Die meisten Symptome bei Angst und Spannung sind, unabhängig von der Ursache, meist gleich. Je nach Art der Angst können die einzelnen Symptome variieren. Menschen gehen sehr unterschiedlich mit dem Gefühl der Angst um. Je nach Veranlagung und Erfahrungen, vor allem frühkindlichen, neigen sie eher zu Sorgen und Ängsten. Dies liegt in der menschlichen Natur und ist grundsätzlich normal. Wenn Angst aber ohne konkrete Bedrohung auftritt und länger anhält, gilt sie als krankhaft. Da Betroffene häufig stark unter ihrer Situation und psychischen und körperlichen Beschwerden leiden, können Angststörungen sehr einschränkend sein. Bei Angst- und Spannungszuständen werden Stresshormone ausgeschüttet, die sich auf die Dauer negativ auf den ganzen Organismus auswirken können. Angst lässt unter anderem auch viel Energie abfliessen und wirkt sich auf das Selbstbewusstsein und die geistige Konzentrationsfähigkeit aus.
Angst als wichtiges Alarmsignal ist ein natürlicher Bestandteil unserer Empfindungen. Sie steigert unsere Leistungsfähigkeit und Aufmerksamkeit. Wenn die Angst jedoch ein erhöhtes Ausmaß annimmt spricht man von einer Angsterkrankung. Angsterkrankungen entstehen zumeist durch vorangegangene belastende Lebensereignisse.
Panikstörung
Als Panikattacken, Panikstörungen oder Panikanfälle werden wiederkehrende Angstattacken bezeichnet, zu denen es meist plötzlich und ohne ersichtlichen Grund kommt. Zumindest für Außenstehende. Die Panik gibt den Betroffenen zusammen mit den weiteren auftretenden Symptomen (wie Herzklopfen, Schwitzen und Atemnot) das Gefühl, es läge eine lebensgefährliche Situation vor.
Typische Symptome einer Panikattacke sind neben Herzrasen, Schwindel, Schweißausbruch, Atemnot und Übelkeit auch Todesangst.
Es gibt nicht einen genauen Auslöser für Panikattacken. Wer diese Angstanfälle erlebt, hat das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Die heftige Alarmreaktion kann so weit reichen, dass Patienten befürchten, zu sterben.
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Wie lange dauert eine Panikattacke?
Die Phasen starker Angst während der Panikattacke dauern meistens nur wenige Minuten an, meist maximal eine halbe Stunde, und vergehen von allein. Es können in extremen Ausnahmefällen aber auch mehrere Stunden sein.
Bei Panikattacken ist es wichtig, sich gut zuzureden und abzulenken, um das Gefühl der Angst abzuschwächen. Es hilft, tief ein- und auszuatmen. Dies beruhigt. Alternativ kann zur Ablenkung ein leichter Schmerzreiz ausgewählt werden. Die Zufuhr von reichlich Flüssigkeit hilft ebenso. Die Panik muss nicht unterdrückt werden, denn Gegendruck kann sie verschlimmern. Entspannungsverfahren, wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung, bieten sich ebenso an.
Menschen mit einer Panikstörung meiden gern Situationen und Orte, an denen sie eine Angstattacke hatten, beispielsweise Fahrstühle oder große Menschenmengen. Doch dieses Vermeidungsverhalten ist kontraproduktiv.
Bei wiederholten Panikattacken empfiehlt es sich, einen Mediziner oder Psychotherapeuten aufzusuchen. Panikstörungen lassen sich mit einer Psychotherapie sehr gut behandeln. Bewährt haben sich die kognitive Verhaltenstherapie. Die Konfrontationstherapie ist ein Bestandteil davon. Betroffene lernen, dass die körperlichen Reaktionen durch die eigenen angstauslösenden Gedanken selbst erzeugt werden.
Panikattacken sind immer heilbar, wenn die Auslöser gefunden werden.
