Psychischer Durchfall: Ursachen und Behandlung

Durchfall, auch Diarrhoe genannt, ist ein häufiges Symptom, das fast jede:r kennt. Von Durchfall spricht man dann, wenn man täglich öfter als drei Mal Stuhlgang von einer breiigen bis flüssigen Konsistenz hat.

Was ist Durchfall (Diarrhoe)?

Medizinisch spricht man bei Durchfall auch von der sogenannten Diarrhö. Als Durchfall bezeichnen Ärzt:innen eine Stuhlentleerung, die mehr als drei Mal täglich erfolgt. Ob tatsächlich eine Durchfallerkrankung vorliegt, hängt - neben der Stuhlfrequenz - auch von der Konsistenz des Stuhls ab. Kommen Bauchschmerzen, Übelkeit oder Fieber hinzu, kann man von einer Erkrankung ausgehen.

Durchfall: Akut oder chronisch?

Durchfall tritt manchmal ganz plötzlich auf, gelegentlich wird er hingegen auch chronisch. Akuter Durchfall ist plötzlich auftretender Durchfall, der zumeist von einer Infektion, einer Unverträglichkeit oder der Konsumation von verdorbenen Lebensmitteln ausgelöst wird. Bei chronisch von Durchfall Betroffenen ist der Alltag und damit die Lebensqualität oftmals deutlich eingeschränkt. Chronischer Durchfall weist oft auf ernstere Ursachen oder Erkrankungen hin.

Ursachen für Durchfall

Durchfall kann die unterschiedlichsten Ursachen haben. Eine häufige Ursache für Durchfall (Diarrhoe) sind Krankheitserreger, die den Verdauungstrakt infiziert haben. Sie gelangen meist mit verunreinigtem Essen oder Wasser in den Körper. Auch Medikamente, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Stress und emotionale Belastung können Diarrhoe verursachen.

  • Infektionen mit Krankheitserregern (z. B. E. coli)
  • Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (z. B. Morbus Crohn)
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten (z. B. Laktoseintoleranz)
  • Genuss von verdorbenen Lebensmitteln (z. B. Salmonelleninfektion)
  • Medikamentenbedingte Ursachen (z. B. Antibiotika)

Psychische Belastungen als Ursache

Viele von uns kennen Durchfall infolge von Stress, ob privat oder im Berufsleben. Allein die Tatsache, dass man viele Dinge zu erledigen hat, kann als stressig empfunden werden und zu Durchfall führen. Ja, psychische Belastungen wie Stress, Angst oder Nervosität können spürbare Auswirkungen auf die Verdauung haben - bis hin zu plötzlichem Durchfall.

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Das sogenannte „Bauchhirn“, ein Teil des enterischen Nervensystems, reagiert sehr sensibel auf emotionale Reize. Das Ergebnis ist häufig ein nervöser Durchfall, der ohne weitere körperliche Symptome auftritt, aber für Betroffene sehr belastend sein kann.

Wie Stress zu Durchfall führt

Die Muskeln des Darms sind für das Durchmischen und Weiterschieben des Speisebreis verantwortlich. In rhythmischen Wellen spannt sich die Darmmuskulatur an und entspannt sich wieder. Man spricht von Darmbewegungen, oder auch von der ‚Peristaltik‘. Die Bewegungen werden vom Nervensystem des Darms gesteuert, das mit dem zentralen Nervensystem des gesamten Körpers zusammenhängt.

Adrenalin - ein Hormon, das ursächlich für Angst, Kampf oder Flucht ist - wird vom Körper hergestellt, wenn man Nervosität verspürt. Ein Ansteigen des Blutdrucks und des Pulsschlages sowie eine Abnahme der Darmbewegungen sind die Folge.

Doch nicht nur Adrenalin wird in angespannten Situationen vermehrt ausgeschüttet. Weitere Hormone führen zu einem erhöhten Einstrom von Flüssigkeit, Elektrolyten und Schleim in den Darm. Der Darm kann jedoch weniger Flüssigkeit und Elektrolyte resorbieren. Das Ergebnis: wässriger Stuhl und ständiger Stuhldrang.

Allein eine geringfügig verminderte Aufnahmefähigkeit von Flüssigkeit aus dem Darm in den Körper kann eine Durchfallattacke auslösen.

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Weitere Ursachen für akuten Durchfall

Wichtige Ursachen für akuten Durchfall sind:

