Borderline-Persönlichkeitsstörung: Eine Beziehung beenden

Menschen mit einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung haben Schwierigkeiten, ihre Handlungen und Gefühle zu kontrollieren, was für sie und ihr Umfeld sehr belastend sein kann. Bei einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung kommt es zu Schwierigkeiten bei der Kontrolle von Impulsen. Ein Impuls ist eine spontan ausgeführte Handlung. Menschen mit dieser Persönlichkeitsstörung sind zudem eher konfliktbereit. Sie setzen Handlungen, ohne mögliche Folgen ausreichend zu berücksichtigen.

Was ist die Borderline-Persönlichkeitsstörung?

Der Begriff „Borderline“ ist englisch und bedeutet „Grenzbereich“. Er geht darauf zurück, dass die Fachwelt früher nicht genau wusste, wo sie diese Störung einordnen soll - ob bei psychischen Erkrankungen des Gefühlslebens oder der Wahrnehmung. Beim Borderline-Typ treten ebenso die Symptome wie beim impulsiven Typ auf. Zusätzlich kommt es zu einer veränderten Wahrnehmung der eigenen Person sowie Gefühlen der inneren Leere.

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung zeichnet sich vor allem durch Probleme in der Regulierung der eigenen Gefühle und Impulsivität aus. Die Borderline-Störung ist gekennzeichnet durch Probleme bei der Regulierung von Gefühlen und Impulsen. Diese Probleme zeigen sich z.B. Hass und Liebe können sich schnell abwechseln, es kommt verstärkt zu Wutausbrüchen bzw. zu Angst, verlassen zu werden. Da es aber zu Problemen in zwischenmenschlichen Beziehungen kommt und Betroffene Schwierigkeiten haben, Ausbildungen zu Ende zu bringen bzw. ist das Leben der Betroffenen oft stark beeinträchtigt.

Symptome der Borderline-Persönlichkeitsstörung

  • Angst vor dem Verlassenwerden: Betroffene bemühen sich verzweifelt darum, ein tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden (z.B. von der Partner:in) zu vermeiden.
  • Instabile, intensive Beziehungen: Die Beziehungen von Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeit zeichnen sich durch einen Wechsel zwischen Extremen aus: Liebe und Hass wechseln sich ab.
  • Impulsivität: Die impulsiven Handlungen können dem Betroffen:en Schaden zufügen und treten in zumindest zwei Bereichen auf:
  • Selbstverletzung und Suizid: Etwa 3/4 aller Borderline-Betroffenen fügen sich selbst Verletzungen zu (z.B. Ritzen oder Schneiden der Haut). Außerdem wird Selbstmord angedeutet oder versucht. Etwa jeder 10.
  • Instabile Gefühlslage: Innerhalb von wenigen Stunden kann die Stimmung von Borderline-Betroffenen stark schwanken.
  • Aussetzer des Realitätsempfindens: Vorübergehend, besonders wenn Belastungen auftreten, können Betroffene psychotische Symptome zeigen. Sie empfinden die Realität nicht mehr so wie sie ist, es können z.B.

Borderline und Beziehungen

Beziehungen zu Freunden sind für Personen mit dieser Persönlichkeitsstörung sehr schwierig. Sie leben oft in Extremen, wünschen sie Nähe und Liebe sehr, fürchten gleichzeitig Verlust, Ablehnung und das Gefühl des Verlassenseins. Durch diesen inneren Kampf von extremen Gefühlen, haben sie oft schnelle und starke Schwankungen.

Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung haben oft ein Gefühl von innerer Leere - ihre Gefühle wechseln schnell, sind instabil. Im Extremfall dissoziieren Betroffene: Sind Gefühle unerträglich, spalten sie das Erleben vom Bewusstsein ab. Manche beschreiben dies als schweben über sich selbst, als beobachten sie sich selbst. Manche fühlen sich in diesem Zustand sich selbst fremd, dies nennt man “Depersonalisation”. “Derealisation” bedeutet, dass ihnen ihre Umgebung sureal vorkommt.

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Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung haben bei Beziehungen Angst vor dem Alleine sein. Gleichzeitig fällt es ihnen schwer, sich in soziale Gruppen einzufügen. Die große Angst davor, verlassen oder verstoßen zu werden, führt dazu, dass sich Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung an Menschen klammern, nur um nicht alleine zu sein. Zusätzlich empfinden Personen mit BPD (Borderline Personality Disorder) diese Nähe wiederum als gefährlich und stoßen "zu nah gekommene" aus Angst vor erneuter Verletzung weg.

Besonders schwierig ist dies in romantischen Beziehungen für Betroffene von Borderline, da eine "Ich hasse dich, verlasse mich nicht"-Dynamik entsteht. Die Persönlichkeitsstörung kann sich mindern, verletzte Teile können heilen - die Borderline-Beziehung können Betroffene retten und wieder aufbauen. Dies benötigt oft jahrelange Therapie und den Mut, dort hinzusehen, wo es weh tut.

