Essstörungen sind ernstzunehmende psychische Erkrankungen, die sich über das Essverhalten äußern. Sie sind keine Ernährungsprobleme, die durch „richtiges“ Essen gelöst werden können. Betroffene drücken so Probleme aus, die sie auf der seelischen Ebene kaum oder nur schwer verarbeiten können.
Der Übergang von einem problematischen Essverhalten zu einer Essstörung kann schleichend sein. Magersucht, Ess-Brechsucht, Esssucht und nicht näher bezeichnete Essstörungen - Essstörungen haben viele Gesichter.
Ursachen und Einflussfaktoren
Es gibt immer mehrere Ursachen für eine Essstörung: familiäre, persönlich-individuelle, biologische, aber auch gesellschaftliche und soziokulturelle Ursachen.
Viele Jugendliche fühlen sich unter Druck gesetzt, einem bestimmten Schönheitsideal zu entsprechen - sei es durch Social Media, Werbung oder ihr Umfeld. Als zentrale Einflussfaktoren gelten Social-Media-Plattformen, die unrealistische Schönheitsideale und Selbstoptimierungszwänge vermitteln. Laut KKH-Psychologin Franziska Klemm erhöht eine intensive Nutzung sozialer Medien das Risiko für Körperunzufriedenheit und daraus resultierende Essstörungen deutlich.
Eine aktuelle Auswertung der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) in Deutschland weist auf einen deutlichen Anstieg von Essstörungen bei Jugendlichen hin. Zwischen 2019 und 2023 stieg die Zahl der ärztlich diagnostizierten Fälle von Magersucht, Bulimie und Binge Eating bei zwölf- bis 17-jährigen Mädchen um fast 50 %.
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Die Bedeutung der Früherkennung und Prävention
Die Gesellschaft bezweckt die Verbesserung der Früherkennung, Behandlung, Erforschung und Prävention von Essstörungen sowie die Entwicklung und Unterstützung der Gesundheitsförderung auf dem Gebiet des Essverhaltens, des Körperbildes und des Selbstbildes, um die Häufigkeit von Essstörungen zu verringern.
Kontakt mit jemand anderem ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg aus der Essstörung. Je früher Sie sich Hilfe suchen und holen, desto besser sind Ihre Heilungschancen und umso kleiner die Auswirkungen der Essstörung.
Im Rahmen des Projekts entwickeln wir Materialien, die später in Schulen, Jugendzentren und auf Social Media sichtbar werden. Gemeinsam schaut ihr euch die Plakate an und sagt uns ehrlich: Was spricht euch an? Was nicht? Wissenschaftlich begleitetes Online-Gruppeninterview. Projektpartner*innen: Ferdinand Porsche FERNFH, queraum.
Die Hotline als erste Anlaufstelle
Die Hotline bietet Betroffenen und Angehörigen von Menschen mit Essstörungen sowie Fachleuten professionelle Beratung, Information und Hilfe.
Die Hotline ist mehr als nur ein Telefonanschluss - wer hier anruft, wird als Mensch ernst genommen und findet Verständnis und besondere Aufmerksamkeit, die für echte Hilfe eine wichtige Basis darstellt. Wir hören zu, spenden Trost und finden gemeinsam mit den Anrufer*innen neue Wege und Perspektiven.
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Für viele Betroffene ist der Anruf bei der Hotline auch der erste Schritt aus der Heimlichkeit der Essstörung.
Die Hotline verfügt über eine umfangreiche Adressdatenbank für Beratungsstellen, Kliniken, Psychotherapie, Selbsthilfegruppen und Ärzt*innen und ist daher eine zentrale Anlaufstelle.
Ein erfahrenes Team aus Psychotherapeutinnen und klinischen Psychologinnen mit langjähriger Erfahrung in Beratung und Therapie berät und beantwortet Fragen mit viel Fachwissen und Einfühlungsvermögen:
- Gabriele Haselberger, Beraterin
- Mag.a Ursula Knell, Beraterin und fachliche Leitung
Der Wunsch nach Aussprache, die Suche nach Psychotherapieplätzen und die Hilfe in einer aktuellen Krise sowie der Umgang mit Betroffenen stehen bei den Anrufer*innen an oberster Stelle.
Bei der Hotline stehen kurz- und längerfristige Beratungen für Ratsuchende, Beratung in Krisen und Weitervermittlung zu professioneller Unterstützung (face to face) im Vordergrund. Außerdem bietet das Team ein Workshop-Angebot für in der Jugendarbeit tätige Multiplikator*innen an.
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Kontaktdaten der Hotline
Telefonisch sind wir unter 0043 (0)512 576026 Montag, Mittwoch und Freitag von 09-13 Uhr und Dienstag und Donnerstags von 13-18 Uhr erreichbar.
