Menschen haben heutzutage gute Chancen, ein hohes Alter zu erreichen. Jedoch ist das Älterwerden oft mit Stressfaktoren verbunden, die sowohl die geistige als auch die körperliche Gesundheit gefährden können. Vor allem während der Coronapandemie wurde deutlich, dass soziale Isolation negative Folgen für das psychische und körperliche Wohlbefinden der Bevölkerung hat. Personen, die schon vor der Verbreitung des Virus unter gesellschaftlicher Isolation litten, leiden zusätzlich darunter.
Viele Tierhalterinnen und Tierhalter würden dem amerikanischen Schriftsteller Mark Twain, der einst sagte: "Tiere sind die besten Freunde. Sie stellen keine Fragen und kritisieren nicht", wohl uneingeschränkt zustimmen. Doch Hunde und andere Haustiere tun noch mehr Gutes für uns Menschen, ganz konkret: Für unsere Gesundheit.
Haustiere und psychische Gesundheit älterer Erwachsener
Studien weisen darauf hin, dass es Zusammenhänge zwischen der Haltung von Haustieren und gesteigerter psychischer Gesundheit bei älteren Erwachsenen gibt. Es gibt Hinweise darauf, dass das Halten von Haustieren dabei helfen kann, Stress zu reduzieren und die Lebensqualität zu steigern. Dies könnte die gefühlte Einsamkeit senken und dadurch depressiven Verstimmungen entgegenwirken.
Was noch alles hinter der wohltuenden Wirkung von Haustieren steckt, wurde von einem Team australisch-neuseeländischer Wissenschaftler*innen näher untersucht. Dafür wurden 14 Erwachsene über 65 Jahren, die länger als sechs Monate ein Haustier gehalten haben, befragt. Die Fragen bezogen sich auf die Bindung der Haustierhalter*innen zu ihren Tieren, den Einfluss von Haustieren auf ihr psychologisches Wohlbefinden, und deren Wirkung auf tägliche Routine.
Ergebnisse der Studie
Die Ergebnisse der Studie zeigten:
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- Sicherheit und Trost: Haustiere geben ihren Besitzer*innen Sicherheit und Trost. Die Interviewten gaben an, ihr Haustier als eine Konstante in ihrem Leben wahrzunehmen, die immer wieder zu einer verbesserten Stimmung beitrug. Haustiere zeigen ihren Menschen Zuneigung und bedingungslose Liebe. Einige Personen empfanden die körperliche Nähe und das Streicheln des Tieres als sehr angenehm.
- Soziale Interaktion: Die Interviewten erfuhren durch ihre Haustiere soziale Interaktion bzw. Teilhabe. Manche berichteten von positiven Erfahrungen mit anderen Hundebesitzer*innen während der Spaziergänge. Wieder andere sprachen vom Spaß, den es ihnen bereitete, Fotos ihrer Tiere an Bekannte zu schicken und dadurch soziale Beziehungen zu stärken.
- Sinnstiftende Funktion: Haustiere benötigen eine gewisse Tagesstruktur. Sie wollen gefüttert, liebkost und im Falle von Hunden zum Spaziergang mitgenommen werden. Um diese Bedürfnisse müssen sich Herrchen und Frauchen kümmern. Dies führte dazu, dass die Teilnehmer*innen der Untersuchung durch ihre Haustiere körperlich und geistig gefordert wurden.
- Elternschaft: Alle 14 Teilnehmer*innen sprachen von sich selbst als Eltern des Tieres.
Schlussendlich lässt sich also festhalten, dass Haustiere eine wichtige Quelle für Sinn, Struktur, Zuneigung und soziale Eingebundenheit bei älteren Erwachsenen sind. Selbst wenn sie manchmal aus unerklärlichen Gründen anfangen zu bellen oder Sofas zu zerkratzen, scheinen die positiven Aspekte klar zu überwiegen.
Haustiere und Depressionen: Eine Studie aus Wien
Hundehaltung wird manchmal auch mit psychischer Gesundheit in Verbindung gebracht. Bei Depressionen stimmt das laut der jetzt erschienenen Studie einer Wiener Public Health-Expertin (MedUni Wien) nicht.
„Wir stellten die Hypothese auf, dass das Halten eines Hundes und morgendliche Spaziergänge mit dem Tier mit einem geringeren Risiko für Depressionen in Verbindung steht und dass das insbesondere gut für ‚Abendmenschen‘ ist, indem ihnen geholfen wird, ihre biologische Uhr mit dem Sonnensystem zu synchronisieren“, schrieben Magdalena Zebrowska und ihre Co-Autoren, speziell Wissenschafter der Harvard Medical School in Boston (USA) in PLOS One . Um der Frage nachzugehen, analysierten die Wissenschafter die Daten von 26.169 psychisch gesunden US-Krankenschwestern im Alter zwischen 53 und 72 Jahren, die zwischen 2017 und 2019 laufend beobachtet worden waren. Ob die Frauen einen Hund besaßen oder nicht, bedeutete keinen statistisch signifikanten Unterschied für das Risiko, an einer Depression zu erkranken.
