Menschen im Autismus-Spektrum nehmen die Welt auf eine Weise wahr, die sich von der der meisten anderen unterscheidet.
Was ist Autismus?
Die Autismus-Spektrum-Störung (ASS) wird als Störung der Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung verstanden, die sich auf die Bereiche der sozialen Interaktion, der Kommunikation und des Verhaltensrepertoires auswirkt. Früher wurde Autismus in verschiedene Kategorien unterteilt, heute wird er als Spektrum betrachtet. Im ICD-11 wird Autismus als ein Spektrum betrachtet, anstatt in Unterkategorien unterteilt zu werden. Die Autismus-Spektrum-Störung bezieht das Asperger-Syndrom mit ein.
Neurodiversität bedeutet neurologische Vielfalt. Jeder Mensch, jedes Gehirn ist anders. Neurodiversität meint, dass es nicht den einen neurobiologischen Bauplan gibt, sondern viele verschiedene. Autismus, AD(H)S und andere Entwicklungsstörungen sind neurologische Varianten. Es sind Gehirne, die anders verdrahtet sind, anders geschaltet sind als die Norm. Und die sich dementsprechend anders entwickeln, anders wahrnehmen und kommunizieren.
Autismus ist keine Störung, sondern eine Variante der neurologischen Vielfalt. Eine inklusive Gesellschaft erkennt die Stärken autistischer Menschen an und schafft Bedingungen, in denen sie sich entfalten können. Autismus ist kein Defizit, sondern eine besondere Art, die Welt zu erleben. Autismus erfordert keine Heilung, sondern Verständnis und gezielte Unterstützung.
Besonderheiten in der Wahrnehmung
Die Wahrnehmung von Menschen im Autismus-Spektrum unterscheidet sich von derjenigen neurotypischer Menschen, da ihr Gehirn Reize anders verarbeitet. Geräusche, Berührungen, Geschmäcker, Gerüche, Licht oder Farben können dadurch entweder verstärkt oder abgeschwächt wahrgenommen werden. Menschen im Autismus-Spektrum haben oft Schwierigkeiten, soziale und emotionale Signale einzuschätzen, beziehungsweise diese auch selbst einzusetzen.
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Für Menschen mit Autismus ist es häufig nicht so einfach, soziale und emotionale Signale einzuschätzen, beziehungsweise diese auch selbst einzusetzen. Ihre Reaktionen auf Gefühlsäußerungen anderer Menschen können daher häufig nicht angemessen sein. Menschen mit Autismus haben oftmals große Probleme mit Veränderungen.
Man muss es sich vorstellen wie ein anhaltendes Aufeinanderprallen unterschiedlicher Reize. Damit unser Gehirn nicht von den vielen verschiedenen Reizen überlastet wird, werden unwichtige Reize normalerweise unbewusst herausgefiltert, bevor sie überhaupt unser Bewusstsein erreichen. Menschen im Autismus-Spektrum haben mit dieser unbewussten Reizfilterung meist große Schwierigkeiten. Daher ist ihr Alltag oft anstrengend, ermüdend und belastend.
Überempfindlichkeit gegenüber Reizen: Viele Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung nehmen bestimmte Reize viel intensiver wahr als andere Menschen das tun. Zum Beispiel können sie sehr empfindlich gegenüber bestimmten Geräuschen und Stimmen sein und müssen sich die Ohren zuhalten, oder sie halten das Gefühl, das ein bestimmtes Kleidungsstück auf der Haut erzeugt, nicht aus, oder sie können den Geschmack einer bestimmten Speise nicht ertragen. Diese Reize werden als sehr unangenehm und manchmal sogar als schmerzhaft empfunden.
Unterempfindlichkeit gegenüber Reizen: Manchmal nehmen Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung bestimmte Reize auch weniger intensiv wahr. Zum Beispiel kommt es vor, dass körperliche Schmerzen oder Kälte nicht so stark gespürt werden. Die Betroffenen brauchen dann oft besonders starke Reize, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen und suchen auch gezielt nach diesen.
