Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist ein seit mehreren Jahrtausenden bestehendes Heilverfahren, das auf den Grundlagen des Yin-Yang-Prinzips (Gegensätze in harmonischem Gleichgewicht) und der fünf Wandlungsphasen (Funktionskreise nach den fünf Elementen) beruht. In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird der Mensch ganzheitlich betrachtet.
Das heißt, dass die körperlichen Beschwerden nicht isoliert, sondern immer auch im Zusammenhang mit seinem psychischen und seelischen Befinden, mit Umwelteinflüssen und Ernährungsgewohnheiten beurteilt werden. Befindet sich der Körper des Menschen mit seiner Seele und seinem Geist im Einklang (Harmonie = chin.: He Xie), ist der freie Fluss von Energie (chin.: Qi) und anderen Körpersubstanzen gewährleistet.
Herrscht eine Disharmonie durch innere und äußere Faktoren, können Störungen des energetischen Gleichgewichts und Blockaden zu Krankheiten führen. Die Chinesische Medizin ist ein leistungsfähiges System zur Diagnose und Behandlung funktioneller, vegetativer und körperlicher Störungen des Menschen. Damit erreicht sie eine Vielzahl von Patienten, denen alleine mit schulmedizinischen Methoden nicht geholfen werden kann.
Die fünf Säulen der TCM
Das Therapiekonzept in der Traditionellen Chinesischen Medizin basiert auf 5 Säulen:
- Chinesische Ernährungslehre nach den 5 Elementen
- Akupunktur und Akupressur
- Chinesische Kräutertherapie
- Qi Gong und Tai Chi
- Tuina (chinesische Manualtherapie) und Schröpfen
Bei bestimmten Beschwerdebildern kann es sinnvoll und zielführend sein, die Lehren der klassischen Schulmedizin mit der Traditionellen Chinesischen Medizin als duales, komplementäres Therapieregime miteinander zu kombinieren. Als sorgfältig agierende Internistin integriere ich in mein Behandlungskonzept je nach Beschwerdebild die diagnostischen Methoden der klassischen Schulmedizin und bespreche mit dem Patienten, welche Therapie oder Therapiekombination angewendet werden kann.
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Diagnostik in der TCM
In der Chinesischen Medizin ist die Wahrnehmung der ständigen, lebendigen Abläufe im menschlichen Organismus das wesentliche diagnostische Kriterium. Diese Funktionen im Detail zu erfassen, zu verstehen und deren krankhaften Veränderungen zu erkennen ist essenziell. Die Erfassung einer Diagnose stützt sich auf vier Verfahren:
- Befragung: Neben dem Beschwerdebild ist die Gesamtheit des menschlichen Befindens wie z.B. Appetit, Verdauung, Schlaf und Temperaturempfinden wichtig für Beurteilung des Gesundheitszustands.
- Tastung des Pulses: Der chinesische Arzt unterscheidet über 30 verschiedene Pulsqualitäten, welche detailliert Auskunft über die im Körper zirkulierenden Energien geben können.
- Betrachtung der Zunge: Die Zunge ist ein weiterer Spiegel des Zustands des Patienten.
- Beurteilung von „Klang und Geruch“: also z.B.
Akupunktur als Therapie bei Angstzuständen
Seit Jahrtausenden ist Akupunktur ein fester Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Mit punktgenau gesetzten Nadeln sollen Blockaden gelöst und der Energiefluss im Körper normalisiert werden, um Beschwerden zu lindern. Inzwischen ist die alternative Heilmethode auch bei uns angekommen.
Vor allem in der Schmerztherapie setzt man Akupunktur ein. Doch wussten Sie, dass die Nadeln auch bei Stress und Angst helfen können? Laut TCM durchzieht ein dichtes Netz aus Energiebahnen, sogenannte Meridiane, den menschlichen Körper. Mittlerweile ist bekannt, dass die feinen Nadeln - richtig gesetzt - die Verarbeitung von Schmerzreizen im Gehirn beeinflussen können.
So gilt Akupunktur als anerkannte alternativmedizinische Methode, um beispielsweise Rückenschmerzen zu lindern. Neuere Studien zeigen, dass die Akupunkturpunkte auch Einfluss auf die Psyche und andere Körperfunktionen haben. Einzelnen Akupunkturpunkten werden verschiedene Wirkungen in der TCM zugeschrieben.
Besonders die Punkte HT7 am Handgelenk sowie Yintang zwischen den Augenbrauen werden genutzt, um Anspannungen zu lösen und eine innere Balance herzustellen, etwa bei Stress. Wie das genau funktioniert, wird noch erforscht. Ein möglicher Grund: Die Ausschüttung des sogenannten Stresshormons Cortisol wird dadurch verringert oder gehemmt.
