Burnout ist ein anhaltender Erschöpfungszustand, der mit körperlichen Beschwerden und psychischen Symptomen einhergehen kann. Dieses emotionale, körperliche und geistige Ausgebrannt-Sein kann jedoch jeden treffen, der unter starkem Stress leidet. Noch vor einigen Jahren galt Burnout als spezielles Problem von Lehrern, Managern und besonders engagierten Menschen in helfenden Berufen.
Unter dem Begriff Burn-out-Syndrom werden die verschiedenen Symptome zusammengefasst, die mit diesem anhaltenden Erschöpfungszustand einhergehen. Als Auslöser kommen äußere oder innere Ursachen in Frage; oftmals ist auch eine Kombination von beidem möglich.
Was ist Burnout?
„Burnout: Ausfall eines Triebwerks wegen Treibstoffmangels“ - so lautet die offizielle Definition in der Raumfahrt und sie erklärt im übertragenen Sinne auch das eigentliche medizinische Problem, was hinter diesem Krankheitssyndrom steckt. Bei einem Burnout hat der Körper nachweislich zu wenig Energie in seinen Zellen, es kommt zu einer mentalen und körperlichen Kapitulation.
In den letzten Jahren hat die Anzahl der Personen mit Burnout-Symptomen stark zugenommen. Dauerhafte Überlastung führt zu negativem Stress und dieser kann die Entstehung verschiedener Erkrankungen mit begünstigten. Der Begriff negativer Stress beinhaltet auch die individuelle Interpretation der jeweiligen Situation.
Ausschlaggebend ist also weniger die Arbeitsmenge oder die Anstrengung selbst, sondern das Gefühl, das man bei der Tätigkeit hat. Solange man gerne und freiwillig tut, was man tut, und sich dabei seiner eigenen Grenzen bewusst ist, besteht auch keine Gefahr. Sobald eine Tätigkeit aber gegen innere Widerstände verrichtet werden muss und man an der Sinnhaftigkeit dieser zweifelt, ist die psychische Gesundheit gefährdet.
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Symptome: Wie merkt man, dass man ein Burnout hat?
Ein Burnout geht mit Einbußen im allgemeinen Wohlbefinden und der körperlichen Gesundheit einher, denn es betrifft sowohl den Körper als auch die Seele. Ein typisches Gefühl ist: „Ich kann nicht mehr“. Im Allgemeinen werden damit Symptome wie emotionale und körperliche Erschöpfung und eine verringerte Arbeitsleistung assoziiert.
Körperliche Symptome
Wie äußert sich ein Burnout körperlich? Manche Personen leiden unter unerklärlichen körperlichen Beschwerden. Häufig fängt es mit diesen sogar an; die Verknüpfung zu einem Burnout ist dadurch umso schwieriger. Verschiedenste Magen-Darm-Beschwerden machen Betroffenen zu schaffen, chronische Schmerzen und nicht zuletzt so genannte funktionelle Herz-Kreislauf-Beschwerden, also spürbare Herz-Beschwerden, wie Herzrhythmusstörungen, für die es aber keine organischen Ursachen gibt. Möglich sind auch Kopf-, Muskel-, Hals- und Gelenkschmerzen, sowie Schlaflosigkeit, Herzrasen, Bluthochdruck oder häufig wiederkehrende Infekte. Auch Panikattacken und Tinnitus sind mögliche körperliche Symptome.
Sie fühlen sich nicht ernst genommen, wenn organisch alles in Ordnung ist und der Arzt oder die Ärztin von „psycho-somatischen Beschwerden“ spricht. Aber gerade die Diagnose Burnout und auch andere psychische Erkrankungen zeigen, dass diese Beschwerden sehr real sind, auch wenn Außenstehende sie weniger gut nachvollziehen können als eine klassische Krankheit oder die Beschwerden, die ein gebrochenes Bein mit sich bringt.
