ADHS Medikamente: Ein umfassender Überblick

Das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) ist eine neurobiologische Entwicklungsstörung, die sich meist bereits im Kindesalter manifestiert und oft ins Erwachsenenalter fortbesteht. Die Ursachen sind multifaktoriell und umfassen genetische, neurobiologische und umweltbedingte Faktoren, während die Diagnose anhand standardisierter Kriterien wie DSM-5 oder ICD-10 erfolgt.

Symptome und Diagnose von ADHS

Patient*innen leiden unter Symptomen aus den drei Komplexen: Störung der Konzentrationsfähigkeit, Hyperaktivität und Impulskontrollstörung. Es fällt ihnen schwer, eine ihrer Intelligenz adäquate Lernleistung zu erbringen, ihren Alltag zu organisieren oder ruhig in einer Theateraufführung zu sitzen. Ein Teil von ihnen kann Wutanfälle nicht ausreichend kontrollieren und versucht in Begegnungen zu dominieren, beziehungsweise das Gegenüber auszublenden.

Typische Symptome von ADHS

  • Unaufmerksamkeit: Betroffene haben Schwierigkeiten, ihre Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Aufgabe zu lenken und diese über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten. Sie können leicht abgelenkt werden und haben oft Probleme, ihre Gedanken zu organisieren und ihre Aufgaben zu strukturieren.
  • Hyperaktivität: Dies bezieht sich auf übermäßige körperliche Unruhe und eine konstante Neigung zur Bewegung. Menschen mit ADHS können Schwierigkeiten haben, ruhig zu sitzen oder still zu bleiben, insbesondere in Situationen, die Geduld erfordern.
  • Impulsivität: Betroffene neigen dazu, spontan zu handeln, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Sie können Schwierigkeiten haben, Impulse zu kontrollieren, sei es beim Sprechen, Handeln oder Entscheiden. Impulsive Reaktionen können zu Problemen in zwischenmenschlichen Beziehungen und bei der Bewältigung von Alltagsaufgaben führen.

Die Diagnostik der Erkrankung erfolgt im Rahmen eines standardisierten klinischen Interviews (ADHS Test). Ein klinisch psychologischer Befund ist für die fachärztliche Diagnose nicht erforderlich.

Medikamentöse Behandlung von ADHS

In der medikamentösen Behandlung des ADHS werden vor allem Amphetaminderivate und Substanzen aus der Gruppe der Amphetamine eingesetzt. Sowohl Amphetaminderivate (Methylphenidat) als auch Amphetamine (D-/L-Amphetamin, Lisdexamfetamin) zeigen ein gewisses Abhängigkeitspotenzial, das im Rahmen der Etablierung der psychopharmakotherapeutischen Strategie differenziert erörtert wird. Die Medikamente wirken gegen die Hauptsymptome von ADHS (Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit, Impulsivität). Es kommt dabei vor allem der Wirkstoff Methylphenidat zum Einsatz.

Wichtige Hinweise zur medikamentösen Behandlung

  • Amphetaminderivate (Methylphenidat) und Amphetamine (D-/L-Amphetamin, Lisdexamfetamin) können signifikante kardiovaskuläre Nebenwirkungen induzieren. Aus diesem Grund ist eine Abklärung durch eine Fachärzt*in für Kardiologie notwendig.
  • Wurde der Wirkstoff Lisdexamfetamin bereits im Jugendalter eingenommen, kann die Behandlung damit bei Bedarf auch im Erwachsenenalter fortgesetzt werden.
  • Kommt es mit den genannten Medikamenten nicht zum Therapieerfolg, kann auch der Wirkstoff Atomoxetin verschrieben werden.
  • Vor Beginn der Therapie erfolgt eine genaue körperliche Untersuchung sowie ggf. eine Blutabnahme. Es erfolgen regelmäßig Kontrolluntersuchungen. Treten Nebenwirkungen auf, sollen Betroffene dies der Ärztin/dem Arzt mitteilen.

Psychologische Aspekte und Therapie

Im Gegensatz zu biologistischen Konzepten, welche konstitutionelle Faktoren betonen, steht in der psychoanalytischen Auseinandersetzung mit Symptomen des ADHS der Beziehungsaspekt im Vordergrund. Die Konzentrationsfähigkeit von Patient*innen ist zum Beispiel zumeist stark abhängig vom jeweiligen Interesse der Betroffenen. Deren Möglichkeiten, sich für ein Gegenüber tiefergehend zu interessieren, sind mitunter im selben Maß eingeschränkt wie die für Ausbildungen oder Freizeitaktivitäten.

