Antidepressiva: Liste der Medikamente und Nebenwirkungen

Ein vorübergehendes Stimmungstief kennt jeder von uns. Bleibt die gedrückte Stimmung aber mindestens 14 Tage lang bestehen, spricht man von einer Depression. Jeder Vierte ist im Laufe seines Lebens davon betroffen. Wichtig ist es, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Eine Depression liegt vor, wenn mindestens zwei von drei Hauptsymptomen sowie mindestens zwei der Zusatzsymptome vorliegen und seit mindestens zwei Wochen bestehen. Je mehr Zusatzsymptome auftreten, umso ausgeprägter ist die depressive Episode. Wer sich über längere Zeit niedergeschlagen, antriebs- und/oder freudlos fühlt, sollte sich dem Hausarzt/ der Hausärztin oder einem Facharzt/ einer Fachärztin für Psychiatrie anvertrauen.

Zusätzliche Symptome einer Depression

Folgende Zusatzsymptome können auftreten:

  • Verlust des Selbstvertrauens oder des Selbstwertgefühls
  • Unbegründete Selbstvorwürfe oder ausgeprägte, unangemessene Schuldgefühle
  • Wiederkehrende Gedanken an Tod oder Suizid, suizidales Verhalten
  • Diffuse Schmerzen (Kopfschmerzen, Herzstechen, Magen-Darm-Beschwerden, Blähungen, Muskelverspannungen)
  • Schwindel, Druck und Engegefühl in der Brust bzw.
  • Klagen über oder Nachweis eines verminderten Denk- oder Konzentrationsvermögens, Unschlüssigkeit oder Unentschlossenheit
  • Psychomotorische Agitiertheit oder Hemmung („krankhafte Unruhe“ oder ausgeprägte Antriebslosigkeit)
  • Schlafstörungen jeder Art
  • Appetitverlust oder gesteigerter Appetit/ Heißhungerattacken mit entsprechender Gewichtsveränderung

Ebenfalls können körperliche Beschwerden in Zusammenhang mit einer Depression auftreten.

Schweregrad und Formen von Depressionen

Zum einen kann man eine Depression nach ihrem Schweregrad unterteilen in eine leichte, mittelgradige oder schwere depressive Phase:

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  • Leichte depressive Phase: mindestens zwei Hauptsymptome und zwei Zusatzsymptome
  • Mittelgradig depressive Phase: zwei Hauptsymptome und mindestens drei, höchstens vier weitere Zusatzsymptome
  • Schwere depressive Phase: alle drei Hauptsymptome und mindestens vier Zusatzsymptome

Zum anderen können Depressionen auch unterschiedlichste Formen zeigen. Es kann sich um eine Depression im Rahmen einer Belastung, um eine sogenannte unipolare wiederkehrende Depression (ausschließlich depressive Episoden) oder eine bipolare Störung (Wechsel zwischen depressiven und manischen Episoden) handeln.

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Depressionen

Depressive Erkrankungen können bei Frauen und Männer unterschiedliche Symptome hervorrufen:

  • Frauen ziehen sich eher zurück, sind mutlos und verfallen ins Grübeln. Oft leiden sie auch an Schlaflosigkeit. Sie sind eher in der Lage, Hilfe zu suchen, als Männer.
  • Männer verstecken ihre depressiven Symptome häufig hinter einer Maske. Der depressive Mann spricht kaum über seine Gefühle und Probleme. Vielleicht noch stärker als bei Frauen treten körperliche Symptome in den Vordergrund, die dann Anlass für einen Arztbesuch sein können. Depressive Männer reagieren oftmals aggressiv, gereizt und aufbrausend. Sie zeigen zudem eine Neigung zu erhöhter Risikobereitschaft (Auto-, Motorradfahren, Seitensprünge etc.).

Eine Depression entsteht durch mehrere Faktoren, zu denen innere und äußere Umstände gehören. So spielen einerseits genetische Faktoren eine Rolle: Die Neigung zu Depressionen ist vererbbar. Andererseits können auch familiäre Faktoren zur Entstehung einer Depression beitragen. Dazu zählen unter anderem Verlusterfahrungen in der Kindheit oder negative Beziehungsmuster, die beispielsweise die Entwicklung eines geringen Selbstwertgefühls zur Folge haben können.

