Assistenzprofessorin Christina Krause ist am Institut für Mathematik und Wissenschaftliches Rechnen und am Fakultäres Didaktikzentrum für Naturwissenschaften und Mathematik für die Unterrichtsfächer Biologie, Chemie, Mathematik und Physik (DINAMA) an der Universität Graz tätig. Nun unterrichtet sie an der Universität Graz angehende Mathematik-Lehrer:innen und lehrt sie, wie man Schüler:innen die Mathematik schmackhaft machen kann.
Im FUTURE EDUCATION Programm wirkt sie an gleich drei Clustern mit: Bildungstechnologie(n), MINT+ und Pluralität und Diversität.
Motivation und Inklusion
Diese Erfolgserlebnisse waren es, die sie zu Beginn ihrer Karriere motivierten. Mittlerweile haben sich die Triebfedern ihrer Motivation stärker aufs Inhaltliche verlagert: die Auseinandersetzung mit dem inklusiven Lernen. Mit einer bildungsgerechten Mathematik-Didaktik, die die Potenziale der Schüler:innen in den Vordergrund stellt, anstatt ihrer Defizite. Damit, wie blinde Menschen mathematische Funktionen hören. Oder damit, wie wichtig Sprache für gehörlose Menschen im Mathematikunterricht ist.
Gerade letztere Gruppe befände sich in einem Teufelskreis, betont sie. „Die Lernbedingungen für gebärdende Menschen stimmen oft nicht. Wo sprachliche Probleme vorhanden sind - oder gemacht werden, weil nicht auf die natürliche Sprache der Lernenden eingegangen wird - und das Lesen schwerfällt, ist es auch schwerer, Mathematik zu lernen. Beziehungsweise entsteht das Bedürfnis erst gar nicht, sich mit höherer Mathematik auseinanderzusetzen.“
In ihrer Zeit in Berkeley, wo sie ein Marie Skłodowska Curie- Postdoc-Fellowship innehatte, kam sie mit dem Thema inklusives Lernen intensiv in Kontakt. Dort beschäftigte sie sich stärker mit der Idee, inklusives Lernen mit Bewegung und Sinneswahrnehmungen zu verbinden. Dabei stand die Frage im Vordergrund, welche Ressourcen etwa Menschen mit Autismus oder mit Sehbehinderung nutzen und wie diese sinnvoll für das Mathematiklernen genutzt werden können.
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Embodiment als Forschungsschwerpunkt
Im Bereich des Embodiment liegt auch einer ihrer Forschungsschwerpunkte, den sie unter anderem in einem aktuellen internationalen Forschungsprogramm ‚SpEED - Special Education Embodied Design‘ verfolgt. Der Ansatz des Embodiment besagt, dass das konzeptionelle Denken die kognitiven Strukturen prägt. Er baut auf Welterfahrung auf. Kurz und gut: Der Körper ist fürs Lernen essentiell.
“Beim Fahrradfahren lernen wir, was Gleichgewicht ist. Eine solche Erfahrung von Gleichgewicht braucht man, um später die Idee hinter mathematischen Gleichungen verstehen zu können. Durch die Verbindung zu und Rückbeziehung auf Bewegungs- und Sinneserfahrungen kann man mathematische Ideen reflektieren und Ansätze für mathematische Probleme auf Bewegungsprobleme zurückführen.”
„Meine Mission ist, das Bild von Mathematik inklusiver zu gestalten - auch an der Uni! Denn diejenigen, die Mathematik betreiben und in ihrem eigenen mathematischen Werdegang auf wenige Widerstände gestoßen sind, können sich oft gar nicht vorstellen, womit viele in der Mathematik Probleme haben.“
Mathematik schmackhaft machen
Auch Kindern möglichst früh Mathematik schmackhaft zu machen, steht auf Christina Krauses Agenda. Erst in der Sekundarstufe anzusetzen, sei zwar noch nicht zu spät, aber viel schwieriger, wie sie betont: „Man muss früher ansetzen - im Kindergarten oder in der Volksschule.“ Denn Lehrer:innen hätten oft nicht die Möglichkeit, die mathematischen Inhalte zu unterrichten, die Spaß machen. Deshalb versuche sie aktiv Kinder einzufangen, die nicht wissen, was Mathematik eigentlich ist.
