Sie ist für viele Menschen der sehnlichste Wunsch und trotzdem unerfüllt: eine glückliche Beziehung. Viele wünschen sich vom Partner Dinge, die sie selbst nicht mitbringen. Manche scheitern schon dabei, die richtige Person zu finden, andere landen in jeder Beziehung bei den gleichen Problemen. Die Grazer Psychologen Caroline Hehenberger und Alexander Tiesenhausen glauben, dass die Gründe für das Pech in der Liebe meist bei uns selbst liegen.
Was beeinflusst die Anziehungskraft?
Die Anziehungskraft zwischen zwei Menschen lässt sich nicht auf Zufälle reduzieren. Anziehungskraft ist kein Zufall, sondern eine komplexe Mischung aus biologischen und emotionalen Prozessen. Es ist kein Zufall, dass Anziehungskraft entsteht, sondern das Ergebnis vieler Faktoren.
Biologische Prozesse
Hormone sind nicht nur dafür da, dass wir uns verlieben, sondern auch für die Fortpflanzung. Das Gefühl der Verliebtheit wird von Hormonen wie Dopamin und Serotonin gesteuert. Diese hormonellen Reaktionen sind tief in unseren Urinstinkten verankert und dienen der Fortpflanzung.
Physische Merkmale
Es gibt bestimmte Dinge, die dafür sorgen, dass wir jemanden anziehend finden. Merkmale wie ein markantes Gesicht oder eine symmetrische Erscheinung spielen dabei eine Rolle. Frauen, die besonders weiblich erscheinen und Männer, die besonders männlich erscheinen, sind deswegen immer höher im Kurs beim anderen Geschlecht. Das wären Männer mit beispielsweise breiten Schultern, einem markanten Gesicht, durchtrainierten Arme und die Stärke ausstrahlen.
Psychische Aspekte
Aber auch die ähnliche Schwingung zwischen zwei Menschen spielt eine wichtige Rolle. Die Anziehungskraft wird auch davon bestimmt, wonach Du beim Dating suchst. Suchst Du hingegen die große Liebe, so wirst Du genau hinschauen und auf Qualitäten achten, die garantieren, dass ihr gut zusammenpasst.
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Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Beziehungen
Glückliche Paare sind sich eher ähnlich als gegensätzlich. Eine Studie der Fachzeitschrift "Nature Human Behavior" fand heraus, dass die meisten Paare besonders viele Gemeinsamkeiten haben. Laut der Studie neigen Menschen dazu, eher Beziehungen mit denen einzugehen, die ähnliche Gewohnheiten und Überzeugungen haben. Es wurde untersucht, dass fast 90 Prozent der Merkmale bei den Paaren übereinstimmten.
Unter anderem wurden folgende Faktoren in die Untersuchung einbezogen:
- politische Einstellung
- religiöse Einstellung
- Bildungsniveau
- Lebensstil (zum Beispiel in Bezug auf Rauchen und Alkohol)
- Vorlieben
- Geburtsort bzw. sozio-kultureller Hintergrund
- Alter
Allerdings handelt es sich bei den 80.000 Paaren, bei denen die Merkmale untersucht wurden, lediglich um heterosexuelle Personen aus Großbritannien. Daher besitzen diese Ergebnisse nicht unbedingt Allgemeingültigkeit.
Eine gesunde Beziehung lebt von Gemeinsamkeiten UND Unterschieden, doch was wiegt mehr? So oder so, eine gesunde Balance aus Gegensätzen und Gemeinsamkeiten kann der Schlüssel zu einer glücklichen Beziehung sein. Zum Beispiel hat eine gerade erschienene Studie den idealen Altersunterschied für glückliche Beziehungen herausgefunden. So ist zum Beispiel auch der aktuellen Lebenssituation eine große Bedeutung beizumessen. Welchen Lebensstil führen die Personen? Gibt es einen gemeinsamen Kinderwunsch? Gleiche Ziele?
Die Rolle der Wahrnehmung
Nach Meinung der Wissenschaftlerin Jule Specht gibt es eingebildete und tatsächliche Gemeinsamkeiten: "Was zählt, wenn es zwischen zwei Menschen funkt, ist nicht die reale Ähnlichkeit zwischen ihnen, sondern lediglich der Eindruck, dass man sich ähnlich ist. Die Personen können in Wirklichkeit ganz verschieden sein. Aber wenn sie das Gefühl haben, sich in vielen Punkten zu ähneln, führt das zu größerer Sympathie."