Körperliche Erkrankungen wie eine Schilddrüsenunter- oder -überfunktion (Hypothyreose/Hyperthyreose) oder bestimmte Medikamente können ebenfalls Depressionen auslösen. Für unsere Gemütslage sind unter anderem die Überträgersubstanzen (= Neurotransmitter) Serotonin, Noradrenalin, Dopamin und GABA (Gamma-Aminobuttersäure) sowie Glutamat verantwortlich. Bei einer Depression ist dieser Hirnstoffwechsel verändert. Dies führt zu Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit, da die Fähigkeit, Freude oder Zufriedenheit zu empfinden, beeinträchtigt ist.

Grundsätzlich gilt: Eine Depression kann jeden Menschen treffen! Depressionen haben nichts mit Labilität oder Charakterschwäche zu tun! Allerdings besteht eine unterschiedliche Erkrankungsanfälligkeit aufgrund von Persönlichkeits- und familiären Faktoren sowie gesellschaftlichen Umständen und Lebensereignissen.

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Ältere Menschen leiden sehr oft unter Depressionen, was allerdings in vielen Fällen nicht erkannt wird. Denn zumeist liegen gleichzeitig auch organische Erkrankungen vor, die mit Medikamenten behandelt werden. Viele dieser Krankheiten gehen mit einer Depression als Begleiterscheinung einher bzw. es können, wie erwähnt, auch Medikamente als unerwünschte Nebenwirkung Depressionen auslösen. Hinzu kommt, dass gedrückte Stimmung, Appetitlosigkeit oder Schlafstörungen sowie Interesselosigkeit von der Umwelt meist auf das Alter geschoben werden. Außerdem verdecken Schmerzen häufig eine Depression.

Darüber hinaus kann der depressive Rückzug auch Ausdruck von Demenz oder einer beginnenden Parkinson-Erkrankung sein und als solche fehlinterpretiert werden. Bei Verdacht auf eine Altersdepression sollte daher eine besonders sorgfältige körperliche Untersuchung erfolgen und auch die Medikamente sollten auf mögliche Neben- und Wechselwirkungen überprüft werden.

Sowohl Psychotherapie als auch Medikamente können den Betroffenen helfen.

Psychotherapie

Psychotherapeutische Behandlungsmethoden basieren auf der Wirkung von Gesprächen, dem Verhalten sowie der Beziehung zwischen Therapeut/Therapeutin und Patient/Patientin. Mit verschiedenen wissenschaftlich fundierten Methoden wird versucht, Ursachen und Auslösern psychischer Belastungen auf den Grund zu gehen und eventuell bestehende Muster, die sich negativ auswirken, zu verändern. Es ist von großer Bedeutung, dass zwischen dem/der Betroffenen und dem Therapeuten/ der Therapeutin ein Vertrauensverhältnis entsteht. Gerade zu Beginn einer Psychotherapie fehlen oft vielen von Depression Betroffenen die Worte, um sich auszudrücken und die Empfindungen ihres Körpers wahrzunehmen. Hier können Körpertherapien, imaginative Techniken, Gestalttherapie u.Ä. helfen.

Medikamente gegen Depressionen

Wenn Menschen unter Depressionen leiden, ist, wie bereits beschrieben, die Chemie im Gehirn aus der Balance. Antidepressive Medikamente erhöhen die Konzentration bestimmter Botenstoffe (Neurotransmitter) und können so diese Defizite ausgleichen. Es gibt zahlreiche unterschiedliche Ansätze, auf welche Weise diese Medikamente eine Depression lindern können.

