Psychose ist ein Überbegriff für schwere psychische Störungen, die mit einem Realitätsverlust verbunden sind. Bei den Betroffenen kann es unter anderem zu Wahnvorstellungen oder Halluzinationen kommen. Häufig treten diese Symptome bei schizoaffektiven Störungen und Schizophrenie auf. Psychosen können verschiedene Funktionen wie das Denken, Fühlen und die Wahrnehmung betreffen.
Schätzungen zufolge sind etwa ein bis zwei Prozent der Gesamtbevölkerung irgendwann im Leben von einer Psychose betroffen. Die häufigsten Formen sind die Schizophrenie und bipolare affektive Störungen.
Ursachen und Risikofaktoren
Als Ursachen für Psychosen wurden Mitte des 19. Jahrhunderts, als der Begriff erstmals auftauchte, organische Erkrankungen des Nervensystems vermutet - also krankhafte Veränderungen im Gehirn. Tatsächlich können psychotische Symptome wie Stimmen hören oder Wahnvorstellungen auch durch organische Erkrankungen des Nervensystems hervorgerufen werden, wie z. B. Demenz.
Eine genetische Vorbelastung (z. B., wenn ein Elternteil bereits psychotische Symptome hatte) in Kombination mit einer akuten Lebenskrise kann zum Auftreten der ersten Symptome führen, bei Schizophrenie ist es auch oft Drogenkonsum, der das Auftreten der Krankheit begünstigt.
Formen von Psychose
Es gibt verschiedene Formen von Psychosen:
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- Organische Psychose (exogene Psychose): Basiert auf einer organisch feststellbaren Ursache wie etwa einer Verletzung oder Entzündung des Gehirns, einem Hirntumor oder einer Epilepsie.
- Substanzinduzierte Psychose: Wird durch Medikamente oder Drogen (Alkohol, LSD, Cannabis und andere) hervorgerufen.
- Nicht-organische Psychose (endogene Psychose): Bei der Schizophrenie sind die genauen Ursachen zum Teil noch unbekannt. Man geht von verschiedenen Faktoren wie genetischen, psycho-sozialen und teilweise organischen Ursachen wie etwa einer Störung der Hirnchemie aus.
- Schizoaffektive Psychose: Kombination aus Symptomen, die jeweils die Kriterien einer Schizophrenie und einer affektiven Störung erfüllen.
- Paranoide Psychose (wahnhafte Störung): Akute psychotische Störung, bei der Wahnvorstellungen (wie Verfolgungswahn) im Vordergrund stehen.
- Postpartale Psychose: Tritt im Wochenbett auf.
Symptome einer akuten Psychose
Akute Psychosen kündigen sich meist schon Wochen oder Monate vor Ausbruch an. Auch Angehörige merken dabei, dass sich die Person verändert. Es kommt zum Beispiel zu Ruhelosigkeit und Angespanntheit. Betroffene schlafen schlechter und haben Probleme mit Gedächtnis und Konzentration. Ebenso können depressive Verstimmung, Stimmungsschwankungen oder Ängste auftreten. Es zeigen sich etwa Probleme in der Schule, im Studium oder am Arbeitsplatz. Betroffene ziehen sich zurück. Auch können sich bereits leichte Halluzinationen oder Wahnvorstellungen zeigen, zum Beispiel das Gefühl, beobachtet zu werden. Die genannten Symptome können auch andere Ursachen haben.
Menschen mit einer Schizophrenie leiden an Phasen von akuten Psychosen. In diesen nehmen sie ihre Umgebung bzw. sich selbst anders wahr als sonst. Manchmal verlieren Betroffene den Bezug zur Realität völlig.
Welche Symptome können bei Schizophrenie auftreten?
- Halluzinationen: Eine Halluzination ist die Wahrnehmung von etwas, das in der Realität nicht da ist. Bei Schizophrenie kommt es häufig zum Hören von Geräuschen oder Stimmen. Diese Stimmen können etwas Freundliches sagen, jedoch auch bedrohlich sein.
- Wahn: Bei einem Wahn handelt es sich um eine Fehlbeurteilung der Wirklichkeit. Diese führt zu festen Überzeugungen. Am häufigsten tritt Verfolgungswahn auf.
