Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie Ausbildung: Voraussetzungen, Kosten und Dauer

Die Ausbildung zum/r Psychotherapeut:in befähigt die Absolvent:innen zur Ausübung des Berufs des/der Psychotherapeut:in (Zusatzbezeichnung: Integrative Gestalttherapie). Die Ausbildung vermittelt unter Einbeziehung aktueller Forschungen fachspezifische Kenntnisse und Kompetenzen und umfasst sowohl theoretische wie auch persönlichkeitsbildende Aspekte. Selbsterfahrungs- sowie anwendungsbezogene Reflexionen bilden einen didaktischen Schwerpunkt.

Voraussetzungen für die Ausbildung

Für die Ausbildung zum/r Psychotherapeut:in sind die im Psychotherapiegesetz verankerten Voraussetzungen zu erfüllen:

  • Vollendung des 24. Lebensjahrs
  • Abschluss des Psychotherapeutischen Propädeutikums
  • Erfüllung der im Psychotherapiegesetz genannten beruflichen Voraussetzungen bzw. Ausnahmeregelungen

Ab 1.1.2025 entfallen die Voraussetzungen 1 und 3.

Wer die allgemeinen Voraussetzungen erfüllt, kann sich um die Aufnahme in die Ausbildung bewerben.

Zur Ausbildung Fachspezifikum Integrative Gestalttherapie wird zugelassen, wer:

Lesen Sie auch: Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie: Ein Lehrbuch

  • zwei Zulassungsgespräche bei zwei verschiedenen Lehrtherapeut:innen der Fachsektion IG positiv absolviert hat,
  • 20 Stunden gestalttherapeutische Vorerfahrung (Einzel- oder Gruppe) in Integrativer Gestalttherapie, und
  • ein Auswahlseminar in der Fachsektion IG positiv abgeschlossen hat.

Curriculum und Inhalte

Das Curriculum ist als Lehrgang in einer kontinuierlichen Selbsterfahrungsgruppe organisiert. Die theoretischen und methodischen Lehrveranstaltungen finden in Form von zusätzlichen Seminaren statt. Die Lehrveranstaltungen sind verpflichtend und finden nach einem Zeitplan statt.

Die 3-jährigen Ausbildungsgruppen sind als Selbsterfahrungswochenenden angelegt, nach den ersten beiden Jahren wechseln die beiden Gruppenleiter:innen. Im dritten Jahr wird der Fokus weg von der reinen Selbsterfahrung hin zur Arbeit an der psychotherapeutischen Identität, Triadenarbeit und Vorbereitung auf die Arbeit mit Patient:innen und Klient:innen gelegt.

Die 5-tägigen Sonderseminare (Kreative Medien, Szenisches Arbeiten, Körperarbeit, Gruppendynamik & Diagnostik ua.) sind als Verschränkung von Selbsterfahrung und Theorieseminar geplant. Die Theorie- und Spezialseminare schaffen eine Basis im Verständnis der Integrativen Gestalttherapie sowie im Bereich Durchführung von Einzeltherapien und Krisenintervention.

Die klinischen Seminare im vierten Ausbildungsjahr begleiten die Kandidat:innen durch erweiterten Theorieinput bei der Arbeit mit Klient:innen und schaffen eine zusätzliche Vertiefung.

Im Rahmen der Ausbildung mit Uni-Kooperation müssen mindestens 150 Stunden Einzellehrtherapie, ohne Uni-Kooperation mindestens 120 Stunden Einzellehrtherapie absolviert werden. Die Lehrtherapie soll bei zwei verschiedenen Lehrtherapeut:innen erfolgen, wovon ein Prozess ein längerer sein soll.

Lesen Sie auch: Verfahren in der Analytischen Psychotherapie

Während des Curriculums muss sowohl das Praktikum (mit 30 Stunden), als auch das selbständige Arbeiten im Behandlungsstatus (mit 120 Stunden) supervidiert werden. Mit dem Eintritt in eine Lehrsupervisionsgruppe verpflichten sich die Ausbildungskandidat:innen, die abgehaltenen Einheiten auch bei Nichtanwesenheit zu bezahlen. Bestätigt für die Ausbildung werden nur die Stunden, in denen sie anwesend waren.

