ADHS bei erwachsenen Frauen: Symptome und Besonderheiten

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) ist eine neurobiologische Entwicklungsstörung, die sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen auftreten kann. Tatsächlich aber bleibt die Störung, die sich im Kindes- und Jugendalter herausbildet, bei 50 bis 80 Prozent der Betroffenen bis ins Erwachsenenalter bestehen. Ein Grund dafür ist, dass die bei Kindern oft so ausgeprägte Zappeligkeit im Erwachsenenalter nachlässt. ADHS wird fälschlicherweise oft als Erkrankung wahrgenommen, die nur Kinder und Jugendliche betrifft. Lesen Sie hier alles Wichtige über ADHS bei Erwachsenen!

Die Symptome der ADHS werden in zwei international anerkannten Diagnosemanualen beschrieben. Die Diagnose einer ADHS umfasst mehrere Tests und Untersuchungen, wenn sie so durchgeführt wird, wie die S3-Leitlinie 2018 das fordert. ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen. F90.

Was ist ADHS bei Erwachsenen?

ADHS steht für Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung. Sie zählt zu den häufigsten psychischen Störungen im Kindesalter, kommt aber auch mitunter bei Erwachsenen vor. Die Symptome von ADHS bleiben nicht in jeder Altersstufe gleich, sondern verändern sich im Laufe des Lebens. Bei Erwachsenen ist die motorische Hyperaktivität meist nicht mehr so ausgeprägt wie bei Kindern, weshalb man dann oft nur von einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS) spricht. Viel zu selten werden diese Anzeichen bei Erwachsenen als ADHS-Symptome erkannt. In der Regel zeigen Betroffene diese Verhaltensweisen schon seit so langer Zeit, dass sie als Teil ihrer Persönlichkeit wahrgenommen werden.

Innere Unruhe, Vergesslichkeit und Schusseligkeit rücken bei Erwachsenen mit ADS und ADHS in den Vordergrund. Symptome wie impulsives Verhalten und unüberlegte Handlungen sind aber weiterhin vorhanden.

ADHS bei erwachsenen Frauen: Eine oft übersehene Diagnose

Besonders bei erwachsenen Frauen wird die Diagnose ADHS selten gestellt, obwohl die Beeinträchtigungen erwachsener Frauen und erwachsener Männern nahezu gleich stark ausgeprägt sind. Bei Frauen wird eine ADHS im Erwachsenenalter seltener und später erkannt und entsprechend behandelt, als bei Männern. Dies dürfte daran liegen, dass bei Frauen mit ADHS eher Symptome der Unaufmerksamkeit, Verträumtheit und emotionale Probleme im Vordergrund stehen und weniger Symptome der Hyperaktivität und Impulsivität.

Lesen Sie auch: Wirkung von Medikamenten auf oppositionelles Verhalten bei ADHS

ADHS wird bei Frauen oft erst spät erkannt, weil ihr ADHS sich häufig in der Form von Unaufmerksamkeit äußert. Bei kleinen Jungs ist eher die Form der Hyperaktivität vorherrschend. Mädchen sind oft weniger auffällig als Buben, insbesondere wenn sie den unaufmerksamen Typ haben. Dieser Typ wird deshalb häufig übersehen oder erst spät erkannt, da die typischen Symptome wie Unaufmerksamkeit und Vergesslichkeit im Vergleich zu hyperaktivem Verhalten weniger auffällig sind.

Der unaufmerksame Typ ist bei Frauen, insbesondere in der Kindheit, häufiger. Diese Erscheinungsform ist charakterisiert durch Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, Aufgaben zu organisieren und Informationen zu behalten. Mädchen mit diesem Typ zeigen weniger störendes Verhalten, weshalb ihre Symptome oft nicht als problematisch wahrgenommen werden. Der hyperaktive Typ tritt bei Mädchen weniger häufig auf als bei Buben.

Während sie daher schneller im Unterricht auffallen, weil sie plötzlich aufstehen und zum Fenster rennen oder in der Klasse immer wieder ermahnt werden müssen, die anderen nicht beim Lernen zu stören, sind die Symptome bei Mädchen mit ADHS in der Form von Unaufmerksamkeit eher schwerer zu erkennen. Sie kommen zwar zu spät, vergessen Hausübungen oder haben Konzentrationsprobleme und Lernschwierigkeiten, sind aber im Verhalten angepasster und weniger auffällig. Wenn die Noten nicht zu schlecht sind (in kreativen Fächern können sie oft sogar als hochbegabt eingestuft werden) und sich die Unaufmerksamkeit in Grenzen hält, werden die Probleme bei Mädchen in der Schule nicht erkannt und Frauen bekommen oft gar keine Diagnose.