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Es sei kurz vorweggenommen, dass Antidepressiva nicht die Persönlichkeit verändern und auch nicht "süchtig" machen. Im Folgenden werden die wichtigsten Arten von Antidepressiva sowie die Einnahmedauer aufgeführt:

Arten von Antidepressiva

Es gibt ein weites Spektrum an Antidepressiva, die in verschiedene Gruppen eingeteilt werden:

  • Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI): blockieren die Wiederaufnahme des für die Stimmung bedeutenden Botenstoffes Serotonin aus den Synapsen (= Nervenspalt), sodass an den Andockstellen mehr Serotonin verfügbar ist. Dadurch wird die Serotoninkonzentration in der Gewebsflüssigkeit des Gehirns erhöht und die typischen Symptome einer Depression können ausgeschaltet werden. SSRI sind gut verträglich und finden breite Anwendung. (Wirkstoffe: Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin, Sertralin) Diese sind die am häufigsten verschriebenen Antidepressiva.
  • Serotonin-Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer (SNRI): hemmen gezielt den Abtransport von Serotonin in die Synapsen und blockieren zusätzlich den Rücktransport von Noradrenalin, sodass diese Botenstoffe vermehrt zur Verfügung stehen. Sie wirken sowohl stimmungsaufhellend als auch antriebssteigernd. (Wirkstoffe: Duloxetin, Milnacipran, Venlafaxin)
  • Allosterische Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (ASRI): sind eine Weiterentwicklung der SNRI. Sie wirken noch spezifischer auf den Serotoninhaushalt. (Wirkstoff: Escitalopram)
  • Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahmehemmer (NDRI): wirken, indem sie den Rücktransport von Noradrenalin und Dopamin in die Neuronen bremsen. (Wirkstoff: Bupropion)
  • Noradrenaline-Wiederaufnahmehemmer (NARI): hemmen den Rücktransport des Botenstoffes Noradrenalin in seine Speicher. (Wirkstoff: Reboxetin)
  • Multimodale Antidepressiva: gelten als die modernsten Antidepressiva. Dabei kommen zwei unterschiedliche Wirkmechanismen zum Tragen: Zum einen werden bestimmte Serotoninrezeptoren im Gehirn blockiert und andere Rezeptoren wiederum stimuliert. Zum anderen blockieren diese Antidepressiva die Wirkung des Transporters, der Serotonin an dessen Wirkorten im Gehirn beseitigt. So wird die Aktivität des Serotonins erhöht. Neben der Stimmung werden auch Konzentration und Merkfähigkeit verbessert. Die Verträglichkeit ist sehr gut, sexuelle Nebenwirkungen (Verlust bzw. Verringerung der Libido etc.) treten seltener auf als bei anderen Antidepressiva. (Wirkstoff: Vortioxetin; kann derzeit in Österreich nur über chefärztliche Bewilligung oder Privatrezept verordnet werden)
  • 5-HT2C-Antagonisten: entfalten ihre Wirkung über die MT1- und MT2- Rezeptoren, die normalerweise durch Melatonin (das „Schlafhormon“) aktiviert werden. Außerdem blockieren sie die 5-HT2C Rezeptoren, die normalerweise durch Serotonin aktiviert werden. Neben der stimmungsaufhellenden Wirkung normalisieren diese Medikamente auch den Schlaf. (Wirkstoff: Agomelatin) Diese sind relativ neu und vor allem hilfreich bei Angst- und bei Schlafstörungen.
  • Trizyklische Antidepressiva und tetrazyklische Antidepressiva (TZA): sind die am längsten verwendete Wirkstoffgruppe der Antidepressiva. Sie wirken auf mehrere Botenstoffe des Gehirns gleichzeitig, vor allem aber auf Serotonin und Adrenalin. Manche TZA steigern den Antrieb, andere dämpfen ihn und lindern Ängste. Trizyklika und Tetrazyklika haben eine sehr breite Wirkungsweise, allerdings auch mehrere unerwünschte Wirkungen; daher ist ihr Einsatz in den letzten Jahren zurückgegangen. (Wirkstoffe: Amitriptylin, Clomipramin, Desipramin, Maprotilin, Mianserin, Tianeptin) Diese haben gegenüber moderneren Antidepressiva stärkere Nebenwirkungen.
  • MAO-Hemmer: hemmen das Enzym Monoaminoxidase, das für den Abbau wichtiger Hormone und Neurotransmitter im Gehirn verantwortlich ist. Dadurch wird die Konzentration der verschiedenen Botenstoffe erhöht. Es kann zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen. Auch verschiedene Nahrungsmittel, die Gewebshormone enthalten, wie Rotwein, Käse, Nüsse u.a., können bei Zufuhr großer Mengen und gleichzeitiger Behandlung mit MAO-Hemmern Bluthochdruckkrisen auslösen. Vorsicht: Bei der Umstellung von SSRI auf MAO-Hemmer und umgekehrt können gravierende Nebenwirkungen auftreten!
  • Atypische Antipsychotika: wurden ursprünglich zur Behandlung der Schizophrenie eingesetzt und einige sind nun auch bei Depressionen indiziert. Diese Medikation zeigt vor allem bei depressiven Patienten und Patientinnen, die auf ihr bisheriges Behandlungsschema nur unzureichend angesprochen haben oder wahnhafte Symptome zeigen, gute Erfolge.
  • Lithiumpräparate: kommen in bestimmten Fällen, z.B. bei schweren Verläufen, insbesondere wenn depressive Episoden wiederholt auftreten, sowie bei bipolaren Erkrankungen zum Einsatz.

