Alkohol wird oft konsumiert, um die Stimmung zu heben und zu entspannen. Doch Alkohol ist ein Gift, das zerstörerisch unter anderem auf Gehirn, Leber und Herz wirkt - ebenso wie auf die Psyche.
Kurzübersicht der Wirkungen von Alkohol
- Kurzfristige positive Wirkung: hebt die Stimmung, entspannt, wirkt anregend, angstlösend
- Unmittelbare negative Wirkung: Wahrnehmungsstörungen, Koordinationsstörungen, Gedächtnislücken, verlangsamte Reaktionen, Aggressionen, Übelkeit, Kopfschmerzen, erhöhte Unfallgefahr, Alkoholvergiftung, Herzrhythmusstörungen, Koma
- Seelische Spätfolgen: Depressionen, Angststörungen
- Körperliche Langzeitfolgen: Herzerkrankungen, Schlaganfall, Demenz, Leberschäden, verschiedene Krebserkrankungen, Störungen im Verdauungstrakt, Nervenschäden, Schäden im Verdauungstrakt, lebensbedrohliche Blutungen
Wie Alkohol wirkt
Unabhängig davon, ob jemand regelmäßig viel Alkohol trinkt oder sich nur ab und zu ein Gläschen genehmigt - das, was sich im Körper nach dem Genuss von alkoholhaltigen Getränken abspielt, ist bei allen Menschen gleich.
Alkohol wird über die Schleimhaut des Verdauungstraktes ins Blut aufgenommen und verteilt sich auf diesem Wege im gesamten Körper. Er dringt auch ins Gehirn vor und beeinflusst hier die Informationsübertragung zwischen den Nervenzellen. Bei Menschen, die wenig trinken können bereits geringe Mengen Alkohol zu spürbaren Symptomen führen.
So wirkt Alkohol unter anderem auf:
- Gefühle
- Wahrnehmung
- Konzentration
- Urteilsvermögen
- Reaktionsvermögen
- Koordination
Positiv erlebte Wirkung von Alkohol
Auf die meisten Menschen entfaltet Alkohol erst einmal eine positive Wirkung. Wäre das nicht der Fall, würde ihn niemand freiwillig konsumieren. Er dockt im Belohnungszentrum im Gehirn an. Er wirkt:
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- stimmungshebend
- entspannend
- anregend
- angstlösend
- enthemmend
Negative Wirkung von Alkohol
So angenehm seine Wirkung erst einmal auch sein mag: Tatsächlich ist Alkohol Gift für den Körper. Mit geringen Mengen Bier, Wein & Co. kann der Organismus zwar fertig werden. Wer aber zu viel Alkohol trinkt, muss rechnen mit:
- Wahrnehmungsstörungen bis hin zu Halluzinationen
- Konzentrationsproblemen
- Kreislaufprobleme bis hin zu Herzrhythmusstörungen
- Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma
- Gedächtnisstörungen (Filmriss)
- Schwindel
- Koordinationsstörungen mit Sprechstörungen (Lallen) und Gangstörungen (Torkeln)
- Übelkeit und Erbrechen
- Kopfschmerzen
Durch Alkoholkonsum steigt folglich auch die Unfallgefahr - Risiken und Hindernisse werden unterschätzt oder zu spät erkannt. Viele Menschen reagieren nach zu viel Alkohol auch mit Aggression und Gewaltausbrüchen.
Akute Alkoholvergiftung
Bei sehr hohen Blutalkoholwerten treten schließlich Vergiftungserscheinungen auf. Sie können zum Koma führen. Eine akute Alkoholvergiftung ist ein lebensbedrohlicher Zustand. Möglich sind:
- rapide sinkender Blutzuckerspiegel
- epileptische Anfälle
- Herzrhythmusstörungen
- Koma
Im Alkohol-Koma sind lebenswichtige Reflexe wie Husten, Erbrechen oder Kälteempfinden lahmgelegt. Es droht die Gefahr, zu ersticken oder im Winter zu erfrieren.