  • Akute Magen-Darm-Infektionen mit Bakterien oder Viren wie E. coli (Kolibakterien), Salmonellen, Campylobacter, Shigellen, Listerien, Clostridium botulinum, Noroviren, Rotaviren
  • Infektionen mit Parasiten: Amöben, Lamblien
  • Vergiftungen, etwa durch Pilze, Nikotin, Insektizide, Eisen oder Chemikalien
  • Medikamente: z.B. magnesiumhaltige Magenschutz- oder Abführmittel, Antibiotika (wie Ampicillin, Clindamycin, Erythromycin), Zytostatika (Medikamente bei Chemotherapie)
  • Bestrahlung (Strahlentherapie) im Bauch- oder Beckenbereich
  • Akute psychische Belastungen (Aufregung, Angst, Belastungssituationen, Stress etc.)
  • Starke körperliche Belastung: z.B. Durchfall nach Sport, insbesondere nach dem Laufen unter großer Belastung wie bei Marathonläufen ("runner‘s diarrhea oder "Läufer-Durchfall")
  • Bei Durchfall durch Hitze sind vermutlich ebenfalls eine Stressreaktion des Körpers und eine Minderdurchblutung des Darms ursächlich beteiligt.
  • Durchfall durch Kälte ist zwar nicht generell möglich. Aber manche Menschen reagieren auf eiskalte Getränke mit Bauchschmerzen und Diarrhoe.
  • Tritt Durchfall nachts auf, kann Rauchen, Alkoholkonsum oder schwerverdauliches Essen am Abend eine Rolle spielen.

Ursachen für chronischen Durchfall

Chronischer Durchfall weist oft auf ernstere Ursachen oder Erkrankungen hin, zum Beispiel:

  • Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten wie Kuhmilchallergie, Laktoseintoleranz, Histaminintoleranz, Zöliakie (wichtiger Hinweis: Durchfall nach dem Essen)
  • Reizdarm-Syndrom: Manche Betroffene haben häufigen und zum Teil krampfartigen Durchfall. Oft begleiten Nahrungsmittelunverträglichkeiten den Reizdarm.
  • Malassimilationssyndrom: Nahrung wird nicht ausreichend verdaut (Maldigestion) oder nur unzureichend aufgenommen (Malabsorption), z.B. nach Magenoperationen, bei Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse oder Gallenblase
  • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen: z.B. Colitis ulcerosa (betrifft den Dickdarm), Morbus Crohn (kann den ganzen Verdauungstrakt betreffen)
  • Chronische Darminfektionen mit Viren, Bakterien oder Parasiten
  • Stoffwechselerkrankungen: Addisonkrankheit, Diabetes mellitus, Schilddrüsenüberfunktion
  • Entzündung von Darmausstülpungen (Divertikulitis): Hier tritt zum Beispiel wässriger Durchfall oder Stuhl mit Schleim und Blutbeimengungen auf.
  • Tumorerkrankungen: z.B. Darmkrebs (oft Durchfall und Verstopfung im Wechsel), neuroendokrine Tumore, die Hormone absondern und so u.a.

Was hilft bei Durchfall?

Auf eine optimale Darmgesundheit zu achten, ist daher wichtig. Kommt es doch einmal zu Durchfall, gilt es in Bezug auf Hilfe zu Hause vor allem eines: Viel, viel trinken! Dadurch verhindern Sie das Austrocknen des Köpers. Zum Trinken erhalten Sie in der Apotheke Lösungen, welche die mit dem Durchfall ausgeschwemmten Nährstoffe ersetzen. Sie können sich jedoch auch selbst eine Elektrolyt-Lösung zu Hause herstellen. Ein Beispiel dafür ist ein Getränk bestehend aus einem halben Liter Mineralwasser vermischt einem halben Liter Orangensaft, in das acht gestrichene Teelöffel Zucker und ein Dreiviertel Teelöffel Salz gerührt werden. Sie können aber auch auf Tees und Gemüsesuppe setzen, um den Flüssigkeitshaushalt auszugleichen.

Bei akutem Durchfall geht es in der Behandlung von allem darum, den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, der durch den Durchfall entsteht, um eine Dehydration - also Austrocknung - zu verhindern. Dazu gibt es spezielle Elektrolyt-Lösungen, die vom Arzt verschrieben werden können. Bei chronischen Durchfällen entscheidet zumeist der Arzt über die Wahl der richtigen Behandlung. Teilweise können hier entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz kommen.

Wenn Sie von Durchfall betroffen sind, sollten Sie jedenfalls die unkontrollierte Einnahme von sogenannten Peristaltikhemmern vermeiden. Solche stopfenden Medikamente sollten im Idealfall nur kurzfristig und nach Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden. Denn wenn Ihr Durchfall durch bestimmte Erreger verursacht wird, hemmen diese Medikamente auch die Ausscheidung der Bakterien, Giften oder Viren.

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Ernährungstipps bei Durchfall

Bei Durchfall ist der Verdauungstrakt gereizt und braucht besonders leicht verdauliche Nahrung, die ihn nicht zusätzlich belastet. Besonders in der akuten Phase solltest du fettige, stark gewürzte, blähende und schwer verdauliche Speisen meiden.

Empfohlene Lebensmittel:

  • Weißbrot, Zwieback, Reis, Kartoffelbrei ohne Fett: Diese stärkehaltigen Lebensmittel liefern Energie, ohne den Darm zu reizen.
  • Reife Banane: Reife Bananen enthalten viel Kalium, das der Körper bei flüssigem Stuhlgang schnell verliert.
  • Gekochte Möhren, Karottensuppe: Karotten haben eine nachgewiesene antidiarrhoische Wirkung.
  • Leicht gesalzene Brühe: Eine klare, leicht gesalzene Gemüse- oder Hühnerbrühe hilft, diesen Verlust auszugleichen und liefert gleichzeitig ein wenig Wärme und Energie.
  • Haferschleim oder Grießbrei: Diese klassischen Schonkostgerichte sind mild, magenfreundlich und liefern sanfte Energie.