„An der Uni wird leckeres, gehaltvolles Schwarzbrot gemacht. An den Schulen wird das auf schnödes Weißbrot heruntergebrochen, und die Schüler:innen lernen gar nicht erst kennen, wie lecker Mathematik sein kann. Man muss den Schüler:innen gutes Brot backen - sie auf den Geschmack bringen - und dann finden sie vielleicht später an die Uni.“
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Um diese Zugänge zu erleichtern, setzt sie in ihrem Fachdidaktik-Unterricht auch auf den Einsatz von Apps im Mathematik-Unterricht, die den Studierenden die Möglichkeit bieten, selbst interaktives und für die Schüler:innen ansprechendes Unterrichtsmaterial zu erstellen. Als Beispiele nennt sie die Apps Actionbound, über die die User:innen selbst interaktive Schnitzeljagden konzipieren können, oder die App TouchCounts /TouchTimes, durch die Schüler:innen - und sogar schon Kindergartenkinder - den Umgang mit Zahlen und Operationen interaktiv entdecken können.
Das soll Schüler:innen motivieren, die Vielfalt der Mathematik und der Zugänge zu ihr zu sehen und es soll diejenigen reinziehen, die noch nicht an Mathematik interessiert sind. „Mathematik ist eben nicht gleich Formeln und deren Auswirkungen zu lernen. Und es ist kein ‚das kann ich oder kann ich nicht‘.“ Es brauche verstärkt ein ‚growth mindset‘ anstelle eines ‚fixed mindset‘, und dieses Umdenken möchte sie bei Schülerinnen und Schülern, bei Eltern und bei Lehrerinnen und Lehrern unterstützen. „Die Mathe-Didaktik ist noch so jung. Da ist noch Luft nach oben!“
Karriere und Ratschläge
Ob sie diesen Karriereweg wieder einschlagen würde, wenn sie die Wahl hätte? „Ich denke, schon. In der Wirtschaft wäre es sicher leichter, Feierabend zu machen. An der Uni hat man hingegen viele Freiheiten. Das erleichtert und erschwert die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch.“ Und noch ein weiterer, großer Vorteil sei nicht zu unterschätzen: Nämlich, dass man sich Angelegenheiten, die einem persönlich unter den Nägeln brennen, auch beruflich widmen kann.
Und was rät sie jungen Forscher:innen? „Der eigenen Neugierde und dem eigenen Drang zu folgen und sich gegen das ‚Establishment‘ zu trauen, wo anders hinzugehen. Es braucht Sitzfleisch und Durchhaltevermögen, um in der Forschung bestehen zu können. Zugleich sollte man gut auf sich selbst aufpassen, auf die eigene mentale Gesundheit achten, und sich einen Ausgleich schaffen.“
Weitere Aspekte der Psychologie im Alltag
Die Wissenschaft besagt: kleine Akte der Freundlichkeit tragen nachhaltig zum eigenen Glück bei. Aber freundliches Verhalten stärkt nicht nur das eigene Wohlbefinden, sondern wirkt sich auch positiv auf andere aus. Wer anderen hilft, mit anderen kooperiert oder ihnen Gutes tut, wird belohnt - mit positiven Gefühlen und guter Stimmung. Wo Menschen beginnen, freundlicher zueinander zu sein, werden mehr und mehr auch andere Menschen sich freundlicher und positiver verhalten.
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Wie Sie sich selbst glücklicher machen, indem Sie freundlich zu anderen sind:
- Legen Sie sich einen persönlichen Freundlichkeitstag zu.
- Überlegen Sie sich, was Sie an Ihrem Freundlichkeitstag tun könnten, um jemand anderen glücklich zu machen oder ihm zu helfen.
- Nehmen Sie sich morgens vor, was Sie an diesem Tag tun wollen - und tun Sie es. Ohne eine Gegenleistung zu erwarten.
- Wiederholen Sie Ihren Freundlichkeitstag alle paar Wochen.
- Wichtig ist, dass Ihre gute Tat zu Ihnen passt.
Beispiele für kleine freundliche Taten:
- Halten Sie jemandem die Tür auf
- Lassen Sie jemandem die Vorfahrt, obwohl er warten müsste
- Spendieren Sie jemandem einen Kaffee
- Lassen Sie jemanden an der Kasse vor
- Hinterlassen Sie jemandem eine nette Nachricht
- Geben Sie Ihr Wechselgeld an einen Obdachlosen weiter
Selbstmotivation und Verhaltensänderung
Wir alle wissen, um ein bestimmtes Verhalten dauerhaft zu verändern, benötigt es ein gewisses Maß an Selbstmotivation. Wie aber funktioniert Selbstmotivation und welche Strategien können wir uns dabei zu Nutze machen?
- Hindernisse reduzieren: Zuerst gilt es zu überlegen, warum will ich etwas verändern, was habe ich davon. Veränderung braucht Wollen und Können.
