„Ausgebrannt-Sein“ in Zusammenhang mit Stress und Erschöpfung, insbesondere am Arbeitsplatz, wird seit Jahren zunehmend in Fachkreisen ebenso wie in sämtlichen Medien beschrieben und kontrovers diskutiert. Gleichzeitig zeigt sich ein sprunghaftes Ansteigen von Krankenständen, Therapien oder Arbeitsunfähigkeit mit der Diagnosestellung Burnout-Syndrom. Ungeachtet der formalen Einordnung in ein Diagnosesystem ist unumstritten, dass die Bedeutung dieses Krankheitsbildes und dessen gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Auswirkungen steigen. Aktuelle Umfragen zeigen, dass mehr als die Hälfte der Österreicher:innen bereits Burnout-Erfahrungen oder -Symptome gemacht haben. Burn-out ist ein Zustand tiefer Erschöpfung, der entsteht, wenn dauerhafter Stress die inneren Ressourcen übersteigt und Körper wie Seele in den Ausnahmezustand versetzt.
Was ist Burnout?
Burnout ist eine tiefgreifende Erschöpfungskrise, die durch anhaltenden Stress und übermäßigen Einsatz entstehen kann - beruflich wie privat. Burnout bedeutet eine komplette körperliche, mentale und emotionale Erschöpfung durch eine zu lange andauernde Belastung und Überforderung. In der ICD‑11 der WHO wird Burnout als arbeitsbezogenes Syndrom beschrieben. Es handelt sich um chronischen, nicht erfolgreich bewältigten Stress am Arbeitsplatz.
Dabei gibt es bislang noch keine einheitliche Definition des Begriffs Burnout, und das Krankheitsbild ist bis heute in kein internationales Klassifizierungssystem der Krankheiten (wie etwa im ICD-10 oder DSM V) als eigenständige Hauptdiagnose aufgenommen worden. Das „Erschöpfungssyndrom“, also Burnout, ist damit stets einer Hauptdiagnose, wie bspw. Wurden zunächst Burnout-Erkrankungen spezifisch bei sogenannten Helferberufen beobachtet und beschrieben, so dehnte sich diese Diagnose bald auf sämtliche Berufsgruppen aus.
Historischer Kontext
Der Begriff „Burnout“ in der heute üblichen Verwendung wurde 1974 zum ersten Mal als Bezeichnung einer speziellen psychischen Problematik von dem New Yorker Arzt und Psychotherapeuten Herbert J. Freudenberger genannt. Er beobachtete an zunächst besonders engagierten, ehrenamtlichen Mitarbeitern einer Hilfsorganisation im Laufe der Zeit eine Abnahme und Veränderung ihres Leistungsvermögens, unter anderem Erschöpfung, Reizbarkeit und Zynismus.
Wie entsteht Burnout?
Prinzipiell kann jeder Mensch ein „Burn-Out-Syndrom“ entwickeln, der durch seine berufliche aber auch durch seine private Lebenssituation extrem belastet ist und keine Möglichkeit hat, sich ausreichend zu entspannen. Entscheidend für die Entwicklung dieser Krankheit ist das Zusammentreffen von dauerhaftem Stress und bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen, wie zum Beispiel bei Menschen, die sehr gewissenhaft sind, einen hohen Leistungsanspruch bis hin zum Perfektionismus haben und am Besten alles selber machen wollen. Hinzu kommen Umstände wie hoher Zeit- und Leistungsdruck, fehlende individuelle Gestaltungsmöglichkeiten und mangelnde Anerkennung des persönlichen Engagements.
