Das Zusammenziehen mit dem Partner ist ein großer Schritt in einer Beziehung. Doch was passiert, wenn dieser Schritt von psychischen Problemen wie Depressionen und Essstörungen überschattet wird? Dieser Artikel beleuchtet die komplexen Ursachen von Depressionen, die nach dem Zusammenziehen auftreten können, insbesondere im Zusammenhang mit Bulimie und anderen psychischen Belastungen.
Die Rolle von Serotonin bei Depressionen
Serotonin trägt den Titel Glückshormon, weil es eine stimmungsaufhellende Wirkung hat. Es hemmt den Bereich im Großhirn, der negative Emotionen verursacht. Gemeinsam mit dem Neurotransmitter Dopamin vertreibt es negative Gefühle wie Angst, Trauer und Depressivität. Auch unser Herz genießt Serotonin mit jedem Schlag: Das Hormon hilft dabei, den Blutdruck unter Kontrolle zu halten.
Das Glückshormon Serotonin übernimmt die Funktion eines Hormons und eines Neurotransmitters. Als Neurotransmitter leitet es Reize weiter, die das Herz schlagen, Muskeln sich bewegen und Denkvorgänge stattfinden lassen. Gut zu wissen: Was sind Neurotransmitter? Diese Botenstoffe leiten Informationen von einer Nervenzelle zur nächsten weiter.
Tryptophan, eine Aminosäure in Lebensmitteln, dient als Vorstufe von Serotonin. 95 Prozent des Gesamtserotonins werden im Darm gebildet, während der Rest im Gehirn entsteht. Gut zu wissen: Eine Studie setzte sich mit Traumata in der Kindheit auseinander.
An der Oberfläche von Zellen befinden sich für jede chemische Verbindung spezifische Rezeptoren. Sobald eine Substanz an ihren jeweiligen Rezeptor andockt, werden in der Zelle Reaktionen in Gang gesetzt. Herrscht ein Defizit an Rezeptoren für Serotonin, kann das Glückshormon nicht seine volle Wirkung entfalten, was einem Mangelzustand gleichkommt.
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Wissenschaftler*innen stellten in den sechziger Jahren die Serotonin-Hypothese auf: Ein geringer Serotoninspiegel soll mit dem Auftreten einer Depression in Zusammenhang stehen. Heutzutage ist die Hypothese aber als stark umstritten. Einige Forschende sind nach wie vor überzeugt, dass biologische Ursachen im Gehirn der Hauptgrund für Depressionen sind. Anderen zufolge ist das Zusammenspiel mit sozialen und psychischen Bedingungen entscheidend.
Antidepressiva zählen zu den Psychopharmaka, den Medikamenten zur Behandlung psychischer Erkrankungen. Als Antidepressiva verschreiben Ärzt*innen unter anderem die sogenannten Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI). Sie wirken im zentralen Nervensystem wie ein Filter. Wenn Serotonin als Neurotransmitter Reize weiterleitet, gerät es von einer Nervenzelle zur nächsten und wird verbraucht. SSRI versperren sämtliche Ausgänge für Serotonin aus der Zelle, woraufhin andere Botenstoffe die Reizweiterleitung übernehmen. So bleibt mehr Serotonin im Gehirn.
Warum genau die Medikamente gegen Depressionen helfen, ist aber nicht klar. Außerdem wirken Sie nicht bei allen Betroffenen. Wie bei anderen Antidepressiva auch zeigt sich erst nach mehreren Wochen ein spürbarer Effekt auf die Stimmung.
Kurz und knapp: Dass ein Serotoninmangel zu einer Depression führt, wie jahrelang angenommen, konnte die Forschung nicht belegen.