Psychische Burnout-Anzeichen:
- totale Erschöpfung, Energiemangel und Erholungsunfähigkeit
- Konzentrationsstörungen, Gedächtnisprobleme
- Entscheidungsunfähigkeit
- Leistungs- und Antriebsschwäche
- Versagensängste und andere Angst-Gefühle
- Gleichgültigkeit, emotionale Erschöpfung, innere Leere und Langeweile
- Desillusionierung oder Verzweiflung
- Ruhelosigkeit, nervöse Unruhe, Schlafstörungen, chronische Müdigkeit
- Schwächegefühl
- Bitterkeit, Zynismus
- Gefühl mangelnder Anerkennung
- geringe Frustrationstoleranz
Die Burnout-Phasen:
In der Literatur sind verschiedene Phasenmodelle zu finden, die den Verlauf des Burnout-Syndroms beschreiben Prinzipiell geben diese Schemata eine grobe Position an, also eine Momentaufnahme des Krankheitszustandes. Die Modelle dienen der Orientierung und können hilfreich sein, um die davorliegende Stufe Richtung Ausstieg aus dem Burnout zu erkennen und anzusteuern.
Zu Beginn beobachtet man bei den Betroffenen häufig, dass sie auf Hochtouren arbeiten, dabei aber ihre seelische Handbremse angezogen haben. Eine innere Unzufriedenheit stellt sich ein. Es folgt ein Rückzug, der zunächst noch unmerklich ist, später aber auch eine sichtbare Verminderung der Leistungskraft zeigt. Es kommt zu körperlichen Beschwerden wie Schlafstörungen; Erholungen sind kaum noch möglich. Die letzte Phase mündet in einer inneren Leere, Passivität und Lebensunlust. Diese Phase entspricht dem, was die meisten als Burnout erkennen können.
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Was ist der Unterschied zwischen einer Depression und einem Burnout?
Grundsätzlich ist es schwierig, zwischen einem Burnout-Syndrom und einer Depression eindeutig zu unterschieden, da beide ähnliche Symptome aufweisen und zudem individuell sehr unterschiedlich verlaufen können. Symptomatisch lässt sich ein fortgeschrittener Burnout-Fall somit nicht mehr von einer Depression unterscheiden.
Der Unterschied liegt jedoch in der Entstehungsgeschichte und in der Tatsache, dass die Depression bereits als eigenständige Krankheit anerkannt ist. Der Hamburger Psychologe Matthias Burisch formuliert es so: „Burnout ist nichts Rätselhaftes; Ausbrenner haben Probleme, mit denen sie erfolglos kämpfen oder gekämpft haben, die aber prinzipiell lösbar sind. Depressive leiden an Unabänderlichem, oft Unerklärlichem.”
Wer ist gefährdet?
Wie ein Burn-out entsteht, ist bisher nicht restlos geklärt. Ungünstige Lebensbedingungen können ebenso zu den Ursachen gehören wie die Persönlichkeit des Betroffenen oder das private Umfeld. Sehr häufig betrifft das Ausgebrannt-Sein Menschen, die sich stark in ihrer Arbeit engagieren, beispielsweise Krankenpfleger, Rettungssanitäter, Erzieher oder Lehrer.
Einem erhöhten Risiko sind auch sogenannte Workaholics ausgesetzt, die keine Überstunde auslassen und Personen mit einem ausgeprägten Helfersyndrom oder allgemeinem Überengagement sowie Menschen mit chronischem Stress.
Folgende Faktoren erhöhen das Burnout-Risiko zusätzlich:
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- große Verantwortung unter Zeitdruck oder langweilige Routinen
- unerfüllbare Vorgaben
- zu hohe Anforderungen an sich selbst
- unklare oder wechselnde Erfolgskriterien
- Schichtdienst oder stark wechselnde Arbeitszeiten
- mangelnde Einfluss- und Kontrollmöglichkeiten
- schlechtes Betriebsklima
- Angst um den Arbeitsplatz
Oft sind Menschen betroffen, die hohe Ansprüche an sich selbst stellen und alle Aufgaben perfekt erledigen wollen, aber zugleich ein eher geringes Selbstwertgefühl haben. Sie trauen sich wenig zu und können nicht gut mit Enttäuschungen, Frust und Kränkungen umgehen, da ihnen geeignete Bewältigungsstrategien fehlen.
