Kraft durch Freude (KdF) und die Hotelgeschichte im Nationalsozialismus

Die Organisation "Kraft durch Freude" (KdF) war nach Hitlers Machtübernahme im Jahre 1933 zuständig für die Freizeitgestaltung der deutschen Bevölkerung. Die 1933 gegründete Organisation Kraft durch Freude (KdF) war der Deutschen Arbeitsfront (DAF) untergeordnet und für die Freizeitgestaltung der deutschen Bevölkerung zuständig.

Am 2. Mai 1933 wurden im nationalsozialistischen Deutschland die Gewerkschaften gewaltsam aufgelöst. An ihre Stelle trat die „Deutsche Arbeitsfront” (DAF). Durch die Einziehung des beschlagnahmten Vermögens der Gewerkschaften und Übernahme der Mitglieder wurde die DAF zur reichsten und mitgliederstärksten NS-Massenorganisation.

Kraft durch Freude (KdF) war eine im November 1933 gegründete Unterorganisation der DAF. Ziel war die Organisation der Freizeit, die „totale Betreuung” der Volksgemeinschaft.

Die straff organisierte Gemeinschaft der KdF bot ein umfassendes Erholungs- und Unterhaltsprogramm, das sich vor allem die Arbeiterschaft bis dato nicht leisten konnte. Vorbild für die Gründung der KdF war die faschistische Freizeitorganisation Italiens Dopolavoro.

Vordergründig verfolgte die KdF das Ziel, soziale Ungleichheiten zu beseitigen und jedem dieselben Möglichkeiten zu Erholung und Entspannung zu bieten, weshalb sie auch die populärste und breitenwirksamste NS-Organisation war. Das durch die KdF-Programme entstehende Zusammengehörigkeitsgefühl war allerdings ein wichtiger Bestandteil für die eigentlichen Pläne Hitlers: Das Unterhaltsprogramm und die Reisen dienten der Propaganda, die sportlichen Aktivitäten sollten - im Sinne der Volksertüchtigung und Volkserziehung - die Wehrkraft der Menschen stärken und sie auf den Krieg vorbereiten. Außerdem sollte sich durch die besondere Fürsorge für die Arbeiter deren Leistung steigern und so die Produktion von wichtigem Kriegsmaterial schneller vorangetrieben werden.

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Blaupause für diese „Seebäder der 20.000” war das KdF-Seebad Prora. 1935 beauftragte DAF-Führer Ley den Architekten Clemens Klotz (1886-1969) mit einem Entwurf, der auch am Parteitag der NSDAP vorgestellt wurde.

Klotz plante die Infrastruktur einer kompletten Kleinstadt - unter anderem mit einem Kraftwerk, einem Krankenhaus, Schule, Bahnstation, Geschäften und Poststelle, einem Wellenschwimmbad, einem Turm mit Höhencafé, Restaurants, Theater und einem Kino.

Am 2. Mai 1936, drei Jahre nach der Zerschlagung der Gewerkschaften, erfolgte die Grundsteinlegung durch DAF-Führer Ley. Für die Unterbringung der Urlauber waren acht, jeweils 550 Meter lange, sechsgeschossige, völlig gleichartige Häuserblocks mit insgesamt 10.000 Gästezimmern vorgesehen.

Am 1. September 1939 war mit Beginn des Weltkriegs Schluss mit den Bauarbeiten. Die Arbeiter wurden für den Bau des Raketen-Testgeländes Peenemünde auf Usedom gebraucht. Dennoch wurde während des Krieges die Anlage von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern weiter ausgebaut und militärisch genützt.

Nach der Wende übernahm die Deutsche Bundeswehr bis 1992 die Anlage. Ab 2004 wurden die Blöcke 1, 2 und 4 einzeln an verschiedene Investoren verkauft und saniert. Es entstanden exklusive Eigentumswohnungen (5000-6500 Euro/m²), Ferienappartments, Hotelzimmer und die erforderliche Infrastruktur - Gastronomie, Sport, Wellness.

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Mit dem Verkauf der Blöcke an private Investoren und dem Umbau in Wohungen, Ferienappartments und Hotels ist das „KdF-Seebad Prora” am Ende angelangt und mutiert zum „Seebad Prora”. Der Koloss, der den unbedingten Machtwillen des Nationalsozialismus, seinen Hang zur Gigantomanie und die Unterwerfung des Einzelnen unter die „Volksgemeinschaft”, die Verdrängung des Individuums zugunsten der Masse, symbolisierte und erlebbar machte, sieht nun aus wie ein etwas zu lang geratener Wohnblock.

Faschingsveranstaltungen und Bälle im Jahr 1939

Das Jahr 1939 begann nach ausgelassenen Silvesterpartys mit einem vielfältigen Faschingstreiben, das laut parteioffizieller Ankündigung jetzt nicht mehr wie früher vom Aschermittwoch begrenzt werden musste. Besonders aktiv dabei erwies sich die Vergnügungsorganisation der Deutschen Arbeitsfront Kraft durch Freude (DAF/KdF).