Die Folgen verspäteter Diagnosen

Eine späte Diagnose bedeutet für viele Betroffene, dass sie sich jahrelang mit dem Gefühl durchgeschlagen haben, „nicht gut genug“ oder „falsch“ zu sein. Beziehungen, berufliche Entwicklungen und das Selbstbild sind häufig geprägt von Selbstvorwürfen und chronischer Überforderung. Eine genaue, geschlechtersensible Diagnostik ist deshalb essenziell - und beginnt bei der Aufklärung. Wenn ADHS bei Frauen anders aussieht, dann müssen auch unsere Erwartungen, unser Wissen und unsere diagnostischen Werkzeuge angepasst werden.

Hauptsymptome von ADHS bei erwachsenen Frauen

Folgende Symptome sind typisch für ADHS bei Erwachsenen. Sie müssen jedoch nicht bei allen Betroffenen in gleicher Ausprägung und Stärke vorkommen.

Lesen Sie auch: Mehr über die ADHS-Trainer Ausbildung

Aufmerksamkeitsstörung

Das Unvermögen, sich längere Zeit auf eine Sache zu konzentrieren, hat zur Folge, dass die Betroffenen Aufgaben mitunter vergessen oder nur teilweise erledigen. Das passiert vor allem dann, wenn das Interesse für die Aufgabe nicht groß ist. Wenn sie sich aber für ein Thema begeistern, können sie sich mit großer Ausdauer darauf fokussieren. Die Aufmerksamkeitsstörung kann weitreichende Konsequenzen haben. So ist der Verlust des Arbeitsplatzes eine häufige Folge von ADHS oder ADS bei Erwachsenen. ADS-Erwachsene haben zudem unter anderem aufgrund ihrer geringen Konzentrationsfähigkeit ein erhöhtes Unfallrisiko.

Impulsivität

Erwachsene mit ADHS handeln oft impulsiv. Sie treffen Entscheidungen spontan aus dem Bauch heraus. Auch ihre Stimmung kann schnell umschlagen. Sie reagieren auf Kritik äußerst sensibel und sind schnell verletzt. Gleichzeitig sind sie nicht zurückhaltend, wenn sie anderen unverblümt ihre Meinung sagen. Für ihre Mitmenschen kann dieses Verhalten sehr anstrengend sein. Es hilft dann, sich klarzumachen, dass Menschen mit ADHS oft Probleme haben, ihre Gefühle und ihr Verhalten zu regulieren. Meistens wird Betroffenen erst im Nachhinein bewusst, dass sie sich unangemessen verhalten haben. Ihre Impulsivität kann Erwachsenen mit ADHS zudem im Straßenverkehr gefährlich werden (ebenso wie die oben genannte verringerte Konzentrationsfähigkeit).

Geringe Stress- und Frustrationstoleranz

Die verminderte Fähigkeit, Impulse zu steuern, wirkt sich vor allem in Kombination mit Stress negativ aus. Neue Situationen und Aufgaben sind daher eine große Herausforderung für Erwachsene mit ADHS. Sie erzeugen Stress, den die Betroffenen aufgrund ihrer mangelnden Organisationsfähigkeit nur schlecht bewältigen können. Laufen dann die Dinge nicht wie erhofft, sind sie oft stark frustriert. Das äußert sich in Gereiztheit und Jähzorn. Die geringe Stress- und Frustrationstoleranz erschweren sowohl das berufliche als auch das soziale Leben. Mitunter nehmen Betroffene auch eine Lüge in Kauf, um der unangenehmen Situation zu entfliehen.

Überaktivität

Die typische motorische Hyperaktivität des Kindesalters findet man bei ADHS-Erwachsenen eher in abgeschwächter Form. Viele Betroffene haben aber Schwierigkeiten, längere Zeit still zu sitzen. Sie trommeln mit den Fingern und wippen mit den Füßen, um ihre innere Unruhe zu reduzieren. Ein Symptom, das auch im Erwachsenenalter noch oft auftritt, ist ein starker Rededrang und das Dazwischenreden (Ins-Wort-Fallen).

