Angst ist ein überlebenswichtiges Gefühl, das uns hilft, Bedrohungen zu erkennen und abzuwenden. Tritt Angst jedoch anhaltend ohne konkrete Gefahr auf, spricht man von einer Angststörung.
Die Ursachen von Angststörungen sind vielfältig. So können genetische Faktoren, das Durchleben traumatischer Ereignisse (z. B. in der Kindheit), starker, langanhaltender Stress, psychische Veranlagung oder körperliche Erkrankungen (z. B. Herzinsuffizienz, Arrhythmien, Fieber, Hyperthyreose, Phäochromozytom, Hyperadrenokortizismus, Asthma, COPD) zu den triggernden Mechanismen gezählt werden. Mitunter können auch bestimmte Medikamente Unruhe oder gar Panik verursachen.
Pathogenetisch werden Dysbalancen im Neurotransmitter-System, besonders im GABA- und Glutamat-System, sowie Störungen in der Aktivität noradrenerger und serotonerger Mechanismen vermutet. Angsterkrankungen beginnen meist in der zweiten bis vierten Lebensdekade, dabei manifestieren sich 60 % aller Angststörungen vor dem 21. Lebensjahr. Frauen leiden wesentlich häufiger an Angststörungen als Männer, was möglicherweise auf geringere Muskelkraft, niedrigeren Testosteronspiegel, geringeres Aggressionspotenzial und somit häufiger ein anhaltendes latentes Gefühl einer Bedrohung zurückzuführen ist. Weiters wird angenommen, dass sich die fast doppelt so große Zahl betroffener Frauen ergibt, da das weibliche Geschlecht eher bereit ist, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Bei einer klinisch behandlungsbedürftigen Angststörung kommt es zu einem intensiven, häufigen, in unangebrachten Momenten auftretenden sowie länger andauernden Erleben (Zeitraum mindestens 6 Monate) der qualvollen Sorgen mit zusätzlichen Symptomen wie Kurzatmigkeit, Schwindel, Tremor, Reizbarkeit, rascher Ermüdbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Muskelverspannungen und/oder Schlafstörungen.
Bevor eine anxiolytische Behandlung begonnen wird, ist es unbedingt empfehlenswert, körperliche Erkrankungen wie Schilddrüsenfehlfunktionen, B-Vitamin-Mängel, Lebererkrankungen, Dysbalancen im Kalziumhaushalt, Virusinfektionen oder Entzugssymptome (z. B. Alkohol) ärztlich abklären zu lassen.
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Für eine gezielte medikamentöse Behandlung liegen bei spezifischen Phobien kaum Wirksamkeitsbelege vor. Bei den anderen genannten Formen werden laut der S3-Leitlinie Pharmakotherapie und Psychotherapie als gleichwertige Therapien geschätzt. Letztgenannte ist allerdings oft mit langen Wartezeiten auf den Therapieplatz verbunden, während mit einer medikamentösen Behandlung sofort begonnen werden kann.
Medikamentöse Behandlung von Angststörungen
Medikamentös stehen in der Therapie je nach Typ der Angststörung unterschiedliche Substanzgruppen zur Auswahl. Mittel der Wahl sind Wirkstoffe aus den Klassen der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) wie Citalopram, Escitalopram, Paroxetin und Sertralin sowie selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) wie Venlafaxin und Duloxetin. Bei bestehender Unverträglichkeit oder Wirkungslosigkeit können den Patient:innen Wirkstoffe aus der Gruppe der trizyklischen Antidepressiva (TZA) verschrieben werden. Vertreter dieser Substanzklasse weisen als Nebenwirkung häufig Gewichtszunahme auf. Das Antiepileptikum Pregabalin kann bei einer generalisierten Angststörung verordnet werden, wobei mit unerwünschten Effekten wie Schwindel oder Benommenheit zu rechnen ist. Weitere Arzneistoffe wie Buspiron, Moclobemid oder „off label“ Quetiapin können bei erfolglosen Therapien der bereits genannten Substanzen eingesetzt werden.
Antidepressiva sind Psychopharmaka, also Medikamente, die auf die Stimmung und den Antrieb eines Menschen einwirken. Sie werden zur Behandlung von Depressionen angewendet. Es gibt viele verschiedene Arten von Antidepressiva, etwa Sertralin, Mirtazapin oder Duloxetin.
Wie wirken Antidepressiva?
Ein im Gehirn sehr häufig vorkommender Neurotransmitter ist das Serotonin, im Volksmund auch fälschlich als „Glückshormon“ bezeichnet. Serotonin liegt im Normalfall im präsynaptischen Neuron in Speichervesikeln vor. Das kann man sich wie kleine Bläschen voller Serotonin vorstellen. Dort wartet das Serotonin auf seinen Einsatz. Am postsynaptischen, also am zweiten Neuron befinden sich Serotoninrezeptoren, an die das ausgeschüttete Serotonin nun bindet.
Es gilt als gesichert, dass bei Menschen, die an Depressionen erkrankt sind, Neurotransmitter wie Serotonin und Noradrenalin in zu geringer Konzentration zur Verfügung stehen. Aktuelle medikamentöse Therapien zielen darum darauf ab, diese Konzentrationen im Gehirn zu erhöhen.
