Viele Eltern kennen die Herausforderungen im (Schul-)Alltag, wenn Kinder Schwierigkeiten haben, ihr volles Potenzial zu entfalten. Oftmals äussert sich dies durch Konzentrationsschwierigkeiten, Hyperaktivität (ADHS), Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten, unleserliche Schrift, Schwierigkeiten bei der Impulskontrolle sowie Koordinations- und Gleichgewichtsprobleme.
Diese Schwierigkeiten können mit noch vorhandenen frühkindlichen Reflexen zusammenhängen. Aber was bedeutet das genau?
Was sind frühkindliche Reflexe?
Bereits in einem frühen Stadium der Schwangerschaft entstehen Reflexe. Diese werden teilweise noch im Bauch oder durch die Geburt aktiviert (vereinzelt danach). Frühkindliche Reflexe sind am Beginn unseres Lebens eine tolle Sache, da sie uns in den ersten Lebenswochen und Lebensmonaten helfen zu überleben. Bereits im Mutterleib, während der Geburt und im ersten Lebensjahr bewegt sich das Kind nach genetisch vorgegebenen Bewegungsmustern, die vom Stammhirn gesteuert werden. Diese Muster werden auch als Urreflexe bzw. als frühkindliche Reflexe bezeichnet.
Jeder einzelne der frühkindlichen Reflexe hat eine bestimmte Aufgabe, ist in der Entwicklung des Menschen vorgesehen und bildet die Grundlage für spätere bewusst gesteuerte Fertigkeiten. Im Laufe der ersten drei Lebensjahre werden diese automatischen Bewegungen in der Regel „gehemmt“, sodass sich das Kind mehr und mehr gezielt bewegen und aufrichten kann. Normalerweise verschwinden diese Reflexe nach einer gewissen Zeit, wenn wir sie nicht mehr brauchen.
Wenn frühkindliche Reflexbewegungen noch ganz oder teilweise aktiv sind, können sie jederzeit ausgelöst werden und verursachen dann unwillkürliche Muskelreaktionen bei den Kindern. Sind diese frühkindlichen Reflexe jedoch weiterhin vorhanden, so können sie uns in unserer Entwicklung stören und einschränken. Spätestens nach der Einschulung fallen diese, für das Kind unkontrollierbaren, motorischen Verhaltensweisen auf und werden meist mit der Diagnose ADHS und/oder Legasthenie/Dyskalkulie belegt.
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Auswirkungen nicht integrierter Reflexe
Wenn frühkindliche Reflexe nicht vollständig integriert werden, können folgende Auswirkungen auftreten:
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Hyperaktivität (ADHS)
- Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten
- Unleserliche Schrift
- Schwierigkeiten bei der Impulskontrolle
- Koordinations- und Gleichgewichtsprobleme
- Motorische Schwäche (Fein- und Grobmotorik)
- Bettnässen über das Alter von 5 Jahren und/oder häufiges Wasserlassen, zusätzliche motorische Unruhe beim Sitzen
- Ist häufig krank, Allergien
- Wirkt unsicher, wenig Selbstwertgefühl
- „Tolpatschiges“ Verhalten
Diese Rest-Muskelreaktionen können das Kind beeinflussen, was zu einem Gefühl der Überforderung und einem niedrigen Selbstwertgefühl führt.
Reflexintegration als Lösung
Die gute Nachricht ist, dass die Reifung des zentralen Nervensystems jederzeit nachgeholt werden kann! Reflexintegration ist ein nebenwirkungsfreies und hoch effizientes Bewegungsprogramm für Kinder und Jugendliche und bis ins Erwachsenenalter. Das Gehirn bekommt eine zweite Entwicklungs-Chance.
Mit der Reflexintegration ist es möglich, die aktiven Reflexe zu hemmen und zu integrieren und somit ein neuronales Nachreifen zu ermöglichen. Unter Reflexintegration kann man sich ein Bewegungstraining für Kinder mit Lern- und Verhaltensproblemen und Indizien, dass hier noch aktive persistierende Reflexe vorliegen, vorstellen. In einem klar strukturierten Onlinetraining wird die zum Teil noch fehlende Hemmung der Reflexe nachgeholt. Mit der Reflexintegration ist es möglich, die aktiven Reflexe zu hemmen und zu integrieren und somit ein neuronales Nachreifen zu ermöglichen.