Checkliste: Bin ich betroffen?
Je mehr Fragen Sie mit Ja beantworten, desto höher ist das Risiko, in eine Essstörung hineinzurutschen:
- Meine Gedanken drehen sich fast ständig um Essen, Kalorienverbrauch und Gewicht.
- Mein einziges Lebensziel ist das Erreichen einer Traumfigur.
- Allein die Waage bestimmt Laune und Wohlbefinden.
- Ich spüre keinen Hunger mehr.
- Ich spüre keine Sättigung mehr.
- Essen ist mit Angst und Schuldgefühlen verbunden.
- Ich fürchte mich vor Situationen, in denen mir andere beim Essen zusehen.
Erste Tipps für Eltern, Freund*innen und Verwandte
Sie haben soeben den ersten wichtigen Schritt getan: Sie informieren sich über den richtigen Umgang mit Ihrer/Ihrem Angehörigen. Information trägt zum Verstehen der/des Betroffenen bei. Verständnis für die/den Betroffenen ist eine wichtige Unterstützung für die Krankheitsbewältigung.
- Ein offener Umgang mit der/dem Betroffenen ist von enormer Bedeutung. Die Essstörung soll nicht tabuisiert werden. Sie können Ihrer/Ihrem Angehörigen am besten helfen, indem Sie ihr/ihm sagen, dass Sie sich Sorgen machen und welche Veränderungen Ihnen aufgefallen sind.
- Stellen Sie nicht Ihr ganzes Leben auf die Essstörung ein. Es ist für die Betroffene / den Betroffenen eine Entlastung, wenn Sie sich gut um Ihre eigenen Bedürfnisse kümmern.
- Zeigen Sie klar Ihre Grenzen. Sie müssen nicht alles verstehen oder erdulden.
- Sagen Sie der/dem Betroffenen, dass Sie sich wünschen, dass sie/er sich in medizinische Behandlung begibt. Damit übergeben Sie auch die Verantwortung der/dem Betroffenen. Das ist ein notwendiger Schritt.
- Sehen Sie den Menschen als Ganzes. Die Essstörung ist nur ein Teil der Persönlichkeit. Es gibt auch andere Facetten, die gesehen werden möchten.
Meist ist es für nahestehende Menschen schwer auszuhalten, dass man so wenig tun kann, um der/dem Betroffenen bei der Bewältigung ihrer/seiner Krankheit zu helfen. Eine Essstörung zu bewältigen braucht viel Kraft und vor allem den Entschluss, dass man mit diesem krankhaften Essverhalten aufhören will.
Die/der Betroffene soll letztendlich mit professioneller Hilfe die Krankheit bewältigen.
Das Leben von Eltern, Partner*innen und Freund*innen ist meist von der Essstörungserkrankung der/des Betroffenen belastet. Holen Sie sich selbst Unterstützung auf diesem Weg. Wir beraten Sie bei Fragen zu Beratungsstellen oder Fachleuten in Ihrer Nähe, hören Ihnen zu, wenn Sie einfach nur sprechen wollen, und helfen Ihnen auch in akuten Krisensituationen.
Risiko- und Schutzfaktoren bei Essstörungen
Für eine erste Einschätzung können folgende Risiko- und Schutzfaktoren für Betroffene hilfreich sein:
Risikofaktoren:
- Mangelndes Selbstwertgefühl
- Umbruchsituationen (z. B.
Weitere Informationen
Mehr Infos zum Thema:
- Folder Essstörungen?! Wir sprechen darüber
- Folder Essstörungen?! Wenn Essen krankmacht
Die Broschüre bestärkt Lehrkräfte darin , das Thema Essstörungen aktiv aufzugreifen. Sie bietet einen kompakten Überblick über die wichtigsten Krankheitsbilder, deren körperliche Folgen sowie erste Anzeichen, auf die Sie im Schulalltag achten können. Praktische Tipps zur Gesprächsführung helfen dabei, sensibel und unterstützend auf betroffene Schüler:innen zuzugehen. Darüber hinaus erhalten Sie Anregungen, wie Sie im Unterricht und auf Schulebene zur Prävention beitragen können. Die obige Broschüre kostenlos bezogen bzw.
Zum Nachdenken:
- Mein Körpergewicht ist nicht die einzige Ursache für meine Unzufriedenheit.
- Nobody is perfect. Auch ich darf Fehler machen.
- Bewegung ist Leben und tut mir gut, solange ich Spaß dabei habe.
- Ich höre auf mich: Was tut mir gut, was brauche ich, damit ich zufrieden und emotional satt bin?
- Ich bin offen für den Augenblick.
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