Einfluss von Ernährung und Nährstoffen auf den Serotoninspiegel
Zur Produktion des Glückshormons trägt auch unsere Nahrung bei. Doch damit der Körper Serotonin aus Lebensmitteln ziehen kann, benötigt er wichtige Nährstoffe, Bewegung und Licht. Essen macht glücklich - das ist für viele keine bahnbrechende Neuigkeit. Ein saftiges Steak, die Lieblingsschokolade oder ein bunter Obstsalat bereiten uns Freude. Bereits der Anblick löst in uns Glücksgefühle aus. Wenn wir uns unser Lieblingsessen gönnen, wirken zahlreiche psychologische und neurobiologische Faktoren zusammen.
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Stoffe, die vom Blutkreislauf in das Nervensystem gelangen möchten, müssen die Bluthirnschranke passieren. Das kann jedoch nicht jede beliebige Substanz. An dieser Barriere stehen Transportproteine, wie Türsteher, Wache und gewähren nur gewissen Stoffen Einlass. Der Eintritt bleibt Serotonin aus dem Blut verwehrt. Nur seine Vorstufe Tryptophan kann sie überschreiten. Enzyme und Nährstoffe bauen die Aminosäure letztlich in das Glückshormon um.
Vitamin B6 und Serotonin: Studien konnten an Personen mit Depressionen, die geringe Serotonin-Werte aufweisen, zeigen, dass Vitamin B6 die Umwandlung von Tryptophan in Serotonin ermöglicht. Daher sollten Menschen bei einem Serotoninmangel auf ausreichend Vitamin B6 achten.
Vitamin D und Serotonin: Während der Winterzeit ist die körpereigene Vitamin D-Produktion wegen der geringen Sonneneinstrahlung abgeschwächt. Jetzt wandelt Ihr Körper auch weniger Tryptophan in Serotonin um.
Omega-3-Fettsäuren und Serotonin: Auch Omega-3-Fettsäuren stehen in Verbindung mit Serotonin. Forschende fanden heraus, dass eine geringe Omega-3-Zufuhr auch zu einem verringerten Serotoninspiegel führt.
Planen Sie reichlich von der Aminosäure Tryptophan in Ihre Ernährung ein, damit Ihr Körper Serotonin bilden kann. Das International Journal of Tryptophan Research empfiehlt eine tägliche Aufnahme von 250 bis 450 mg Tryptophan. Den Bedarf können Sie bereits mit zwei Käsebroten decken. Reichlich tryptophanhaltige Lebensmittel zu essen ist nicht die einzige Möglichkeit, Ihren Serotoninspiegel zu erhöhen. Einige Nährstoffe hindern Tryptophan daran, die Bluthirnschranke zu passieren oder in Serotonin umgewandelt zu werden. Sportliche Aktivität und Sonnenschein hingegen fördern die Serotoninbildung. Auch Zucker unterstützt Tryptophan. Wenn Sie Zucker essen, bildet Ihre Bauchspeicheldrüse Insulin.
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Wenn Sie tryptophanhaltige Lebensmittel zusammen mit Kohlenhydraten essen, können Sie so Ihren Serotoninspiegel erhöhen. Ist Ihr Spiegel niedrig, sollten Sie relativ proteinarm essen, Nikotin und Koffein meiden.
Bulimie und Depressionen nach dem Zusammenziehen
Das Zusammenziehen kann eine bestehende Bulimie verstärken oder neue Probleme verursachen. Einige Betroffene berichten, dass der Druck, vor dem Partner ihr Essverhalten zu verbergen, zu noch stärkeren Essanfällen und Erbrechen führt. Andere erleben eine Verbesserung, da der Partner Unterstützung und Motivation bieten kann.
Es kann auch sehr belastend sein, wenn der Partner von der Bulimie weiß. Aus meiner Sicht heraus, sollte man es dem Partner sagen, wenn man wirklich den Willen und die Kraft hat, damit aufzuhören. Viele davon können die Bulimie aber nicht richtig los lassen. Zum Anderen setzt es uns unter Druck, wenn wir plötzlich kontrolliert werden.