Organisationsschwierigkeiten

Schwierigkeiten mit Planung und Organisation sind typische ADS-Symptome. Erwachsene erreichen daher im Berufs- und im Privatleben oft nicht die Ziele, die sie sich ursprünglich gesteckt haben. ADHS im Erwachsenenalter ist damit vielfach mit schlechteren Karrierechancen verbunden. ADHS bei Erwachsenen äußert sich nämlich häufig mit Verhaltensweisen, die auf die Umwelt befremdend und nachlässig wirken können. Als problematisch werden von den Mitmenschen oftmals die fehlende Ausdauer sowie Verspätungen und Unordnung wahrgenommen.

Lesen Sie auch: Unruhige Beine bei ADHS?

Weitere Symptome

  • Zeitblindheit: Schnell einmal die besten elektrischen Zahnbürsten im Internet recherchiert und auf einmal ist mehr als eine Stunde vergangenen. Verpasste Termine, Fehleinschätzung der Dauer von Aufgaben - kurz, das Zeitgefühl ist einfach nicht ausgeprägt.
  • Prokrastination: Alle Aufgaben, die als langweilig empfunden werden, werden erst einmal aufgeschoben.
  • Analyse-Paralyse: Vermeintlich einfache Entscheidungen treffen, kann hier oft ganz schön schwer sein. Betroffene fühlen sich wie gelähmt, sind unentschlossen, ob sie jetzt kurz rausgehen sollen oder nicht, verharren jedoch an der Stelle.
  • Schwierigkeiten, Aufgaben zu beginnen: Worin Menschen mit ADHS gut sind? Etwas sofort zu erledigen, wenn es ihnen gerade interessant oder spannend vorkommt. Was ihnen nicht liegt? Aufgaben ohne Deadline oder mit einer längeren Frist. Gedanklich werden diese Aufgaben mit dem Mascherl „nicht jetzt“ versehen und die Personen kommen nicht ins Handeln.
  • Termine vergessen: Wahrscheinlich gilt es auch für Menschen, die kein ADHS haben: Bitte notieren Sie sich alle Ihre Termine im Kalender und verlassen Sie sich nicht auf Ihr Erinnerungsvermögen. Dank der Unterstützung von Google Assistant und Co.
  • Dinge verlegen: Ein guter Trick (nicht nur für Menschen mit ADHS) ist es, den Schlüssel immer am selben Ort zu deponieren. Mit ADHS neigt man leider dazu, Dinge zu verlegen. Zusätzlich ist die Ordnung im Haushalt leider nicht immer gegeben.
  • Emotionale Unausgeglichenheit: Der normale Alltag verlangt den Betroffenen bereits soviel Energie ab, dass sie keine Resilienz aufweisen, wenn etwas schiefläuft.

Positive Aspekte von ADHS

Personen mit ADHS sollten sich der Tatsache bewusst sein, dass die ADHS nicht nur belastende Faktoren mit sich bringt, sondern Betroffene i.d.R. auch über eine ganze Reihe positiver Eigenschaften und Fähigkeiten verfügen. Insgesamt reagieren Erwachsene mit ADHS viel emotionaler als andere Menschen und empfinden Gefühle intensiver - sowohl negative als auch positive. Außerdem gehen sie offener und spielerischer an die Dinge heran und entwickeln oft besonders originelle Ideen. Gelingt es ihnen, ihren Ideenreichtum zu kanalisieren und zu nutzen, können Erwachsene mit ADHS im Beruf sogar ausgesprochen erfolgreich sein.

Entscheidend ist, dass sich die Betroffenen für ihre Tätigkeit interessieren. Finden sie an der Arbeit Freude, bringen sie vollen Einsatz und hohe Motivation mit sich. Ihre Leistung kann dann sogar überdurchschnittlich gut sein.

Begleiterkrankungen von ADHS bei Erwachsenen

Das Auftreten psychischer Störungen steht oft im Zusammenhang mit ADHS bei Erwachsenen. Symptome wie zum Beispiel starke Ängstlichkeit oder Niedergeschlagenheit können ein Hinweis auf eine Angststörung oder Depression sein. Ein erhöhtes Risiko für Depressionen und Ängste besteht insbesondere bei der verträumten Form von ADHS, die vor allem bei Frauen auftritt. Erwachsene mit ADHS leiden auch häufiger unter Persönlichkeitsstörungen.

Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen mit ADHS, die nicht behandelt werden, häufig zu Suchtmitteln greifen. Mit dem Konsum von Cannabis, Alkohol oder Nikotin versuchen sie, ruhiger zu werden oder ihre Leistungsfähigkeit zu steigern. Sie nutzen die Drogen gewissermaßen zur Selbstmedikation. Hat sich eine Drogenabhängigkeit entwickelt, muss diese vor Beginn der eigentlichen ADHS-Therapie behandelt werden.

ADHS in einer Partnerschaft

Die ADHS-Erkrankung kann auch für eine Partnerschaft belastend sein. Der Betroffene wird im Alltag oft nicht verstanden beziehungsweise sein Verhalten missinterpretiert. Das führt zu Selbstzweifeln, die in einer Beziehung Probleme bedingen können. Außerdem kommt es so häufig dazu, dass sich Betroffene wegen ihrer erfahrenen Ausgrenzung in ein Abhängigkeitsverhältnis mit ihrem Partner begeben.

Auch die Sexualität von ADHS-Erwachsenen ist manchmal durch die Krankheit beeinträchtigt: So kann es für Betroffene schwierig sein, sich beim Geschlechtsverkehr nicht von anderen Dingen ablenken zu lassen. Zudem verhalten sich Erwachsene mit ADHS sexuell öfter riskant. Daher kommt es statistisch betrachtet häufiger zu ungewollten Schwangerschaften und der Ansteckung mit sexuell übertragbaren Erkrankungen.

Hier sind einige typische Schwierigkeiten im partnerschaftlichen Alltag:

  • Vergesslichkeit, Ablenkbarkeit, mangelndes Zeitgefühl: Vereinbarungen werden daher oft nicht oder sehr verspätet eingehalten, Versprechen nicht gehalten.
  • Desorganisation: Jeder Sonntagsauflug, jede geplante Unternehmung kann zum Drama werden, weil der Partner oder Freund nicht in die Gänge kommt, mit hoher Wahrscheinlichkeit dringend Benötigtes nicht einpackt und möglicherweise ganz plötzlich woanders hin will. Auch im (gemeinsamen) Haushalt läuft es selten nach Plan. Die besser organisierte Person in der Beziehung muss da ständig hinterher sein.
  • Emotionale Überreaktion: Kritik, auch durchaus berechtigte, wird schnell als Angriff verstanden und wütend zurückgewiesen.

Auf der positiven Seite sind aber Kreativität, Charme und Improvisationstalent anzumerken. Wenn das Organisatorische mal geklärt ist, wird die gemeinsame Zeit bunt und abwechslungsreich.

Unbedingt nötig: Beide Partner müssen Kenntnisse über ADHS erwerben, sei es durch Bücher, durch Kurse oder durch seriöse Anbieter im Internet und in den Sozialen Medien. Dem ADHS-Partner verhilft das zu mehr Selbsterkenntnis und ermöglicht das Erlernen von Strategien für ein gedeihlicheres Zusammenleben. Dem nicht betroffenen Partner hilft das neue Wissen, die Eigenheiten von ADHS nicht persönlich zu nehmen. Gemeinsam kann man dann Abmachungen treffen und ggf. auch Aufgaben neu verteilen. Für die Umsetzung gibt es viele hilfreiche Vorschläge im Netz, z.B. Ein häufiger Fehler ist, dass der nicht betroffene Partner quasi in eine Elternrolle rutscht und ständig mahnt und schimpft. Das ist nicht hilfreich und für der Partner kränkend. Er/sie will ja, ist oft hoch motiviert, aber schafft die Umsetzung nicht. Deshalb ist Kenntnis des Störungsbilds so wichtig. Dann lernen Beide mit der Zeit, den richtigen Ton zu treffen, in dem sogar Kritik akzeptabel wird.

Diagnostik von ADHS bei Erwachsenen

Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wird in der Kindheit oft nicht erkannt. Dies führt dazu, dass Betroffene viele Jahre lang unter Schwierigkeiten im Alltag leiden, ohne die Ursache dafür zu kennen. Eine ADHS-Diagnose im Erwachsenenalter zu erhalten, ist oft mit Hürden verbunden. Unerkanntes und damit unbehandeltes ADHS kann zu erheblichen Beeinträchtigungen im persönlichen und beruflichen Umfeld sowie zu psychischen Begleiterkrankungen wie Depressionen und Suchterkrankungen führen. Viele Betroffene erleben die Diagnose als erleichternd, weil sie erklärt, warum sie mit vielen Aspekten des Lebens Schwierigkeiten haben.