Wie funktioniert Reflexintegration?
Das Training der Reflexintegration beseitigt die Entwicklungslücken im Reifungsprozess des Kindes. Dadurch räumt man die Steine aus dem Weg, die die Blockaden des Lernens verursachen. Durch die Reflexintegration ist Lernen nun möglich, da nun auf die gesamte Energie zugegriffen werden kann und somit auch Aufmerksamkeit und Konzentration gesteigert werden.
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Die Bewegungen des Reflexintegrations-Trainings sorgen dafür, dass das Gehirn „reift“, also Nervenverbindungen in guter Qualität entstehen und damit nach und nach das komplette Funktionieren des Gehirns möglich wird. Durch die Reflexintegration verbinden sich die verschiedenen Gehirnareale. Dabei sind die Anzahl und die Qualität der Nervenverbindungen, die dabei entstehen, von größter Bedeutung, damit eine Nachreifung des zentralen Nervensystems stattfinden kann.
Die Ergebnisse der Reflexintegration sind für die Eltern immer erstaunlich und erscheinen oft wie kleine Wunder. Den Kindern wird durch das Onlinetraining der Schulalltag erleichtert und die Eltern können endlich viele ihrer Sorgen, die sie meist lange Zeit mit sich tragen, ablegen.
Methoden der Reflexintegration
Noch vorhandene frühkindliche Reflexe können auf verschiedene Arten integriert bzw. entstresst werden. Hier sind einige Beispiele:
- KinFlex®: Mit KinFlex® werden die Bewegungsmuster der Reflexe harmonisiert und im Körper zentriert. Durch kinesiologische Korrekturen, aktive, passive und isometrische Bewegungen in Kombination mit einer Bilateralen Hemisphären Musik wird dies ermöglicht. KinFlex® vereint die Essenz aus mehreren wissenschaftlich anerkannten und individuellen Techniken zu einem effektiven und schnellen Training.
- Rexi Rockstars Reflexintegration: Rexi Rockstars Reflexintegration ist ein Programm mit gezielten Bewegungsübungen, um die noch vorhandenen Reflexe zu integrieren. Dadurch kann eine Datenvernetzung im Gehirn verbessert werden und die Auswirkungen auf den Alltag sind bereits nach wenigen Wochen ersichtlich.
- RIT-Reflexintegration: Die RIT-Reflexintegration ist ein Programm, das helfen soll, frühkindliche Reflexe im Gehirn abzubauen. Anschließend sind vor allem die Eltern gefragt: Über einen Zeitraum von etwa einem Dreivierteljahr machen sie fünfmal pro Woche für je 15 Minuten Übungen mit ihrem Kind, die das Gehirn an neue Bewegungsmuster gewöhnen sollen.
Wichtig ist, die von Fachleuten gezeigten Übungen regelmäßig und gewissenhaft auszuführen. Da es jedoch ein wenig Zeit braucht, bis alles ausreichend vernetzt ist, sollten die Übungen zu jedem Reflex ungefähr drei bis vier Wochen lang zuhause mindestens fünf Mal die Woche durchgeführt werden. Ganz nach dem Motto: „Übung macht den Meister.“
Reflexintegration bei ADHS
Ja, die Reflexintegration kann eine sehr wirksame Unterstützung bei Kindern mit ADHS sein. Als Reflexintegrationsexperte habe ich oft erlebt, dass noch aktive frühkindliche Reflexe wie der Moro-Reflex, der Asymmetrische Tonische Nackenreflex (ATNR) oder der Tonic Labyrinth Reflex (TLR) zu einer Überreizung des Nervensystems beitragen.
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Diese Reflexe können Symptome verstärken, die häufig mit ADHS verbunden sind, wie Konzentrationsprobleme, Impulsivität oder Unruhe. Die Reflexintegration zielt darauf ab, diese noch aktiven Reflexe zu integrieren, wodurch das Nervensystem beruhigt wird. Dadurch können sich die Aufmerksamkeitsspanne, die Impulskontrolle und das Verhalten eines Kindes deutlich verbessern.