Menschen in gesundheitlich-sozialen Bereichen bzw. in Berufen mit viel Menschenkontakt sind besonders gefährdet, an einem Burnout zu erkranken.
Wie lange dauert ein Burnout?
Wie lange ein Burnout dauert, hängt stark von der Komplexität des Falles ab. Bei Personen, die grundsätzlich eine positive Einstellung zum Leben und der Arbeit haben, sich aber akut in einer außergewöhnlichen Belastung befinden, genügt teilweise bereits eine mehrwöchige Auszeit oder/ und ein spezielles Coaching.
Schwere Verlaufsformen, die mit körperlichen Beschwerden wie Panikattacken einhergehen, können längere Krankschreibungen notwendig machen. Abhängig ist die Dauer der Krankschreibung selbstverständlich auch von der medizinischen, familiären und beruflichen Unterstützung, die der Einzelne erfährt.
Was kann ich selbst tun? Geht Burnout von allein weg?
Erkennt man rechtzeitig ein aufkommendes Burnout-Syndrom ist es durchaus möglich, mit den entsprechenden Verhaltensregeln entgegenzusteuern. Wichtig ist, sein Verhalten zu reflektieren und die verfahrene Situation selbst zu erkennen, ohne sich dafür zu tadeln. Wenn die Ursache "außen" liegt, sollte sie auch von außen gelöst werden. Hierbei können unter Umständen Sozialarbeiter, Betriebsräte oder auch Rechtsanwälte behilflich sein. Liegt die Ursache "innen", können verhaltenstherapeutische Tipps aus dieser Phase heraushelfen.
Wie wird ein Burnout diagnostiziert?
In der aktuellen Version des weltweit für Gesundheitspolitik und Krankenkassen maßgeblichen Katalogs von Störungen, dem ICD-11, wird Burnout wie folgt definiert: „Burnout ist ein Syndrom, das als Folge von chronischem Stress am Arbeitsplatz konzeptualisiert wird, der nicht erfolgreich bewältigt wurde. Es ist durch drei Dimensionen gekennzeichnet: Gefühle von Energieverarmung oder Erschöpfung, erhöhte innere Distanz zur Arbeit oder Gefühle von Negativismus oder Zynismus in Bezug auf die Arbeit; und verminderte professionelle Wirksamkeit.“
Damit gilt Burnout zwar nach wie vor nicht als eigenständiges Krankheitsbild, wird aber seit dem neuen Katalog der WHO erstmals als Folge von chronischem Arbeitsstress definiert.
Der schwierigste Schritt für Betroffene ist meist zu erkennen, dass Dauerstress tatsächlich krank macht. Bei einem Verdacht sollte in jedem Fall möglichst früh die Hausärztin/ der Hausarzt angesprochen werden - am besten schon, wenn erste Beschwerden wie Schlafstörungen, Erschöpfungszustände oder Magen-Darm-Probleme auftreten.
Oft folgt eine Überweisung zur weiteren Behandlung an eine Spezialistin/ einen Spezialisten, üblicherweise an eine Psychologin/ einen Psychologen oder eine Psychotherapeutin/ einen Psychotherapeuten. Zunächst ist es wichtig, körperliche Erkrankungen als Ursachen auszuschließen, die zu ähnlichen Symptomen führen können.
Gibt es einen Burnout-Test?
Durch die komplexe Diagnostik und die Vielfalt der Symptome und Ursachen des Burnouts weist die Literatur eine entsprechend große Bandbreite an Messinstrumenten auf. Am breitesten ist das Angebot für Fragebögen. Das Maslach Burnout Inventory (MBI) dominiert bis heute die Forschung. Es umfasst 22 Fragen und besteht aus drei Säulen: Emotionale Erschöpfung, Depersonalisation (korrekter: Dehumanisierung) und Leistungs(un)zufriedenheit.