- Beeinträchtigung der Sprache: Es fällt schwer, Sätze richtig zu formulieren. Betroffene sprechen oft unverständlich.
- Denkstörungen: Das Denken erscheint durcheinander und wirr. Es kommt zur Wiederholung von immer wieder denselben Gedanken.
- Ich-Störung: Bei einer Ich-Störung haben Betroffene beispielsweise das Gefühl, dass andere Menschen ihr Erleben und Denken steuern oder ihre Gedanken lesen.
- Bewegungsauffälligkeiten: Manche Menschen haben einen ziellosen Bewegungsdrang, andere ahmen Bewegungen nach, schneiden Grimassen oder erstarren in ungewöhnlichen Körperhaltungen.
- Auffällige Gefühle: Es kann zu innerer Leere, fehlenden Gefühlen oder depressiver Verstimmung kommen. Auch plötzlicher Stimmungswechsel oder unpassendes Verhalten ist möglich, zum Beispiel lachen in einer unangebrachten Situation.
- Eingeschränkte Denkleistung: Aufmerksamkeit, Konzentration und Gedächtnis sind gestört. Komplexe Aufgaben sind schwierig zu bewältigen.
- Sozialer Rückzug: Betroffene ziehen sich stark vom sozialen Leben (z.B. ihrem Freundeskreis) zurück.
Formen der Schizophrenie
Es gibt verschiedene Formen von Schizophrenie.
- Paranoide Schizophrenie: Bei dieser stehen Wahnvorstellungen und Halluzinationen (vor allem Stimmenhören) im Vordergrund. Zudem haben Betroffene das Gefühl, von anderen Menschen beeinflusst und beobachtet zu werden. Die paranoide Schizophrenie ist die häufigste Form der Schizophrenie. Sie beginnt meist im Alter zwischen 25 und 35 Jahren.
- Hebephrene Schizophrenie: Bei einer hebephrenen Schizophrenie kommt es vor allem zu Veränderungen des Gefühlslebens. Die Gefühle passen dabei nicht zur jeweiligen Situation. Das Denken wirkt zerstreut und überreizt, das Verhalten erscheint unangemessen. Diese Form beginnt meist im Alter zwischen 15 und 25 Jahren.
- Katatone Schizophrenie: Bei der eher seltenen katatonen Schizophrenie kommt es vor allem zu Auffälligkeiten der Bewegung. Zum Beispiel ist der Bewegungsdrang ausgeprägt, wirkt jedoch ziellos. Betroffene können auch erstarren oder ungewöhnliche Grimassen schneiden. Diese Form beginnt meist im Alter zwischen 15 und 25 Jahren.
- Schizophrenes Residuum: Bei einem schizophrenen Residuum („Rest“) bleiben chronische Beschwerden nach einer akuten Psychose zurück. Betroffene sind antriebslos und bedrückt. Sie ziehen sich sehr zurück. Der Gesichtsausdruck (Mimik) und das sprachliche Ausdrucksvermögen sind reduziert. Es kann zudem zu Störungen von Gedächtnis und Konzentration kommen.
Diagnose
Die Ärztin oder der Arzt erhebt für die Diagnosestellung die Krankengeschichte (Anamnese) und beobachtet das Verhalten. Auch die Einbindung von Angehörigen kann sinnvoll sein. Diese können zum Beispiel dabei helfen, das Verhalten im Alltag zu schildern. Die Ärztin oder der Arzt führt zudem eine körperliche und neurologische Untersuchung durch. Bildgebende Verfahren helfen dabei, mögliche organische Gehirnerkrankungen zu erkennen. Zudem schließt die Ärztin oder der Arzt andere Ursachen der Symptome aus: Zum Beispiel schwere Depressionen, Angststörungen, den Konsum von Drogen, organisch bedingte psychische Störungen (z.B. Demenz).
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Auch weiterführende Untersuchungen zur Abklärung der Ursachen der Beschwerden können notwendig sein, um Beispiel eine klinisch-psychologische Diagnostik.
Differentialdiagnose organischer Psychosen
Unter den organischen bzw. symptomatischen psychischen Störungen versteht man einen Symptomenkomplex von syndromatologischer Wertigkeit, dem äußerst unterschiedliche Ätiologien zugrunde liegen können. Dabei kommt es zu Störungen höherer kortikaler Funktionen, d. h. Störungen der lnformationsaufnahme und -verarbeitung sowie zu Folgestörungen.