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Wie genau die antidepressive Wirkung durch die Erhöhung der Neurotransmitterkonzentrationen zustande kommt, ist noch nicht vollständig geklärt. Das bedeutet, dass durch die Erhöhung der Neurotransmitterkonzentrationen weitere Prozesse in Gang gesetzt werden, die erst den eigentlichen antidepressiven Effekt bewirken.
Die neuere Forschung beschäftigt sich seit einigen Jahren mit der Entwicklung von schneller wirksamen Antidepressiva, die über einen direkteren Weg ihre antidepressive Wirkung entfalten. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist der NMDA-Antagonist Ketamin, der aktuell bei therapieresistenten Depressionen zum Einsatz kommt.
Eine der am häufigsten verordneten Substanzklassen stellen die SSRIs (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) dar. SSRIs binden an den Serotonintransporter, der für die Wiederaufnahme des Serotonins in das präsynaptische Neuron zuständig ist. Folglich kommt es zu einer höheren Konzentrationen von Serotonin im synaptischen Spalt, das zusätzlich länger dort verbleibt.
Nebenwirkungen von Antidepressiva
Nein, kein Medikament kann mit Garantie ohne Nebenwirkungen funktionieren. Allerdings sind die Nebenwirkungsprofile zwischen den verschiedenen Antidepressiva sehr unterschiedlich. Manche der Medikamente weisen stärkere Nebenwirkungen auf, als andere. Je unspezifischer ein Antidepressivum wirkt und somit umso mehr Systeme beeinflusst, desto stärker können seine Nebenwirkungen ausfallen. SSRIs, die, wie der Name schon sagt, selektiv nur die Wiederaufnahme von Serotonin beeinflussen, werden darum als eher nebenwirkungsarm gesehen.
Das Risiko für Nebenwirkungen hängt auch immer mit der verabreichten Dosis zusammen. Letztlich ist es jedoch von Mensch zu Mensch unterschiedlich, wie eine Person auf ein bestimmtes Antidepressivum in einer bestimmten Dosierung reagiert.
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Abhängigkeit von Antidepressiva
Wenn man in der Medizin von Abhängigkeit spricht, muss man zwischen körperlicher und psychischer Abhängigkeit unterscheiden. Körperliche Abhängigkeit bedeutet, dass sich der Körper an einen Stoff gewöhnt und man Entzugssymptome bekommt, wenn man den Stoff plötzlich nicht mehr zuführt. Das passiert beispielsweise bei Alkohol. Psychische Abhängigkeit bezeichnet das Suchtpotenzial. Antidepressiva machen nicht psychisch abhängig. Wenn du sie rasch absetzt, wirst du kein Verlangen verspüren, sie wieder einzunehmen. Du kannst aber sehr wohl einen körperlichen Entzug spüren.
Weitere Therapieansätze
Zusätzlich zur medikamentösen Therapie kann z. B. auch Sport helfen, wieder mehr Ruhe und Gelassenheit zu erreichen.
Die menschliche Angst ist in der Neurobiologie als eine Emotion definiert, die eine Stressreaktion verursacht und das Individuum anleitet, blitzschnell sowie geeignet auf die aktuelle Gefahrensituation zu reagieren. Es kommt dabei im Organismus zu physischen sowie psychischen Anpassungsreaktionen wie beispielsweise Herzklopfen, beschleunigtem Puls, Schweißausbruch, sorgenvollen Gedanken bzw. Gefühlen.
In der Psychotherapie arbeiten Patient:in und Therapeut:in über spezifische psychotherapeutische, zumeist gesprächsbasierte Methoden am psychosozialen Erleben der Betroffenen. Dafür gibt es zahlreiche verschiedene in Österreich anerkannte Methoden. Je nach gewählter Methode werden Psychotherapeut:innen eher Ihre Gedanken und Ihr Verhalten oder Ihre Emotionen und Gefühle, Ihr Umfeld oder Ihr Körpererleben fokussieren. Ziel der Psychotherapie ist es, psychisches Leid zu lindern oder zu heilen. Psychotherapie lebt dabei immer auch von der aktiven Mitwirkung der Patient:innen und ist zumeist nach dem individuellen Anliegen der Betroffenen gestaltet. Im Rahmen der Psychotherapie kann es - z. B. bei Betroffenen spezifischer Phobien - auch zur Anwendung sogenannter Expositions-Therapien gegen die Angst kommen. Dabei geht es um eine kontrollierte Konfrontation mit dem gefürchteten Objekt oder der gefürchteten Situation.
Der Wirkstoff Silexan® gilt als am besten erforschtes pflanzliches Anxiolytikum. Der in Studien mit über 2.000 Patient:innen gut untersuchte pflanzliche Wirkstoff wirkt im Gehirn unmittelbar da, wo die Angst entsteht. Er reguliert übererregte Nervenzellen und zeigt eine vergleichbar angstlösende Wirkung wie synthetisch hergestellte Präparate. In Österreich ist das pflanzliche Arzneimittel, das gegen Ängste und Sorgen sowie gegen daraus resultierende Symptome wirkt, unter dem Handelsnamen Lasea® rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.