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Durch Akupunktur lässt sich auch Einfluss auf diese Stresshormone nehmen. Wie genau die Nadeln dazu beitragen das Stresslevel zu senken, wird aber noch immer erforscht. Viele Menschen nutzen Akupunktur zur Unterstützung, unter anderem bei Angstzuständen und Nervosität: Studien zeigen, dass Akupunktur helfen kann, innere Unruhe zu reduzieren.
Die Behandlung mit den Nadeln kann sich positiv auf die Schlafqualität auswirken, wie Studienergebnisse andeuten. Akupunktur kann entspannend wirken und so stressbedingte Beschwerden lindern, z. B. nach traumatischen Erfahrungen. Wer vor einer zahnärztlichen Behandlung große Angst verspürt, kann ebenfalls Akupunktur in Betracht ziehen.
Denn eine Behandlung mit den Nadeln am äußeren Ohr (aurikuläre Akupunktur) hat sich hier als hilfreich herausgestellt. Bei einer Akupunktur-Sitzung werden sterile, feine Nadeln flach unter die Haut eingeführt. Je nach Anwendungsbereich legen die Patient_innen vorher ihre Kleidung ab. Bei der aurikulären Akupunktur, am Ohr, ist dies allerdings nicht nötig.
Die Nadeln bleiben im Schnitt etwa 20 Minuten in der Haut und werden danach wieder entfernt. Alle Handgriffe sollten von erfahrenen TCM-Praktizierenden erfolgen. In Österreich dürfen nur Ärzt_innen und Hebammen Akupunktur-Behandlungen durchführen. Hierfür benötigen die medizinischen Fachleute eine spezielle Zusatzausbildung, um ein ÖÄK-Diplom für Akupunktur zu erhalten.
Weitere Behandlungsmethoden der TCM
Neben der Akupunktur gibt es noch weitere Methoden, die in der TCM Anwendung finden:
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- Chinesische Kräutertherapie: Chinesische pflanzliche Medizin ist eine Hauptbehandlungsmethode der traditionellen chinesischen Medizin, die auf den Eigenschaften, dem Geschmack und der Wirkweise der Pflanzen basiert. Um die Patienten richtig behandeln zu können, muss der Patient:in gründlich untersucht werden. Daraus ergibt sich eine individuelle Verabreichung pflanzlicher Medizin.
- Tuina: Durch verschiedene manuelle Techniken entlang der Meridiane werden Energieblockaden gelöst und Muskeln und Faszien gelockert. Bei Bedarf wird die Massage mit Schröpfen, Moxen oder Gua Sha unterstützt. Diese Technik kann basierend auf der Lehre der TCM präventiv, wie auch kurativ angewendet werden. In China ist Tuina auch eine Methode der Selbstbehandlung.
- Schröpfen: Durch das Ansaugen der Hautoberfläche wird ein Vakuum erzeugt. Die kleinen Hautgefäße schwellen an und es entsteht ein Hämatom, welches nach ca. 3-5 Tagen vollkommen verschwindet. Dieser Reiz stimuliert die Akupunkturpunkte und aktiviert die körpereigenen Heilkräfte. Durchblutung und Stoffwechsel werden angeregt.
- Moxibustion: Mit Hilfe sogenannter Moxazigarren (getrockneter Beifuss), welche zum Glimmen gebracht werden, werden ausgewählte Akupunkturpunkte durch Wärme stimuliert. Moxibustion eignet sich besonders bei chronischen Krankheiten.
- Gua Sha: Besteht aus wiederholtem Schaben auf eingeölter Haut mit Hilfe eines Schabers mit abgerundeten Kanten. Dabei wird der Stoffwechsel angeregt und die Entgiftung des Gewebes gefördert. Nach der TCM werden dabei vor allem die äußeren pathogenen Faktoren ausgeleitet, sowie Qi (Energie), Blut und Jin-Ye Körperflüssigkeiten in Bewegung gesetzt. Weiters wird frisches Qi generiert.
Ernährung nach den fünf Elementen
Ernährung spielt aus der Sicht der TCM eine große Rolle, da sie auch ein Weg der Energiezufuhr ist. Sie ist nicht nur wichtig, um Krankheiten zu heilen, sondern auch, um diese vorzubeugen. Ziel ist es, eine ausgewogene Ernährung nach den fünf Elementen (Holz, Feuer, Erde, Metall, Wasser) herzustellen. Der jeweilige Ernährungsplan wird individuell abgestimmt.
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