Etwa 5 von 100 Personen in der Steiermark sind an einer Depression erkrankt, die behandelt werden muss. Depressionen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und können tragische Folgen haben. In diesem Beitrag werden häufige Fragen zum Thema Depression beantwortet. Sie als gesunde erwachsene Person erfahren, was Sie selbst tun können, um mit depressiven Verstimmungen oder Traurigkeit umzugehen. Wir klären über Mythen rund um das Thema Depression auf und Sie erfahren, wo Sie Rat und Hilfe und weitere Informationen finden.
Was ist eine Depression?
Depression ist eine ernsthafte psychische Krankheit. Folgende Beschwerden sind typisch für eine Depression:
- Gedrückte Stimmung
- Verlust der Interessen
- Verminderte Leistungsfähigkeit
- Antriebslosigkeit
- Traurige Verstimmung
- Ängstlichkeit
- Hoffnungslosigkeit
- Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren
- Schlafprobleme
- Suizidgedanken
Von einer Depression spricht man, wenn diese Beschwerden über mindestens zwei Wochen andauern und den Alltag beeinflussen. Es können auch körperliche Beschwerden auftreten.
Eine Depression führt dazu, dass man sich anders fühlt und verhält als vor der Erkrankung. Viele betroffene Menschen haben Schuldgefühle und leiden unter Selbstzweifeln. Sie können ihre Gefühle nicht mehr kontrollieren. Manche haben auch Suizidgedanken. Viele Betroffene ziehen sich zurück und verlassen kaum noch das Haus. Arbeiten gehen fällt häufig schwer. Alkohol-, Medikamenten- und Drogenmissbrauch können ein Thema sein. Das kann die Depression zusätzlich verstärken.
Depression vs. Trauer
Trauer ist eine entsprechende Reaktion auf ein Ereignis oder den Verlust eines nahestehenden Menschen. Trauer kann sich ganz unterschiedlich anfühlen - nichts ist „richtig“ oder „falsch“. Trauer ist keine Erkrankung. Die Gefühle, die bei trauernden Menschen auftreten, können ähnlich sein wie die Beschwerden bei einer Depression. Trauer klingt meist von alleine wieder ab. Eine Depression sollte behandelt werden.
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Ursachen einer Depression
Bis heute gibt es keine eindeutige Erklärung dafür, wie Depressionen entstehen. Zu den Faktoren zählen z.B. belastende Ereignisse, Stoffwechsel und Hormone oder körperliche Krankheiten. Ein belastendes Ereignis ist nicht immer der Auslöser. Die genetische Veranlagung ist nicht immer der Auslöser.
Diagnose einer Depression
Ihre Ärztin oder Ihr Arzt kann eine Diagnose stellen. Sie werden gefragt, wie lange die Beschwerden schon bestehen und wie Ihre Lebenssituation ist. Andere Erkrankungen werden ausgeschlossen.
Die Ärztin oder der Arzt fragt nach Symptomen und wie lange sie bestehen. Sie oder er erkundigt sich zudem nach der Lebenssituation und möglichen Problemen bei der Alltagsbewältigung. Die Ärztin oder der Arzt schließt auch andere mögliche Erkrankungen aus bzw. Zudem ist es wesentlich, organische Ursachen für die Depression auszuschließen - z.B. durch ein Schädel-Hirn-Trauma. Es können auch Fragebögen zum Einsatz kommen, um die Stellung der Diagnose zu unterstützen.
Fachleute teilen Depressionen in drei Schweregrade ein:
- Leichte depressive Episode: Mindestens zwei oder drei der oben angegebenen Symptome sind vorhanden.
- Mittelgradige depressive Episode: Vier oder mehr der oben angegebenen Symptome sind vorhanden.
- Schwere depressive Episode: Darunter verstehen Fachleute eine depressive Episode mit mehreren oben angegebenen quälenden Symptomen. Der Verlust des Selbstwertgefühls und Gefühle von Wertlosigkeit sowie Schuld sind stark ausgeprägt. Suizidgedanken sowie Suizidhandlungen sind häufig. Bei einer schweren depressiven Episode können auch psychotische Beschwerden auftreten. Dazu zählen zum Beispiel Halluzinationen oder Wahnideen. Aber auch Bewegungsstörungen oder ein Stupor können vorhanden sein. Der Alltag ist stark beeinträchtigt.
Behandlungsmöglichkeiten bei Depressionen
Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten bei einer Depression. Die wichtigsten sind Psychotherapie und Medikamente.