Ein wichtiger Faktor im Umgang mit der Angst ist nämlich, zu lernen, sie anzunehmen. Denn die Angst vor der Angst selbst kann zu einem sich selbst verstärkenden Kreislauf aus Vermeidung und verstärkter Angst führen. Die Angst anzunehmen, heißt auch, sich bewusst mit ihr auseinander zu setzen, um in weiterer Folge entsprechend hilfreiche Maßnahmen gegen die Angst zu ergreifen, als durch Vermeidung das Gefühl zusätzlich zu verstärken. Je bewusster wir übermäßige Angst wahrnehmen, desto eher können wir also aktiv etwas gegen sie tun, anstatt sie zu verdrängen.
In Akut-Situationen sowie bei anhaltenden ängstlichen Verstimmungen gibt es durchaus Möglichkeiten, gegen unbegründete Angst vorzugehen. Die Methode der Progressiven Muskelentspannung wurde von dem Physiologen Edmund Jacobson begründet. Sie basiert darauf, dass wir Menschen unsere Muskeln besonders gut entspannen können, wenn wir sie davor bewusst und aktiv angespannt haben. Wenn Sie eine akut ängstliche Situation erleben oder auch, wenn Sie anhaltende Nervosität verspüren, können Sie diese Technik ausprobieren. Dafür „scannen“ Sie den gesamten Körper mit Ihrer Aufmerksamkeit von unten nach oben und spannen jeweils bestimmte Muskelgruppen nacheinander fest an. Z. B. spannen Sie zu Beginn Ihre Füße kräftig für einige Sekunden an und lassen dann bewusst los.
Achtsamkeit und achtsamkeitsfokussierte Methoden wie Meditation können dabei helfen, sich insgesamt ausgeglichener und wohler zu fühlen. Achtsame Momente in den Alltag einzubauen, lohnt sich bei anhaltenden Sorgen genauso, wie achtsames Bewusstsein in spezifischen Angstsituationen. Denn Achtsamkeit bedeutet das Wahrnehmen des Hier und Jetzt frei von Bewertungen.
Wenn Sie merken, dass in einer spezifischen Situation Angst und entsprechend unschöne Bilder hochkommen, versuchen Sie, sich bewusst von diesen Gedanken abzulenken. Eine einfache und effektive Ablenkungsmöglichkeit ist fokussiertes Zählen. Sie können dabei entweder etwas Bestimmtes zählen, wie z. B. die Anzahl der vorbeifahrenden Autos oder die Anzahl der Bäume in Ihrer Umgebung. Oder sie zählen in Ihrem Kopf. Fordern Sie sich dabei ausreichend heraus, um sich wirklich auf das Zählen konzentrieren zu müssen.
Wenn die Angst hochkommt, können bestimmte Techniken und Übungen zum Atmen den Körper wieder in einen entspannteren Zustand führen. Eine bewusste tiefe Atmung ist bei Angstzuständen von besonderer Bedeutung. Der Grund: Haben wir Angst, atmen wir schnell und flach. Dadurch bekommen wir das Gefühl, zu wenig Luft zu kriegen. Eine mögliche Reaktion ist, dadurch noch schneller zu atmen, was zur Hyperventilation führen kann, die u. a. Schwindel erzeugt. Ein Symptom, das viele Menschen bei einem Angstzustand neuerlich ängstigt.
Wenn wir Angst verspüren, erlebt unser Organismus Stress. Wenn auf Phasen der Anspannung keine Entspannung folgt, kann das innere Unruhe und Nervosität noch begünstigen. In Phasen erhöhter Anspannung ist es daher wichtig, den erlebten Stress abzubauen. Es gibt eine Vielzahl an Entspannungsübungen, mit denen Sie rasch in einen ruhigeren Geisteszustand gelangen können. Dazu gehören kurze Meditationen im Alltag ebenso wie Achtsamkeits-Übungen, kleine Bewegungseinheiten oder Autogenes Training. Online finden Sie hierzu verschiedene Anleitungen.
Eine wertvolle Möglichkeit, um Angst aus dem Körper zu bekommen, ist Sport. Untersuchungen belegen den Zusammenhang körperlicher Bewegung und der Reduktion von Angst. Wie genau dieser Mechanismus funktioniert, ist allerdings weiterhin Gegenstand der Forschung. Sport sorgt für eine vermehrte Ausschüttung von Serotonin, Noradrenalin und Dopamin. Menschen mit Angsterkrankungen sind oft von einem Mangel dieser Neurotransmitter betroffen, was die Wirkung von Sport gegen Angst erklären könnte. Auch psychologische Effekte könnten hinter der Wechselwirkung von Sport und Angstreduktion stehen. Dazu gehören Aspekte wie eine verbesserte Körperwahrnehmung durch sportliche Aktivität, sowie der Umstand, sich zu etwas überwunden zu haben und sich als selbstwirksam zu erleben.
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