Faktoren, die die Wirkung von Alkohol beeinflussen
Wie schnell und massiv Alkohol seine Wirkung entfaltet, hängt in erster Linie von folgenden Faktoren ab:
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- Aufgenommene Alkoholmenge
- Trinkgeschwindigkeit: Leert man in einer halben Stunde drei Gläser Wein, wird man schneller und stärker betrunken, als wenn man sich für die gleiche Trinkmenge mehrere Stunden Zeit lässt.
- Mageninhalt: Trinken mit nüchternem Magen kann die berauschende Wirkung von Alkohol verstärken. Mit einer fettreichen Mahlzeit im Vorfeld lässt sich dagegen die Alkoholaufnahme in den Körper verzögern.
- Individuelle körperliche und seelische Verfassung: Einen großen Einfluss hat zum Beispiel das Körpergewicht. So verträgt ein 90 Kilogramm schwerer Mann mehr Alkohol als ein zierlicher Geschlechtsgenosse, weil er mehr Blut im Körper hat und sich der Alkohol im Körper stärker verteilt.
- Trinkgewöhnung: Wer regelmäßig Alkoholisches konsumiert, verträgt mehr und wird nicht so schnell betrunken.
- Geschlecht: Der Flüssigkeitsgehalt des Körpers ist bei Männern mit ca. 70 Prozent höher als bei Frauen (ca. 60 Prozent). Das bedeutet, dass sich der Alkohol beim weiblichen Geschlecht auf weniger Flüssigkeit verteilt - die Blutalkoholkonzentration (also der Promillewert) ist bei gleicher Trinkmenge damit höher als bei Männern.
Langzeitfolgen von Alkohol
Auf lange Sicht treten bei starkem Alkoholkonsum früher oder später zwangsläufig sowohl körperliche, als auch seelische Spätfolgen auf.
Chronische körperliche Alkohol-Folgen
Die Wirkung von Alkohol entfaltet sich auf den gesamten Körper. Wer regelmäßig größere Mengen trinkt, schädigt die Zellen in praktisch allen Organen. Doch auch schon geringe Mengen Alkohol können gesundheitliche Probleme verursachen. Eine unschädliche Dosis gibt es nicht.
- Lebererkrankungen (Leberentzündung, Leberzirrhose und Leberkrebs)
- Herz- und Kreislauferkrankungen (u.a. Bluthochdruck Arteriosklerose, Schlaganfall, Herzinfarkt)
- Nervenschäden
- Entzündung der Bauchspeicheldrüse
- Entzündungen im gesamten Verdauungstrakt
- Krampfadern der Speiseröhre (Ösophagusvarizen)
- Muskelschwund
- Krebserkrankungen (u.a. Leberkrebs, Brustkrebs, Darmkrebs, Magen-, Speiseröhrenkrebs)
Chronische psychische Alkohol-Folgen
Auch das Gehirn leidet massiv. Nachlassende geistige Fähigkeiten, Demenzerkrankungen Persönlichkeitsveränderungen und psychische Symptome und Erkrankungen können die Folge sein. Dazu gehören:
- Stimmungsschwankungen
- Angstzuständen
- Depressionen
- Suizidgedanken
- Alkoholsucht
Soziale Folgen von Alkoholsucht
Die Alkohol-Auswirkungen betreffen nicht nur die Gesundheit. Zu den beschriebenen körperlichen und seelischen Folgen kommen Probleme mit der Umwelt - insbesondere dann, wenn der Konsum in die Sucht mündet. Missbrauch und Sucht wirken sich aus auf Partner, Familie, Freunde, Job.
Der Zusammenhang zwischen Alkohol und Depressionen
Besonders gefährdet sind Menschen, die an einer psychischen Erkrankung wie einer Depression oder Angststörung leiden. Sie setzen Alkohol oft dazu ein, ihre Beschwerden zu lindern und Probleme bewältigen zu können.
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Psychische Erkrankungen treten häufig zusammen mit übermäßigem Alkoholkonsum auf. Einerseits kann Alkohol zu psychischen Erkrankungen führen. Andererseits können bereits vorhandene psychische Erkrankungen dazu führen, dass Betroffene viel Alkohol trinken.