Die ASS ist gekennzeichnet durch anhaltende Defizite in der Fähigkeit, wechselseitige soziale Interaktionen zu initiieren und soziale Kommunikation aufrechtzuerhalten. Zudem charakterisiert sie eingeschränkte, sich wiederholende und unflexible Verhaltensmuster, Interessen oder Aktivitäten, die für das Alter und den soziokulturellen Kontext der Person eindeutig untypisch oder exzessiv sind. Schließlich kommen bei vielen Ausprägungen noch Wahrnehmungsbesonderheiten dazu, wie z.B., dass es zu Reizüberflutungen kommt oder auf bestimmte Reize besonders empfindlich reagiert wird.
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Soziale Interaktion und Kommunikation
Häufig fällt es Betroffenen schwer sich vorzustellen, was andere Menschen in einer bestimmten Situation denken oder fühlen, oder zu verstehen, warum sie etwas tun. Die meisten Menschen im Autismus-Spektrum erkennen beispielsweise ein breit lachendes Gesicht, aber viele haben Mühe zu bestimmen, ob der Mensch fröhlich lacht, gezwungen lächelt oder gemein grinst. Und Emotionen, die nicht so offen gezeigt werden, sind für die meisten Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung sehr schwer zu lesen. Das verursacht oft Missverständnisse und Irritationen bei anderen Leuten.
In der Kommunikation mit anderen Menschen können wechselseitiger Gesprächsaustausch und Flexibilität im Sprachausdruck und in der Sprachmelodie ebenso reduziert sein. Begleitende Gestik, die die sprachliche Kommunikation unterstützt, ist vielfach eingeschränkt oder nicht passend zum Gesprochenen.
Ironie, Witze und Sarkasmus, Anspielungen, Redewendungen werden nicht erfasst, Ausdrücke wortwörtlich gemeint. Menschen im Autismus-Spektrum finden es schwierig, die Gedanken, Gefühle oder Handlungen anderer einzuschätzen und zu interpretieren.
Menschen mit Asperger-Syndrom setzen im Gespräch wenig Gestik und Mimik ein, der Blickkontakt ist eher flüchtig und die gemeinsame Aufmerksamkeit (joint attention) ist eingeschränkt. Manche Betroffene fühlen sich dadurch dann einsam und isoliert. Betroffene haben Schwierigkeiten, nonverbale Signale (Körpersprache, Gestik, Mimik) zu erkennen.
Die Sprachentwicklung kann „eruptiv“ sein; das heißt, dass bspw. bis zum 2. Lebensjahr gar nicht gesprochen wird und dann aber gleich in ganzen Sätzen. Die Sprachmelodie wirkt oft monoton, bildhafte Ausdrücke werden nicht verstanden und die Sprache wird kaum bis gar nicht an den sozialen Kontext angepasst. Die Sprache wirkt außerdem durch eine pedantische und repetitive Redeweise auffällig. Oft besteht auch kein Interesse an Smalltalk.
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Verhaltensmuster und Interessen
Im Verhalten von Menschen mit Autismus können häufig sich wiederholende und stereotype Verhaltensmuster, Interessen und Aktivitäten beobachtet werden. Aufgaben des Alltags werden oftmals starr und routiniert im gleichen Ablauf ausgeführt, die sich manchmal auch zu Handlungsroutinen in bedeutungslos erscheinenden Ritualen entwickeln. Motorische Stereotypien (z.B. Schaukeln, Springen,…) können ebenso wie ein außergewöhnliches Interesse an Teilaspekten von Dingen beobachtet werden.
Betroffene weisen häufig Spezialinteressen von ungewöhnlicher Intensität und Inhalt auf; d.h. dass es auch Themen sein können, welche Kinder üblicherweise nicht interessieren (Buslinien, Flaggen, etc.). Sie beschäftigen sich damit intensiv und eigenen dazu Wissen an, sodass sie darüber monologisieren können. Spezialthemen können wechseln, wobei Interessen überdurchschnittlich lange andauern. Das Spielverhalten zeichnet sich durch weniger Fantasiespiele aus. Beim Spielen bleiben sie außerdem oft für sich und „präsentieren“ ihre Errungenschaften nicht. Sie erwarten sich keine soziale Reaktion.