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Als Ursprung der Burnout-Erkrankung wird das Persönlichkeitsmerkmal gesehen, sich aus einem inneren Zwang heraus durch Leistung beweisen zu müssen. Andere Wissenschaftler beschreiben im Zusammenhang mit Burnout einen zunehmenden Verlust von Idealismus und Energie oder Autonomieeinbußen in gestörten Auseinandersetzungen des Individuums mit seiner Umwelt. Die Psychologin Christina Maslach definiert Burnout als Syndrom aus emotionaler Erschöpfung, Depersonalisation und reduzierter Leistungsfähigkeit. Nicht nur zu viel Arbeit macht krank. Entscheidend ist die Passung zwischen Ihnen und Ihrem Arbeitsumfeld. Arbeitsmenge, Einfluss, Anerkennung, Team, Fairness und Werteübereinstimmung - die „Six Areas of Worklife“ - spielen eine zentrale Rolle.
Symptome des Burnout-Syndroms
Die Beschwerden im Rahmen des Burnout-Syndroms äußern sich typischerweise in einem Zustand völliger Erschöpfung - sowohl psychisch als auch körperlich - sowie in einer Reduktion der Leistungsfähigkeit. Betroffene erleben eine tiefe, dauerhafte Erschöpfung - sowohl körperlich als auch emotional. Die Energie ist aufgebraucht, und selbst kleine Aufgaben wirken überwältigend. Diese Erschöpfung geht weit über normale Müdigkeit hinaus und beeinträchtigt das tägliche Leben nachhaltig. Hinzu kommt häufig eine zunehmende innere Distanz zur Arbeit. Sie zeigt sich in Zynismus oder Gleichgültigkeit. Viele Betroffene empfinden ihre Arbeit als sinnlos oder belastend und entwickeln eine negative Haltung gegenüber Kolleg:innen, Vorgesetzten oder dem gesamten Arbeitsumfeld. Außerdem tritt ein Gefühl verminderter beruflicher Wirksamkeit auf. Zweifel an der eigenen Kompetenz und das Gefühl, den Anforderungen nicht mehr gerecht zu werden, belasten zusätzlich. Diese drei Dimensionen bilden die Grundlage vieler Diagnoseinstrumente, etwa des bekannten Maslach Burnout Inventory (MBI).
Das „Burn-Out-Syndrom“ entsteht schleichend und da nahezu jedes Organsystem unter dem Einfluss von Stresshormonen steht, sind die Beschwerden auch mannigfaltig und in der Frühphase nicht leicht zuordenbar. Menschen, die ein Burnout hatten, berichten retrospektiv von einem Gefühl der absoluten Energielosigkeit, „nichts geht mehr“. Das Erscheinungsbild eines weit fortgeschrittenen Burnouts ist einer Depression sehr ähnlich. Oft entwickelt sich Burn-out über einen längeren Zeitraum hinweg und kann unbehandelt in eine Erschöpfungsdepression übergehen.
Depressionen sind häufig verbunden mit zunehmendem Erschöpfungsgefühl, innerer Unruhe, Konzentrationsproblemen, Freudlosigkeit - auch bei bisher gerne ausgeübten Aktivitäten und Hobbies. Auch zeitweise Lebensüberdruss kann vorkommen, ebenso sozialer Rückzug. Zeitweise auftretende diffuse Angst und auch Panikattacken können auftreten und werden mitbehandelt. Auch körperliche Beschwerdesymptomatik kann sich verstärken oder hinzu kommen.
Es erfordert Mut, sich seine Kraftlosigkeit einzugestehen, - viele Betroffene werten ihren Zustand als "Versagen" oder haben sogar Angst vor einem damit verbundenen Arbeitsplatzverlust. Dabei ist dieses Syndrom nichts anderes als ein Hilfeschrei von Körper und Geist, dass die abverlangten Leistungen nicht mehr erbracht werden können.
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Behandlungsmöglichkeiten bei Burnout
Schon unsere Vorfahren wussten über das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele. Deshalb sollte die medizinische bzw. Dieser ganzheitliche Ansatz ist eine wichtige Säule der Rehabilitation. Teams bestehend aus Psychotherapeuten, Ärzten, Psychologen, Pflegemitarbeitern, Ergo- und Physiotherapeuten sowie Sozialarbeitern bis hin zu Diätologen arbeiten eng zusammen und unterstützen den Betroffenen, einen Weg hin zu einer neuen Lebensqualität zu finden.