Die Droge Alkohol beeinflusst das gesamte Leben des Süchtigen. Unter anderem wirkt Alkohol enthemmend und kann dazu führen, dass abhängige Personen gewalttätig werden oder Straftaten begehen. Unter dem Einfluss von Alkohol passieren auch häufiger schwere Verkehrsunfälle.
Trinkt die oder der Betroffene keinen Alkohol, kommt es zu Entzugserscheinungen. Die Beschwerden verschwinden, sobald wieder Alkohol getrunken wird. Sie kommen wieder, wenn die Wirkung des Alkohols nachlässt.
Im schlimmsten Fall kann es durch den Alkoholentzug zu einem sogenannten Entzugsdelir kommen. Fachleute sprechen von einem Delirium tremens. Dabei geht es den Betroffenen meist am zweiten Tag ohne Alkohol sowohl körperlich wie psychisch sehr schlecht.
Stoffbezogene Suchterkrankungen stehen meist nicht für sich allein, sondern gehen oft Hand in Hand mit anderen psychischen Störungen und Problemen (Komorbidität). Besonders häufig treten Depressionen und Sucht gemeinsam auf. Dabei muss die Depression nicht zwangsläufig eine Folge der Abhängigkeit sein. Sehr häufig führen depressive Verstimmungen dazu, dass die Betreffenden überhaupt erst zu Alkohol oder anderen Drogen greifen.
Die Korrelation zwischen Depressionen und Suchterkrankungen ist auffällig. Je nachdem, welche Statistik hinzugezogen wird, kann davon ausgegangen werden, dass zum Beispiel rund ein Viertel aller Männer sowie gut die Hälfte aller Frauen mit einer Alkoholsucht auch an einer Depression leidet.
Da die Suchtmittel das Belohnungszentrum aktivieren und die dortige Erregungsschwelle immer weiter heraufsetzen, können „normale“ Erlebnisse irgendwann keine Glücksgefühle mehr hervorrufen. Der Betroffene entwickelt eine depressive Verstimmung, da ihm nichts mehr Freude bereitet.
Alkohol und andere rauscherzeugende Substanzen verändern die Ausschüttung von Neurotransmittern und sorgen unter anderem dafür, dass mehr Serotonin produziert und freigesetzt wird. Patienten mit einer depressiven Erkrankung sind daher nach dem Genuss von Alkohol vermeintlich in der Lage, sich endlich wieder zu entspannen und Positives zu fühlen.
Doch auch hier führt der Konsum des Suchtmittels in eine Sackgasse. Nach dem Abklingen der Wirkung der konsumierten Substanz wird die Produktion der Neurotransmitter wieder heruntergefahren und die Erregungsschwelle für das Belohnungszentrum ist plötzlich noch höher.
Hin und wieder kann es vorkommen, dass Suchtkranke erfolgreich in einer Klinik oder im Rahmen eines teilstationären Angebots entziehen und erst im Anschluss an die Behandlung eine depressive Verstimmung entwickeln. Die Ursachen können in einer nicht gänzlich überwundenen psychischen Abhängigkeit und einem problematischen Umfeld liegen, die dem Suchtkranken die Abstinenz erschweren.
Behandlung von Sucht und Depression
Eine Alkoholabhängigkeit, Medikamentensucht oder Drogenabhängigkeit sollten im Rahmen einer professionellen Behandlung niemals allein und von der Begleiterkrankung losgelöst therapiert werden. Gerade bei psychischen Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen ist es wichtig, dass eine Therapie auch diese Aspekte berücksichtigt.
Empfehlenswert für die Entzugsbehandlung sind daher Kliniken für Doppeldiagnosen, die beide Krankheitsbilder - die Sucht und die psychische Erkrankung - parallel behandeln. Eine reine Suchtbehandlung wie sie in vielen öffentlichen Kliniken angeboten wird, ist dagegen eher ungeeignet, um Patienten mit einer Doppeldiagnose nachhaltig zu helfen.
Die Therapie rund um Suchterkrankung und Depression ist wie eine alleinige Suchtbehandlung von vier aufeinander folgenden Phasen geprägt. Der maßgebliche Unterschied besteht allerdings darin, dass die depressive Störung von Anfang an mitbehandelt und stets der Gesamtzusammenhang zwischen Sucht und Depression berücksichtigt wird.