Durch den Einsatz bestimmter Verhaltensmuster versuchen Betroffene daher ihre Umwelt vorhersehbarer und durchschaubarer zu gestalten. Manche Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung zeigen auffällige Körperbewegungen, wie zum Beispiel mehrmaliges Flattern mit Armen oder ein Schaukeln des Oberkörpers. Außerdem bevorzugen sie fixe Abläufe und Strukturen, die für andere nicht immer Sinn ergeben. Bei einem Kind kann sich das beispielsweise so äußern, dass es darauf besteht, immer zur selben Zeit zu essen und das nur von einem roten Teller, immer denselben Weg zur Schule zu gehen oder das Spielzeug immer auf eine bestimmte Art zu ordnen.
Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung entwickeln oft ein großes Interesse an bestimmten Themen oder Objekten. Damit beschäftigen sie sich sehr intensiv und ungewöhnlich lange. Die Auswahl des Spezialinteresses hängt dabei von den Vorlieben und dem Entwicklungsstand der jeweiligen Person ab. Beispielsweise können sie von einem bestimmten Objekt fasziniert sein und sich stundenlang damit beschäftigen, einfach weil es sich gut anfühlt, schön aussieht oder angenehme Geräusche erzeugt. Manche beschäftigen sich besonders lange mit bestimmten Themengebieten und wollen alles darüber lernen.
Ursachen und Entstehung
Ursachen für die Autismus-Spektrum-Störung sind sowohl genetische als auch Umweltfaktoren. Es gibt eine genetische Komponente: Es wird eine genetische Prädisposition von etwa 90 Prozent angenommen. Zudem haben auch Umweltfaktoren einen Einfluss.
ASS beginnt meist in der frühen Kindheit bzw. im Laufe der Entwicklung. Symptome sind oft erst später erkennbar, wenn die sozialen Anforderungen die Fähigkeiten übersteigen. Dies kann z.B. beim Schuleintritt der Fall sein.
Diagnostik und Unterstützung
Zuerst ist es wichtig, dass Sie aufmerksam sind und bei Auffälligkeiten hellhörig werden. Oft haben Eltern vor einer Diagnose Angst, weil sie befürchten, dass das Kind Stigmatisierung ausgesetzt werden könnte. Dabei kann eine Diagnose selbst schon oft sehr entlastend sein, da z.B. vor allem im schulischen Kontext klar wird, welchen Erwartungen das Kind überhaupt gerecht werden kann und welchen nicht. Außerdem profitieren Menschen mit ASS von unterschiedlichen Unterstützungsangeboten. Je früher sie gefördert werden, desto besser können Betroffene mit ASS umgehen.
Da ASS nicht „geheilt“ werden kann, geht es vielmehr um die Anpassung an Bedürfnisse von autistischen Menschen und die Verhinderung möglicher negativer psychosozialer oder auch gesundheitlicher Konsequenzen. Menschen mit Autismus kommen häufig wegen Depressionen und/oder Angststörungen in Behandlung. Dabei sollte die ASS-Thematik mitberücksichtigt werden. Die Kernsymptome können zwar nicht geändert werden, aber der Umgang damit. Daher ist es von zentraler Bedeutung, dass Sie sich durch Professionistinnen und Professionisten beraten und unterstützen lassen, wenn Ihr Nachwuchs im Spektrum ist.
Verschiedene Ansätze wie Verhaltenstherapie, Ergotherapie oder soziale Trainings können helfen, individuelle Stärken zu fördern. Soziale Fertigkeiten können teilweise erlernt werden. Wichtig ist auch, dass sie in der Kommunikation mit Ihrem Kind sehr klar und deutlich aussprechen, was sie von ihm wollen und Redewendungen, Ironie und bildliche Sprache, Metaphern und Zynismus vermeiden, weil diese oft nicht verstanden werden.
Schließlich ist es wichtig, auf die Vorhersagbarkeit von Abläufen und klare Tagesstrukturen zu investieren, da diese Ihrem Kind, das sich mit Spontanität und Flexibilität schwertut, sehr helfen kann. Regeln, Strukturen und Rituale geben Ihrem Kind Halt. Gemeinsam Handlungen zu visualisieren, kann ebenso entlastend wirken und bei der Umsetzung dieser unterstützen.