Wie erkenne ich eine Borderline-Beziehung?

Ihre Stimmung ist instabil und impulsiv. Haben Partner schnelle, unvorhersehbare Wutanfälle mit hoher Intensität, Destruktivität wie Vorwürfen und Trennungsandrohungen, kann dahinter mehr stecken. Dabei gibt es oft keine “Mitte” - die Stimmung wechselt von Aggression (z.B. “Ich hasse dich”) zu Depression (z.B.

On-Off-Beziehung und toxische Beziehungsmuster

Häufige Partnerwechsel und On-Off-Beziehungen prägen oft Beziehungen von Borderlinern. Am Anfang idealisieren Betroffene ihre Partner und finden alles großartig, sie möchten so viel Zeit miteinander verbringen wie möglich. Entdecken sie dann, dass der Partner nicht “perfekt” ist, folgt schnell Entwertung und Verachtung.

Menschen mit Borderline sehen oft nur schwarz oder weiß. Sie idealisieren ihr Gegenüber, wird es zu nah, haben sie Angst vor zu viel Nähe - es kommt zu Entwertung und Beziehungsabbruch. Nun folgt Angst vor dem Alleinsein, vor dem Verlassenwerden - so kommt es zur anschließenden Versöhnung.

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Selbstschädigendes Verhalten, Selbstverletzungen, Suiziddrohungen, Gewalt

Impulsivität und Instabilität führen immer wieder zu Verhaltensweisen, die Betroffenen mit BPD schaden. Dabei schlagen sie oft über die Stränge: Sie stehlen oder geben sehr viel Geld aus, haben Essanfälle, konsumieren Drogen etc. Selbstverletzungen sind in vielen Formen möglich, Suizidandrohungen sind ernst zu nehmen.

Enorme Angst und Anspannung bedingen hauptsächlich die drei Verhaltensweisen: Flucht, Angriff, “Totstellen”. Oft ist Borderlinern ihre sexuelle Orientierung unklar. Denn die Schwierigkeiten mit der eigenen Identität zeigen sich auch bezüglich der sexuellen Ausrichtung. Ihre sexuelle Offenheit in Kombination mit der Impulsivität wirkt auf andere Menschen teilweise sehr anziehend. Borderliner sind dadurch gefährdet, wieder in eine missbräuchliche Situation zu geraten, ohne dies sofort zu merken.

Warum eine Person mit Borderline Beziehungen zerstört

Besonders enge Freunde und Partner bekommen sehr viel der inneren Spannungen von Menschen mit Borderline ab. Man weiß nie genau, wann Betroffene “explodieren”, sie wechseln abrupt von Zuneigung zu Ablehnung bis hin zu Trennung. Betroffene machen dies, eben WEIL ihnen die Beziehung etwas bedeutet. So sehr sie sich Nähe wünschen, so sehr macht ihnen emotionale Abhängigkeit Angst.

In der Kindheit waren Menschen mit Borderline oft schutzlos ausgeliefert, ohnmächtig - sie kennen keine sichere Bindung. Diese unangenehmen Gefühle versuchen sie mit aller Kraft zu vermeiden. Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung machen lieber selbst alles kaputt - so weh das tut, als unerwartet verlassen oder verletzt zu werden. Das gibt ihnen immerhin noch ein Gefühl von Kontrolle - statt der beängstigenden Ohnmacht.

Die enormen Gefühlsausbrüche und Schwankungen der Borderline-Erkrankten ist für Freunde oder auch Partner in Beziehungen bei Borderline oft nicht verständlich. Reagiert dieser abweisend oder zurückweisend, genervt, verschlimmert sich die Verlassensangst der Borderliner. So entsteht oft Co-Abhängigkeit: Um Schlimmeres zu vermeiden, macht der Partner alles für die erkrankte Person. Die eigenen Bedürfnisse werden ignoriert zum “Wohl” der Person mit Borderline.

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Betroffne einer Borderline-Persönlichkeitsstörung haben ständig Angst, man würde sie nicht mögen und sie werden ausgeschlossen. Diese Unsicherheit führt dazu, dass sie beginnen, ihr Gegenüber zu testen. Sie beginnen zu manipulieren und kreieren Drama. So entstehen toxische Beziehungen mit einer emotionalen Abhängigkeit. Aufgrund der schweren traumatischen Erlebnisse, die viele Borderline-Erkrankte oft in früher Kindheit erfuhren, ist das ganze Denken und Handeln darauf ausgerichtet, Bedrohung und Verletzung zu entkommen.

Tipps für den Umgang mit Borderlinern in Beziehungen

In einer Beziehung mit Borderlinern muss man sich den Herausforderungen bewusst sein und wissen, dass ein Funktionieren viel Arbeit benötigt.