Dauer der Einnahme von Antidepressiva

Bis der stimmungsaufhellende Effekt eintritt, dauert es im Durchschnitt eine bis drei Wochen (hängt u.a. von der Wirkstoffgruppe ab). Nach Abklingen der Symptome sollte das Medikament mindestens noch sechs Monate eingenommen werden, um einem Rückfall vorzubeugen. Danach kann es langsam ausgeschlichen werden. Bei schweren oder wiederkehrenden depressiven Episoden sollte eine jahrelange Behandlung besprochen werden. Als „Rückfallprophylaxe“ kann eine sogenannte „Erhaltungstherapie“, d.h. eine geringe Dosis eines Antidepressivums, das einen Rückfall verhindern soll, sinnvoll sein. Ihr behandelnder Arzt/ Ihre behandelnde Ärztin wird dies mit Ihnen besprechen.

Nebenwirkungen von Antidepressiva

Wie bei anderen Medikamenten können auch bei Antidepressiva Nebenwirkungen auftreten.

Folgende Nebenwirkungen können - meist zu Beginn der Therapie - auftreten, diese Beschwerden nehmen aber mit Fortschreiten der Behandlung deutlich ab:

  • Durchfall, Verstopfung, Übelkeit
  • Müdigkeit
  • Gewichtszunahme
  • Unruhe
  • Schweißausbrüche

Es ist wichtig, regelmäßig mit dem Arzt über den Erfolg oder Nicht-Erfolg der Therapie zu sprechen, um zeitgerecht auf ein anderes Präparat zu wechseln.

Medikamente können nicht nur körperliche, sondern auch seelische Nebenwirkungen haben - zum Beispiel Depressionen oder gar Suizidgedanken. Und das betrifft viele Patienten: So nimmt jeder Dritte Arzneien ein, die das Potenzial haben, das Gemüt zu verdüstern. Besonders groß ist das Risiko, wenn jemand mehrere dieser Arzneien gleichzeitig nimmt - und das ist gar nicht selten der Fall.

Insgesamt umfasst die Liste der mit Depressionen in Zusammenhang stehenden Medikamente rund 200 Wirkstoffe.

Wenn Menschen mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen, kann das problematisch sein. Eine Kombination kann ungünstige Nebenwirkungen verstärken, oder die verschiedenen Präparate können sich in ihrer Wirkung gegenseitig blockieren. In Deutschland nimmt jeder Dritte im Alter zwischen 65 bis 79 Jahren sogar fünf oder mehr vom Arzt verschriebene Arzneimittel ein.

Um Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen sind regelmäßige Kontrollen der Blutwerte nötig. Ärzte kontrollieren dabei die Menge der Blutzellen und die Nieren- und Leberfunktion, sowie Kalium- und Magnesiumwerte durch Blutentnahmen. Zusätzlich ist es wichtig, die Herzfunktion zu überprüfen. Einige Antidepressiva verursachen Herzrhythmusstörungen. Ein Elektrokardiogramm (EKG) zeichnet den Herzrhythmus auf und kontrolliert diesen.

Wechselwirkungen mit Antidepressiva

Je nach Art liegen unterschiedliche Wechselwirkungen vor.