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Zur Behandlung einer Depression stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Zu wesentlichen Therapiemaßnahmen zählen vor allem Medikamente, meist sogenannte Antidepressiva, und Psychotherapie. In jedem Fall erfolgt eine Aufklärung über die Erkrankung. Die Fachwelt nennt das Psychoedukation. Bei der Behandlung einer Depression können auch Ergotherapie oder Musiktherapie zum Einsatz kommen.
Medikamente
Sogenannte Antidepressiva sind Medikamente gegen Depressionen, denen ein ähnliches Prinzip zugrunde liegt. Diese sollen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen die Konzentration von sogenannten Neurotransmittern im Gehirn, vor allem von Serotonin bzw. Noradrenalin oder Dopamin, erhöhen.
Es dauert ungefähr 14 Tage, bis Antidepressiva wirken. Nach ungefähr drei bis vier Wochen rechnet man mit der vollen Wirkung. Dann bespricht die Ärztin oder der Arzt mit der betroffenen Person, ob die Symptome weniger geworden sind. Studien zeigen, dass Antidepressiva Beschwerden einer Depression lindern und Rückfälle verhindern können. Jedoch wirken sie nicht bei allen Betroffenen gleich gut. Ein Teil hat weiterhin Beschwerden.
Bei der Behandlung einer Depression können auch andere Medikamente als Antidepressiva zum Einsatz kommen. Auch Benzodiazepine oder Antipsychotika können zur Anwendung kommen. Zum Beispiel zur Beruhigung oder bei einer Psychose im Rahmen einer Depression. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt klärt Sie über die Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie Nutzen und Risiko der Medikamente auf.
Psychotherapie
Es gibt unterschiedliche Methoden der Psychotherapie. Eine Psychotherapie kann einzeln, in der Gruppe oder auch als Paartherapie erfolgen.
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Weitere Behandlungsmethoden
Elektrokonvulsionstherapie (EKT): Bei der Elektrokonvulsionstherapie, kurz EKT oder auch Elektrokrampftherapie genannt, erfolgt in einer Kurznarkose eine Verabreichung von Stromimpulsen über Elektroden an der Kopfhaut. Dies führt zu einem Krampfanfall. Eine Therapieserie besteht aus ca. acht bis zwölf Einzelbehandlungen. Diese werden meist zwei- bis dreimal pro Woche durchgeführt. Die EKT kann für einige Wochen das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigen.
Repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS): Bei der repetitiven Transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) wird eine Spule an die Kopfhaut angelegt. Diese erzeugt elektromagnetische Impulse, die wiederholt verabreicht werden. Dafür ist keine Betäubung bzw. Narkose notwendig. Ein Behandlungszyklus umfasst fünf Sitzungen pro Woche, die 20 bis 30 Minuten dauern. Die Behandlung erfolgt über drei bis sechs Wochen. In seltenen Fällen kann es zu einem Krampfanfall kommen.
Bewegungstherapie und sporttherapeutische Maßnahmen: Neben Bewegungstherapie hat sich vor allem Sport in der Gruppe als sporttherapeutische Maßnahme bewährt.
Musiktherapie: Bei der Musiktherapie kommen musikalische Mittel zum Einsatz.
Lichttherapie: Bei Depressionen, die einen Zusammenhang mit den Jahreszeiten zeigen, empfehlen Fachleute mitunter Lichttherapie. Diese hat das Ziel, den Spiegel der Hormone Serotonin und Melatonin zu regulieren. Am häufigsten kommt bei der Lichttherapie ein Licht von hoher Lichtstärke zum Einsatz. Fachleute raten zu einer Lichtstärke von ca. 10.000 Lux. Für die Lichttherapie gibt es zum Beispiel sogenannte Tageslichtlampen, aber auch etwa Lichtmasken oder Lichtbrillen. Die Häufigkeit und Dauer der Lichttherapie hängen vom jeweiligen Gerät ab. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt berät Sie, wie Sie zu einem hochwertigen Gerät kommen und was bei der Anwendung zu beachten ist.
Schlafentzugstherapie: Diese findet in einem Krankenhaus auf einer Station oder in einer spezialisierten Ambulanz statt. Dabei kommt es zu einem Schlafentzug über die ganze Nacht oder in der zweiten Nachthälfte.
Behandlungsphasen
Akuttherapie: Diese dient u.a. der Linderung des Leidensdrucks, der Behandlung der Symptome, Wiederherstellung der beruflichen sowie psychosozialen Leistungsfähigkeit sowie sozialer Teilhabe. Die Akuttherapie findet statt, bis die Symptome deutlich zurückgehen bzw. nicht mehr vorhanden sind. Kommen Medikamente zum Einsatz, erfolgt die medikamentöse Einstellung.