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Bei wiederholenden Panikattacken ist es wichtig, die typischen Symptome wie Beklemmung, Atemnot und Hyperventilation zu erkennen und sich Hilfe zu suchen, um sie zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Die genannten Akutmittel können die Beschwerden lindern.
Panikattacken äußern sich oft unterschiedlich. Es gibt allerdings einige Symptome, die immer wieder auftreten. Die Stärke und Dauer der Symptome, ist dabei auch sehr unterschiedlich.
- Das Gefühl, keine Luft zu bekommen.
- Ohnmachtsgefühl und taumeln.
- Das Gefühl des Kontrollverlustes.
- Ein nicht mehr klares Wahrnehmen der Umgebung.
- Erbrechens.
- Schwitzen, Hitzewallungen können auftreten.
Die Ursachen von Panikstörungen sind derzeit noch nicht bis ins Detail geklärt. Generell ist diese Alarmreaktion des Körpers gesund.
Phobie
Von einer spezifischen Phobie spricht man dann, wenn die Auslöser für die Angst klar eingegrenzt sind. Bekannte Phobien sind z.B. Höhenangst, Tierphobien, Blut-, Spritzen-, Zahnarzt- oder Flugphobie.
Generalisierte Angststörung
Die generalisierte Angststörung ist gekennzeichnet durch massive Unruhe, die mit anhaltenden Sorgen und Grübeln verbunden ist. Betroffene beschreiben oft, dass sie sich über mehrere Stunden des Tages hinweg nur mit Sorgen auseinandersetzen. Der Schlaf ist gestört und durch Grübelphasen unterbrochen.
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Menschen mit einer generalisierten Angststörung leiden unter deutlich mehr Sorgen und Ängsten als ihre Mitmenschen. Die Ängste beziehen sich in der Regel auf alltägliche Dinge und verfolgen die Betroffenen die meiste Zeit des Tages. Oftmals reichen schon Kleinigkeiten aus, um die Betroffenen unkontrolliert in Angst zu versetzen. Die Angststörung äußert sich auch körperlich, etwa durch Herzrasen und Zittern. Die Lebensqualität leidet erheblich darunter.
Sorgen über Sorgen
Die ständigen Sorgen können bei der generalisierten Angststörung irgendwann so überhandnehmen, dass die Betroffenen Angst vor den Sorgen selbst entwickeln. Sie befürchten, dass diese ihnen schaden könnten, beispielsweise gesundheitlich. Man spricht dann von sogenannten „Meta-Sorgen“.
Als Folge versuchen die Betroffenen, die sorgenvollen Gedanken zu unterdrücken. Durch die ständige Beschäftigung mit den Ängsten werden diese jedoch nicht weniger, sondern verankern sich immer mehr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
Körperliche Symptome bei generalisierter Angststörung
Ein sehr charakteristisches Merkmal der generalisierten Angststörung sind die körperlichen Symptome. Diese können sehr unterschiedlich ausfallen. Häufig leiden die Patienten beispielsweise unter:
- Zittern
- Muskelverspannungen
- Magen-Darm-Probleme wie Übelkeit, Durchfall
- Herzrasen
- Schwindel
- Schlafstörungen
- Konzentrationsproblemen
- Nervosität
- Gereiztheit
Symptome wie Zittern, Herzrasen, Übelkeit etc. kennt man auch von Panikattacken. Bei der generalisierten Angststörung treten die Beschwerden aber nicht im Rahmen eines Anfalls auf, sondern sind unterschwellig und in wechselnder Kombination dauerhaft vorhanden.
Vermeidung und Rückversicherung
Menschen mit generalisierter Angststörung versuchen, ihre Sorgen zu verringern, indem sie zum Beispiel gehäuft Familienmitglieder kontaktieren, um zu hören, dass es ihnen gut geht. Sie suchen bei anderen Personen oft die Rückversicherung, dass alles in Ordnung ist und sie sich keine Sorgen machen müssen. Manche Betroffene vermeiden es auch, Nachrichten zu hören, um sich vor weiteren Ängsten zu schützen.
