Psychologische Unterstützung bei Essstörungen: Wege zu einem neuen Verständnis

Essstörungen sind Verhaltensstörungen, die ernsthafte gesundheitliche Folgen haben können, bis hin zum Tod. Wesentlich ist, dass sich die Gedanken der Betroffenen ständig um das Essen drehen. Diese Gedanken betreffen das Essen selbst oder die Verweigerung des Essens und hängen ursächlich mit psychosozialen Störungen und mit der Einstellung zum eigenen Körper zusammen.

Die Rolle der Psychotherapie

Psychotherapeut*innen helfen Ihnen bei der Aufarbeitung der psychischen und sozialen Hintergründe, die hinter der Essstörung liegen. Ziele sind die Loslösung aus der Abhängigkeit vom Essen, die Entwicklung eines positiven Körperbildes, das Erlangen von Autonomie sowie das Gewinnen einer veränderten Haltung gegenüber dem Essen.

Ernährungspsychologie: Eine Schnittstellendisziplin

Ernährungspsychologie betrachtet das Essverhalten aus einer tiefergehenden, psychologischen Perspektive. Sie gehört nicht exklusiv den Psycholog:innen, nicht den Ernährungsberater:innen - sondern ist ein zentraler Baustein für alle, die Menschen im Kontext von Gesundheit, Verhalten, Körper und Wohlbefinden begleiten.

Ob im Coaching, in der Therapie, im Personal Training, in der Ernährungsberatung oder im medizinischen Setting: Überall begegnen Fachkräfte Menschen, deren Beziehung zu Essen und Körper belastet ist. Menschen, die Diäterfahrungen, Selbstzweifel, Kontrollverhalten, Scham oder Überessen mitbringen - und oft keinen sicheren Ort haben, um das zu reflektieren.

Deshalb ist es so entscheidend, dass alle Gesundheitsberufe ein fundiertes Verständnis von esspsychologischen Prozessen, Körperschema, innerer Kritiker-Dynamik und emotionalem Essen entwickeln.

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Die Fortbildung öffnet diesen Raum - interdisziplinär, integrativ und praxisnah. Denn echte Veränderung entsteht nicht durch neue Regeln, sondern durch ein neues Verständnis. Und dafür braucht es nicht mehr Disziplin, sondern mehr Tiefe.

Psychotherapie für Kinder und Jugendliche

Psychotherapie mit Kindern kann bereits ab einem Alter von ca. 4 Jahren stattfinden. Es wird ein Rahmen geschaffen, in dem sich das Kind öffnen kann. Im ersten Schritt geht es um einen Beziehungsaufbau. Die Trennung der Eltern, Prüfungsängste, Schlafprobleme, Schulschwierigkeiten - wenn Probleme auftreten, belastet dies meist die ganze Familie.

Grundsätzlich ist der Weg zur Kinder- und Jugendpsychotherapie - zu einem Professionalisten - immer dann angezeigt, wenn bestimmte Problematiken mehrere Lebensbereiche (z.B.: Schule, Freizeit, Freunde, Familienleben usw.) betreffen und das problematische Verhalten sowohl für Eltern und Kind das erträgliche Maß überschritten hat. In der Fachsprache nennen wir das Leidensdruck.

Kinder und Jugendliche durchlaufen viele Entwicklungsphasen in ihrem jungen Leben und stehen dadurch immer wieder vor neuen Herausforderungen. Viele dieser Herausforderungen können durch die Familie oder durch Helfersysteme gelöst werden. Manchmal braucht es aber beim Finden von Wegen und Lösungen psychotherapeutische Unterstützung.

Ablauf der Therapie

Das Erstgespräch findet mit dem Kind bzw. dem Jugendlichen und den Eltern bzw. den Obsorgeberechtigten statt. Hier werden die Anliegen und der Ablauf der Therapie thematisiert. Die Psychotherapie findet dann ohne die Eltern bzw. die Obsorgeberechtigten statt. Es werden aber immer auch Gespräche gemeinsam mit den Eltern bzw. den Obsorgeberechtigten stattfinden.