Trotzdem ist ADHS ein komplexes Krankheitsbild und es sollte betont werden, dass eine ADHS-Erkrankung nicht ausschließlich aufgrund noch aktiver frühkindlicher Reflexe entsteht. Reflexintegration kann jedoch einen wichtigen Beitrag zur ganzheitlichen Förderung von Kindern mit ADHS leisten.
Einflussfaktoren auf die Reflexentwicklung
Die Entwicklung der frühkindlichen Reflexe kann durch verschiedene Faktoren gestört werden. Dazu gehören beispielsweise:
- Stress und Krankheit in der Schwangerschaft: Stress und Krankheiten während der Schwangerschaft können das ungeborene Kind belasten und die Entwicklung des Nervensystems beeinträchtigen.
- Kaiserschnitt: Ein Kaiserschnitt kann dazu führen, dass bestimmte Reflexe nicht ausreichend aktiviert werden, da das Kind beim natürlichen Geburtsvorgang eine Reihe von Reizen erfährt, die die Reflexintegration unterstützen.
- Liegen auf dem Rücken: Wenn Babys über längere Zeit auf dem Rücken liegen, können bestimmte Muskelgruppen verkürzen und die Entwicklung der Körpermitte beeinträchtigen. Dies kann sich wiederum auf die Integration der Reflexe auswirken.
- Auslassen der Krabbelphase: Das Krabbeln ist eine wichtige Phase in der Entwicklung eines Kindes, da es dabei zahlreiche Reize erhält, die für die Integration der Reflexe notwendig sind. Wenn diese Phase ausgelassen wird, kann dies zu Entwicklungsverzögerungen führen.
Negativ beeinflussende Faktoren können neben Alkohol und Drogen auch eine Krankheit der Mutter sein oder ähnliches. Zudem zählen zu den negativen Einflussfaktoren ein Bewegungsmangel der Mutter bzw. Bewegungseinschränkungen durch diverses Verhalten: Baby ausschließlich in Rückenlage liegen lassen, intensive Verwendung von Wippe, Tragetücher oder ähnlichem. Oft werden kindliche Bewegungsmuster durch moderne Spielgeräte unterdrückt bzw.
An dieser Stelle ist es wichtig zu erwähnen, dass bei einem Training der Reflexintegration kein „Schuldiger“ gesucht wird. Hier geht es ausschließlich darum, lösungsorientiert zu arbeiten. Kein Elternteil verursacht in unserer Welt absichtlich Störungen, um seinem Kind einen Stein in den Weg zu legen.
Überblick über wichtige frühkindliche Reflexe
Hier ist ein erster Überblick jener frühkindlichen Reflexe, die den größten Einfluss auf die kognitive und emotionale Entwicklung deines Kindes haben:
| Reflex | Anzeichen für einen aktiven Reflex | Auswirkungen bei Nicht-Integration |
|---|---|---|
| Furcht-Lähmungsreflex (FLR) | Geringe Stresstoleranz, Stress bei Augenkontakt, Probleme mit dem Gleichgewicht, Empfindlichkeit gegenüber Berührung, Licht, Geräuschen, Lageveränderungen, Geruch, Geschmack, Tiefensensibilität | Konzentrationsprobleme durch blockierte Verknüpfung zum Cortex, Erhöhter Adrenalinspiegel, vergrößerte Amygdala (verstärkte Angst und Emotionen), Andere Reflexe (Moro, TLR) bleiben oft aktiv |
| Moro-Reflex | Licht- und Geräuschempfindlichkeit, Probleme mit Gleichgewicht und Reisekrankheit, Überempfindlichkeit auf Berührung und Lageveränderung | Aktivierung des Überlebensmusters (Ängstlichkeit, Panik), Gleichgewichts- und Koordinationsprobleme, Hyperaktivität, sensorische Empfindlichkeit, Schwierigkeiten mit Kritik, geringes Selbstwertgefühl |