  • MAO-Hemmer (z.B. Moclobemid, Selegilin), können zu einem s.g. Serotoninsyndrom führen.
  • Sympathomimetika (z.B.
  • Blutdrucksenkende Mittel (z.B.
  • Wirkstoffe, die zu EKG-Veränderungen führen (z.B.
  • anderen Antidepressiva (z.B. Amitriptylin, Fluoxetin, Paroxetin), Schmerzmittel (z.B. Tramadol, Methadon) und weitere Stoffe (z.B.

Achtung: Tyraminhaltige Lebensmitteln verstärken die unerwünschten Wirkungen der MAO-Hemmer.

  • Betablocker (z.B.
  • Blutverdünner oder entzündungshemmende Schmerzmittel (z.B. Ibuprofen, Diclofenac) erhöhen die Blutungsneigung.
  • Digoxin zur Behandlung von Herzerkrankungen.
  • Antibiotika (z.B. Clarithromycin), Mittel gegen Pilzinfektionen (z.B. Ketoconazol), virenhemmenden Präparate (z.B.

Therapieresistente Depression

Auch wenn mit den heutigen Medikamenten sowie mithilfe von Psychotherapie vielen Depressionsbetroffenen geholfen werden kann, gibt es immer noch Fälle, in denen kein bzw. kein ausreichender Therapieerfolg erzielt wird. Hier spricht man von einer therapieresistenten Depression. In diesem Fall wird der behandelnde Facharzt/ die behandelnde Fachärztin für Psychiatrie als Erstes die Dosierung der verordneten Medikamente überprüfen. Auch die Verordnung eines zusätzlichen Medikaments bzw. der Wechsel auf ein anderes Präparat kann zielführend sein.

Nachdem bis zu 60 Prozent aller depressiven Patienten nicht ausreichend auf die initiale antidepressive Psychopharmakotherapie ansprechen, stellt „Behandlungsresistenz“ eine der wichtigsten klinischen Herausforderungen im Management der depressiven Störung dar.

Um eine therapieresistente Depression (TRD) diagnostizieren und adäquat behandeln zu können, müssen mehrere Faktoren Berücksichtigung finden. Laut internationaler Evidenz konnten früher Krankheitsbeginn, Schwere der Erkrankung, wiederkehrende Episoden, Anzahl der notwendigen Hospitalisierungen, Suizidalität, komorbide Angststörungen und Persönlichkeitsstörungen sowie Nichtansprechen auf die initiale antidepressive Psychopharmakotherapie mit einer TRD assoziiert werden.

Bei unzureichendem Ansprechen auf die antidepressive Behandlung kann nicht immer von einer TRD ausgegangen werden. Als allererster Schritt sollte immer die sogenannte „Pseudoresistenz“ ausgeschlossen werden. Pseudoresistenz stellt einen mangelnden Behandlungserfolg dar, welcher meistens durch ungenügende Dosierung oder Behandlungsdauer der laufenden antidepressiven Therapie, Non-Adhärenz, unzureichende Medikamentenspiegel im Blut, Auftreten von unerwünschten Nebenwirkungen, aktuelle psychosoziale Belastungen sowie relevante und ev. nicht entsprechend behandelte psychiatrische und/oder somatische Komorbiditäten verursacht wird.

Behandlungsmöglichkeiten bei Therapieresistenz

Um den gesamten Behandlungsprozess möglichst effektiv zu gestalten und das Therapieansprechen zu optimieren, wurden in den letzten Jahren von internationalen psychiatrischen Fachgesellschaften wie der WFSBP Therapiealgorithmen erarbeitet.

Nach Ausschluss einer Pseudoresistenz hat sich bei insuffizientem Therapieansprechen die Augmentationstherapie (Verabreichung einer zusätzlichen Substanz zur laufenden antidepressiven Therapie) mit Antipsychotika der zweiten Generation bzw. Außerdem wird die Kombinationstherapie von Antidepressiva mit verschiedenen Wirkungsmechanismen, wie z.B. Selektive Serotonin-Wiederaufnahme- Hemmer (SSRIs) bzw. Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme- Hemmer (SNRIs) in Kombination mit Mirtazapin bzw. Trazodon, als eine effektive Behandlungsmethode bei Nichtansprechen empfohlen.