Weitere gesundheitliche Vorteile von Haustieren
"Viele Menschen sagen, dass ihnen ihr Haustier guttut - und das ist nicht nur ein subjektiver Eindruck, das ist tatsächlich messbar", sagt die Psychologin Andrea Beetz, die unter anderem zu Mensch-Tier-Beziehungen forscht. In unzähligen Studien wurde gezeigt, dass Haustiere gegen allerlei Volksleiden helfen, etwa Stress. Stressmarker wie Blutdruck, Herzfrequenz und Cortisol-Werte sinken durch Kontakt zu Tieren. "Schon nach ein paar Minuten Streicheln nimmt die Konzentration des Stresshormons Cortisol in unserem Speichel ab", erklärt Beetz.
Die Konzentration von Antikörpern der Klasse Immunglobulin A hingegen steigt, wodurch sich unsere Immunabwehr verbessert. Auch die Hormone Oxytocin und Dopamin werden verstärkt ausgeschüttet, was dafür sorgt, dass wir uns wohlfühlen. Eine 2022 erschienene Studie aus den USA konnte zudem zeigen, dass Haustiere dazu beitragen, den kognitiven Verfall zu verhindern und ihre Halter damit vor Demenz schützen. Kurzum: Haustierbesitzer leben länger.
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Am besten untersucht sind die positiven Effekte von Tieren auf Menschen bei Hunden. Gerade bei Hunden liegt es nahe, dass viele der langfristigen Gesundheitseffekte vor allem mit mehr Bewegung zusammenhängen könnten. Hundebesitzer erreichen laut einer britischen Studie deutlich häufiger die von der WHO empfohlene Bewegungszeit von 150 Minuten pro Woche und wer sich mehr bewegt, hat bewiesenermaßen ein geringeres Risiko, an Herzinfarkt, Schlaganfällen, Demenz und Krebs zu erkranken.
Die emotionale Bindung ist entscheidend
Es spielt für die Gesundheit also nicht unbedingt eine Rolle, mit welchem Tier wir unser Zuhause teilen. "Wir glauben, dass wenn jemand eine gute Beziehung zu seiner Katze hat, die gleichen Effekte entstehen", sagt Beetz. Entscheidend seien dabei vor allem die Beziehung und der Körperkontakt zum Tier. "Die haptische Qualität eines weichen, warmen Fells spielt meiner Meinung nach auch eine Rolle", sagt Beetz.
Denn viele der gesundheitlichen Effekte durch Haustiere hängen nach Angaben von Beetz mit der Ausschüttung von Oxytocin zusammen. Das Bindungshormon reduziert Stress, aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn und sorgt so für mehr Wohlbefinden. Freigesetzt wird das "Kuschelhormon", wie es auch genannt wird, bei körperlicher Nähe und Berührungen mit anderen Menschen - und eben mit Tieren. "Das ist ein Schlüsselmechanismus, der viele der oben genannten Effekte erklären kann - auch Schmerzlinderung oder eine Reduktion von Angst."
Haustier auf Rezept?
Angesichts der vielen gesundheitlichen Vorteile, die Hund, Katze und andere Tiere auf uns Menschen haben - wäre es da nicht sinnvoll, der Arzt würde ein Haustier statt Blutdrucksenker und Antidepressiva verschreiben? "Einen Hund auf Rezept zu verschreiben, ergibt keinen Sinn", erklärt Beetz. Für die vielen positiven Effekte sei nun mal die Beziehung zum Tier entscheidend - und die entstehe nicht automatisch auf Rezept.
Um psychisch und physisch von seinem Haustier zu profitieren, muss man sich mit dem Tier beschäftigen wollen und ihm ein gutes Leben bieten können. Andernfalls können die Tiere Verhaltensprobleme entwickeln. "Dann ist das ein ganz schöner Stressor", sagt Beetz.
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Positive Auswirkungen von Tieren auf Kinder
Zahlreiche Studien haben bewiesen, dass Hunde eine positive und bereichernde Wirkung auf Kinder haben, da sie die Kindesentwicklung fördern und den Zusammenhalt in der Familie stärken.
Persönlichkeitsentwicklung
Studien weisen darauf hin, dass Hunde das Selbstvertrauen, das Verantwortungsbewusstsein und die Kommunikationsfähigkeit von Kindern stärken. Dies äußert sich z. B. darin, dass Kinder mit Hunden häufig umgänglicher sind und besser mit Misserfolgen zurechtkommen. Hinzu kommt, dass Kinder, die mit einem Vierbeiner aufwachsen, oftmals auch empathischer sind. Hunde können ihre Bedürfnisse und Gefühle nicht klar mitteilen. So ist das Kind gefordert, genau hinzuschauen und ein Gespür dafür zu entwickeln, wann die Fellnase etwas braucht. Eine gute Übung, die das Kind ideal auf jegliche Art von Alltagskommunikation vorbereitet.