Kognitive Funktionen: Die Alterationen der kognitiven Funktionen manifestieren sich als Auffassungsstörung, als Störungen des Denkens und des Denkablaufes, des Gedächtnisses, der Kritik-, der Diskriminations- und der Lernfähigkeit. Sie treten fast nie isoliert auf, sondern sind in wechselnden Kombinationen feststellbar. Das Symptom “Desorientiertheit zur Person” hat einen relativ hohen prädiktiven Wert. Konfabulation und Weitschweifigkeit, mit oder ohne Erreichen des Denkzieles, können jedenfalls - ebenso wie Perseverationen oder Stereotypien - differentialdiagnostisch wesentliche Kriterien hirnorganischer Syndrome sein.
Verhalten: Etwas weniger häufig sind die Bereiche Verhalten und Antrieb betroffen. Die Emotionen zeigen ein wechselhaftes Spektrum von depressiven, maniformen, ängstlichen sowie Misch-Zuständen. Häufig findet sich eine Störung der Affektsteuerung, welche sich in Affektlabilität, aber auch -verflachung äußert.
Die Ursachen für eine ZNS-Beteiligung können vielfach sein, sie können primärer, sekundärer oder gar tertiärer Natur sein und sich nur unmittelbar (transient und reversibel) wie aber auch mittelbar (andauernd und irreversibel) auf das Gehirn auswirken. Diese durchaus unterschiedlichen Ätiologien organisch begründbarer psychischer Störungen zeigen die Notwendigkeit eines fundierten differentialdiagnostischen Vorgehens.
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Die bisherige Darstellung macht verständlich, warum der (Außen-)Anamnese besondere Bedeutung zukommt. So kann die Tatsache eines Urlaubs in den Tropen oder anderen Gebieten mit endemischen Erkrankungen, die berufliche Exposition gegenüber Lösungsmitteln oder Schwermetallen, das Halten bestimmter Haustiere oder die Sport- und Freizeitgestaltung eines Menschen diagnostisch aufschlussreich sein und zu besonderen Untersuchungen Anlass geben, ebenso wie Vorlieben für bestimmte Speisen oder Getränke, bei deren Zubereitung bestimmte Zusätze (Glutamat!) oder Ingredienzien verwendet werden.
Untersuchungen: Physikalische Untersuchungsmaßnahmen umfassen jedenfalls die Puls-, Temperatur- und Blutdruckmessung sowie die Durchführung eines EKG. An weiteren grundsätzlichen apparativen Maßnahmen empfiehlt sich je nach lndikation ein Thorax-Röntgen, die Durchführung eines EEG, eines CCT oder Schädel-MRI, gegebenenfalls eine Lumbalpunktion, die Abnahme von Blut zu einer Medikamentenspiegelbestimmung im Serum und (wenn durchführbar) die apparative psychologische Diagnostik von Hirnleistungsstörungen.
Die bei spezieller Indikation durchzuführenden weiteren diagnostischen Untersuchungen und Maßnahmen sind stark abhängig von der (Verdachts-)Diagnose des Einzelfalles und reichen von der Bestimmung von Schwermetallen oder der Porphyrine über den Nachweis von Virusantikörpern oder bakterieller Erreger bis hin zu Parasiten wie Plasmodien, Toxoplasmen oder Amöben.
Differentialdiagnose: Von absolut klinischer Relevanz ist die Differentialdiagnose zwischen einem deliranten Syndrom (mit hohen Prävalenzzahlen: ca. 25% der hospitalisierten Krebspatienten, 30 bis 40% der hospitalisierten Aids-Patienten und ca. 50% der Patienten nach operativen Eingriffen) und einer inzipienten Demenz: Ein wichtiges Kriterium ist die Bewusstseinshelligkeit, die bei dementen Menschen nicht beeinträchtigt ist. Auch die FIuktuation der Symptomatik wird bei dementen Patienten üblicherweise nicht gefunden, es sei denn, eine Verwirrtheit manifestiert sich im Rahmen einer vorbestehenden Demenz.