Dieses Verhalten verstärkt aber die Problematik letzten Endes nur. Denn Rückversicherung und Vermeidungsverhalten bestärken Betroffene darin, dass es tatsächlich Grund zur Sorge gibt. Auch der Versuch, negative Gedanken zu unterdrücken, verschlimmert die Situation. Wer nicht an einen rosa Elefanten denken soll, wird zwangsläufig einen rosa Elefanten vor Augen haben.
Generalisierte Angststörung: Unterschied zur Depression
Menschen, die an Depressionen leiden, haben ähnlich negative Gedanken wie Patienten mit generalisierter Angststörung. Im Unterschied zur Depression sind Sorgen im Rahmen einer generalisierten Angststörung allerdings auf die Zukunft gerichtet. Bei einer Depression kreisen die Gedanken eher um vergangene Ereignisse.
Photophobie (Lichtscheu)
Der Begriff Photophobie bedeutet im wörtlichen Sinne „Angst vor Licht“. Eine wirkliche Phobie ist allerdings selten. Meist liegt der auch als Lichtscheu bezeichneten Photophobie eine Augenerkrankung oder eine neurologische Ursache zugrunde. Die Augen der Betroffenen sind sehr lichtempfindlich und reagieren schon auf geringe Lichtmengen gereizt.
Eine Photophobie als klassische Angststörung tritt aber nur gelegentlich auf. Meist löst eine körperliche Erkrankung die Sensibilitätsstörung der Augen aus:Bei den Betroffenen reagieren die Augen bereits auf geringe Lichtreize überempfindlich, sodass der Gang ins Freie selbst bei bedecktem Himmel oft nur mit Sonnenbrille möglich ist. Auch im Inneren von Räumen macht sich die Lichtscheu bemerkbar - bei der Photophobie spielt es keine Rolle, ob die Lichtquelle künstlich oder natürlich ist.
Die Photophobie oder Lichtscheu zählt zu den subjektiven Sehstörungen. Die Augen der Betroffenen können brennen oder tränen, gerötet oder trocken sein. Oftmals geht die Lichtempfindlichkeit mit Schwindel, Kopfschmerzen und Migräne einher. Stechende Schmerzen und ein Verlust der Sehstärke sind kennzeichnend für ernste Fälle.
Ursachen und mögliche Erkrankungen
Ein direkter, starker Lichteinstrahl würde die Netzhaut und die darauf sitzenden Photorezeptoren irreversibel schädigen. Damit dies nicht geschieht, reagiert das Auge mit dem Lidschlussreflex (Kornealreflex, Orbicularis-oculi-Reflex).
Bei lichtempfindlichen Augen wird dieser Reflex schon bei geringer Helligkeit ausgelöst. Die genauen Mechanismen dahinter sind noch weitgehend unbekannt. Forscher vermuten aber, dass ein überaktiver Nerv zu viele Reize an das Gehirn weiterleitet.
Die Überempfindlichkeit gegenüber Lichtreizen kann körperlichen oder psychischen Ursprungs sein. Letzteres wäre dann eine echte Phobie und ist eher selten. Viel häufiger ist die Photophobie das Symptom einer Augenerkrankung oder entsteht infolge äußerer Reize. Aber auch als Begleiterscheinung zahlreicher anderer Krankheiten kann die Photophobie auftreten. So beruht sie oftmals auf einer neurologischen Erkrankung, an der der Augennerv (Nervus ophthalmicus), Gesichtsnerv (Nervus trigeminus) oder das Gehirn beteiligt ist.