Im Laufe der Ausbildung müssen mindesten 120 Stunden Lehrtherapie absoviert werden. Ziel der Lehrtherapie ist die Förderung seelischer Gesundung, Ausheilung biographischer Verletzungen, Erweiterung von Beziehungsfähigkeit, Empathie und Kreativität und die Bewusstmachung und Entwicklung persönlicher Ressourcen und Kompetenzen. Die Lehrtherapie soll einen geschützten Raum für einen dialogischen Prozess bieten, in dem die Bearbeitung der wesentlichen Störungen, Defizite, Traumata und Konflikte möglich ist. Die Auswahl der Methoden erfolgt nach psychotherapeutischen Gesichtspunkten. Das bedeutet Orientierung an der Person, am Thema, am Prozess und an der therapeutischen Beziehung.

Während der Ausbildung müssen 550 Praktikumstunden in einer psychosozialen Einrichtung absolviert werden, davon 150 Stunden im klinischen Bereich. Eine begleitende methodenspezifische Supervision von 30 Stunden ist verpflichtend vorgesehen. Eine Liste aller anerkannten Praktikumstellen kann beim BMG bezogen werden.

Nach der Zulassung zur Behandlungsstufe am Ende des dritten Ausbildungsjahres führt der/die Psychotherapeut:n in Ausbildung unter Supervision 600 Stunden eigenständig Psychotherapie unter Supervision durch. Die Supervision umfasst 120 Stunden Einzel- und Gruppensupervision und muss bei einem Mitglied des Lehrkörpers der Fachsektion IG absolviert werden.

Die Abschlussarbeit/Masterthese muss die Form eines in sich geschlossenen wissenschaftlichen Textes haben. Dieser soll aufzeigen, dass der/die Ausbildungskandidat:in in der Lage ist, Probleme der Psychotherapie selbständig in wissenschaftlicher Form zu bearbeiten. Das Thema muss von der Lehrgangsleitung genehmigt werden und ist aus dem Bereich der angewandten Psychotherapie (Integrative Gestalttherapie) auszuwählen.

Lesen Sie auch: Funktional-Analytische Psychotherapie: Eine Definition

Bei Annahme der Masterthese bzw. der Abschlussarbeit ist eine mündliche kommissionelle Prüfung abzulegen. Der erfolgreiche Abschluss setzt den Nachweis aller Ausbildungsschritte der Fachsektion IG voraus. Die Graduierung zum/r Integrativen Gestalttherapeut:in erfolgt durch die Fachsektion. Sie berechtigt zur Eintragung in die Psychotherapeut:innenliste des BMG.

Dauer der Ausbildung

Die Ausbildungsdauer hängt davon ab, wie viel Zeit für die individuellen Ausbildungsschritte wie Lehrtherapie und selbständige Arbeit unter Supervision benötigt wird. Der Gesetzgeber sieht max. 12 Jahre vor.

Kosten der Ausbildung

Die Ausbildungskosten belaufen sich während der gesamten Ausbildungszeit auf ca. € 41.000,-.

Kostenpunkt Betrag
Lehrgangsgebühr € 25.100,-
Praktikumssupervision € 600,-
Einzellehrsupervision (30 Std. à € 90) € 2.700,-
Gruppenlehrsupervision (90 Std. à € 20) € 1.800,-
Lehrtherapie (120 Std. *Jährliche Indexanpassung) -

Eine Stunde entspricht im Einzelsetting 50 Minuten, im Gruppensetting 45 Minuten. zzgl. Stand Februar 2025. Alle Angaben wurden sorgfältig geprüft.

Beschwerdeprozedere

Beschwerden in Ausbildungsfragen sind an die Beschwerdebeauftragte für Ausbildungsangelegenheiten der Fachsektion IG zu richten. Falls diese keine Lösung erreichen kann, ist auf Antrag des/der Beschwerde führenden Ausbildungskandidat:in von der Fachsektionsleitung die Beschwerdestelle für Ausbildungsangelegenheiten der jeweiligen Sektion einzuberufen. Sie wird anlassbezogen zusammengesetzt und besteht aus 3 Sektionsmitgliedern, die nicht in den zu behandelnden Fall involviert sind.

Wenn die Möglichkeiten der 1.Instanz auf Sektionsebene ausgeschöpft sind, kann von jeder Partei die 2.Instanz angerufen werden.

tags: #tiefenpsychologisch #fundierte #psychotherapie #ausbildung #freiburg #voraussetzungen