Für manche Kinder mit (oder auch ohne) ASS ist die Möglichkeit, sich zurückziehen zu können, extrem wichtig. Überlegen Sie gemeinsam, wie so ein Rückzugsort aussehen kann und was Ihrem Kind guttut. Trauen Sie Ihrem Kind auch Sachen zu. Fokussieren Sie auf seine Fähigkeiten und das, was es gut kann. Möglicherweise braucht Ihr Kind länger, um Neues zu lernen. Bleiben Sie geduldig und unterstützen Sie auch kleine Entwicklungsschritte.
Experten sehen es als gesellschaftliche Aufgabe, ASS als neurologische Vielfalt und nicht als Störung zu sehen, da nicht jede Änderung der Norm eine Krankheit ist. Autistische Menschen haben eine andere neurologische Reife und Funktion, sind aber nicht per se krank. Diese, und vor allem extreme Normvarianten gehen allerdings mit Krankheitsrisiken und Problemen im Alltag einher. Daher sollen sich Betroffene, deren Angehörige, sowie die Gesellschaft mit den Stärken und Schwächen auseinandersetzen, die es unweigerlich gibt.
Strategien für den Alltag
Strukturen schaffen ist wichtig. Sprache allein reicht nicht aus, es hilft hier, visuell zu unterstützen, also mit Bildern zu arbeiten. „Struktur schaffen ist wichtig“, ergänzt Lisa Erda und erklärt: „So kann Kinder im Autismus-Spektrum die Pausenzeit beispielsweise überfordern, weil sie nicht strukturiert abläuft.“
Auch Entspannungsmomente, Musik oder ein Spaziergang in der Natur sind Möglichkeiten des Rückzugs bei einer Reizüberflutung. Denn, so Erda: „Das Leben mit Autismus wird eine Herausforderung bleiben, aber wenn man in diese besondere Form der Wahrnehmung eintaucht, wird vieles verständlich.
„TEACCH“, ein pädagogischer Ansatz, der Aufgaben im Alltag visualisiert und nachvollziehbar macht, kann eine mögliche Abhilfe sein. Bilder oder Gegenstände werden verwendet, um in Form eines Tagesplans Aktivitäten oder Aufgaben in der Reihenfolge abzubilden, in der sie gemacht werden sollen.
Kinder mit Autismus sind darauf angewiesen, dass Personen, ihr Umfeld, gewisse Abläufe im Alltag, und Tätigkeiten möglichst immer gleichbleiben, weil Änderungen für sie eine große Herausforderung darstellen. Sind Änderungen aber notwendig (und das dürfen sie auch sein!), dann ist es wichtig, dass die Kinder langsam darauf vorbereitet werden.
Wenn Kinder selber kaum sprechen oder Sprache nicht verstehen, dann können Bilder von Handlungen, Reihenfolgen, Abläufen oder wichtigen Verhaltensregeln eine große Hilfe darstellen, denn bei den meisten Menschen mit Autismus ist der Sehsinn sehr gut ausgeprägt. Je einfacher und eindeutiger diese Bilder sind, desto mehr können diese Bilder von den Kindern „gelesen“, also verstanden werden.
Ähnlich verhält es sich bei der verbalen Sprache: Lange Sätze werden vom Kind nicht richtig verstanden, weil die Verarbeitung des Gehörten länger braucht und die Merkfähigkeit von gehörten Reizen reduziert ist. Je mehr Sie in kurzen Sätzen aber mit hervorgehobener Stimme mit Ihrem Kind reden, desto besser wird es Sie wahrnehmen, verstehen und vielleicht auch Dinge ausführen können. Untrennbar damit verbunden ist der Blickkontakt, der die Basis jeder Kommunikation ist.
Eltern berichten, dass Kinder mit Autismus in bestimmten Situationen oft unerwartet mit Widerstand, Schreien oder selbstverletzendem Verhalten reagieren. Hier ist ein Hinterfragen möglicher Ursachen oft Goldes wert. Die bereits genannten „Überreizungen“ des Alltags sind oft Auslöser für Schreien und Widerstand. Es reichen Kleinigkeiten oder vermeintliche Bagatellen, die das Kind „aus der Haut fahren lassen“. Für das autistische Kind sind sie wirklich unangenehm und werden um ein Vielfaches stärker empfunden, als von uns Erwachsenen.
