbezeichnung der Liebessprachen dazugeschrieben.

Die 5 Sprachen der Liebe nach Gary Chapman

Demnach "spricht" jeder Mensch vor allem eine der fünf Liebessprachen und drückt seine Zuneigung also wahlweise mit Zärtlichkeit, Lob und Anerkennung, Hilfsbereitschaft, Zweisamkeit oder durch Geschenke aus. Legt ein Partner etwa besonderen Wert auf Zärtlichkeiten wie Umarmungen oder Küsse, während der andere sich vor allem Hilfsbereitschaft in Form von Unterstützung im Haushalt wünscht, ist es laut Chapman so, als würden sie für den jeweils anderen eine Fremdsprache sprechen. Beziehungsprobleme sind nach dieser Logik geradezu unausweichlich.

1. Worte der Anerkennung (Words of Affirmation)

Hier geht es darum, wirklich Anerkennung zu vergeben. In Worten auszudrücken, was man am anderen mag, was einem auffällt, aber auch all die bewundernswerten Taten zu würdigen.

Beispiel: Achte aber unbedingt auf individuelle Lobeshymnen!

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2. Zweisamkeit (Quality Time)

Zweisamkeit ist ungeteilte Aufmerksamkeit, gemeinsame Unternehmungen. Vom gemeinsamen Spaziergang, über ein romantisches Abendessen bis zum gemütlichen Filmabend.

Beispiel: Dabei könnte die beschenkte Person dir erzählen, welche Impulse sie diese Woche bekommen hat, welche ihr am besten gefallen haben, worüber sie noch nachdenkt - und wie du die Dinge siehst.

Profi-Tipp: Macht das Öffnen des Tagesimpulses zum gemeinsamen Morgenritual.

3. Geschenke (Receiving Gifts)

Ha, die einfachste Liebessprache! Oder doch nicht? Bei Geschenken als Liebessprache geht es enorm um den Gedanken dahinter.

Beispiel: Achte bei der Auswahl des Impulskalenders darauf, dass er zu den Interessen der Person passt. Wenn sie etwa gerne Gedichte schreibt, malt oder sich sonstwie kreativ ausdrückt, passt vielleicht der Tägliche Blütenzauber.

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Wichtig ist, eine individuelle Verbindung zwischen der beschenkten Person und dem Geschenk selbst herzustellen.

4. Physische Berührung (Physical Touch)

Bei dieser Liebessprache geht es um die Sinne und um Geborgenheit. Das Berühren des Arms, durch die Haare streichen, aber auch Massage und natürlich körperliche Zärtlichkeit.

Durchaus auch Dinge wie kuschelige Decken, Floating oder Sauna, insbesondere natürlich auch Massagen.

Beispiel: Du könntest zum Beispiel ein Massage-Abo verschenken und die individuellen Botschaften im Impulskalender als Erinnerung nutzen.

5. Hilfsbereitschaft (Acts of Service)

„Ich bin hier für dich. Ich nehme dir gerne Aufgaben ab.“ Das ist die Botschaft, die Menschen mit dieser Liebessprache sich wünschen.

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Das können alltägliche Tätigkeiten im Haushalt ebenso sein wie eine größere Herausforderung gemeinsam zu bewältigen. Handeln, tun, umsetzen ist die Devise.

Beispiel: Nutz die individuellen Botschaften für kleine Gutscheine über das Jahr verteilt: „Heute nehm ich dir xy ab.“

Wichtig ist, schon bei der Geschenkübergabe darauf hinzuweisen. zb. Hier drin sind einige Aufmerksamkeiten versteckt, sei gespannt.

Kritik an Chapmans Theorien

Sowohl Paartherapeuten als auch Beziehungswissenschaftler sehen das Konzept der Liebessprachen kritisch. Eine von ihnen ist Amy Muise. Zusammen mit zwei Kollegen hat die Psychologin der kanadischen York University die zentralen Behauptungen von Chapman auf den Prüfstand gestellt und mit den Ergebnissen von zehn empirischen Studien verglichen. Ihr Fazit im Gespräch mit dpa: "Wir haben keine Belege für Chapmans Theorien gefunden."

Um die eigene Liebessprache herauszufinden, müsse man Chapmans Test machen - doch dieser spiele die Liebessprachen in Form von Entweder-oder-Fragen gegeneinander aus. "Forschende ließen die einzelnen Elemente wie Zärtlichkeit oder Geschenke von Studienteilnehmern hingegen kontinuierlich bewerten. Sie mussten nicht wählen, sondern konnten ausdrücken, wie bedeutsam die einzelnen Elemente für sie sind", erklärt Muise.

Das Resultat: "Menschen bewerten alle fünf Elemente der Liebessprachen als sehr wichtig. Das ergibt Sinn. Was wäre eine intime Partnerschaft ohne Zeit zu zweit - also Zweisamkeit - oder Gesten der Zuneigung wie Geschenke oder Berührungen?" Deshalb, so Muises Rat, solle man den Test nicht allzu ernst nehmen - sein Ergebnis sei eben nicht unbedingt die präferierte Art, geliebt zu werden.

