Was ist der Grad der Behinderung (GdB)?
Der GdB liegt zwischen 20 und 100 und gibt an, wie stark die gesundheitlichen Einschränkungen einer Person sind. Die Feststellung des Grades der Behinderung erfolgt durch das Versorgungsamt. Wer eine gesundheitliche Einschränkung hat, kann einen Antrag auf Feststellung des GdB beim zuständigen Versorgungsamt stellen. Es empfiehlt sich, möglichst viele ärztliche Unterlagen beizulegen - je detaillierter, desto besser.Ab wann gilt man als schwerbehindert?
Ab einem GdB von 50 gilt man sowohl in Österreich als auch in Deutschland als schwerbehindert. Ab diesem Zeitpunkt spricht man auch offiziell von einer Schwerbehinderung. Neben dem GdB gibt es sogenannte Merkzeichen, die zusätzliche Nachteilsausgleiche ermöglichen.Pflegegrad vs. GdB
Es ist wichtig, den Pflegegrad vom GdB zu unterscheiden. Der Pflegegrad beschreibt, wie viel Unterstützung jemand im Alltag benötigt - etwa bei Körperpflege, Ernährung oder Mobilität. Der GdB dagegen beurteilt ausschließlich den gesundheitlichen Funktionsverlust - also die Behinderung an sich.Depression als Behinderung
Ob psychisch, körperlich oder chronisch krank - viele Erkrankungen können als Behinderung gelten, wenn sie Ihren Alltag nachhaltig einschränken. Auch Depressionen können je nach Schweregrad und Ausprägung als Behinderung anerkannt werden und zu einem GdB führen.Feststellung des Schweregrads einer Depression
Für die Diagnose einer Depression berücksichtigen Ärztinnen oder Ärzte unter anderem den Schweregrad und die Dauer der Symptome. Die Ärztin oder der Arzt fragt nach Symptomen und wie lange sie bestehen. Sie oder er erkundigt sich zudem nach der Lebenssituation und möglichen Problemen bei der Alltagsbewältigung. Zudem ist es wesentlich, organische Ursachen für die Depression auszuschließen - z.B. durch ein Schädel-Hirn-Trauma. Es können auch Fragebögen zum Einsatz kommen, um die Stellung der Diagnose zu unterstützen.Fachleute teilen Depressionen in drei Schweregrade ein:* **Leichte depressive Episode:** Mindestens zwei oder drei der oben angegebenen Symptome sind vorhanden.* **Mittelgradige depressive Episode:** Vier oder mehr der oben angegebenen Symptome sind vorhanden.* **Schwere depressive Episode:** Darunter verstehen Fachleute eine depressive Episode mit mehreren oben angegebenen quälenden Symptomen. Der Verlust des Selbstwertgefühls und Gefühle von Wertlosigkeit sowie Schuld sind stark ausgeprägt. Suizidgedanken sowie Suizidhandlungen sind häufig. Bei einer schweren depressiven Episode können auch psychotische Beschwerden auftreten. Dazu zählen zum Beispiel Halluzinationen oder Wahnideen. Aber auch Bewegungsstörungen oder ein Stupor können vorhanden sein. Der Alltag ist stark beeinträchtigt.Behandlungsmöglichkeiten bei Depressionen
Zur Behandlung einer Depression stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Zu wesentlichen Therapiemaßnahmen zählen vor allem Medikamente, meist sogenannte Antidepressiva, und Psychotherapie. In jedem Fall erfolgt eine Aufklärung über die Erkrankung. Die Fachwelt nennt das Psychoedukation. Bei der Behandlung einer Depression können auch Ergotherapie oder Musiktherapie zum Einsatz kommen.Medikamentöse Behandlung
Sogenannte Antidepressiva sind Medikamente gegen Depressionen, denen ein ähnliches Prinzip zugrunde liegt. Diese sollen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen die Konzentration von sogenannten Neurotransmittern im Gehirn, vor allem von Serotonin bzw. Noradrenalin oder Dopamin, erhöhen.Es gibt verschiedene Arten von Antidepressiva:* Alpha2-Rezeptor-Antagonisten: Diese erhöhen ebenfalls die Konzentration von Serotonin und Noradrenalin.* Monoaminooxidase-Inhibitoren (MAO-Hemmer): Diese blockieren die Wirkung des Enzyms Monoaminooxidase.* Nicht selektive Monoamin-Rückaufnahme-Inhibitoren (NSMRI) erhöhen die Konzentration von Serotonin und Noradrenalin.Es dauert ungefähr 14 Tage, bis Antidepressiva wirken. Nach ungefähr drei bis vier Wochen rechnet man mit der vollen Wirkung. Dann bespricht die Ärztin oder der Arzt mit der betroffenen Person, ob die Symptome weniger geworden sind. Studien zeigen, dass Antidepressiva Beschwerden einer Depression lindern und Rückfälle verhindern können. Jedoch wirken sie nicht bei allen Betroffenen gleich gut. Ein Teil hat weiterhin Beschwerden.Bei der Behandlung einer Depression können auch andere Medikamente als Antidepressiva zum Einsatz kommen. Auch Benzodiazepine oder Antipsychotika können zur Anwendung kommen. Zum Beispiel zur Beruhigung oder bei einer Psychose im Rahmen einer Depression.Psychotherapie