Empfohlene Getränke:

  • Stilles Wasser oder leicht gesalzene Brühe: Stilles Wasser ist in der Akutphase das beste Basisgetränk.
  • Kamillen-, Fenchel- oder Pfefferminztee: Kräutertees sind bewährte Hausmittel bei Magen-Darm-Beschwerden.
  • Schwarzer Tee: Schwarzer Tee enthält sogenannte Gerbstoffe (Tannine), die eine zusammenziehende Wirkung auf die Darmschleimhaut haben.

Durchfall: Wann zum Arzt?

Aber auch bei akutem Durchfall kann es wichtig sein, sich in ärztliche Behandlung zu begeben. Die erste Anlaufstelle bei Durchfall ist zumeist der Hausarzt, also der Allgemeinmediziner. Bei Kindern sollte immer der behandelnde Kinderarzt aufgesucht werden, wenn sie von Durchfall betroffen sind.

Gerade bei Babys und Kleinkindern ist besondere Vorsicht geboten. Gerade mit Säuglingen unter sieben Monaten bzw. unter einem Körpergewicht von 8 Kilo sollten Sie zur Sicherheit immer unverzüglich einen Arzt aufsuchen, wenn Durchfall eintritt.

Leidest Du unter einer ausgeprägten, heftigen Diarrhö, die länger als drei Tage anhält, wird zur Abklärung der Ursache ein Arztbesuch empfohlen. Folgende Beschwerden sind Warnsignale.

Bei starkem Durchfall, der länger als drei Tage dauert, sollte auf jeden Fall ein Arzt konsultiert werden. Dies gilt auch bei heftigem Durchfall (eventuell mit Erbrechen), vor allem wenn kleine Kinder oder ältere Menschen betroffen sind. Der Gang in eine (haus)-ärztliche Praxis ist auch dann notwendig, wenn Betroffene hohes Fieber, starkes Schwächegefühl oder heftiges Erbrechen zeigen.

Vorbeugung

Besonders Durchfall, der von Krankheitserregern verursacht wird, lässt sich schwer zur Gänze verhindern. Sie können aber vermehrt auf Hygienemaßnahmen wie Händewaschen achten, um Schmierinfektionen, die zu Durchfall führen, zu vermeiden.

Reizdarm und die Psyche

Von einem Reizdarmsyndrom ist in Österreich ungefähr jede fünfte Person betroffen. In den Industrieländern geht man davon aus, dass bei circa 20 % der Bevölkerung eine Reizdarm-Symptomatik vorliegt. Die Probleme können vielfältig sein: Es kommt zu Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung. Die Dysregulation des Darm-Gehirn-Systems führt also zu Veränderungen der Magen-Darm-Motilität und somit entsteht ein Teufelskreis: Die Darmsymptome verursachen Stress und der Stress verstärkt wiederum die Darmsymptome.

Stress lass nach!

Da es bis jetzt keine ursächliche Behandlung für das Reizdarmsyndrom gibt, geht es vor allem um die Linderung der Beschwerden. Das Hauptaugenmerk sollte jedoch auf der psychischen Komponente der Erkrankung liegen: Abbau von Stress und wiederholte Erholungs- und Entspannungsphasen sind wichtig. Den Teufelskreis der Bauch-Hirn-Beeinflussung zu durchbrechen, ist keine leichte Aufgabe, die durch ein paar Entspannungsübungen in den Griff zu bekommen wäre. Für eine kognitive Verhaltenstherapie gibt es beim Reizdarmsyndrom nachweisbare Wirkerfolge.

Insgesamt sind viele Magen-Darm-Erkrankungen durch eine psychische Komponente beeinflusst. Die Erkenntnis, dass diese gestörte Bauch-Hirn-Kommunikation wieder umgelernt werden kann, kommt langsam in der psychosomatischen Medizin an und immer mehr Patient:innen profitieren von einer passenden Psychotherapie.

Medikamente gegen Durchfall

Es gibt auch Medikamente, die bei Durchfall eingenommen werden können. Dazu gehören z. B. sogenannte Antidiarrhoika und Antibiotika (Antibiotika-Therapie).

Arzneimittel gegen Durchfall werden auch als Antidiarrhoika bezeichnet. Es können aber auch Medikamente mit krampflösenden oder schmerzlindernden Wirkstoffen zur Behandlung eingenommen werden.

Medikament Form Preis (ungefähre Angaben)
Loperamid Schmelztabletten € 13,99 (20 St)
Loperamid Kapseln € 26,59 (2x50 St)
Kombipackung Kapseln € 39,69 (3x15 St)
Elektrolytlösung Pulver € 9,49 (20 St)
Aktivkohle Filmtabletten € 12,99 (20 St)

Hinweis: Die genannten Preise sind Richtwerte und können je nach Anbieter variieren.

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