Compliance Psychologie: Definition und Bedeutung

Compliance und Adhärenz sind zentrale Begriffe, besonders relevant im Gesundheitswesen und in der öffentlichen Verwaltung. Dieser Artikel beleuchtet die Definition von Compliance Psychologie im Kontext der Krebsbehandlung und der öffentlichen Verwaltung.

Compliance in der öffentlichen Verwaltung

In Österreich bekennt man sich zu einer modernen integren Verwaltung. Die Bürgerinnen und Bürger sollen sich darauf verlassen können, dass mit öffentlichen Mitteln sparsam, wirtschaftlich und zweckmäßig umgegangen wird.

Wirkungsvolle Compliance wird maßgeblich von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einer Organisation getragen. Führungskräfte sind im Sinne des "Tone from the top" gefordert, ihre persönliche Vorbildfunktion wahrzunehmen und integres Verhalten aktiv vorzuleben. Entscheidend ist die Entwicklung der notwendigen Kompetenzen aller Bediensteten durch entsprechende Schulungs- und Beratungsangebote.

Die Compliance-Abteilungen beraten und unterstützen die Ressortleitung bei der Entwicklung, Einführung, Aufrechterhaltung, regelmäßigen Überprüfung und Verbesserung des Compliance-Management-Systems (CMS) des Ressorts. Sie beraten Führungskräfte und Bedienstete bei der komplexer werdenden Gesetzeslage sowie über die ressortinternen Verhaltensgrundsätze in Bezug auf Compliance. Ein Verhaltenskodex dient der Sensibilisierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die geltende Rechtsordnung.

Compliance und Adhärenz in der Medizin

Definitionen

Was versteht man unter Compliance und Adhärenz und welche Faktoren spielen dabei eine Rolle? Nach Kyngäs et al. ist Compliance die Bereitschaft, ärztliche Anweisungen zu befolgen, während Adhärenz eine Übereinstimmung meint, welche sich auf eine Wechselbeziehung zwischen Gleichrangigen bezieht.

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Im Sinne der Compliance geben PatientInnen ihr passives Einverständnis zu einer therapeutischen Intervention. Im Konzept der Adhärenz sind PatientInnen Experten für sich und ihr Leben, während ÄrztInnen Experten für ihr Fachgebiet sind (Albus, 1995).

Adhärenz bei Krebserkrankungen

Eine Krebserkrankung stellt meist eine existenzielle Bedrohung dar und kann zu vorübergehenden oder manifesten Veränderungen in verschiedenen Lebensbereichen führen. In einer ganzheitlichen (bio-psycho-sozialen) onkologischen Behandlung und Betreuung ist die medikamentöse Tumorbehandlung eine elementare Säule.

Viele PatientInnen nehmen ihre verordneten Medikamente nicht oder nicht ordnungsgemäß ein. Wigertz et al. (2012) zeigten in einer Studie mit Brustkrebspatientinnen, die eine adjuvante Hormontherapie erhielten, eine suboptimale Adhärenz. Drei Jahre nach der ersten Medikamenteneinnahme waren nur mehr 69 % der Teilnehmerinnen adhärent.

Faktoren, die die Adhärenz beeinflussen

Es wird eine positive Assoziation zwischen Adhärenz und jüngerem Alter zum Zeitpunkt der Diagnosestellung sowie der Größe der Tumoren beschrieben. Die Adhärenz war niedriger, wenn es während der Behandlung zu einer Medikamentenumstellung kam. Im Gegensatz zu anderen Untersuchungen zeigte diese Studie keine Zusammenhänge zwischen adhärentem Verhalten und sozioökonomischen Faktoren wie Bildung und Einkommen.

Durch mangelnde Adhärenz und einen verfrühten Abbruch der Medikamenteneinnahme wird die Wirkung einer adjuvanten Therapie stark limitiert, was in einer gesteigerten Wiederauftretensrate resultiert.

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Osterberg und Blaschke (2005) führen folgende Prädiktoren für eine mangelnde Adhärenz mit einer Langzeittherapie an:

  • Probleme in der Nachsorge
  • Mangelnde Information über die Erkrankung und die Therapie
  • Probleme im Zugang zur Therapie
  • Therapiestrategien, die sehr komplex sind
  • Therapiekosten bzw. hohe Nebenkosten

Verbesserung der Adhärenz

Es ist erforderlich, die Adhärenz bei PatientInnen mit Krebserkrankungen zu verbessern, um die Effektivität der Therapie voll nutzen zu können. Um dies zu erreichen, ist ein kontinuierlicher dynamischer Prozess notwendig, der die Wünsche und Bedürfnisse auf PatientInnenebene berücksichtigt.

Dabei ist es essenziell, den PatientInnen mehr Wissen über die Erkrankung sowie die Therapie zu vermitteln, das heißt, die Bedeutung und Wertigkeit der Therapie und der möglichen Nebenwirkungen konkret zu beleuchten. Die Ängste und Sorgen der PatientInnen sollen aktiv angesprochen, wahrgenommen und aufgefangen werden.

Auch die PatientInnenkompetenz sowie Empowerment spielen eine wesentliche Rolle, da diese schlussendlich in einer aktiven Zusammenarbeit mit dem medizinischen Fachpersonal resultieren. Die PatientInnenkompetenz wird folgendermaßen definiert (Kösters, 2000; zitiert nach Koch & Weis, 2008):

Im Konzept der PatientInnenkompetenz ist es den Betroffenen möglich, in ihrem Erleben, Wissen und Handeln im Umgang mit ihrer Erkrankung und deren Behandlung in verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens spezifische Perspektiven zu gewinnen, die ihren Alltag trotz sozialer und/oder gesundheitlicher Problemlagen meistern lassen.

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Bedeutung in der modernen Medizin

In der modernen Medizin finden immer neuere Medikamente mit immer besserer Wirksamkeit Anwendung. Diese Medikamente können jedoch nur dann wirken, wenn sie ordnungsgemäß eingenommen werden.

Konzept Definition
Compliance Bereitschaft, ärztliche Anweisungen zu befolgen (passive Zustimmung)
Adhärenz Übereinstimmung, basierend auf einer Wechselbeziehung zwischen Gleichrangigen (aktive Zusammenarbeit)

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