Einige Tiere ziehen sich im Winter zurück, doch es gibt wackere Pioniere, die dem Winter trotzen und seine Bedingungen für ihre Zwecke nutzen. Auch der Fischotter gehört dazu.
Die Lebensweise des Fischotters
Der europäische Fischotter (Lutra lutra) gehört zu den Marderartigen und ist vom Westen Irlands bis in den Osten Sibiriens verbreitet. Ursprünglich war der Otter in ganz Österreich verbreitet, doch Jagd, Lebensraumverlust und Gewässerverschmutzung führten zu einer starken Gefährdung. Im Waldviertel in Niederösterreich überlebten Fischotter, da es Zuwanderungsmöglichkeiten aus Tschechien gab. Die Teichwirtschaft, verbesserte Wasserqualität und der strenge Naturschutz führten dazu, dass sich der Fischotter in Österreich wieder ausbreitete.
Das Nahrungsspektrum des Fischotters umfasst Fische, Amphibien, Reptilien, Krebse, Wasserinsekten sowie gelegentlich Vögel und Kleinsäuger. Der tägliche Bedarf beträgt durchschnittlich 0,8 kg, hauptsächlich Fisch. Er ist ein Nahrungsopportunist und jagt dort, wo der Energieaufwand gering ist. Reichhaltige Uferstrukturen und geringe Wassertiefe sind dabei zentrale Faktoren. Aufgrund seines Nahrungsverhaltens ist der Fischotter an Gewässer gebunden.
Seine Körperform und Sinnesorgane sind an das Leben in Wassernähe angepasst. Lange Tasthaare ermöglichen es ihm, im Dunklen Bewegungen von Beutetieren zu registrieren. Die Beute wird entweder im freien Schwimmen oder an Uferhöhlen gefasst. Der Fischotter ist ganzjährig aktiv und benötigt ein entsprechendes Nahrungsangebot.
Ein geeigneter Lebensraum bietet Nahrung, Verstecke, Rollplätze zur Fellpflege, sichere Wurfbaue und Kinderstuben. Als Wurfbaue nutzt er Uferhöhlen oder alte Dachs- und Fuchsbaue. Die Fortpflanzung ist ganzjährig möglich, die Hauptwurfzeit ist jedoch zwischen März und November. Es gibt einen Wurf pro Jahr mit durchschnittlich 2-4 Jungtieren.
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Anpassungen an den Winter
Um an Futter zu gelangen, nutzt der Fischotter für den Gang ins Wasser in der Regel immer die gleichen Eingänge. Doch was tun, wenn sein Gewässer im Winter zufriert? Die räuberischen Marder brechen ein Loch ins Eis, durch das sie abtauchen und auch wieder Luft schnappen, falls keine andere Stelle offen ist.
An Land wissen sie sich ebenfalls ihre Zeit zu vertreiben und das nimmt sehr oft auch spielerische Auswüchse an. Wer Fischotter dabei beobachtet, wie sie einen vereisten Hang oder eine Schneerutsche nach unten flitzen und kaum angekommen schon wieder nach oben hasten, um eine zweite, dritte, vierte Runde in Angriff zu nehmen, der kommt nicht umhin, eine gewisse Spiellust ausfindig zu machen. Manchmal kann man auch einfach Spaß haben! - Wobei die Fischotter ihre Schneerutschen im Winter gerne auch als Schnellverbindungen zur Fortbewegung nutzen. Spaß und Nutzen lassen sich auf diese Weise ideal kombinieren. Eine clevere Strategie.
Gefahren und Schutzmaßnahmen
Durch das Zufrieren von Gewässern kann es zu Nahrungsengpässen und Ertrinken kommen. Auch Hochwässer stellen ein Risiko dar. Schutzmaßnahmen führten jedoch zu einer Zunahme des Fischotter-Bestandes in Österreich.
Um die Entwicklung des Bestandes in Niederösterreich zu verfolgen, erfolgten Kartierungen. Während sich 1999 das Vorkommen fast ausschließlich auf das Waldviertel beschränkte, war der Fischotter 2008 bereits auch südlich der Donau weit verbreitet nachweisbar. Zahlenmäßig hat er sich vom Jahre 1999 bis zum Jahre 2008 ungefähr verdoppelt. 2018 wurde in Niederösterreich neuerlich eine landesweite Fischotterkartierung mit eingebundener genetischer Analyse durchgeführt, anhand welche die aktuelle Population auf gut 1000 Individuen geschätzt wird. Bis 2018 erfolgte also eine weitere Ausbreitung - Niederösterreich ist nach heutigem Stand des Wissens flächendeckend besiedelt.