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Auch der Forscher Paul Eastwick betrachtet die vermeintlichen Gemeinsamkeiten, die Menschen bei ihrem Kennenlernen oder in ihren Beziehungen haben, aus einer anderen Perspektive: "Wenn das Gespräch gut läuft und die Chemie stimmt, dann wird zum Beispiel der Tatsache, dass beide die gleiche Tageszeitung lesen, eine viel größere Bedeutung beigemessen, als wenn das Gespräch langweilig wäre."
Tipps zur Verstärkung der Anziehungskraft
Es gibt tatsächlich Dinge, die Du tun kannst, um es zwischen euch so richtig knistern zu lassen. Gleichzeitig wird eure Anziehungskraft aber auch durch Faktoren beeinflusst, die nur schwer zu ändern sind. Die innere Anziehungskraft ist genauso wichtig wie die äußere. Sie basiert auf Deinem Charakter, Deinen Werten, Deinem Selbstbewusstsein und Deinem Selbstvertrauen.
- Selbstliebe: Akzeptiere und liebe Dich selbst, so wie Du bist.
- Selbstbewusstsein: Sei selbstbewusst und zeige, wer Du wirklich bist.
- Lebensfreude: Lebe ein erfülltes und leidenschaftliches Leben.
- Positives Denken: Pflege eine positive Einstellung.
Äußere Anziehungskraft bezieht sich auf Dein Erscheinungsbild, Deine Ausstrahlung und Dein Verhalten.
- Kleidung und Stil: Trage Kleidung, in der Du Dich wohl und selbstbewusst fühlst.
- Körperpflege: Achte auf Hygiene und Gesundheit.
- Selbstsicherheit: Halte Blickkontakt, lächle und sei offen für neue Kontakte.
- Kommunikation: Zeige Interesse an anderen und höre aufmerksam zu.
Gute Kommunikationsfähigkeiten sind ein Schlüssel zur Anziehungskraft. Somit kann man sagen, dass die Anziehungskraft eine Vorstufe für Liebe ist.
Toxische Beziehungen und Anziehung
Ziehst du oft toxische Menschen in dein Leben? Als toxische Beziehung bezeichnet man eine Beziehung zwischen zwei Menschen, die jedoch bei einem oder bei beiden entweder körperliches oder psychisches Leiden auslöst. Oft besteht in solchen Beziehungen ein Machtgefüge und mit der Zeit entwickelt sich eine Abhängigkeit. Der Beziehungsalltag ist oft geprägt von Extremen. Zum Beispiel folgen auf positive Ereignisse unvorhersehbare, plötzliche und negative Emotionen beziehungsweise Verhaltensweisen.
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Gründe für die Anziehung zu toxischen Menschen
- Geringes Selbstwertgefühl/Selbstbewusstsein: Toxische Menschen sind ausgestattet mit einem "Fühler". Er hilft ihnen dabei, die "richtigen" Menschen auszuwählen. Ihre Masche funktioniert bei unsicheren Persönlichkeiten mit geringem Selbstwertgefühl oder Selbstbewusstsein, weil sie ein "leichtes" Opfer sind.
- Du bist zu nett: Je netter du bist, desto mehr läufst du eventuell in Gefahr, ausgenutzt zu werden.
- Du bist zu empathisch: Toxische Menschen werden auch diese positive Eigenschaft für ihre Zwecke missbrauchen.
- Du willst Dinge immer in Ordnung bringen: Diese Menschen werden dir das Gefühl vermitteln, dass du sowieso wieder alles in Ordnung bringst, was sie mit Füßen treten.
- Du setzt keine Grenzen: Ein toxischer Mensch wird sich so lange toxisch verhalten, wie DU es zulässt.
- Du bist enttäuscht von der Liebe: Um den Schmerz aus der Vergangenheit zu heilen, ist es vor allem wichtig, eine stabile Beziehung zu haben.
- Sie sehen dich als ihre Hoffnung auf Veränderung: Tatsächlich ist es so, dass toxische Menschen sich durchaus bewusst sind, dass sie ihre Verhaltensweisen ändern müssen.
Anzeichen einer toxischen Beziehung
- Love Bombing: Du wirst von deinem Schatz mit teuren Geschenken, Komplimenten und Aufmerksamkeit geradezu überhäuft?
- Stimmungsschwankungen: Auffallend ist, dass das abrupt geschieht und extrem kippt.
- Manipulation: Die Schuld an allem, was in der Beziehung und auch sonst schiefgeht, liegt beim anderen.
- Machtspiele: Kontrolle über andere ist das Ziel.
- Rückzug: Zeitweise zieht man sich sogar zurück.
- Physische Gewalt: In einer toxischen Beziehung kann sich leider sogar physische Gewalt entwickeln.
- Eigene Schuldzuweisung: Opfer neigen dazu, sich selbst die Schuld für häusliche Gewalt zu geben.
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