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Immer wieder geraten Kinder oder Jugendliche in Lebenssituationen, die sie überfordern. Sie können das aber zumeist noch nicht mit Worten ausdrücken. Oft zeigen sie daher ihre Überforderung durch Verhaltensweisen, die ihre Umgebung ärgerlich, aber auch hilflos machen. Nicht selten leiden Kinder und Jugendliche unter Ängsten oder Depressionen.

In der Therapie setzen wir an den Fähigkeiten und Ressourcen von Kinder und Jugendliche an, denn es gibt immer etwas, das sie gut schaffen. Wir helfen, die Hürden und Hindernisse, die das Leben stellt, zu überwinden und Entwicklungschancen zu nutzen. So kann sich die angespannte Situation wieder entspannen.

Weitere Anwendungsbereiche der Psychotherapie

Psychotherapie kann auch bei folgenden Problemen helfen:

  • Depressionen, Stimmungsschwankungen, Melancholie, Pessimismus
  • Suchtproblematiken
  • Psychosomatik
  • Ängste und Phobien
  • Beziehung/Partnerschaft (z.B. Konflikte, Trennung, Polyamorie)
  • Familie (Konflikte, Stief-, Patchwork- und Regenbogenfamilien)
  • Sexualität
  • Burnout
  • Trauerbegleitung
  • Pubertät
  • Einnässen, Einkoten
  • Schlafstörungen
  • Aggressionen
  • Mobbing
  • Sexualität
  • Konzentrationsstörungen und Leistungsabfall
  • Familiäre Krisen
  • Abhängigkeiten (Computer, Sucht, …)

Finanzielle Unterstützung

Bei Vorliegen einer Diagnose haben Sie die Möglichkeit, eine Teilrückerstattung der Therapiekosten bei Ihrer Krankenkasse zu beantragen. Für detaillierte Informationen wenden Sie sich bitte an Ihre Krankenkasse oder private Zusatzversicherung oder lesen Sie in meinen AGB.

Für eine psychotherapeutische Behandlung von Einzelpersonen werden ab Jänner 2024 folgende Beträge rückerstattet:

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  • Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK): 33,70 €
  • Sozialversicherung der Selbständigen (SVS): 45,00 €
  • Krankenfürsorgeanstalt der Bediensteten der Stadt Wien (KFA): 36,00 €
  • Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau (BVAEB): 46,60 €

Angaben ohne Gewähr - Bitte erkundigen Sie sich ggf.

Wann ist psychotherapeutische Hilfe sinnvoll?

Es gibt keine Vorgaben oder Begrenzungen für persönliche Themen. Je nach Umfang Ihres Themas können einige Stunden für Sie bereits einen relevanten Unterschied machen.

Psychotherapeutische Hilfe kann sinnvoll sein, wenn Sie:

  • sich antriebs- und lustlos, erschöpft oder ständig überfordert fühlen.
  • sich oft niedergeschlagen fühlen und keine Freude am Leben haben.
  • traurig und vereinsamt sind.
  • Ängste haben, die Sie belasten oder einschränken.
  • sich in einer belastenden Umbruchsituation befinden.
  • sich durch Ihre Kinder dauerhaft überfordert fühlen.
  • wiederkehrend große Probleme im Kontakt mit anderen Menschen haben.
  • süchtig sind - nach Alkohol, Drogen, Essen, Hunger, Liebe, Spielen.
  • Schmerzen, Schlafstörungen, Schwindel, Herzrhythmusstörungen oder andere körperlichen Beschwerden haben und der Arzt keine körperliche Ursache feststellen kann.
  • sich innerlich gezwungen fühlen, ständig dasselbe zu denken oder zu tun.
  • seit längerer Zeit sich nur noch mit Aufputsch-, Beruhigungs- oder Schlafmitteln aufrecht halten.
  • mit Ihrer Sexualität nicht zurechtkommen.

Verschwiegenheit

Psychotherapeuten sind gemäß § 15 PthG zur uneingeschränkten Verschwiegenheit über alle ihnen in Ausübung ihres Berufs anvertrauten oder bekannt gewordenen Geheimnisse verpflichtet. Das gilt gegenüber allen Dritten einschließlich Ehepartnern, Lebensgefährten und auch privaten und öffentlichen Einrichtungen, wie zum Beispiel Behörden oder Sozialversicherungsträgern.

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