- Persönliche Werte: Suchen Sie nach für Sie passenden Werten, z.B. Gesundheit, Sicherheit oder Entwicklung können Werte sein. Wie fühlt es sich an, wenn dieser Wert mehr Bedeutung in Ihrem Leben bekommt und was muss dafür getan werden?
- Gewohnheiten und Routinen: Menschen sind »Gewohnheitstiere«. Wenn wir etwas verändern wollen, müssen wir es zu einer Gewohnheit machen. Wichtig dabei: welche Vorbereitungen sind hilfreich, was macht mir auch Spaß und ist gut in meinen Alltag integrierbar.
- Microhabiting: Etablieren Sie kleine Gewohnheiten und denken Sie mehr in Lösungen. Es braucht mindestens drei Wochen, um einen Ansatz an Gewohnheit zu erreichen und fast zwei Monate bis das Verhalten zu einer Routine geworden ist. Und Rückschläge gehören dabei dazu.
- Selbstcoaching: Unser innerer Kritiker meldet sich oft wenig hilfreich zu Wort, doch Angst sowie Vorwürfe sind blockierend. Wichtig ist, sich selbst wie einen Freund zu motivieren, sich Mut zuzusprechen und bei Rückschlägen mit sich freundlich zu bleiben.
- Wenn-Dann-Pläne: Wenn ich z.B. in einer bestimmten Situation bin, dann mache ich Verhalten XY (z.B. jedes Mal, wenn ich aufstehe, trinke ich ein Glas Wasser).
- Belohnungen: Was macht wir wirklich Freude und tut mir gut?
- Absichten bilden statt Regeln oder Pläne: Sie bereiten ihr Gehirn vor, bestimmte Handlungen durchzuführen, z.B. in der Früh möchte ich meine Übungen machen, weil ich mich dadurch besser fühlen werde.
Wertschätzung im Arbeitsleben
Wertschätzung stellt besonders im Arbeitsleben eine Hauptquelle für Zufriedenheit und Selbstvertrauen dar und gilt als treibende Kraft für Engagement. Wir wollen spüren, dass wir gebraucht und als Mensch akzeptiert werden. Neben Lob ist Wertschätzung eine Form der Anerkennung, die sich auf die Person als Ganzes bezieht. Als positive Grundhaltung im menschlichen Miteinander ist sie essentiell für ein gesundes Betriebsklima.
Wertschätzung können wir - ganz simpel - bereits durch ein Lächeln zeigen. Es ist eine einfache Geste, die ausdrückt, dass wir unserem Gegenüber positiv gesinnt sind und ihm mit menschlicher Wärme begegnen. In unserem durch Hektik bestimmten Alltag ist gemeinsam verbrachte Zeit aber wohl eine der wichtigsten Voraussetzungen für gelebte Wertschätzung.
Die sechs Zeichen der Wertschätzung
- Persönliche Zuwendung
- Menschliche Wärme
- Echtes Interesse
- Respektvoller Umgang
- Ungeteilte Aufmerksamkeit
- Entgegengebrachtes Vertrauen
Fokussieren lernen
Fokussieren bedeutet sich auszurichten auf ein bewusstes Ziel und sich dem mit aller Kraft, Energie und Leidenschaft zu widmen, um es am Ende auch zu erreichen.
5 Grundregeln zum Fokussieren
- Strategisch „faul sein“: Das Pareto-Prinzip besagt, dass in 20% der Zeit 80% der Aufgaben erledigt werden können.
- Ausreichend Schlaf: Etwa 7 Stunden Schlaf benötigen erwachsene Personen. Für einen guten Fokus ist ausreichend Schlaf daher essenziell.
- Klug priorisieren: Erfolge sollten nicht mit Aktionismus verwechselt werden. Fokussieren bedeutet nicht viel zu machen, sondern das, was wichtig und für einen richtig ist.
- Für Ruhe sorgen: Lärm und Unterbrechungen erschweren das Fokussieren. Es empfiehlt sich daher Geräusche und Pop-Up-Fenster abzuschalten.
- Pausen machen: Das Gehirn wird in jeder Sekunde mit etwa 400.000 Sinnesreizen überflutet - ein stetiges Abnehmen der Konzentrationsfähigkeit nach einer gewissen Zeit ist also vollkommen normal.
Umgang mit Krisen
Wir befinden uns gefühlt in einem Dauerkrisenmodus. Erst Corona, jetzt der Krieg in der Ukraine, hinzu kommen Klimakrise, die eingeschränkte Energieversorgung, die steigenden Kosten und die hohe Inflationsrate. Man könnte den Eindruck bekommen, dass Krisen der neue Normalzustand sind.