  • Informieren: Wenn Sie merken, dass Ihr Gegenüber Borderline haben könnte, informieren Sie sich. Umso mehr Sie über die Erkrankung wissen, umso besser können Sie damit umgehen.
  • Auf sich schauen: Die eigenen Grenzen wahrzunehmen und zu achten, ist unbedingt notwendig!
  • Ruhig bleiben, nicht manipulieren lassen: Gerade, wenn man sich diese Auszeiten schafft, kann es auf Gegenwehr stoßen, auf Beziehungsabbruch oder Androhungen davon.
  • Regeln: Feste Regeln können sehr helfen, um klare Grenzen zu stecken. Außerdem geben sie der erkrankten Person einen Halt und Sicherheit, sie kann sich darauf einstellen.
  • Therapie unterstützen: Sie können der Person mit Borderline nicht alleine helfen und als Partner sind Sie emotional zu sehr involviert. Eine Therapie ist oft unabdingbar - motivieren Sie Ihr Gegenüber dazu.
  • Sicherheit und Abgrenzung: Da Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung so große Angst vor dem Verlassenwerden haben, brauchen Sie das Gefühl von Sicherheit von ihren Freunden oder ihrem Partner. Mit ihren extremen Verhalten schreien Betroffene oft nach Aufmerksamkeit. Zeigen Sie, dass Sie da sind und hier bleiben - zeigen Sie aber auch, dass Sie sich so (z. B. bei Wutanfällen) nicht behandeln lassen, ziehen Sie Konsequenzen.

Beziehung beenden: Wann ist es Zeit zu gehen?

Wie lange eine Borderline-Beziehung dauert, hängt von vielen Faktoren ab. Manche Beziehungen enden nach kurzer Zeit, andere halten jahrelang. Was beeinflusst die Dauer einer Borderline-Beziehung?

  • Die Bereitschaft beider Partner*innen, an der Beziehung zu arbeiten
  • Therapie & Selbstreflexion des Borderline-Partners
  • Die emotionale Belastbarkeit des nicht-betroffenen Partners

Wann sollten Sie eine Borderline-Beziehung beenden?

  • Wenn Sie dauerhaft unter der Beziehung leiden.
  • Wenn keine Veränderung trotz Therapie erkennbar ist.
  • Wenn Ihre eigenen Grenzen nicht respektiert werden.

Eine Trennung kann schwer sein, aber manchmal ist sie der einzige Weg, um sich selbst zu schützen.

Therapie und Behandlung

Zur Behandlung einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung zählt in erster Linie Psychotherapie. Gegebenenfalls verschreibt die Ärztin oder der Arzt auch Medikamente. In akuten psychiatrischen Krisen oder bei sehr starken Symptomen kann eine Behandlung in einem Krankenhaus notwendig sein.

Die Psychotherapie kann in einer Einzelsitzung mit der Psychotherapeutin bzw. dem Psychotherapeuten oder in der Gruppe stattfinden. Übertragungsfokussierte Psychotherapie: Der Schwerpunkt dieser Therapie liegt in der Psychoanalyse von Beziehungen. Im Jugendalter kann etwa auch die sogenannte psychoanalytisch-interaktionelle Methode (PIM) zur Anwendung kommen. Der Schwerpunkt dieser Behandlung liegt auf den Schwierigkeiten, mit Gefühlen und mit zwischenmenschlichen Beziehungen umzugehen. In der Folge sollen sich diese Probleme bessern. Zudem ist die sogenannte Psychoedukation Teil der Psychotherapie bzw.

Es gibt derzeit keine speziell für die emotional instabile Persönlichkeitsstörung zugelassenen Medikamente. Die Ärztin oder der Arzt kann jedoch Medikamente „off-label“ bei starken und anhaltenden Symptomen zusätzlich zur Psychotherapie vorschlagen. Die Medikamente richten sich dabei gezielt nach den Beschwerden. Der Einsatz der Medikamente ist zeitlich begrenzt. Auch mögliche weitere Erkrankungen berücksichtigt die Ärztin oder der Arzt bei der Verschreibung von Medikamenten.

Angehörige bzw. nahestehende Menschen können zudem in die Behandlung miteinbezogen werden, wenn die betroffene Person das möchte bzw. es im Therapieverlauf hilfreich erscheint.

Umgang mit Menschen mit Borderline

Der Umgang mit Menschen mit emotional instabiler Persönlichkeitsstörung kann sehr herausfordernd sein. Es ist wichtig für Familienmitglieder, ihre eigenen Bedürfnisse nicht zu ignorieren. Gesunde Geschwister müssen oft um die Aufmerksamkeit und Zuwendung der Eltern kämpfen. Das fördert nicht nur eine schlechte Stimmung in der Familie, sondern erhöht auch die Wut auf den Borderliner. Mit therapeutischer Unterstützung gelingt es leichter, die Familienstruktur zu erhalten und das Gefühlschaos zu reduzieren.

Vor allem nahestehende Personen wie die Familie leiden oft unter den extremen Symptomen von Borderline und fragen sich, wie sie sich gegenüber Menschen mit Borderline verhalten sollen. Angehörigen sowie Partnern von Betroffenen empfiehlt man, sich an Beratungsstellen zu wenden, um Informationen und Kontakte zu Therapeuten zu erhalten.

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