Immunsystem und Konzentrationsfähigkeit
Kinder, die mit Hunden aufwachsen, haben eine nachweislich besseres Immunsystem. Denn die Fellnasen sind nicht nur Kuschelpartner und Aktiv-Buddies, sondern allem voran süße Bakterienschleudern, weil sie alles anlecken, was ihnen vor die Nase kommt und vieles in die Wohnung tragen, was sich unter den Pfötchen festtritt. Das Ergebnis: gesunde Kinder, die sich auch psychisch rundum wohlfühlen. Selbst die tägliche Gassirunde hat viele Vorteile für das Kind. So werden zum einen Konzentrationsfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein gestärkt. Zum anderen wirken Bewegung und frische Luft Wunder: Nicht nur der Körper bleibt fit, auch der Geist wird aufgefrischt, sodass schlechter Laune und depressive Verstimmungen langfristig entgegenwirkt wird.
Weniger Kriminalität und Drogenabhängigkeit
Für eine Studie der Universität Bonn wurden Jugendliche aus der Großstadt Berlin untersucht und es konnte bewiesen werden, dass Jugendliche, die mit Hunden aufwachsen, weniger kriminell und drogenabhängig werden. Insbesondere bei instabilen Familienverhältnissen lassen sich Jugendliche eher zu kriminellen Machenschaften oder Drogen hinreißen. Die Studie belegte, dass Hunde in instabilen Familien Jugendlichen Geborgenheit schenken und die Kinder mehr Verantwortungsbewusstsein besitzen. Sie kommen also seltener auf dumme Gedanken als Jugendliche, die keine Verpflichtungen gegenüber einem flauschigen Vierbeiner haben.
Einfluss eines Hundes auf Kinder mit ADHS
Unsere vierbeinigen Begleiter können auch bei Kindern mit Aufmerksamkeitsstörungen viel Positives bewirken. Laut Forschern, die Kinder mit ADHS untersuchen, verbessert sich die Sozialkompetenz, die Konzentration und das Selbstwertgefühl bei Kindern, die viel Zeit mit Hunden verbringen. Diese Ergebnisse gehen aus Studien hervor, die Kinder mit ADHS in zwei Gruppen aufteilten. Die eine Gruppe verbrachte mehrere Tage die Woche mit Hunden und musste Ihnen Kommandos beibringen und spielen. Die andere Gruppe informierte sich lediglich über Hunde, ohne dass ein Zusammentreffen mit den Fellnasen stattfand. Auch waren die Kinder, die mit den Vierbeinern arbeiteten, nie unpünktlich, hatten eine größere Aufmerksamkeitsspanne und konnten die Aufgaben besser umsetzen als die Kinder der anderen Gruppe. Eine Therapie mit Hunden erweist sich demnach als äußerst hilfreich und wird von vielen therapeutischen Einrichtungen für Kinder angewendet.
Tiere in Senioren- und Pflegeheimen
In manchen Senioren- und Pflegeeinrichtungen gibt es die Möglichkeit zu bestimmten Zeiten Besuch von Tieren zu bekommen. Dann können Bewohner:innen in diesem Zeitraum ihr Haustier sehen und sich mit ihm beschäftigen. Wenn möglich und sinnvoll kann auch der Einzug des Haustiers angedacht werden. Einige Pflegeheime ermöglichen das nach vorheriger Absprache. Manche Häuser schaffen auch gemeinschaftlich Tiere, wie Fische, Kaninchen oder Wellensittiche an. Diese werden dann abwechselnd von den Bewohner:innen versorgt und gepflegt.
Tiertherapie und Demenz
Der Einsatz von Tiertherapie erzielt etwa bei Demenzerkrankungen Erfolge. Es hat sich gezeigt, dass Demenzerkrankte im Kontakt mit Tieren aufblühen. Darüber hinaus milderten sich durch die Therapie einige Symptome. So sank das Gefühl der Depression, der Aggression und Unruhe. Im Zusammenhang mit sozialen Interaktionen zeigten die Patient:innen mehr Interesse und Anteilnahme als zuvor. Einige Betroffene wurden durch die tiergestützte Therapie körperlich aktiver und aßen wieder besser als noch davor. Das liegt unter anderem daran, dass bei der Mensch-Tier-Kommunikation die Beziehung zählt.
Zusammenfassung positive Wirkung von Tieren auf ältere Menschen
Tiere haben nachweislich einen positiven Effekt auf Senior:innen, sowohl auf den Körper als auch auf den Geist.
| Aspekt | Wirkung |
|---|---|
| Allgemeinbefinden | Verbesserung |
| Alltagsstruktur | Vorhanden |
| Aktivität | Steigerung |
| Soziale Kontakte | Förderung |
| Einsamkeit | Reduktion |
| Gebrauchtwerden | Vermittlung |
| Gesundheit | Vorteile |
| Demenz | Erfolge |
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