Therapie
Die Therapie einer Schizophrenie orientiert sich an den Bedürfnissen der betroffenen Person. In einer akuten Phase einer Psychose ist es jedoch meist notwendig, dass rasche Entscheidungen von der Ärztin oder vom Arzt getroffen werden. Für diese fehlt Betroffenen in der akuten Situation aufgrund ihrer Beschwerden oft das Verständnis. Wenn die akute Phase abgeklungen ist, können weitere Entscheidungen über die Therapie gemeinsam meist besser besprochen und getroffen werden.
Je früher die Beschwerden behandelt werden, desto besser sind die Chancen für einen günstigen Verlauf der Erkrankung. Zudem sollte ein sogenannter Krisenplan im Rahmen der Behandlung erstellt werden. Die Patientin oder der Patient bespricht dabei mit der Ärztin oder dem Arzt bzw. gegebenenfalls auch anderen behandelnden Personen die Vorgehensweise, wenn es zur Verschlechterung von Symptomen oder einer akuten Krisen kommt. Es ist sinnvoll, auch Angehörige in diesen Krisenplan miteinzubeziehen. Zudem kann es allgemein hilfreich sein, die Angehörigen in Gespräche über die Behandlung mit einzubeziehen.
Die Behandlung erfolgt in der akuten Phase meist im Krankenhaus. In psychiatrischen Krankenhäusern oder psychiatrischen Abteilungen kann unter bestimmten Voraussetzungen die Bewegungsfreiheit der Patientinnen und Patienten eingeschränkt werden. Das kann in einer akuten Phase einer Psychose bei Selbst- und/oder Fremdgefährdung notwendig sein. Diese Freiheitseinschränkung wird auch als „Unterbringung“ bezeichnet und unterliegt strengen Kriterien.
In der nicht mehr akuten Phase kann die Behandlung zum Beispiel in einer psychosozialen Einrichtung (z.B. Psychosozialer Dienst) bzw. bei einer Fachärztin oder einem Facharzt für Psychiatrie (und psychotherapeutische Medizin) erfolgen. Auch andere Gesundheitsberufe (z.B. aus Psychotherapie, klinischer Psychologie oder Ergotherapie) können in der Behandlung miteinbezogen sein. Liegen noch weitere psychische Erkrankungen vor, wird die Behandlung darauf abgestimmt.
Therapiemöglichkeiten
- Medikamente: Sogenannte Antipsychotika helfen gegen die Symptome und können vor Rückfällen schützen. Antipsychotika hemmen die Aktivität von bestimmten Botenstoffen im Gehirn. Sie werden auch Neuroleptika genannt.
- Psychotherapie: Durch Psychotherapie (z.B. Verhaltenstherapie oder systemische Familientherapie) können sich die Beschwerden bessern. Eine Psychotherapie hilft unter anderem dabei, besser mit einer Schizophrenie und ihren Folgen umzugehen.
- Psychoedukation: Bei der Psychoedukation lernen Betroffene etwas über die Erkrankung: Welche Anzeichen und Symptome es gibt, wie die Behandlung erfolgt und was im Umgang damit helfen kann.
- Training sozialer Fähigkeiten: Betroffene werden dabei unterstützt, besser im Alltag und sozialen Beziehungen zurechtzukommen.
- Training von kognitiven Funktionen: Dieses Training kann z.B. im Rahmen einer Ergotherapie oder klinisch-psychologischen Behandlung erfolgen. Dabei übt die betroffene Person Denkaufgaben, zum Beispiel für das Gedächtnis oder zum Lösen von Problemen.
- Bewegungstherapie: Physiotherapie und mit der Ärztin oder dem Arzt abgesprochene sportliche Tätigkeiten können Betroffene ebenfalls unterstützen und zur Steigerung der Lebensqualität beitragen.
- Soziotherapie: Tageszentren, Berufs- und Ausbildungszentren, therapeutische Wohngemeinschaften etc. können helfen, sich beruflich und sozial einzugliedern und ein eigenständiges Leben zu führen.
- Elektrokrampftherapie (EKT): Wenn bisherige Behandlungsangebote (vor allem Medikamente) keinen ausreichenden Therapieerfolg zeigen, kann die Ärztin oder der Arzt eine Elektrokrampftherapie empfehlen.
