Schulschwierigkeiten können ganz unterschiedliche Ursachen haben. Psychotherapie sowie gesundheitspsychologische Beratung für Kinder, Jugendliche und deren Eltern können hier helfen.
Intellektuelle Hochbegabung
Eine intellektuelle Hochbegabung betrifft nicht nur das Denken, sondern auch das Wahrnehmen und das Fühlen. Sie prägt die gesamte Persönlichkeit, denn Intelligenz ist ein relativ stabiles Persönlichkeitsmerkmal.
Es gibt verschiedenen Definitionen und es scheiden sich die Geister, doch die allgemeingültige Theorie in Österreich und Deutschland ist, dass man ab einem IQ von 130 intellektuell hochbegabt ist. Damit überschreitet man zweimal die Standardabweichung, die 15 beträgt. Der Bereich der normalen Intelligenz liegt zwischen 85 und 115. Das betrifft 68 % der Bevölkerung. Und ab einem Wert von 130 gilt man als hochbegabt, immerhin 2 % der Bevölkerung. Umgerechnet auf Österreich sind das rund 175.000 Menschen.
Viele Erwachsene mit einer intellektuellen Hochbegabung wissen nicht, dass sie hochbegabt sind. Gerade kluge und begabte Menschen halten sich oft nicht für besonders intelligent. Das Wissen rund um die eigene Hochbegabung und ein adäquater Umgang damit, sind für ein gutes und erfüllendes Leben äußerst bedeutsam. Ich berate Kinder und Erwachsene rund um das Thema Hochbegabung.
Das Ergebnis eines IQ-Tests zeigt ein Potential auf. Aber es ist auch ein sehr eingeschränkter Blick, sich nur auf eine Zahl zu fokussieren.
Lesen Sie auch: Hochbegabung, ADHS und Autismus: Was sie verbindet
Mögliche Schwierigkeiten und Herausforderungen
Gerade bei Kindern, die ja noch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung mitten drin sind, kann es gefährlich sein, eine Person auf eine Zahl zu reduzieren. Wenn es auch noch von seiner Umgebung über den IQ definiert wird ("Ah, das ist die xxx, die ist ja hochbegabt!") verstärkt sich das Ganze noch. Es steht auch eine große Erwartungshaltung von vielen Mitmenschen dahinter, der man auch mit einem noch so hohen IQ längst nicht immer gerecht werden kann.
Unter Eltern und Lehrkräften herrscht der weit verbreitete Irrglaube, dass für die Beschäftigung mit den Stärken des Kindes erst dann Platz sein darf, wenn die Schwächen „behoben“ sind. Tatsächlich bietet ein solcher Trugschluss aber den perfekten Nährboden für Motivationsmangel, Schulunlust und sogar Depression. Anstatt begabten Kindern das zu entziehen, was Freude und Energie bringt, muss die Möglichkeit, ihre Begabungen ausleben zu können, eigentlich als Grundlage für das Entstehen von Motivation in anderen Bereichen gesehen werden.
Konzentrationsstörungen
Konzentrationsstörungen sind auch so eine Sache. Es stimmt vor allem, dass ich mich nicht lange AUF EINE SACHE konzentrieren kann. Bei IQ-Tests kam ich immer gut zurecht, weil die einzelnen Aufgaben kurz und klar waren. Es wechselten bei den Tests, die ich hatte, auch immer verschiedene Bereiche, so dass es nicht langweilig wurde. Manche Aufgaben waren lächerlich einfach, da hatte ich Erholungsphasen dazwischen, andere waren positiv herausfordernd, aber nie so komplex, dass ich an meine Konzentrationsgrenze gekommen wäre.
Es gibt viele Faktoren, die bewirken, dass Menschen in einer Testsituation nicht ihre volle Leistung zeigen. Akutes Zahnweh ist nicht mit einer akuten, schweren Depression vergleichbar, aber beides kann bewirken, dass der Test schlechter ausfällt, als es vom Potential des Menschen möglich wäre.
Motivation und Förderung
Umso markanter scheint besonders die große Unruhe mathematisch-logisch begabter Kinder, die in ihrer Entwicklung gebremst werden. Unsere Gesellschaft braucht keine Nobelpreisträger? Auch wenn viele Eltern sagen, dass es ihnen nicht wichtig sei, dass ihr Kind einmal Großes leisten soll, so frage ich mich dennoch: „Wollen wir es ihnen verwehren, dass sie es könnten?
Lesen Sie auch: Kupferspirale: Einflüsse auf das Wohlbefinden
Lebensglück kann nur erreicht werden, wenn der Seelenplan erfüllt werden darf. Es geht hier aber nicht prinzipiell darum, der/die Beste eines Faches zu werden. Das Lebensglück der Kinder sollte jedoch als Argument für eine frühzeitige Förderung mehr als ausreichend sein. Nicht alle logisch-mathematisch hochbegabten Kinder werden später große Mathematiker*innen. Sie entdecken vielleicht neue Interessen, begeistern sich für andere Gebiete und schlagen ganz unterschiedliche Wege ein. Dennoch haben alle in diesem Moment etwas gemeinsam: Ihre Seele drängt nach der Beschäftigung mit der Mathematik.
Wenn diese Kinder durch institutionelle Vorschriften weiter kleingehalten werden, können sie nicht nur ihr volles Potenzial möglicherweise nie ausschöpfen, sondern sie müssen geradezu innerlich unruhig werden. Der Kopf schiebt mit Freude an, aber die Schule bremst. Das ist kein gutes Gefühl. Ohne Differenzierung ist Motivationsmangel vorprogrammiert.
