Bipolare Störung: Innovative Apps als Unterstützung für Betroffene

Die bipolare Störung, auch bekannt als manisch-depressive Erkrankung, ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen. Etwa fünf Prozent aller Menschen durchleben wiederholt Episoden von Depression und Manie.

Die Diagnose ist oft schwierig und kommt spät, da statistisch gesehen die Depression stärker in den Vordergrund tritt, während hypomanische Phasen oft übersehen werden. Die meisten Menschen erkranken zwischen dem 14. und 25. Lebensjahr.

Um Betroffenen und ihrem Umfeld den Umgang mit dieser komplexen Erkrankung zu erleichtern, wurden verschiedene Apps entwickelt, die auf unterschiedliche Weise unterstützen.

Innovative Apps für Menschen mit bipolarer Störung

Das Grazer Start-up Meemo-tec hat die App Up! entwickelt, um Betroffenen zu helfen, mit ihrer Krankheit und den damit verbundenen Stimmungsschwankungen besser zurechtzukommen. Die App analysiert den Tagesablauf und das Verhalten der Patienten und gibt Tipps, um schwere Krankheitsphasen zu verhindern. Durch die Analyse der körperlichen und sozialen Aktivitäten sowie des Schlafverhaltens können auffällige Verhaltensmuster frühzeitig erkannt werden.

Die App zeichnet auf, wie es Menschen mit bipolarer Störung geht. Wann schlafen sie, wann sind sie aktiv? Die Software lernt den Menschen kennen und schaut, wie er sich in neutraler Stimmung verhält. Meemo-tec liest Aktivitäten und Schlafzeit von der Handynutzung ab und hilft, Stimmungsschwankungen in den Griff zu bekommen. Bei Manie wird zum reizmindernden Waldspaziergang, bei der Depression zum Morgenlauf animiert.

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Am Abend fragt die Software dann: „Wie geht es dir?“ Der Patient bewertet. Auf einer Skala von sieben Smileys reicht das Spektrum vom neutralen Ausgangspunkt bis zur Manie und runter auf minus drei, der Depression. Die App wertet die gesammelten Daten in einem dreistufigen Prozess aus und ordnet sie als Feedback zur Lebensweise ein.

Neben Hinweisen und Verhaltenstipps bietet die App auch einen Krisenplan, bei dem Freunde und Angehörige in die Maßnahmen involviert werden können. Die App ersetzt keinen Professionalisten, sondern ist ein zusätzliches Tool, um durch die Vernetzung mit Ärzten und Angehörigen den langfristigen Therapieerfolg aufrecht zu erhalten.

Das Start-up bietet auch eine App an, über die Freunde und Angehörige Einblick in den Stimmungsverlauf der Patienten erhalten können. Bei auffälligen Verhaltensmustern können sie unterstützend eingreifen. Das Teilen der Daten erfolgt nur mit Zustimmung des Patienten.

Die App BiP-App erkennt Symptome, kennt Therapie, weiß Hilfe und vernetzt Erkrankte mit deren Freunden und Angehörigen. Die „BiP-App“ erkennt autonom frühe Symptome von Depression oder Manie und wirkt ausgeprägten Episoden effizient entgegen. Dazu gibt das System psychoedukatives Feedback, das bipolare Menschen zu einem besseren Health-Self-Management befähigt.

Eine weitere App, "Juli", ist eine auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierende Plattform für chronisch Erkrankte, die Betroffenen helfen soll, ihre psychischen (bipolaren) Störungen besser zu bewältigen. Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Kombination aus digitaler Selbstüberwachung, KI und personalisierten Verhaltensänderungen beunruhigende psychologische Symptome lindert. Laut Entwicklungschefin Bettina Hein berichten 55,5 Prozent der 208 Juli-Nutzer ihrer App nach acht Wochen über eine Verringerung der Manie.

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Vor dem Start von Juli hat eine 2020 im "International Journal of Bipolar Disorders" veröffentlichte Überprüfung der Anwendungen in diesem Bereich ergeben, dass es keine evidenzbasierten Apps gab, die auf die Störung zugeschnitten waren.

Über die Web-Plattform „Bipolar-Academy.com“ werden Patienten mithilfe von Animations-Videos über ihre Erkrankung aufgeklärt.

Die Rolle der Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA)

Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) wie edupression.com® können ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Depressionen spielen, einschließlich der Früherkennung von Anzeichen einer bipolaren Störung. Die Plattform basiert auf neuesten Erkenntnissen der Depressionsforschung und stützt sich auf wissenschaftlich-medizinisch fundierte Erkenntnisse. Das Ergebnis stellt eine vollständig evidenzbasierte Depressionsbehandlung dar, die sowohl bei der Therapie als auch in der Prävention Anwendung findet.

Die DiGA erleichtert dies für Betroffene und Behandelnde gleichermaßen: das medizinische Stimmungsdiagramm von edupression.com® sowie andere psychologische und neuropsychologische Fragebögen stellen Patient:innen täglich Therapiefeedback zur Verfügung. Ergebnisse können von beiden Seiten, also Behandler:innen und Patient:innen eingesehen werden. „Dieses Therapiefeedback kann den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen, da alle Veränderungen der Beschwerden frühzeitig erkannt werden.

Funktionsweise und Vorteile der Apps

Die Apps nutzen verschiedene Methoden, um Menschen mit bipolarer Störung zu unterstützen:

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  • Selbstüberwachung: Die Nutzer dokumentieren ihr Tagesgeschehen und reflektieren ihre Stimmung. Es werden auch körperliche Aktivitäten, Work-Life-Balance und Schlafverhalten automatisch aufgezeichnet.
  • Früherkennung von Symptomen: Mithilfe intelligenter Algorithmen werden Abweichungen von gesundem Alltagsverhalten hin zu krankheitsbegünstigendem Alltagsverhalten erkannt.
  • Psychoedukatives Feedback: Die Apps geben den Nutzern Informationen über die Krankheit und helfen ihnen, Zusammenhänge zwischen Alltag und Depression bzw. Manie besser zu erkennen.
  • Soziale Einbindung: Vertrauenspersonen können über Begleit-Apps integriert werden, um Krisensituationen frühzeitig abzufangen.
  • Unterstützung des therapeutischen Trialogs: Für Arztbesuche kann ein mehrwöchiger Gesundheitsbericht erstellt werden, der Ärzten und Therapeuten einen besseren Überblick über den Krankheitsverlauf ermöglicht.

Tabelle: Übersicht der genannten Apps und ihrer Funktionen

App-Name Entwickler Hauptfunktionen
Up! Meemo-tec Analyse des Tagesablaufs, Erkennung von Verhaltensmustern, Krisenplan, Vernetzung mit Ärzten und Angehörigen
Juli Software-Entwickler Juli KI-basierte Plattform, Selbstüberwachung, personalisierte Verhaltensänderungen, Erkennung von Stimmungsveränderungen
BiP-App Christian Pendl Erkennung von Symptomen, psychoedukatives Feedback, Vernetzung mit Freunden und Angehörigen
edupression.com Unbekannt Evidenzbasierte Depressionsbehandlung, Therapie und Prävention, Stimmungsdiagramm, Therapiefeedback

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