Beachten Sie im Entwicklungsverlauf, dass Kinder mit Autismus anders lernen! Sie sind viel stärker auf Wiederholungen, kleinschrittige Erweiterungen der Lernanforderungen und Hilfestellungen angewiesen, als andere Kinder. Fähigkeiten, wie zum Beispiel das selbständige An- und Ausziehen, die Umsetzung kleiner Arbeitsaufträge oder die Selbstorganisation im Alltag erfordern ein gezieltes Training.
Eltern und andere wichtige Bezugspersonen sind oft gefordert und können manchmal an ihre Grenzen stoßen, weil das Kind mit Autismus häufig mehr Unterstützung braucht. Hilfen von außen, etwa durch Therapie und Frühförderung, stellen eine wertvolle Unterstützung dar - sowohl für das Kind als auch für dessen Familie. Damit aber diese auch wirklich „fruchtet“ ist das gemeinsame Bekenntnis für die Therapie, das „Ziehen an einem Strang“ aller Beteiligten von großer Bedeutung, vor allem bei der Umsetzung der Förderung.
Den Eltern kommt eine wichtige Rolle zu, denn sie kennen ihr Kind am besten und können sich somit unterstützend in die Therapie einbringen. Die wichtigste aller Tugenden ist aber hier besonders gefragt: Geduld! Anerkennen und schätzen Sie jeden kleinsten Fortschritt!
Wahrnehmung und Perspektivenwechsel
Wahrnehmung ist von individuellen Voraussetzungen bestimmt und folglich sehr different. Zudem verbergen sich zumindest zwei Wahrnehmungsrichtungen: Die Wahrnehmung von Menschen mit autistischen Eigenschaften einerseits und wie wir, die „Nicht-Autisten“, neuerdings Neurotypische genannt, diese Menschen wahrnehmen. Nur der bewusst vollzogene Perspektivenwechsel eröffnet neue Sichtweisen. Und bald wird klar, es gibt keine Gewissheit, kein absolutes Wissen!
Wie leicht übersehen wir, dass die Menschen um uns herum ihre eigenen Wirklichkeiten konstruieren - und jeder von uns macht das auch. Will man sich die „autistischen Welten“ eröffnen, ist Behutsamkeit gefragt und das Wollen, Impulse wahrzunehmen und für die Kommunikation zu nützen.
Folgt man diesen Ansätzen, wird rasch klar, dass Autismus keine Krankheit im herkömmlichen Sinn ist. Autismus ist gekennzeichnet von ganz bestimmten, individuell gefärbten Formen und Arten der Wahrnehmung, die ganz offensichtlich anders sind als die Mehrzahl der Menschen es erwarten würde. Je mehr man davon weiß, umso deutlicher wird, wie groß das Nichtwissen bleiben muss.
Autismus an sich ist nicht heilbar. Mitfühlend „Sehende“ können allerdings Türen in unsere Welt und unsere Gesellschaft eröffnen. Gewalt ist keine Lösung, erst recht im Umgang mit autistischen Menschen, Zwang führt zu nichts, nur Wertschätzung und Liebe schaffen Zugang zu Menschenwürde und einem lebenswerten Leben.
Tabelle: Typische Charakteristika des Asperger-Syndroms
Bereich | Charakteristika |
---|---|
Soziale Interaktion | Weniger Gestik und Mimik, flüchtiger Blickkontakt, eingeschränkte gemeinsame Aufmerksamkeit |
Kognitive Empathie | Schwierigkeiten, nonverbale Signale zu erkennen |
Sprache | Monotone Sprachmelodie, wörtliches Verständnis, pedantische Redeweise, kein Interesse an Smalltalk |
Interessen & Aktivitäten | Spezialinteressen von ungewöhnlicher Intensität und Inhalt, weniger Fantasiespiele |
Wahrnehmung | Über- und Unterempfindlichkeiten gegenüber Reizen |
Gewohnheit & Spontanität | Kontextblindheit, Schwierigkeiten, Handlungen flexibel an den Kontext anzupassen |
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