Wichtige Aspekte in der Behandlung organischer Psychosen
Sämtliche therapeutische Interventionen sollten dem biopsychosozialen Konzept folgen und orientieren sich an der zeitlichen Struktur des Notfalles (perakut), der Krisenbewältigung (akut, subakut) und der etwaigen Langzeitbehandlung (subchronisch, chronisch).
Gegebenenfalls wird bereits die Akutdiagnostik zusammen mit den erhobenen anamnestischen oder explorativen Daten eine Indikation zu einer akuten oder sogar Notfallintervention liefern. Diese Notfälle indizieren spezifische Interventionen, welche im Einzelfall und abhängig von der zugrundeliegenden Primärstörung nach deren Behandlung eine Therapie der psychischen Störung manchmal nicht mehr notwendig machen. Häufig wird jedoch die Behandlung der Grundstörung bzw.
Nur bei ausreichender Bewusstseinshelligkeit und ausreichendem Allgemeinzustand ist eine orale Behandlung indiziert. In jedem Fall sind prophylaktische Maßnahmen (Lungenentzündung, Dekubitus, Thrombose, Infektionsquellen - parenterale Leitungen) zu treffen.
Da bei den Betroffenen Störungen der Informationsaufnahme und -verarbeitung, also der Orientierung und des zielgerichteten Handelns sowie Bewusstseinsstörungen, pathognomische Symptome sind, kann nicht davon ausgegangen werden, dass diese Kranken stets dazu fähig sind, ihre persönlichen Bedürfnisse zu äußern; dieses betrifft ganz besonders die Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme. Gerade deshalb kommt pflegerischen Maßnahmen bzw. einer ausführlichen Schulung des Pflegepersonals besonders große Bedeutung zu.
Dem Patienten muss aktiv und immer wieder bei der Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme geholfen werden, alleiniges Erinnern genügt oft nicht, um eine ausreichende Zufuhr zu gewährleisten! Aus dem gleichen Grund sind Ein- und Ausfuhr-Dokumentation, die Kontrolle der Vitalparameter, gegebenfalls mehrfaches Umlagern, Sichern im Bett und Schutz vor Herausfallen, aber auch vor Überklettern von Steckgittern unumgängliche Maßnahmen, die sehr oft vor zusätzlichen Komplikationen wie z. B. Frakturen bewahren oder lebensrettend sind.
Physische Restriktionen können bei stringenter Indikation, klarer Dokumentation und unter den entsprechenden rechtlichen Voraussetzungen zeitweilig notwendig werden.
Bei allen Patienten mit hirnorganisch begründbaren Psychosen ist wegen der Störung des Realitätsbezuges ein häufiger direkter therapeutischer und pflegerischer Kontakt notwendig, um Veränderungen oder Verlaufsbesonderheiten möglichst umfassend beobachten zu können.
Ganz besonders gilt dies für motorisch agitierte, unruhige Patienten: Bei dieser Patientengruppe stellt die Gratwanderung zwischen ausreichender Sedierung zur Vermeidung schwerer, tödlicher Erschöpfungszustände einerseits und andererseits die Vermeidung der völligen (motorischen) Dämpfung und der daraus resultierenden Gefahren (z. B. der hypostatischen Pneumonie) eine besondere therapeutische Herausforderung dar.
Verlaufskomplikationen
Nicht zu unterschätzende Verlaufskomplikationen sind Störungen des Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushaltes, v. a. durch Exsikkose und Störungen der Nahrungsaufnahme. Häufige Komplikationen sind Sturzverletzungen und Frakturen, an deren Zustande - kommen motorische Agitiertheit, Orientierungsstörungen und Verkennungen maßgeblich beteiligt sind. Die Mortalität in solchen komplexen Fällen beträgt bis zu 25%.
Schizophrenie: Direkte und indirekte Kosten
Weil Schizophrenie meist im frühen Lebensalter beginnt und oft chronisch verläuft, sind die direkten Kosten der Erkrankung für Betroffene und Familien erheblich, die indirekten für die Gesellschaft betragen aber ein Vielfaches davon. Die Arbeitslosenrate bei an Schizophrenie erkrankten Menschen liegt bei >80 Prozent, sie sind in höherem Ausmaß obdachlos als ihre gesunden Mitbürger und bilden zehn Prozent aller dauerhaft schwer behinderten Menschen.
Hinweis
Unter 142 erreichen Sie rund um die Uhr die kostenlose Telefonseelsorge.
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