Ich kann gut nachempfinden was du durchmachst, mir geht es ja jetzt auch schon so, dass ich, wenn ich das Wochenende bei ihm bin, krampfhaft nach einer Möglichkeit sehe allein zu sein und essen zu können. Deswegen hab ich auch tierisch Angst, dass es nach meinem Einzug nur noch schlimmer wird. Dieses Wochenende zum Beispiel war wieder sehr schlimm. Ich konnte rein garnichts in mir behalten, selbst wenn es normal oder sogar wenig war. Und er hat es gewusst.
Aus meiner Sicht heraus, sollte man es dem Partner sagen, wenn man wirklich den Willen und die Kraft hat, damit aufzuhören. Viele davon können die Bulimie aber nicht richtig los lassen.
Ich bin da sicher nicht stolz darauf, die Leute anzulügen. Aber ich habe diese Krankheit nun mal schon sehr lange (fast 12 Jahre) und im Laufe der Zeit wird man erfinderisch. Ich hätte mir NIE vorstellen können, mit meinem Ex über die Krankheit zu reden. Da wäre ich voll beobachtet vorgekommen die ganze Zeit und kontrolliert.
Beziehungskrisen und Depressionen
Beziehungskrisen sind normal. In jeder Partnerschaft und Beziehung kommt es im Laufe der Zeit zu Krisen. Diese können mitunter heftig sein und die Partnerschaft in Frage stellen, aber auch eine Chance für ein Weiterentwicklung als Paar sein. Beziehungskrisen entstehen nicht nur nach Affären mit Dritten, Fremdgehen oder Seitensprüngen, sondern auch durch die unterschiedlichen Persönlichkeitsstrukturen der Partner*innen.
Beziehungsprobleme entstehen oft durch Unterschiede, die Partner:innen im Alltag nicht akzeptieren. „Wer nicht so lebt wie ich, lebt falsch“ - dieses Denken kann Konflikte auslösen, z. B. Wenn Paare zusammenziehen, verschwinden persönliche Freiräume und unterschiedliche Vorstellungen zu Ordnung, Hygiene oder Lebensstil werden sichtbar.
Eine Beziehung mit einem depressiven Partner ist nicht immer leicht. Man möchte helfen, weiß aber nicht wie. Dazu kommt häufig die Sorge um eine gemeinsame Zukunft: Wird es immer so bleiben?
Es ist wichtig, die Depression als Krankheit zu verstehen. Es handelt sich um eine sogenannte „affektive Störung“. Nun sind viele der depressiven Symptome auch für gesunde Menschen durchaus normal. Jeder ist manchmal lustlos oder abgeschlagen. Bei einer affektiven Störung sind diese Stimmungstiefs jedoch nicht aufhellbar. Während normalerweise Dinge wie Zuneigung, soziale Kontakte und partnerschaftliche Liebe zu einer Besserung der Stimmung führen, zeigen depressive Patienten kaum emotionale Reaktionen.
Es ist leicht, das Verhalten als „nicht wollen“ abzutun. Das „nicht wollen“ ist häufig jedoch ein „nicht können“. Doch wie kann man sich das vorstellen? Es fällt vielen schwer zu verstehen, warum man beispielsweise einen Spaziergang an einem schönen Frühlingsnachmittag nicht machen „kann“. Was oder wer hindert einen daran? Hat denn nicht jeder seinen freien Willen und würde auch können, wenn er auch wollte?
Hier kommt es leicht zu Missverständnissen. Depressionen sind eine Krankheit und der depressive Patient kann sich tatsächlich kaum zu etwas motivieren. Wenn Ihr Partner einen gebrochenen Fuß hätte, wäre es klar: Gehen verursacht Schmerzen und damit wäre ein gemeinsamer Spaziergang nicht möglich. Bei Depressionen ist es ähnlich, nur dass es eben ein seelisches Leiden ist.