In „sämtlichen Räumen des Stadtsaalgebäudes“ fand am 11. Februar 1939 als „Repräsentationsfest unserer Gauhauptstadt“ der „Ball der Stadt Innsbruck“ statt. Diese traditionelle Ballveranstaltung sollte in der nationalsozialistischen Ära eine neue glanzvolle Ausstrahlung vermitteln: Die optische Gestaltung der Räumlichkeiten wurde Mitgliedern der Innsbrucker Künstlerschaft übertragen.

Einen ausführlichen Bericht über diese illustre Faschingsveranstaltung, die die Repräsentanten des nationalsozialistischen Regimes natürlich als Bühne ihrer politischen und gesellschaftlichen Relevanz inszenierten, bringen die Innsbrucker Nachrichten vom 13. Februar 1939 auf Seite 5.

Ausführlich wird das Ambiente der Ballveranstaltung, realisiert von Innsbrucker Künstlern, beschrieben. Vermutlich war dafür der Maler Ernst Nepo hauptverantwortlich, der schon den Innsbrucker Maibaum von 1938 und Bühnenbilder kunstvoll gestaltet hatte.

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Auf die offizielle und ritualisierte Eröffnungspolonaise folgten in bunter Reihe „Musik, Frohsinn und heitere Muse“. Für weitere Abwechslung sorgte das Ballett des Stadttheaters, und „auch in der Bar wurde nach den schmissigen Klängen der Kapelle [Artur] Kanetscheider lebhaft dem Tanze gehuldigt“.

Diesem Großereignis war im Stadtsaalgebäude Innsbruck am 6. Februar 1939 der beliebte „Alpenvereinsball“ mit Beteiligung „zahlreicher Persönlichkeiten von Partei und Staat“ vorangegangen sowie im Großgasthof Breinößl der Ball des Deutschen Männergesangvereins.

Bereits am Donnerstag (16. Februar 1939) war in sämtlichen Räumen des Hotels Maria Theresia von der Deutschen Arbeitsfront, Gaufachgruppe Das deutsche Gaststättengewerbe in Zusammenwirken mit der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude und der Wirtschaftsgruppe Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe ein Maskenball in Szene gegangen.

Natürlich gab es auch außerhalb Innsbrucks im ganzen Gaugebiet Ballveranstaltungen. Weitum bekannt waren zum Beispiel der „Ball des Haller Kübels“, ein Maskenball, bei dem sich auch die „KdF.-Gäste zahlreich einfanden“ sowie der „Alttiroler Trachtenball“ in Kitzbühel.

Am 7. Jänner 1939 wurde im Hotel Reisch in Kitzbühel ein Trachtenball gegeben, dessen Erträgnis dem „Winterhilfswerk des deutschen Volkes“ gewidmet war.

Unter der Devise „Auf großer Fahrt ins neue Jahr“ feierten auch die Intendanz und die Mitglieder der Städtischen Bühne mit einem vergnüglichen Durcheinander von beschwingter Musik und Tanz, von humoristischen Einlagen und dem zweiten Teil der Operette Maske in Blau von Fred Raymond unter der musikalischen Leitung von Benno Schmalwieser am Silvesterabend 1938 den Jahreswechsel.

Kitzbühel in der NS-Zeit

Glanz, Glamour und Skispektakel: Dafür steht Kitzbühel mit den Hahnenkamm-Rennen. Wie Kitzbühel überhaupt zum Wintersport- und Partyhotspot wurde, ist noch weitgehend unbekannt.

Anlässlich ihres 750-jährigen Bestehens erteilte der Gemeinderat 2021 einen Forschungsauftrag an das Wissenschaftsbüro Innsbruck. Man wollte eine historische Lücke schließen.

Spätestens ab etwa 1930 entwickelte sich Kitzbühel in Richtung Glanz und Glamour. Auf den Gästelisten der verschiedenen Betriebe und Unterkünfte fanden sich namhafte Persönlichkeiten aus aller Welt. Zum Beispiel besuchte der englische Thronfolger Prinz Edward gemeinsam mit seiner Geliebten Wallis Simpson die Stadt. Auch der spätere Autor der James-Bond-Romane, Ian Fleming, verkehrte hier.

Mitte März 1938 vollzog sich der „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich unter Adolf Hitler. Nach dem „Anschluss“ setzten die Nazis die eingeschlagene Entwicklung rund um den Partyhotspot fort. Die Stadt mutierte zum Aushängeschild des NS-Regimes. Politik und Sport verschmolzen in zahlreichen Veranstaltungen.

Internationale Gäste blieben ab Kriegsbeginn im September 1939 aus. Der Fremdenverkehr innerhalb des Reiches florierte. Mit dem Programm „Kraft durch Freude“ kam der Massentourismus. Neben Wehrmachtsoffizieren hielten sich hochrangige NS-Funktionäre wie die Regisseurin Leni Riefenstahl in Kitzbühel auf.

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