Alles in allem ein Pool an Ausnahmesituationen, denen wir uns nicht entziehen können und bei denen es keine Pause zu geben scheint. Unser Grundbedürfnis nach Sicherheit ist verletzt und Grundannahmen sowie mentale Modelle der Menschen über die Welt sind erschüttert worden. Das kann zu Angstzuständen, Sorgen, Verunsicherung und Gefühlen der Hilflosigkeit führen.
Psychische Gesundheit und mentale Fitness stärken
Das fächerübergreifende Projekt „Psychische Gesundheit und mentale Fitness stärken“ wurde im Rahmen des Biologie- und Psychologieunterricht umgesetzt. SchülerInnen führten selbstständig Interviews mit ExpertInnen aus verschiedenen Branchen (Psychologie, Achtsamkeit, Meditation, …), sammelten Coping-Strategien zur Überwindung von Folgewirkungen der Coronapandemie und erstellen im Anschluss einen Leitfaden für den Umgang mit Einsamkeit, Zukunftsangst, Überforderung sowie depressiver Verstimmung.
PSYCHE & GEIST - Achtsamkeit und Meditation
Achtsamkeit bedeutet, im Hier und Jetzt zu leben und sich selbst und seine Umwelt aktiv wahrzunehmen. Besonders in stressigen Zeiten, die oftmals auch mit einer Art Reizüberflutung zusammenhängen, ist es wichtig, in sich hinein und auf die eigenen Bedürfnisse zu hören. Im Hier und Jetzt zu leben hat beispielsweise zur Folge, ein positives Selbstwertgefühl und ein gestärktes Selbstvertrauen zu entwickeln.
PSYCHE & STRUKTUR - Neue Rollen einnehmen und gelebte Rollen wahrnehmen
Jeder Mensch hat in seinem sozialen Umfeld gewisse Rollen, die es zu erfüllen gilt. Zunächst ist es wichtig, sich seiner Rollen bewusst zu werden und sich im Anschluss zu jeder Rolle 3 Tätigkeiten zu überlegen. Dadurch lenkt man den Fokus von sich auf seine Mitmenschen, es entstehen neue Verpflichtungen und man findet wieder einen Sinn im Leben. Außerdem ist es möglich, neue Rollen und Pflichten entstehen zu lassen, indem man sich ein Haustier zulegt oder mit Freunden/innen ein Fitnessstudio-Abonnement abschließt.
PSYCHE & SPORT
Sport ist sehr wichtig. Sport frisst genau die Botenstoffe auf, welche den Stress, bzw. die negativen Verstimmungen verursachen. Um die erwähnten Probleme zu vermeiden, ist es auch von großer Bedeutung, sich mit seinen Problemen und Gefühlen auseinanderzusetzen und darüber zu sprechen.
PSYCHE & KÖRPER - YOGA
Yoga verfügt über die Fähigkeit unserer Wohlbefinden sehr stark zu steigern. Vom körperlichen Aspekt betrachtet erfährt man mehr Flexibilität und Stabilität und durch innere Veränderungen des Befindens, die Yoga bereitet, kann man sich psychisch stärken. Außerdem wird das Immunsystem wunderbar angeregt. Yoga wirkt auch auf viele Drüsen im Körper und den Allgemeinzustand.
GANZHEITLICHES WOHLBEFINDEN
Was man selbst machen kann, um seinen mentalen Zustand zu verbessern, ist, sich zu bewegen (in die Natur gehen; Spazieren gehen.) Ziel ist, in Verbindung mit der Natur zu kommen, und aus diesem Kreis des „es geht mir nicht gut“ herauszukommen. So sorgt man für Ablenkung.
PSYCHE & ATEM
Setze dich aufrecht auf einen Stuhl oder am Boden und atme ruhig ein und wieder aus. Lege eine Hand auf die Brust. Achte auf das Heben und Senken deines Brustkorbs. Lege nun die Hand auf deinen Bauch. Beim Einatmen sollte sich deine Hand von dir, beim Ausatmen zu dir bewegen.
ALLGEMEINE TIPPS
- Zeit an der frischen Luft verbringen - Sport machen
- Schlupflöcher finden (auf Corona Regeln bezogen) z.B. die zwei besten Freunde/innen trotzdem regelmäßig treffen und auch zu umarmen
- Lachen / Möglichkeiten suchen, um Spaß zu haben
- Versuche einen festen Tagesablauf einzuhalten, trenne bewusst Schule von Freizeit
- Konzentriere dich auf die positiven Dinge
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