Der Glaube, dass Rauchen Stress und andere mentale Probleme lindert, ist noch immer verbreitet. So mancher Raucher fürchtet, dass seelische Belastungen zunehmen, wenn er auf Nikotin verzichtet. Auch die Sorge, dass die Reizbarkeit durch den Entzug die zwischenmenschlichen Beziehungen belastet, treibt viele um.
Tatsächlich aber ist eher das Gegenteil der Fall. Wenig bekannt hingegen ist, dass auch seelische Beschwerden abnehmen, wenn Raucher auf Zigaretten verzichten: Stress, Ängste und Depressionen reduzieren sich innerhalb weniger Wochen erheblich. Lungen, Gefäße, Krebsrisiko: Vom Rauchstopp profitiert der ganze Körper. Alle netDoktor.at-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.
Seelische Stabilität durch Rauchstopp
Wissenschaftler um Gemma Taylor von der University of Bath's Addiction & Mental Health Group haben im Rahmen einer Cochrane Studie 102 Beobachtungsstudien zu diesem Thema mit insgesamt rund 170.000 Teilnehmern ausgewertet.
Das Ergebnis: Raucher, die es schafften, sechs Wochen auf Zigaretten zu verzichten, fühlten sich weniger gestresst, ängstlich und depressiv als Teilnehmer, die weiterhin rauchten. Sie berichteten von mehr positiven Gefühlen und gaben an, sich psychisch insgesamt besser zu fühlen. Auch ihre sozialen Beziehungen litten nicht unter dem Nikotinentzug.
"Raucher glauben häufig, dass Zigaretten eine Krücke sind, die sie brauchen, wenn sie sich schlecht fühlen“, sagt Taylor. Tatsächlich gebe es aber gute Gründe anzunehmen, dass das Rauchen negative Gefühle verstärkt. Sucht erzeugt Stress.
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Die Auswirkungen der Nikotinabhängigkeit auf die Psyche
Rauchen ist eine Sucht - und Süchte bedeuten Stress. Das tägliche Hamsterrad von zwanghaftem Verlangen nach einer Zigarette, das - kaum gestillt - immer wieder neu aufflammt, beeinträchtigt das Wohlbefinden. Entzugssymptome sind unter anderem Stress, Niedergeschlagenheit und verstärkte Ängste, gegen die der Raucher anraucht. Wer jedoch den Nikotinentzug einmal überwunden habe, finde sich in einem stabilen psychischen Zustand wieder, so Taylor.
Vom positiven Effekt des Rauchstopps auf die Psyche profitieren der Metastudie zufolge auch Menschen mit diagnostizierten psychischen Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen. „Es gibt keine Hinweise darauf, dass der Verzicht auf Zigaretten mentale Probleme verschlimmert“, sagt Taylor.
Dass Raucher mehr seelische Stabilität gebrauchen könnten, zeigt eine Erhebung der britischen Organisation PublicHealth England. Sie ergab, dass Raucher im Schnitt mental stärker belastet sind als Nichtraucher. Unklar ist, ob psychisch labile Menschen eher zu Rauchen beginnen oder ob Rauchen die seelische Balance beeinträchtigt.
In der Pandemie hat sich das Problem in jedem Fall verschärft: Litten 2019 noch 1,6 Millionen britische Raucher unter Angststörungen, stieg die Zahl im Coronajahr 2020 um 50 Prozent auf 2,4 Millionen.
Deborah Arnott, Geschäftsführerin von „Action on Smoking and Health“, sagte: "Momentan könnten Raucher das Gefühl haben, dass derzeit nicht an der Zeit ist aufzuhören.“ Tatsächlich aber sei das Gegenteil der Fall. Habe man das Rauchen einmal hinter sich gelassen, sei man nicht nur reicher, sondern auch glücklicher.
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Hinzu kommt, dass Menschen, die rauchen, häufiger schwer an Covid-19 erkranken als Nichtraucher. Ein Rauchstopp kann auch dieses Risiko kurzfristig senken, da sich auch bei langjährigen Rauchern entzündliche Reaktionen in den Atemwegen bei Rauchstopp schnell bessern.