Bei Erwachsenen basiert die Beurteilung, wie bei anderen psychischen Störungen, überwiegend auf dem Ergebnis des diagnostischen Interviews sowie den Ergebnissen aus verschiedenen Fragebogenerhebungen. Aber auch Seh- und Hörtests können durchgeführt werden, um so andere Ursachen für das auffällige Verhalten bzw. Andere psychische Störungen müssen differenzialdiagnostisch abgegrenzt bzw.

Um eine Diagnose für ADHS zu erhalten, müssen mehrere Symptome über einen längeren Zeitraum und bereits im Kindesalter gehabt haben. Die Verhaltensauffälligkeiten bestehen seit der Kindheit. Es gibt mindestens sechs Anzeichen dafür, dass Unaufmerksamkeit, Impulsivität oder Hyperaktivität vorhanden sind. Es gibt in mehr als einem Lebensbereich Schwierigkeiten. Das soziale Leben und der berufliche Alltag sind stark beeinträchtigt.

Wie läuft die ADHS-Diagnostik ab?

  • Terminvereinbarung und Vorbereitung
  • Informationen von Bezugspersonen: Da es schwierig ist, sich genau daran zu erinnern, wie man sich als Kind gefühlt und verhalten hat, können zusätzliche Informationsquellen wichtig sein, beispielsweise durch ein Gespräch mit den Eltern oder Informationen aus Schulzeugnissen.
  • Differentialdiagnostik: Für eine gründliche ADHS-Diagnostik ist es wichtig, andere psychische Erkrankungen wie z.B. Depressionen, Suchterkrankungen oder Autismus als Ursache auszuschließen.

Eine gründliche klinisch-psychologische Diagnostik bei Verdacht auf ADHS nimmt viel Zeit in Anspruch. Wenn Sie einen Termin vereinbaren, rechnen Sie mit einer Dauer von etwa vier Stunden. Nach Abschluss der Diagnostik werte ich die Ergebnisse aus und erstelle einen schriftlichen Befund, der alle wichtigen Informationen und gegebenenfalls eine Diagnose enthält.

Behandlung von ADHS bei Erwachsenen

Die Behandlung von ADHS im Erwachsenenalter richtet sich nach der persönlichen Lebenssituation und den bestehenden Symptomen bzw. Problemen. Sie wird gemeinsam mit Ärztin/Arzt bzw. auch etwa Psychotherapeutin/Psychotherapeut besprochen und sollte gut für Betroffene annehmbar sein. Erwachsene suchen sich auch häufig eigene Bewältigungsstrategien, um mit ADHS umzugehen. Die Medikamente wirken gegen die Hauptsymptome von ADHS (Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit, Impulsivität). Es kommt dabei vor allem der Wirkstoff Methylphenidat zum Einsatz. Wurde der Wirkstoff Lisdexamfetamin bereits im Jugendalter eingenommen, kann die Behandlung damit bei Bedarf auch im Erwachsenenalter fortgesetzt werden. Kommt es mit den genannten Medikamenten nicht zum Therapieerfolg, kann auch der Wirkstoff Atomoxetin verschrieben werden.

Vor Beginn der Therapie erfolgt eine genaue körperliche Untersuchung sowie ggf. eine Blutabnahme. Es erfolgen regelmäßig Kontrolluntersuchungen. Treten Nebenwirkungen auf, sollen Betroffene dies der Ärztin/dem Arzt mitteilen.

Die Frage nach der „richtigen“ Therapie global zu beantworten, ist unmöglich. Außerdem hängt die Frage, welche Therapien für Erwachsene mit ADHS passen, u.a. davon, wo die größten Defizite bzw. Hier eine Auswahl an Therapiemöglichkeiten, die lt.

Im Rahmen der Psychotherapie empfehlen die Leitlinien die kognitive Verhaltenstherapie. ADHS ohne Begleitung von anderen Störungen gibt es leider nur selten. Bei bis zu 85 % der von ADHS betroffenen Erwachsenen besteht noch eine oder bestehen mehrere weitere Störungen. Hier die häufigsten bzw.

Eine medikamentöse Behandlung kann, neben einer Psychotherapie, erhebliche Verbesserung bringen. Hier stehen unterschiedliche Medikamente zur Verfügung, die eine gute Verträglichkeit aufweisen und für die (bei fachgerechter Dosierung) keine körperliche Abhängigkeitsentwicklung besteht. Die Einstellung auf ADHS-Medikamente erfolgt durch einen Facharzt für Psychiatrie. Auch die medikamentöse Behandlung "komorbider" Erkrankungen (d.h. zusätzlich bestehender psychischer Erkrankungen) kann die Beeinträchtigung mindern und eine psychische Stabilisierung bringen.