Erhaltungstherapie bei Medikamenten, Weiterführung bei Psychotherapie: Nach einer Akuttherapie erfolgt eine weiterführende Einnahme der Medikamente über vier bis neun Monate bzw.
Rückfall-Vorbeugung: Vor allem bei einem hohen Risiko eines Rückfalls bzw. eines chronischen Verlaufs rät die Ärztin oder der Arzt zu einer Rückfall-Vorbeugung. Diese kann mehrere Jahre andauern. Die Einnahme der Medikamente wird so fortgesetzt, wie sie bisher gut gewirkt hat.
Spezifische Behandlungsempfehlungen
Behandlung einer leichten depressiven Episode: Hier können etwa ärztliche Gespräche, Psychoedukation oder psychotherapeutische Beratung ausreichend sein. Fachleute empfehlen Psychotherapie, wenn: Die Patientin oder der Patient diese Maßnahmen ablehnt, diese Möglichkeiten nicht ausreichen, Psychotherapie schon früher geholfen hat oder das Risiko für eine Verschlechterung absehbar ist. Bei leichten Depressionen schlägt die Ärztin oder der Arzt Antidepressiva zusätzlich nur unter besonders kritischer Abwägung von Nutzen und Risiko vor. Antidepressiva kommen auch zum Einsatz, wenn eine Psychotherapie abgelehnt wird.
Behandlung einer schweren depressiven Episode: Hier empfehlen Fachleute eine Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten. Wird eines von beiden abgelehnt, erfolgt entweder Psychotherapie oder Medikamenteneinnahme allein.
Selbsthilfe-Tipps für den Alltag
- Den Tag planen: Ein strukturierter Tagesablauf unterstützt im Alltag.
- Bleiben Sie aktiv! Bewegung tut gut und lenkt von negativen Gedanken ab.
- Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen aus. So können Sie auch Lösungen finden, die für Sie persönlich passen. Hilfreich kann hier zum Beispiel eine Selbsthilfegruppe sein.
Mythen über Depressionen
- Mythos 1: Botox hilft gegen Depressionen! Vielleicht. Hinweise zeigen, dass Botox-Spritzen gegen depressive Symptome wirken können.
- Mythos 2: Tageslichtlampen verbessern die Stimmung! Ja, Tageslichtlampen können bei einigen Personen die Beschwerden einer saisonalen Depression (Winterdepression) reduzieren.
- Mythos 3: Johanniskraut wirken gegen Depressionen! Stimmt wahrscheinlich! Studien zeigen, dass Johanniskraut-Extrakt die Beschwerden einer leichten bis mittleren Depression besser lindern kann als ein Placebo.
Unterstützung für Angehörige
Der Alltag mit einem Menschen, der psychisch erkrankt ist, kann sehr fordernd sein. So können Sie Ihre*n Angehörige*n unterstützen:
- Informieren Sie sich über die Erkrankung! Es hilft, wenn man die Erkrankung des/der Angehörigen versteht.
- Reden Sie darüber! Es kann Sie entlasten, wenn Sie mit vertrauten Menschen über die Situation sprechen. Auch professionelle Beratung kann hilfreich sein. Wenden Sie sich zum Beispiel an PsyNot (0800/ 44 99 33) oder die Telefonseelsorge (142).
- Achten Sie auf sich selbst! Wenn es Ihnen selbst nicht gut geht, können Sie andere nicht so gut unterstützten. Deshalb schauen Sie auf sich und Ihre Gesundheit.
- Verständnisvoll aber konsequent! Mitgefühl und Zuhören sind wichtig, damit sich Menschen mit einer psychischen Erkrankung verstanden fühlen.
Statistik
Steirische Daten zu Depression und Suizid:
- Ungefähr 5 von 100 Menschen in der Steiermark leiden an einer Depression, die behandelt werden muss. Das sind etwa 60.000 Menschen.
- Ältere Menschen erkranken häufiger als junge Menschen.
- Rund jeder 5. Suizid in Österreich ist in der Steiermark. 201 Todesfälle wurden im Jahr 2019 als Suizid klassifiziert. Österreichweit waren es 1.113 Fälle.
Indikator | Wert |
---|---|
Depressionsrate | 5% der Bevölkerung |
Suizide in der Steiermark (2019) | 201 |
Suizide Österreichweit (2019) | 1.113 |
Wichtiger Hinweis
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