Erfolgreicher Rauchstopp: Planung und Hilfsmittel
Die besten Chancen für einen erfolgreichen Rauchausstieg hat Untersuchungen zufolge nicht jemand, der sich unvorbereitet, spontan und ohne Hilfsmittel in den Rauchstopp stürzt, sondern, wer ein professionelles Rauchstoppprogramm in Anspruch nimmt und zudem auf Nikotinersatzpräparate setzt, die den körperlichen Entzug lindern.
Die Nikotinabhängigkeit und ihre Facetten
- Die Nikotinabhängigkeit ist eine der am weitesten verbreiteten Formen der Sucht und basiert sowohl auf physischer als auch psychischer Abhängigkeit. Nikotin, der Hauptbestandteil von Tabak, wirkt auf das zentrale Nervensystem und löst eine kurzfristige Steigerung von Konzentration und Wohlbefinden aus. Nikotin beeinflusst die Dopaminfreisetzung im Gehirn und sorgt für ein Gefühl von Belohnung. Diese Wirkung verstärkt den Wunsch, immer wieder zur Zigarette zu greifen.
- Die Nikotinabhängigkeit entsteht aus einer Kombination von physischen, psychischen und sozialen Faktoren. Sie ist eine der am schwersten zu überwindenden Süchte, da Nikotin nicht nur starke körperliche Effekte auf das zentrale Nervensystem hat, sondern auch tief in das Verhalten und die Gewohnheiten integriert ist. Nikotin wirkt unmittelbar auf das Belohnungssystem des Gehirns, indem es die Freisetzung von Dopamin stimuliert. Durch wiederholten Konsum passt sich der Körper an, und es entsteht eine Toleranz. Rauchen wird oft mit Stressabbau, sozialer Interaktion oder Konzentrationsförderung verbunden.
- Die Nikotinabhängigkeit äußert sich in verschiedenen körperlichen, psychischen und verhaltensbezogenen Symptomen. Diese Anzeichen machen es Betroffenen oft schwer, mit dem Rauchen aufzuhören. Nikotinabhängigkeit ist durch ein starkes Verlangen nach Nikotin und den damit verbundenen Gewohnheiten gekennzeichnet. Ein ständiges Verlangen nach einer Zigarette, besonders in Stresssituationen oder nach bestimmten Ritualen (z. B. Während der Raucherentwöhnung treten häufig Entzugserscheinungen auf, da der Körper sich an das Fehlen von Nikotin anpassen muss.
Diagnostik und Therapie der Nikotinabhängigkeit
Die Diagnostik der Nikotinabhängigkeit ist ein essenzieller Schritt, um den Grad der Abhängigkeit zu bestimmen und eine geeignete Raucherentwöhnung zu planen. Sie umfasst die Beurteilung körperlicher und psychischer Symptome sowie die Identifikation von Auslösern und Verhaltensmustern.
Es ist wichtig, die Motivation des Patienten für einen Rauchstopp zu verstehen. Dabei werden persönliche Beweggründe (z. B. gesundheitliche Vorteile, Familie) sowie mögliche Ängste (z. B. Gewichtszunahme, Entzugserscheinungen) berücksichtigt. Das Verlangen nach Zigaretten in bestimmten Situationen (z. B. Stress, soziale Interaktion) wird analysiert. Die Bereitschaft und Fähigkeit, mit dem Rauchen aufzuhören, wird analysiert. Es wird geprüft, ob Hilfsmittel wie Nikotinpflaster, Nikotinkaugummi, oder medikamentöse Unterstützung (z. B. Bupropion) in Frage kommen.
Die Diagnostik bildet die Grundlage für einen individuellen Behandlungsplan. Je nach Ergebnis können verschiedene Hilfsmittel und Therapieansätze empfohlen werden, von Nikotinersatztherapien über psychologische Unterstützung bis hin zu alternativen Methoden wie Hypnose oder Akupunktur.
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Die Therapie der Nikotinabhängigkeit ist ein zentraler Bestandteil der Raucherentwöhnung und kombiniert verschiedene Ansätze, um Betroffenen den Weg zum Rauchstopp zu erleichtern. Die Nikotinersatztherapie ist eine der am häufigsten verwendeten Methoden, um Entzugserscheinungen zu lindern. Medikamentöse Therapien sind besonders effektiv bei starker Nikotinabhängigkeit.