Generell sei Chapmans Metapher der Liebessprachen nicht passend, meinen Muise und ihre Kollegen. "Wir halten es für hilfreicher, sich die Liebe wie eine ausgewogene Art der Ernährung vorzustellen. Alle Zutaten sind wichtig." Chapman jedoch benennt einige dieser Zutaten gar nicht erst, wie Muise schreibt. Demnach gibt es weitere Verhaltensweisen, die zur Zufriedenheit in einer Beziehung beitragen, etwa die Entwicklung effektiver Strategien, um mit Konflikten umzugehen, oder die Bereitschaft, den Partner in das eigene soziale Netzwerk zu integrieren.

Die "Fünf Sprachen der Liebe" seien ein starres Konzept, sagt die Paartherapeutin Nele Sehrt. "Es impliziert, dass wir so und so sind und genauso bleiben. Das ist aber nicht so. Die Neuroplastizität, also die Lern- und Veränderbarkeit, bleibt uns ein Leben lang erhalten." Deshalb sei es wichtig, sich in einer Beziehung immer wieder gegenseitig über Bedürfnisse und Gefühle upzudaten.

Wobei Sehrt andere Begrifflichkeiten als Chapman empfiehlt: "Intimität statt Zärtlichkeit, Wertschätzung statt Lob und Anerkennung, Engagement statt Hilfsbereitschaft, Priorisierung statt Zweisamkeit und ein aufmerksames Miteinander statt Geschenke."

So würde auch Muise die "Fünf Sprachen der Liebe" am liebsten verstanden wissen: Als eine unterhaltsame Möglichkeit, sich mit Partner oder Partnerin darüber auszutauschen, wonach man sich womöglich sehnt.

Für problematisch hält Muise außerdem, dass Chapmans Annahmen die Idee unterstützen können, man müsse nur einen möglichst kompatiblen Partner finden - und sei so vor dem Auftreten von Problemen gefeit. "Wir wissen aus der Forschung, dass Beziehungen viel Arbeit und Einsatz erfordern und dass Menschen, die diese Mentalität mitbringen, besser mit Herausforderungen umgehen können als Menschen, die an vorherbestimmte Verbindungen glauben."

"Es geht nicht mehr darum, sich gegenseitig alle Bedürfnisse zu erfüllen - schließlich gibt es Bedürfnisse, die der Partner gar nicht erfüllen kann."

Wie man die Liebessprache des Partners entdeckt

Ein Weg, die Liebessprache deines Partners nach Chapmans Theorien herauszufinden, ist natürlich, direkt zu fragen. Aber wenn dir das zu offensichtlich erscheint, gibt es auch subtile Hinweise, auf die du achten kannst: Wie zeigt dein Partner dir seine Liebe? Macht er oft Komplimente? Plant er gemeinsame Aktivitäten? Oder überrascht er dich mit kleinen Geschenken?

Eine weitere Möglichkeit ist, darauf zu hören, was er oder sie von dir wünscht. Wenn dein Partner zum Beispiel sagt: „Warum sagst du mir nie, dass du stolz auf mich bist?“, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass Worte der Anerkennung für ihn oder sie sehr wichtig sind.

Um noch mehr interessante Einblicke zu bekommen, könnt ihr gemeinsam einen kleinen Test machen - das ist eine spielerische Art, mehr über eure Beziehung oder Ehe zu lernen und herauszufinden, was euch wirklich wichtig ist. Denn je besser ihr euch versteht, desto einfacher wird es, eure Liebe noch bewusster und erfüllter zu leben!

Die Bedeutung für unterschiedliche Beziehungstypen

Jede Beziehung ist einzigartig, und dennoch gibt es Muster, die sich immer wieder erkennen lassen. Chapman zufolge haben die fünf Sprachen der Liebe unterschiedliche Auswirkungen auf verschiedene Beziehungstypen. In einer neuen, leidenschaftlichen Beziehung stehen natürlich oft körperliche Berührungen im Vordergrund, während langjährige Partnerschaften mehr von Hilfsbereitschaft und gemeinsam verbrachter Zeit profitieren.

Bei Fernbeziehungen spielen dagegen Worte der Anerkennung oder kleine Geschenke eine wichtige Rolle, um auch über große Distanzen hinweg Nähe und emotionale Bindung zu schaffen.

Die 5 Sprachen der Liebe: Zusammenfassung

Im Kern geht es darum, die individuellen Bedürfnisse des Partners zu erkennen und wertzuschätzen. Auch wenn es anfangs schwierig erscheinen mag, die "Sprache" des anderen zu lernen, so ist es doch eine Investition, die sich lohnt. Durch bewusste Kommunikation und das Eingehen auf die spezifischen Bedürfnisse des Partners kann eine tiefere und erfüllendere Beziehung geschaffen werden.

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