Weitere Therapieansätze

  • Bewältigung psychosozialer Probleme (z.B. die Behandlung von möglichen weiteren psychischen Erkrankungen (z.B.
  • Dabei kommt Psychoedukation ein wichtiger Stellenwert zu.
  • Zudem kommt auch klinisch-psychologische Behandlung zum Einsatz (z.B.
  • Erinnerungshilfen einsetzen (z.B.
  • Routinen festlegen (z.B. Gegenstände immer am gleichen Ort hinlegen, feste Abläufe in der Früh oder am Abend).

Für jede/jeden Betroffenen kann es unterschiedliche Strategien geben, die hilfreich sind. Mit der Zeit, können diese herausfinden, was wirklich guttut.

Was hilft?

Der erste Schritt zur Erkennung von ADHS bei Frauen ist häufig kein eindeutiger, sondern ein stiller, oft verwirrender Prozess. Viele Betroffene spüren über Jahre hinweg, dass „etwas nicht passt“, können es aber nicht benennen - zu gut sind die Strategien, mit denen sie gelernt haben, sich anzupassen.

Damit mehr Frauen ihre Symptome einordnen und in Richtung Diagnose denken, braucht es gezielte, geschlechtersensible Zugänge:

  • Differenzierte Information statt Klischees: Öffentlich zugängliche Informationen müssen die „leisen“ Ausprägungen von ADHS sichtbar machen. Wenn typische weibliche Muster wie Rückzug, emotionale Erschöpfung oder übermäßiger Leistungsdruck erklärt werden, entstehen erste Aha-Erlebnisse.
  • Spiegel durch andere: Der Austausch mit Gleichgesinnten - ob in Gesprächen, Büchern, Podcasts oder Online-Communities - wirkt oft wie ein Spiegel. Wenn andere Worte finden, wird das eigene Erleben greifbarer.
  • Zeit und Erlaubnis zur Selbstwahrnehmung: Zwischen Alltag, Familie und Beruf fällt es vielen Frauen schwer, innezuhalten und sich selbst ernst zu nehmen. Es braucht Räume, in denen Zweifel und Überforderung als mögliche Hinweise gelesen werden dürfen - nicht als persönliches Versagen.
  • Fachlich fundierte Abklärung mit Fokus auf weibliche Verläufe: Eine Diagnostik, die weibliche Kompensationsstrategien kennt und einordnet, ist entscheidend. Sie erkennt hinter Perfektionismus, Anpassung oder chronischer Anspannung mögliche ADHS-Muster - auch wenn sie sich nach außen gut „funktionierend“ zeigen.

Bewältigungsstrategien

Es gibt zahlreiche Bewältigungsstrategien, die beim Umgang mit ADHS helfen. Meistens werden diese von Betroffenen unbewusst im Laufe ihres Lebens entwickelt. Zum Beispiel die Anwesenheit einer zweiten Person, wenn man beim Aufräumen nicht abgelenkt werden will oder sich konkret auf eine Lernaufgabe fokussieren möchte. Regelmäßiger Sport sorgt für mehr Ausgeglichenheit.

Mit einem bewussten, gesunden Lebenswandel können in manchen Fällen die Symptome gemindert werden. Wenn Sie Unterstützung benötigen, suchen Sie sich unbedingt professionelle Hilfe. Hier finden Sie Informationen zu Anlaufstellen.

Statistiken und Fakten

Hier eine Tabelle mit einigen wichtigen Fakten zu ADHS bei Erwachsenen:

FaktDetails
Prävalenz bei Erwachsenen3 bis 5 von 100 Erwachsenen leiden unter ADHS.
Diagnoserate bei ErwachsenenNur bei 4 von 10.000 Erwachsenen wird eine entsprechende klinische Diagnose gestellt.
Behandlungsrate in EuropaNur jeder fünfte bis zehnte Betroffene erhält nach einer Diagnosestellung auch irgendeine Form der Behandlung (medikamentös, therapeutisch).
GeschlechterunterschiedeBei Frauen wird eine ADHS im Erwachsenenalter seltener und später erkannt und entsprechend behandelt, als bei Männern.

tags: #adhs #bei #erwachsenen #frauen #symptome