Hypnose als Alternative zur Raucherentwöhnung
Eine wirksame Alternative zur Raucherentwöhnung bietet die Hypnose. Die Ursachen von Depressionen liegen oft auf einer tiefen Ebene des Unterbewusstseins und daher selbst den Betroffenen häufig nicht bekannt. Die Hypnose ermöglicht einen direkten Zugang zu diesen Ebenen. Die entspannende Wirkung der Trance wirkt sich sofort positiv auf das Wohlbefinden aus.
Hypnose ist eines der ältesten Heilverfahren, das bis heute praktiziert wird. Die moderne Hypnosetherapie wurde im 20. Jahrhundert vom amerikanischen Psychotherapeuten Milton H. Erickson begründet. Der Ausdruck Hypnose hat seinen Ursprung im griechischen Wort für Schlaf - hypnos. Diese Wortherkunft führt häufig zu Missverständnissen, denn Hypnose ist kein Schlaf oder schlafähnlicher Zustand. Es handelt sich dabei um einen Trance.
Die Trance ist der veränderte Bewusstseinszustand, den Sie während einer Hypnose erleben. Bei einer Hypnosetherapie leitet der Therapeut die Hypnose verbal ein. Auf das vegetative Nervensystem: Ihre Atmung wird ruhiger, der Puls und die Herzrate werden gesenkt und ihr Stoffwechsel verlangsamt sich. Auf Ihre Wahrnehmung: Sie entwickeln eine Distanz zur Außenwelt sowie dem Alltag und fokussieren sich stattdessen auf Ihr Inneres - auf Gefühle, Empfindungen, Gedanken oder Glaubenssätze. Ihr Bewusstsein entwickelt eine größere Aufnahmebereitschaft auf allen Ebenen, wodurch eine innere Entwicklung stattfindet. Sie sind zugleich tief entspannt und hoch konzentriert.
Hypnose ist als medizinische Therapie für psychische Erkrankungen oder der Veränderung von Angewohnheiten anerkannt.
Prävention, Unterstützung und Vorteile eines rauchfreien Lebens
Die Prävention von Nikotinabhängigkeit spielt eine entscheidende Rolle, um langfristige gesundheitliche Schäden zu vermeiden. Ebenso wichtig ist die Unterstützung von Rauchern auf ihrem Weg zur Raucherentwöhnung, um Rückfälle zu minimieren und eine dauerhafte Rauchfreiheit zu gewährleisten.
Jugendliche und junge Erwachsene beginnen oft aus Gruppenzwang oder Neugier zu rauchen. Die Phasen der Entwöhnung sind oft von Entzugserscheinungen wie Schlafstörungen, Gereiztheit oder Gewichtszunahme begleitet. Stress ist ein häufiger Auslöser für Nikotinkonsum.
Die Vermeidung der Nikotinabhängigkeit und die Förderung eines rauchfreien Lebens bieten immense Vorteile für den Körper und das Leben. Nichtraucher profitieren von einer besseren Lungenfunktion, einem geringeren Risiko für schwere Erkrankungen und einer gesteigerten Lebensqualität.
Ein Rauchstopp bringt bereits nach kurzer Zeit spürbare Vorteile mit sich. Der Körper beginnt sofort mit der Regeneration: Die Sauerstoffversorgung verbessert sich, der Blutdruck sinkt, und das Risiko für schwerwiegende Erkrankungen nimmt ab.
Aspekt | Vorteile |
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Körperliche Gesundheit | Verbesserte Sauerstoffversorgung, sinkender Blutdruck, geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenkrebs und Atemwegserkrankungen |
Psychische Gesundheit | Weniger Stress, Angst und Depressionen, mehr positive Gefühle, insgesamt besseres psychisches Wohlbefinden |
Soziale Beziehungen | Keine negativen Auswirkungen durch Nikotinentzug |
Allgemeines Wohlbefinden | Gesteigerte Lebensqualität, mehr Glück und Zufriedenheit |
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