Dabei ist zu beachten, dass dieser Test eher darauf abzielt, die Gefährdung zu ermitteln und nicht den Grad und die Intensität. Er lässt Aussagen über die Gefühlswelt zu und kann bewusst machen, wie sehr Betroffene tatsächlich unter ihrer Arbeit leiden. Aber dafür kann es immer auch andere Gründe geben, die in der Persönlichkeit oder der Krankengeschichte liegen.
Burnout in Österreich
Laut der österreichischen Arbeiterkammer gelten mehr als zehn Prozent der Bevölkerung hierzulande als Burnout-Betroffene. Weitere 17 bis 20 Prozent werden als gefährdet eingestuft. Da diese psychosomatische Krankheit demnach jede/n Dritten (indirekt) betrifft und vor allem bei Erwerbstätigen vorkommt, ist Burnout auch für Arbeitgebende ein relevantes, alltagsnahes Thema.
Wie hätte die österreichische Bevölkerung den obigen Selbsttest beantwortet? Wie sehen die Antworten der Leute hierzulande laut den Statistiken aus? 4 % der Bevölkerung sind „rein depressiv“, aber Depressionen können eine Folge- bzw.
In der Gruppe der unter 30-Jährigen findet sich ein besonders hoher Anteil an Personen im Burnout-Erkrankungsstadium, welcher mit zunehmendem Alter wieder geringer wird und ab dem 50. Lebensjahr erneut ansteigt. Erst nach dem 59.
Neben Menschen in Führungspositionen und in Helferberufen unterliegen auch beispielsweise Sozialarbeiter/innen, Lehrer/innen, Polizeibeamte/-innen und Ärzte/-innen einem erhöhten Erkrankungsrisiko.
Was können Arbeitgeber tun?
Ein paar ermutigende Worte („Wenn Sie Symptome bemerken, wenden Sie sich bitte frühzeitig an Ihre/n Vorgesetze/n. Wir suchen lieber präventiv mit Ihnen gemeinsam eine Lösung, als auf Ihre Erkrankung zu warten.“) sollten dabei nicht fehlen.
Arbeitgeber/innen können auch präventive Maßnahmen anbieten, um das Risiko für Mitarbeiter/innen zu schmälern. Dies können Gesprächs- oder Sportangebote sein, z.B. entspannende Sportarten wie Yoga, Tai-Chi oder geführte Meditationen. Auch das Anbieten von Power Naps (Mittagsschläfchen im Büro, z.B.
Behandlung von Burnout
Burnouts können Wochen oder Monate dauern, das kommt auf den individuellen Fall an. Die Behandlung ist jedoch immer dieselbe: Stressreduktion, Gespräche, sowie professionelle therapeutische oder ärztliche und ggf. sogar medikamentöse Hilfe.
Es gibt keine spezifischen Medikamente gegen Burnout. Leidet die betroffene Person aber unter Symptomen einer Depression, können Antidepressiva eingesetzt werden. Klinikaufenthalte oder Rehamaßnahmen sind besonders in drastischen Fällen notwendig.
Die Ziele dieser Therapien sind die Stärkung der psychischen Widerstandskraft, das Verändern von schädlichen Verhaltensmustern, das Erlernen von Bewältigungsstrategien, die Beseitigung bzw. Minderung der körperlichen und psychischen Symptome sowie die Ermöglichung lustvollen Erlebens.
Psychotherapeutische Therapie: Sie wird von zugelassenen Psychiatern/-innen, Psychologen/-innen und Psychotherapeuten/-innen stationär in Kliniken oder ambulant in Praxen durchgeführt und erschließt die Grundlagen der Erkrankung.
Psychologische Beratung: Sie zielt im Gegensatz zu psychotherapeutischen Verfahren auf eine Verbesserung der Lebensqualität, des subjektiven Wohlbefindens sowie der Förderung der Problemlösefähigkeit ab. Zudem bietet sie Unterstützung und Hilfestellung in belastenden und schwer zu bewältigenden Lebenskrisen.
Orthomolekulare Therapie: Im Mittelpunkt steht hierbei die hochdosierte Verwendung von Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen zur Wiederherstellung der natürlichen Balance des Körpers und der Psyche.
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