Umgang mit Depressionen in der Partnerschaft
Lassen Sie sich nicht von der Hoffnungslosigkeit anstecken. Das Leben mit einem depressiven Partner ist nicht einfach und kann schnell überfordern. Hier ist es wichtig, sich nicht von der Hoffnungslosigkeit „anstecken“ zu lassen. Häufig steht man vor dem Problem, dass man selber Wut, Verärgerung oder Enttäuschung erlebt, diese jedoch nicht ausleben kann. Dann macht es auch wenig Sinn, den Partner mit der eigenen Enttäuschung zu konfrontieren. Vermutlich würden sich dessen Depressivität und Schuldgefühle nur verstärken.
Halten Sie sich vor Augen, dass es sich um keine absichtliche emotionale Abweisung handelt, sondern eine Folge der affektiven Störung. Die depressive Verstimmung kann auch die Kommunikationsfähigkeiten des Partners herabsetzen. Wenn in der Beziehung dann weniger gesprochen wird, kann dies auch ein Symptom der Depression sein und hat nicht unbedingt mit Ihnen zu tun.
Vor allem sollten Sie auch auf das eigene Wohlbefinden achten. Es ist kein Zeichen von Schwäche, um Rat zu fragen oder professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Vergessen Sie nicht, dass Depressionen behandelbar und heilbar sind. Zeigen Sie Verständnis, aber achten Sie dabei immer auf Ihre eigenen Grenzen.
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Tipps für den Umgang mit einem depressiven Partner
- Informieren Sie sich über die Krankheit, das hilft den Partner besser zu verstehen.
- Achten Sie auf Ihre eigenen Bedürfnisse.
- Es ist manchmal schwierig, zwischen „nicht können“ und „nicht wollen“ zu unterscheiden.
- Die Frage der Beziehungsfähigkeit ist nicht immer einfach zu beantworten.
- Beachten Sie unsere Ratschläge und haben Sie Geduld.
- Gemeinsame Kinder benötigen besondere Aufmerksamkeit und eine kindgerechte Aufklärung.
Was einen Versuch wert ist:
- Haben Sie Geduld.
- Nehmen Sie optimistischen Bemerkungen unterstützend und wohlwollend wahr.
- Lassen Sie Ihre eigene Enttäuschung zu, leben Sie sie aber nicht am Partner aus.
- Motivieren Sie zu gemeinsamen Aktivitäten, ohne zu überfordern.
- Gestalten Sie den Tagesablauf mit und planen Sie gemeinsame Zeit ein.
- Zeigen Sie Verständnis, Akzeptanz und Wertschätzung.
- Fördern Sie Änderung der Lebensbedingungen.
- Bieten Sie Unterstützung bei einer Therapie an und helfen Sie bei der Therapiesuche.
Sexuelle Aversion und Unlust
Bei Sexueller Aversion handelt es sich um heftige somatische und psychische Reaktionen auf Sexualität. Die Symptome äußern sich mitunter in: Ekel, Abneigung, Widerwillen, körperlichem Einfrieren („Freeze“), Verkrampfungen, Zittern und Herzrasen.
Mangelnde Lust auf Sex hat komplexe Ursachen. Meist hat es komplexe interindividuelle und intraindividuelle Ursachen, wenn Menschen keine Lust auf Sex haben. Partnerschaftliche, psychozoziale, psychische und körperliche Ursachen können eine bedeutsame Rolle spielen und komplex ineinandergreifen.
Oft gibt es vielfältige und komplexe Ursachen, wenn Menschen keine Lust auf Sex haben. Neben partnerschaftlichen und körperlichen Ursachen können auch psychische Erkrankungen und seelische Probleme eine bedeutsame Rolle spielen. Stress im Bett ist nämlich ein wahrer Lustkiller Sexuelle Unlust kann dann wiederum zu partnerschaftlichen Verstrickungen führen, die noch mehr Unlust machen. Es entwickelt sich ein Teufelskreislauf aus Unlust, Druck und Stress.
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