Es gibt unterschiedliche Methoden der Psychotherapie. Eine Psychotherapie kann einzeln, in der Gruppe oder auch als Paartherapie erfolgen.Weitere Behandlungsmethoden
* Elektrokonvulsionstherapie (EKT): Bei der Elektrokonvulsionstherapie, kurz EKT oder auch Elektrokrampftherapie genannt, erfolgt in einer Kurznarkose eine Verabreichung von Stromimpulsen über Elektroden an der Kopfhaut. Dies führt zu einem Krampfanfall.* Repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS): Bei der repetitiven Transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) wird eine Spule an die Kopfhaut angelegt. Diese erzeugt elektromagnetische Impulse, die wiederholt verabreicht werden. Dafür ist keine Betäubung bzw. Narkose notwendig.* Bewegungstherapie und sporttherapeutische Maßnahmen: Neben Bewegungstherapie hat sich vor allem Sport in der Gruppe als sporttherapeutische Maßnahme bewährt.* Musiktherapie: Bei der Musiktherapie kommen musikalische Mittel zum Einsatz.* Lichttherapie: Bei Depressionen, die einen Zusammenhang mit den Jahreszeiten zeigen, empfehlen Fachleute mitunter Lichttherapie. Diese hat das Ziel, den Spiegel der Hormone Serotonin und Melatonin zu regulieren.* Schlafentzugstherapie: Diese findet in einem Krankenhaus auf einer Station oder in einer spezialisierten Ambulanz statt. Dabei kommt es zu einem Schlafentzug über die ganze Nacht oder in der zweiten Nachthälfte.Was tun bei Therapieresistenz?
Die Ärztin oder der Arzt klärt Sie über Möglichkeiten der Behandlung auf, falls die Therapie nicht gut anspricht bzw. wirkt. Fachleute sprechen in dem Zusammenhang von Therapieresistenz. Diese liegt vor, wenn mindestens zwei unterschiedliche Antidepressiva aus unterschiedlichen Wirkstoffklassen nicht zum Therapieerfolg geführt haben. Ist eine Rückbildung der Symptome nicht möglich, konzentriert sich die Therapie meist auf eine möglichst gute Kontrolle der Symptome und Verbesserungen der Teilnahme am Alltagsleben.Behandlung je nach Schweregrad
* Behandlung einer leichten depressiven Episode: Hier können etwa ärztliche Gespräche, Psychoedukation oder psychotherapeutische Beratung ausreichend sein.* Behandlung einer schweren depressiven Episode: Hier empfehlen Fachleute eine Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten.Selbsthilfe und Unterstützung
Es kann schwer sein, sich zu überwinden, Hilfe zu suchen. Den Tag planen: Ein strukturierter Tagesablauf unterstützt im Alltag. Zudem können Selbsthilfegruppen u.a. durch gegenseitigen Austausch entlasten.Auch für Angehörige kann es sehr schwer sein, wenn ein nahestehender Mensch an einer Depression erkrankt. Depressionen eines Elternteils können etwa Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern haben.Vorteile eines GdB ab 50
Ab einem GdB von 50 sind Sie schwerbehindert und erhalten zahlreiche Vorteile - von Steuererleichterungen über Kündigungsschutz bis hin zu Mobilitäts- oder Pflegehilfen.Vorteile für „begünstigte behinderte" Menschen in Österreich
Im Berufsleben kann es von Vorteil sein, wenn Menschen mit Behinderungen dem Kreis der begünstigten behinderten Menschen angehören. Begünstigte behinderte Menschen haben unter anderem Anspruch auf besondere Förderungen, besonderen Kündigungsschutz und - sofern dies im Kollektivvertrag, Dienstrecht oder in Betriebsvereinbarungen vorgesehen ist - Anspruch auf Zusatzurlaub.* Förderungen im Beruf, z.B. Lohnkostenzuschüsse zur Erlangung und Sicherung von Arbeitsplätzen, Mobilitätshilfen, technische Arbeitshilfen, Arbeitsplatzadaptierungen oder Zuschüsse zur beruflichen Aus- und Weiterbildung* Besonderer Kündigungsschutz - der/die Arbeitgeber:in muss vor Ausspruch einer Kündigung die Zustimmung des Behindertenausschusses einholen.* Anspruch auf Zusatzurlaub - sofern dies im Kollektivvertrag, Dienstrecht oder in Betriebsvereinbarungen vorgesehen ist - und Anspruch auf einen Lohnsteuerfreibetrag bzw. steuerliche BegünstigungenWer gehört zum Kreis der „begünstigten behinderten" Menschen?