Photophobie durch äußere Reize
Äußere Reize, die eine Photophobie auslösen können, sind:
- falsche Kontaktlinsenanwendung
- UV-Strahlen, Sonnenbrand, Verblitzung
- Verletzungen
- Pflegemittelexposition
- toxische Membranschäden
Photophobie und Augenerkrankung
Auch verschiedene Augenerkrankungen können mit einer Photophobie einhergehen, so zum Beispiel:
- trockenes Auge mit geringem Tränenfilm
- Bindehautentzündung (Konjunktivitis), Hornhautentzündung (Keratitis), Gefäßhaut- oder Regenbogenhautentzündung (Uveitis, Iritis)
- Grüner Star (Glaukom; inkl. der angeborenen Variante: frühkindliches Glaukom)
- Linsentrübung (Katarakt = Grauer Star)
- Pupillenerweiterung (Mydriasis)
- angeborene Fehlbildungen: Spaltbildung der Regenbogenhaut, totale Farbenblindheit (Achromatopsie), fehlende Irispigmentierung (Albinismus), Irisdefekt (Aniridie)
Photophobie bei anderen Erkrankungen
Im Rahmen anderer Erkrankungen kann man ebenfalls lichtempfindliche Augen bekommen, so zum Beispiel bei:
Wann müssen Sie zum Arzt?
Lichtempfindliche Augen müssen nicht immer eine ernste Ursache haben. Bei einer Erkältung oder bei Migräne klingen die Beschwerden meist von allein wieder ab, sobald die akute Krankheitsphase überstanden ist.
Hält die Photophobie allerdings längere Zeit an und fühlen Sie sich dadurch stark eingeschränkt, sollten Sie Ihren Augenarzt um Rat fragen. Möglicherweise steckt eine Augenerkrankung dahinter, die fachärztlich behandelt werden muss. Unbedingt ernst nehmen sollten Sie die Beschwerden, wenn Augenschmerzen hinzukommen und Sie eine verminderte Sehschärfe feststellen. Dann ist ein Augenarztbesuch dringend erforderlich!
Falls der Augenarzt keine Ursache für die Photophobie feststellen kann, kann er Sie an einen anderen Facharzt überweisen.
Was macht der Arzt?
Zuerst einmal wird der Augenarzt Ihre Krankengeschichte erheben (Anamnese): Im Gespräch mit Ihnen erkundigt er sich genau nach Ihren Beschwerden und eventuellen Vorerkrankungen.
Dann folgen verschiedenen Augenuntersuchungen: Der Arzt begutachtet das Auge (inkl. Hornhaut) mit der Spaltlampe und prüft die Sehkraft. Ergibt sich dabei ein bestimmter Verdacht auf die mögliche Ursache der Photophobie, können weitere Untersuchungen Klarheit bringen.
Bei Überweisung an einen anderen Facharzt, folgen weitergehende Untersuchungen, um der Photophobie auf den Grund zu gehen.
Behandlung der Photophobie
Beruht die Lichtscheu tatsächlich auf einer Augenerkrankung, kommen je nach Bedarf entzündungshemmende, schmerzlindernde und/oder antibakterielle Medikamente zum Einsatz. Sind trockene Augen der Grund für die Photophobie, hilft künstliche Tränenflüssigkeit (sollte aber nicht zur Dauerlösung werden).
Grunderkrankungen (wie Gehirnerschütterung, Psoriasis etc.), die für die lichtempfindlichen Augen verantwortlich sind, erfordern eine passende Behandlung. Dann bessert sich oft auch die Lichtscheu.
Manchmal reichen Medikamente alleine nicht aus, um die Symptome in den Griff zu bekommen. Dann kann eine multimodale Therapie nötig sein, die Körper, Geist und Seele einschließt.
Das können Sie selbst tun
Bis die Grunderkrankung klar ist, können abgedunkelte Räume oder eine Sonnenbrille bei Lichtscheu helfen. Der Griff zur Sonnenbrille darf allerdings nicht zur Dauerlösung werden. Ihre Augen gewöhnen sich sonst an das gedämpfte Licht, wodurch sich die Problematik verschlimmern kann.
Stress und wenig Schlaf können die Photophobie verstärken. Achten Sie daher auf regelmäßige Entspannung und ausreichend Schlaf. Lichtempfindliche Augen durch äußere Reize können sich mitunter durch sorgfältiges Spülen und die Verwendung einer Augensalbe erholen. Wenn sich durch diese Maßnahmen keine kurzfristige Besserung der Photophobie erzielen lässt, müssen Sie einen Arzt aufsuchen.
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