- Vor- oder Motivationsphase: Die Krankheitseinsicht seitens des Patienten und den Willen, das Leben nachhaltig zu verbessern und auf das Suchtmittel zu verzichten.
- Körperliche Entgiftung: Der Körper wird vollständig vom Suchtmittel und seinen Metaboliten befreit. Die Entzugssymptome können durch eine medikamentöse Behandlung gelindert werden. Gleichzeitig beginnt bereits die individuell auf die Bedürfnisse des Betroffenen abgestimmte Psychotherapie.
- Entwöhnungstherapie: Im Zuge derer die Ursachen der Sucht ermittelt und bearbeitet werden und der Patient mittels Verhaltenstherapie neue Denkmuster und Verhaltensstrategien für ein Leben ohne Suchtmittel lernt. Gleichzeitig wird die Begleiterkrankung behandelt und ggf. mit nicht süchtig machenden Antidepressiva behandelt.
- Entwicklung individueller Rückfallpräventions- und Nachsorgekonzepte: Die dem Patienten nach dem Aufenthalt in der Suchtklinik genügend Rückhalt und Verlässlichkeit bieten, um das in der Therapie Gelernte auch im Alltag erfolgreich anwenden zu können.
Als zertifizierte und spezialisierte Suchtklinik sind unsere Ärzte und Therapeuten sowohl auf die Behandlung von Substanzstörungen als auch von Begleiterkrankungen spezialisiert. In einer individuell auf Sie abgestimmten Therapie erhalten Sie jedwede Hilfe, um den Teufelskreis aus Sucht und Komorbidität zu durchbrechen.
Alkoholabhängigkeit und Komorbiditäten
Alkoholsucht tritt meist nicht isoliert auf, sondern oft in Kombination mit Burnout und Depression - wobei viele Betroffene Alkohol als Selbstmedikation einsetzen.
Alkoholkranke Menschen sind demnach erwiesenermaßen einem erhöhten Risiko für Burnout und Depression ausgesetzt. Gleichzeitig liegt ein Konnex aus umgekehrter Perspektive vor: Für depressive Personen fungiert Alkohol in vielen Fällen als Selbstmedikation, als Tranquilizer, als Spannungs- und Angstlöser.
Denn der Alkoholkonsum kann bei beginnenden oder latenten depressiven Verstimmungen in vielen Fällen rasch eine Eigendynamik entwickeln. Aufgrund der depressiogenen Eigenschaften verstärkt Alkohol sowohl Überlastungssyndrome als auch depressive Zustände mit der Folge, dass die Betroffenen in einen regelrechten „Teufelskreis“ geraten.
Die Gründe für eine Alkoholabhängigkeit sind sehr verschieden. In den meisten Fällen sind mehrere Faktoren an der Entstehung beteiligt. Nicht jeder Mensch, der Alkohol trinkt, wird abhängig davon.
Warnsignale bei Alkoholmissbrauch
Typische Warnsignale für Alkoholmissbrauch sind das Anlegen von Vorräten, heimliches Trinken - klassisch bei Frauen - Veränderungen des Trinkstils (mehr Hochprozentiges, schneller, öfter, oft schon am Morgen), so genannte Trinkalibis als Pseudobegründung für Alkoholkonsum, die Vernachlässigung anderer Interessen und sozialer Kontakte, Probleme mit dem Gesetz bis zum Zustand, dass Alkohol zum Medikament wird, um überhaupt noch "normal" zu funktionieren.
Vorbeugung von Alkoholmissbrauch
In der Vorbeugung spielen einerseits Erziehung und Vorbildwirkung der Eltern eine wichtige Rolle. Zu weiteren vorbeugenden Maßnahmen zählen Bewusstseinsbildung und Information, die Vermeidung von Gruppendruck, von regelmäßigem Konsum, die Stärkung des Gesundheitsbewusstseins oder das möglichst frühe Erkennen eines Risikoverhaltens. Prinzipiell ist Alkoholabhängigkeit gut behandelbar, je früher, desto erfolgreicher.
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