Menschen, die eine Behinderung haben, können einen Antrag bei der zuständigen Landesstelle des Sozialministeriumservice stellen. Beträgt der Grad der Behinderung mindestens 50%, wird ihnen der Begünstigtenstatus zuerkannt. Für den Begünstigtenstatus ist außerdem die österreichische Staatsbürgerschaft Voraussetzung.Wer kann nicht zum begünstigten Personenkreis gehören?
* Menschen mit Behinderungen, die sich noch in Schul- oder Berufsausbildung befinden (Ausnahme: Lehrlinge)* Menschen mit Behinderungen, die das 65. Lebensjahr überschritten haben und nicht in Beschäftigung stehen* Menschen mit Behinderungen, die eine Geldleistung wegen dauernder Erwerbsunfähigkeit beziehen und nicht in Beschäftigung stehen* Menschen, die nicht in einem aufrechten sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis stehen und infolge des Ausmaßes ihrer Funktionsbeeinträchtigungen auch nicht in der Lage sind, auf einem geschützten Arbeitsplatz oder in einem integrativen Betrieb zu arbeitenAntragstellung für den GdB
Jeder, der glaubt, unter einer gesundheitlichen Einschränkung zu leiden, kann beim Versorgungsamt den GdB beantragen. Wichtig ist dabei eine gute Dokumentation - also Atteste, Befunde, Krankenhausberichte.Antragstellung in Österreich
Um zum Kreis der „begünstigten behinderten" Menschen zu gehören, ist ein Antrag bei der zuständigen Landesstelle des Sozialministeriumservice zu stellen.Was muss ich zur Antragstellung mitbringen?
Mitzubringen sind: ein formloser Antrag, ärztliche Befunde und der Staatsbürgerschaftsnachweis, sowie ein Personalausweis oder Reisepass. Damit wird ein sogenanntes Feststellungsverfahren eingeleitet, im Rahmen dessen der Grad der Behinderung durch ärztliche Sachverständige ermittelt wird. Sie können den Antrag auch online stellen.Der Behindertenpass
Der Behindertenpass ist ein amtlicher Lichtbildausweis und dient als bundeseinheitlicher Nachweis einer Behinderung (unabhängig von der Art der Behinderung). Das Dokument wird in deutscher Sprache seit 1. September 2016 in Form einer Scheckkarte ausgestellt. Er enthält die persönlichen Daten des Inhabers:der Inhaberin, das Datum der Ausstellung sowie den Grad der Behinderung und ev. Zusatzeintragungen.Zusammenfassung der wichtigsten Punkte
* Der GdB wird in Prozenten angegeben und liegt zwischen 20 und 100.* Ab einem GdB von 50 gilt man als schwerbehindert.* Viele Erkrankungen, einschließlich Depressionen, können als Behinderung gelten.* Ein Antrag auf Feststellung des GdB kann beim zuständigen Versorgungsamt gestellt werden.* Der Behindertenpass dient als Nachweis der Behinderung und ermöglicht den Zugang zu Vergünstigungen und steuerlichen Vorteilen.Beispiel einer Gerichtsentscheidung zum GdB bei Depression
Das Bundesverwaltungsgericht hat in einem Fall (Spruch G303 2257265-1/7) entschieden, dass eine Beschwerdeführerin mit verschiedenen Gesundheitsschädigungen, darunter ein chronisches Wirbelsäulensyndrom, Senk-Spreiz-Fuß, Schultergelenksfunktionseinschränkung, Depression und Gesichtsfeldeinschränkung, einen Gesamtgrad der Behinderung von 50 v.H. hat. Das Gericht stützte sich dabei auf ein ärztliches Sachverständigengutachten, das die Depression erstmals mit einem Grad der Behinderung von 20 % bewertete.| Gesundheitsschädigung | Grad der Behinderung (%) |
|---|---|
| Chronisches Wirbelsäulensyndrom | 30 |
| Senk-Spreiz-Fuß | 20 |
| Schultergelenksfunktionseinschränkung | 20 |
| Depression | 20 |
| Gesichtsfeldeinschränkung des rechten Auges | 20 |
| Sehstörungen nach Netzhautablösung rechts | 10 |
| Gesamtgrad der Behinderung | 50 |
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