Auf Seiten der Schule braucht es Mut, sich von einem fest vorgeschriebenen Lehrplan zu lösen, um einem Kind das Weiterkommen zu ermöglichen. Allerdings steht der Fokus in unserem Schulsystem oft auf einer Eliminierung der Schwächen, weniger auf einer weiteren Förderung der Begabungen.
Depressionen bei Kindern
Es ist wichtig, Warnsignale frühzeitig zu erkennen, um starkes Leiden und Lebenseinschränkungen (Einbußen in der Lebensqualität) zu vermeiden.
Wirkt Ihr Kind in letzter Zeit häufig traurig und freudlos? Interessiert er/sie sich für nichts mehr? Hat er/sie Schlafstörungen und/oder keinen Hunger? Diese Empfindungen sind sinnvolle Signale für Lebensunstimmigkeiten, die es zu verändern gilt.
Lesen Sie auch: Kognitive Beeinträchtigungen bei Depressionen
Betroffene Kinder und Jugendliche können eine negative und pessimistische Sicht auf die Zukunft haben, vermindertes Selbstvertrauen verfügen und Schuld- und Wertlosigkeitsgefühle erleben. Es kann sein, dass ihr Leiden oft längere Zeit nicht auffällt (z.B. auch nicht in der Schule).
Symptome
Eine Depression kann von körperlichen Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen begleitet werden (z.B. Bauchschmerzen, Kopfschmerzen oder Erbrechen). Hat Ihr Kind Schwierigkeiten dabei ein- oder durchzuschlafen? Leidet Ihr Kind an starkem Übergewicht und/oder hat häufig Essanfälle?
Weitere mögliche Symptome sind:
- Stimmung, Freudlosigkeit, Interessensverlust und erhöhter Ermüdbarkeit
- Geringes Selbstwertgefühl
- Schlafstörungen
- Veränderungen im Essverhalten
Weitere psychische Belastungen
Neben Depressionen können bei Kindern auch andere psychische Belastungen auftreten:
- Angststörungen: Angst kann sich auch nur oder vordergründig in sozialen Situationen zeigen (z.B. Schwierigkeiten andere Kinder anzusprechen und Freunde zu finden).
- Zwangsstörungen: Kinder haben eine Reihe wiederkehrender Rituale und festgelegte Gewohnheiten. Wenn Ihr Kind nun aber innerhalb kürzester Zeit sehr viel häufiger (z.B. deutlichen Anspannung, Angst oder auch Aggression führt, Handlungen oder Gedanken zu neutralisieren) diese zeigt, sollte man hellhörig werden.
- Psychosomatische Beschwerden: Man spricht von psychosomatischen Beschwerden, wenn es für körperliche Beschwerden (z.B. Bauchschmerzen, Kopfschmerzen) keine organische Ursache gibt.
- Essstörungen: Betroffene berichten während eines Essanfalls keine Kontrolle über das Essen zu haben (z.B. Gefühl mit dem Essen nicht aufhören zu können bzw. man isst bis zu einem unangenehmen Völlegefühl). Meist wird aus Verlegenheit über die Mengen alleine oder heimlich gegessen. Ekelgefühle gegenüber sich selbst, Deprimiertheit oder Schuldgefühle nach dem Essanfall treten auf.
Ursachen für Schulschwierigkeiten
Schulschwierigkeiten können ganz unterschiedliche Ursachen haben, die es im Rahmen einer individuellen Problemanalyse zu ergründen gilt. Zum Beispiel:
- Funktionieren die Sinnesorgane (Augen, Ohren, Tastsinn) gut?
- Kann das Kind richtig zuhören, sich im Raum zu orientieren oder eine Anweisung zu hören, wenn viele Menschen gleichzeitig sprechen?
Diese Faktoren können im Rahmen einer umfassenden psychologischen Diagnostik erfasst werden.
Förderung mathematisch-logisch begabter Kinder
Howard Gardner, der Entwickler der „Multiplen Intelligenzen“: Entscheidend ist, dass der junge Logiker-Mathematiker rasch vorankommt. Wie wir gesehen haben, liegt die produktivste Zeit für diesen Bereich vor dem vierzigsten Lebensjahr, vielleicht sogar vor dem dreißigsten, und nur selten werden wichtige Arbeiten später verfasst. […] Die Fähigkeit, alle nötigen Variablen für eine bestimmte Zeit in seinem Kopf zu speichern und zu manipulieren, um bei einem wichtigen mathematischen Problem weiterzukommen, ist aus einem nicht genau bekannten (wahrscheinlich neurologischen) Grund besonders vom Alter abhängig, und in diesem Bereich beginnt das Alter schon mit dreißig oder vierzig Jahren. Eine harte und oft schmerzhafte Tatsache. […] In der Mathematik ist diese Situation noch deutlicher. Nach Alfred Adler ist der Zenit bei den meisten Mathematikern mit fünfundzwanzig oder dreißig Jahren überschritten. Wenn er bis zu diesem Zeitpunkt nicht viel erreicht hat, wird es ihm auch danach nicht mehr gelingen. (Gardner 1991, S. Wenn man nur bis 30 Zeit hat, muss man laut werden!
Buchtipps
- Christina Heil: Psychotherapie mit hochbegabten Erwachsenen.
- Andrea Brackmann: Jenseits der Norm - hochbegabt und hoch sensibel?
- Jeanne Siaud-Facchin: Zu intelligent um glücklich zu sein?
- AHHs, Schule und Hochbegabung (Thilo Fitzner, Werner Stark Hrsg.)
tags: #hochbegabung #und #depression #bei #kindern