| Landau-Reflex | Schwierigkeiten, in Bauchlage Kopf und Brust zu heben, Probleme beim Brustschwimmen, Sehr angespannte Beine | Schlechte Haltung (Kopf und Blick nach unten geneigt), Atembehinderungen führen zu Konzentrationsproblemen, Verhindert Integration des Spinalen Galant Reflexes, führt zu Hyperaktivität |
| Tonischer Labyrinth-Reflex (TLR) | Gleichgewichtsprobleme, insbesondere bei Kopfbewegungen, Höhenangst, Koordinationsprobleme, Schwierigkeiten, Raum, Entfernung, Tiefe und Geschwindigkeit abzuschätzen | Dyskalkulie, Tollpatschigkeit, Probleme mit logischen Reihenfolgen und grammatikalisch richtigen Sätzen, Schwierigkeiten beim Abschreiben von der Tafel |
| Symmetrischer Tonischer Nackenreflex (STNR) | Schlechte Körperhaltung, „Kartoffelsack-Haltung“, Probleme mit Nah- und Fernsehenschlechte Koordination, Schwierigkeiten beim Brustschwimmen und Purzelbäume schlagen | Ungeschicklichkeit, Zehenspitzengang, Schwierigkeiten bei Lese- und Schreibhaltung, Probleme beim Abschreiben |
| Spinaler Galant-Reflex | Unruhe, Hyperaktivität, Empfindlichkeit gegenüber enger Kleidung und Anlehnen am Stuhl, Einnässen nach dem Alter von 5 Jahren, Skoliose | Motorische Unruhe, Konzentrationsprobleme, Vermindertes Kurzzeitgedächtnis, Rückenprobleme im Erwachsenenalter |
| Babinski-Reflex | Plattfüße, langsames Laufen, Verschleißspuren an Schuhen, Zehen nach außen gedreht in Bauchlage, X-Beine | Spannungen in den Füßen und Beinen, Laufmusterprobleme (Laufen auf Innen- oder Außenseite der Füße) |
Es gibt noch viele weitere frühkindliche Reflexe, die Einfluss auf die Entwicklung eines Kindes haben können.
Erfahrungsberichte
Die Erfolge der Reflexintegration sind oft beeindruckend. Viele Kinder zeigen nach Abschluss des Trainings eine deutlich verbesserte Konzentration, bessere Lese- und Schreibfähigkeiten und eine insgesamt harmonischere Entwicklung. Auch Verhaltensauffälligkeiten wie Unruhe oder Impulsivität können sich reduzieren.
Einige Erfahrungsberichte von Eltern und Fachleuten:
- "Nach gewissenhafter Vorbereitung und einem detaillierten Vorgespräch haben wir mit viel Neugier das Training bei Frau Dr. Stuck begonnen. Mit ihrer einfühlsamen, aufmunternden Art hat sie es verstanden, uns die neuen Übungen beizubringen. Diese haben meiner Tochter immer Spaß gemacht und wir haben recht bald gute Fortschritte in vielen - schulischen und außerschulischen - Bereichen feststellen können. Frau Dr. Stuck zeichnet ihr hohes Maß an pädagogischem Fachwissen, an Empathie und Einfühlungsvermögen aus." - Mag. iur.
- "Ich hatte Gelegenheit mit der Lehrerin meiner Tochter zu sprechen. Sie ist begeistert von ihrer Entwicklung und meinte, dass gar keine Gefahr mehr einer Rückstufung bestehe und man im ganzen Auftreten meiner Tochter einen enormen Fortschritt merkt. Mein Sohn traut sich nun endlich mehr zu und hat sogar schon an Lese- und Schreibtempo gewonnen."
- "Mein Sohn ist nun viel selbstbewusster geworden, er traut sich nun Sachen zu, an die vor dem Training nicht zu denken war. Außerdem hat er eine gestärkte Rückenmuskulatur und hat dadurch schon eine viel bessere Körperhaltung. In der Schule macht er weitaus weniger Fehler und er bringt bessere Noten nach Hause."
- "Wir sind sehr froh Sie gefunden zu haben, es ist für mich logisch was sie erklären und ich habe nun nach der ersten Einheit schon positive Veränderungen im Verhalten meines Sohnes bemerkt."
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