Im internationalen Recht ist der Fischotter als "geschützte Tierart" in der Berner Konvention und in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie, RL 92/43 EWG; Anhang II und Anhang IV) verankert. Seine Nennung im Anhang II der FFHRichtlinie regelt, dass für den Erhalt dieser Art Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen. Im Anhang IV befinden sich all jene Tier- und Pflanzenarten zu deren Schutz entsprechende Artenschutzbestimmungen einzuhalten sind. Die Verpflichtungen der FFH-Richtlinie sind im NÖ Naturschutzgesetz 2000 umgesetzt, das in §18 Abs. 4 die Verbote für besonders geschützte Arten, wie den Fischotter, regelt.
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In weiten Teilen des Landes Niederösterreich gelten die Bestimmungen der NÖ Fischotter-Verordnung, welche unter bestimmten Umständen einen lokalen Eingriff ermöglicht.
Diese Zunahme des Fischotter-Bestandes in Niederösterreich zeigt einerseits den Erfolg der Schutzmaßnahmen, kann aber andererseits auch zu Interessenskonflikten mit Nutzungsansprüchen in der Fischerei führen. Um Naturschutz die notwendige Unterstützung zu geben, wurde ein Fischotter-Managementplan erstellt. Dieser soll den Schutz des Fischotters sicherstellen und Maßnahmen im Umgang mit dem Fischotter aufzeigen.
Beihilfenmodell des Landes NÖ bei Schaden durch Fischotter
Die Abteilung Naturschutz bietet bei Schäden durch den Fischotter 2 Möglichkeiten der Unterstützung an:
- Förderung von Präventionsmaßnahmen (Zäunungen)
- Beihilfe bei Ausfraß durch den Fischotter an Teichen
Bei kleineren Teichen stellt ein sorgfältig gepflegter Zaun die beste Maßnahme dar, um Fraßschäden durch den Fischotter zu verhindern. Die Zäunung stellt die sinnvollste langfristige Maßnahme dar, um Ausfraßschäden zu verhindern bzw. Die Zäunung bei Kleinteichen stellt die effektivste Maßnahme zum Schutz vor wirtschaftlichen Schäden dar.
Aber es gibt auch andere Maßnahmen, die je nach Teichgröße und -struktur im Einzelfall vom Teichwirt als zweckmäßig und umsetzbar bewertet werden können:
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- Alternativnahrungsangebot durch vegetationsreiche und naturnahe Ufer
- Alternativnahrungsangebot durch Weißfisch Besatz („Polykultur“)
- Geringe Besatzdichten in extensiv bewirtschafteten Teichen
- Abschreckung durch Lärm, Düfte, …
- Teich im Frühjahr besetzen, im Herbst abfischen und im Winter (fisch)leer lassen
- Ablenkteiche
Der Fischotter im Ökosystem
Fischotter stellen einen integralen Bestandteil verschiedener Ökosysteme dar. Das Vorkommen des Fischotters in einem Ökosystem verändert auch den Bestand, die Gesundheit und das Zusammenspiel anderer Arten. Mit dem Fehlen dieser Art kommt es zu Veränderungen der Lebensgemeinschaft und führt in den meisten Fällen zu deutlichen Änderungen der lebensraumtypischen Artenvielfalt.
Körperliche Anpassung
Fischotter erreichen eine Gesamtkörperlänge von 100 bis 130 Zentimetern, wobei ihr Schwanz davon etwa 40 Zentimeter einnimmt. Sein dichtes Fell und die Schwimmhäute zwischen den Zehen sind die wichtigsten Anpassungen an das Leben im Wasser. Fischotter sind optimal an Schwimmen und Tauchen angepasst: Die Ohren der Otter sind klein und rund und werden ebenso wie die Nasenlöcher unter Wasser verschlossen. Fischotter können bis zu zehn Minuten unter Wasser bleiben. Außerdem hat das dichte braune Fell, das den Fischotter im Wasser vor Kälte und Feuchtigkeit schützt, rund 50.000 Haare pro Quadratzentimeter.
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