Darüber hinaus wird derzeit eine Augmentationstherapie mit Schilddrüsenhormonen von den WFSBP-Guidelines als legitim erachtet, wenn die initiale antidepressive Monotherapie nicht den erwünschten therapeutischen Effekt erbringen konnte. Hierbei ist jedoch die Beachtung potenzieller unerwünschter Nebenwirkungen wie z.B.

Hingegen können weitere in der klinischen Routine häufig angewendete Therapieansätze, wie z.B. Psychopharmakotherapie mit Antidepressiva.

Beispielsweise hat sich die Kombinationstherapie mit einem SSRI und Mirtazapin mehrfach als sehr wirksam erwiesen, während die Kombinationstherapie mit Venlafaxin und Mirtazapin mit einem potenziell höheren Risiko für die Entwicklung unerwünschter Nebenwirkungen assoziiert wurde.

Die Umstellung eines Antidepressivums auf ein anderes im Rahmen einer antidepressiven Monotherapie kann derzeit nicht als evidenzbasierte Therapieoption bei TRD angesehen werden. Laut aktueller internationaler Therapierichtlinien sollte Switching nur bei absoluter Non-Response bzw. bei Auftreten von nicht tolerablen Nebenwirkungen angewendet werden.

Off-Label-Behandlung mit Ketamin

Ketamin konnte bereits mehrfach in klinischen Phase-III-Prüfungen eine rasche antidepressive und eine antisuizidale Wirksamkeit beweisen. Patienten, welche unter einer unipolaren und bipolaren Depression leiden und bei denen die bisher angewendeten konventionellen Behandlungsoptionen entweder ausgeschöpft oder nicht verfügbar sind, können von einer Off-Label-Therapie mit Ketamin profitieren.

Weitere unterstützende Maßnahmen

Depressionen und Schlafstörungen beeinflussen sich sogar in zweifacher Hinsicht. Einerseits führt Schlafmangel mitunter zu Erschöpfung und depressiven Verstimmungen, andererseits werden Depressionen häufig von Schlafstörungen begleitet. Der/die Betroffene kann sich dadurch im Schlaf nicht ausreichend erholen, was sich wiederum negativ auf die Depressionssymptome auswirkt. Zu den Therapiemöglichkeiten gehören unter anderem pflanzliche Arzneimittel wie Passionsblume oder Baldrian, die das Einschlafen erleichtern oder Medikamente, die zu einer Normalisierung der Schlafarchitektur beitragen. Ziel ist es, die mitteltiefen Schlafstadien, die nicht die ausreichende Erholung bringen, zugunsten von vermehrten Tiefschlafphasen zu reduzieren.

Regelmäßige Bewegung (spazieren gehen, walken, joggen, Rad fahren) verbessert nicht nur das körperliche Wohlbefinden, sondern nach einer gewissen Zeit werden auch stimmungsaufhellende Botenstoffe wie Serotonin und Endorphine ausgeschüttet. Studien belegen, dass bei manchen Menschen mit Depressionen durch regelmäßigen Sport sogar die Dosierung der Medikamente reduziert werden kann. Zudem hat sich auch gezeigt, dass sportlich aktive Betroffene weniger Rückfälle erleiden als Menschen, die sich nicht bewegen.

Die Lichttherapie, als Therapieform kommt vor allem bei der Winterdepression zum Einsatz. Die Betroffenen blicken täglich rund eine Stunde in eine spezielle Lichtquelle mit 2.500-10.000 Lux Leistung. Durch dieses Licht werden Rezeptoren in der Netzhaut stimuliert. In der Folge wird die Zirbeldrüse angeregt, Botenstoffe und Hormone auszuschütten, welche die saisonale Depression abklingen lassen. Für die Lichttherapie sind nur spezielle Leuchten geeignet.

Sprechen Sie über Ihre Ängste, Sie werden sehen, Sie sind nicht allein. Gespräche mit anderen können unterstützend wirken. Gehen Sie regelmäßig zu Ihren ärztlichen Kontrollen. Lassen Sie mal die Seele baumeln, indem Sie z.B. Entspannungsübungen können helfen.

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