In unserer Praxis arbeiten wir mit einem erweiterten Therapiekonzept. Das bedeutet: Wir nutzen nicht nur eine einzelne Methode, sondern kombinieren verschiedene Therapieformen. Wie ich therapeutisch arbeite (Verhaltenstherapie)Wir analysieren gemeinsam Belastungsquellen wie Arbeitsfaktoren, Rollen oder Care‑Lasten. Ebenso betrachten wir persönliche Muster, etwa Perfektionismus, fehlende Grenzen oder Schuldgefühle. Aus diesen Erkenntnissen entsteht ein individueller Behandlungsplan. Er umfasst kognitive Verhaltenstherapie, achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR), Akzeptanz- und Commitment-Ansätze, ggf. rational-emotive Techniken, Ressourcenaufbau sowie Empfehlungen zu Regeneration und Bewegung. Studien zeigen, dass diese Methoden Burnout-Symptome - besonders Erschöpfung - effektiv reduzieren können.
Es kann im Rahmen der psychiatrischen Behandlung zu Beginn z. B. auch eine rasch wirksame Intervention mit Medikamenten begonnen und kurzdauernde psychotherapeutische Interventionen durchgeführt werden. Die Anwendung von modernen antidepressiven Präparaten wird in der Ordination auch so gewählt, daß dabei kein Abhängigkeitspotential gegeben ist. Bei rezidivierenden depressiven Episoden (wiederholt auftretend) hat sich die Kombination aus psychotherapeutischer und medikamentöser Behandlung über einen längerdauernden Zeitraum bewährt. Dies betrifft auch endogene Depressionen, die sich ohne bekannten Auslöser, also primär nicht als Reaktion auf ein bestimmtes Lebensereignis, in zunehmendem Maße ausbilden.
Rehabilitationsprogramme
Unsere Gäste durchlaufen ein fixes Programm, das jedoch stets an die individuellen Befindlichkeiten angepasst wird. Bei der ärztlichen Aufnahme wird der Status Quo sowie die Vorgeschichte erhoben. Optional wird auch eine 24-Stunden-Blutdruckmessung oder ein Ruhe-EKG angeordnet. Das breitgefächerte Programm besteht aus psychologischer Betreuung, Sport und Bewegung, Kunsttherapie und Entspannung. Zudem werden die Themen Schlaf und Schlafhygiene, Stressmanagement, Achtsamkeit und gesunde Ernährung aufgegriffen.
Da Selbständige zu einem hohen Anteil von Burnout betroffen sind besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Sozialversicherung der Selbständigen (SVS). Rehabilitationsverträge gibt es aber auch mit einer Vielzahl anderer Versicherungsträger (z.B. KFA, BVAEB). Der Großteil der Personen wird von Arbeitsmediziner*innen, Allgemeinmediziner*innen und Fachärzt*innen zugewiesen.
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Wie erkenne ich Burnout?
Die genaue Ausprägung des Erscheinungsbildes sowie die Ursachen und Entwicklung der Erkrankung sind vielfältig und uneinheitlich. Man nimmt an, dass bei der Entstehung unterschiedliche Faktoren wie genetische Veranlagung und Persönlichkeitsstruktur, soziale Prägungen oder aktuelle Umweltbedingungen bzw. Wir werden gemeinsam abklären, an welchem Punkt in Ihrem Leben Sie sich gerade befinden und welche Symptome sich möglicherweise bereits zeigen.
Frühzeitige Intervention
Früh oder spät - ein Einstieg lohnt sichOb erste Warnsignale oder bereits längerer Krankenstand: Strukturierte Programme aus Stressmanagement und KVT können Belastungen abfedern, Rückfälle verhindern und den Weg zurück in Balance unterstützen.
Es empfiehlt sich grundsätzlich, das umfangreiche Angebot an „Burnout-Literatur“ in Buchhandlungen oder Bibliotheken zu durchstöbern, um zu entdecken, was einen persönlich anspricht.
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