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Die Form der psychologischen Behandlung hängt davon ab, welcher Problembereich im Vordergrund steht (Coaching und "konkrete "Tipps" für den Alltag sind immer dabei). Bewältigung psychosozialer Probleme (z.B. die Behandlung von möglichen weiteren psychischen Erkrankungen (z.B. Dabei kommt Psychoedukation ein wichtiger Stellenwert zu. Zudem kommt auch klinisch-psychologische Behandlung zum Einsatz (z.B.

Diagnostik und Spezialambulanzen in Wien

Die Diagnosestellung von ADHS erfordert eine umfassende klinische Untersuchung durch erfahrene Fachleute. Neben klinischen Interviews, in denen das Verhalten und die Entwicklungsgeschichte des Betroffenen beleuchtet werden, kommen standardisierte Testverfahren zum Einsatz. Diese Tests zielen darauf ab, die exekutiven Funktionen, das Arbeitsgedächtnis und die Impulskontrolle zu bewerten.

In Wien gibt es spezialisierte Ambulanzen, die sich auf die Diagnostik und Behandlung von ADHS konzentrieren:

  • Spezialambulanz für Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivitätsstörungen (ADHS): Bietet die Möglichkeit zur Beratung, Diagnostik und etwaiger Therapieempfehlung.
  • Psychologische Praxis für ADHS & ADS in Wien: Das erste klinisch-psychologische Zentrum in Wien, welches sich auf die Diagnostik von ADHS & ADS bei Erwachsenen spezialisiert hat.

Ablauf der psychologischen Diagnostik

  1. Termin buchen (online): Vereinbaren Sie einen Termin für eine Diagnostik in einer Praxis.
  2. Datenerhebung (online): Füllen Sie umfangreiche, psychologische (Online-)Fragebögen aus.
  3. Anamnesegespräch (vor Ort): Erfassen Sie Ihre biografischen Informationen in einem persönlichen Gespräch.
  4. Testverfahren (vor Ort): Standardisierte Testverfahren werden verwendet, um Persönlichkeitsmerkmale, kognitive Fähigkeiten und Verhaltensweisen systematisch zu erfassen.
  5. Gutachten: Basierend auf den Ergebnissen der vorangegangenen Schritte wird ein umfassendes klinisch-psychologisches Gutachten erstellt.

Kosten und Refundierung in Österreich

Klinisch-psychologische Diagnostik ist eine Kassenleistung und wird teilrefundiert. Die Kostenrefundierung variiert je nach Krankenkasse. In der Regel können Sie mit einer Erstattung von ca. 350€ - 400€ rechnen. Die Kassen verlangen eine ärztliche Überweisung. Sprechen Sie dazu mit Ihrem Hausarzt oder Facharzt und lassen Sie sich eine Überstellung für eine klinisch-psychologische Diagnostik mit Verdacht auf ADHS mitgeben, welche Sie bei den Kassen gemeinsam mit unserer Rechnung einreichen können.

Wichtige Hinweise für Zuziehende nach Österreich

Diese Informationen richten sich vor allem an jene, die gerade nach Österreich übersiedelt/gezogen/gezügelt sind oder vorhaben, dies zu tun, und weiterhin Rezepte für ihre ADHS-Medikamente brauchen. Für einen Teil der Medikamente ist die Verordnung "bewilligungspflichtig". Dies betrifft alle ADHS-Medikamente mit Ausnahme der nicht retardierten Methylphenidat-Tabletten (Ritalin®- und Medikinet®-Tabletten).

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Methylphenidat in Tablettenform und verzögert freigesetzt (Ritalin®/Ritalin-LA®, Medikinet®/Medikinet retard® (entspricht Medikinet adult® in D), Concerta® u. Rezepte für jegliche Form von Methylphenidat und Amphetaminsulfat sind Suchtgiftrezepte. Sie mussten und müssen zum Teil auch weiterhin mit einer nummerierten Suchtgiftvignette versehen werden ("grünes Pickerl"). Die elektronische Verschreibung mit ihren Sicherheitsmerkmalen wird der Vignette inzwischen gleich gehalten.

Tabelle: Kostenübersicht ADHS Diagnostik

Leistung Kosten Refundierung
Online Screening € 200,- Nicht refundiert
Diagnostik vor Ort (Komplettpaket inkl. Gutachten) € 800,- € 350,- bis € 400,- (je nach Krankenkasse)
Zusatzmodul Autismus (optional) € 400,- Teilweise refundiert (je nach Krankenkasse)

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