15-Minuten-Selbsttest für Depressionen

Laut einer Prognose der WHO wird die Depression in wenigen Jahren die zweithäufigste Erkrankung der Welt sein. In Österreich sind Depressionen inzwischen die häufigste seelische Ursache für Krankenstände. Dabei gibt es wenig Unterschiede zwischen einem Manager oder einer alleinerziehenden Mutter: man hat alles gegeben und ist an die eigenen Grenzen gekommen!

Einige, die an Burnout, Erschöpfungszuständen oder depressiven Zuständen leiden, können die täglichen Anforderungen nur noch mit Aufputschmitteln (z. B. durch übermäßigen Konsum von Kaffee, Energydrinks, Alkohol) oder der Einnahme von Schlafmitteln und Beruhigungspillen bewältigen. Kennzeichnend für ein Burnout und Depressionen sind vor allem der Verlust von Lebensfreude, Interessenlosigkeit und weniger Leistungsfähigkeit.

Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe seines Lebens an einer Depression zu erkranken, liegt bei etwa 15 Prozent. Jedoch können sich depressive Erkrankungen bei Frauen und Männern unterschiedlich bemerkbar machen: während Frauen eher über Antriebslosigkeit und Müdigkeit klagen, brausen Männer eher auf oder verhalten sich aggressiv.

Statistisch gesehen leiden Männer zwar seltener unter Depessionen (Frauen werden doppelt so häufig als depressiv diagnostiziert als Männer), die Suizidrate unter ihnen ist aber dreimal so hoch. Selbstmord kann als extremste Form einer Aggression gegen sich selbst gesehen werden. Häufig können Menschen mit depressiven Verstimmungen nicht mehr gut schlafen.

Psychischer Leidensdruck aktiviert nämlich Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol, die wichtige Schlafhormone blockieren können. Körperliche Beschwerden kommen oft hinzu: wie Nackenverspannungen oder Kopf-, Rücken- und Muskelschmerzen. Auch belastende Lebensereignisse können Depressionen auslösen, wie ein schwerer Unfall oder der Tod einer nahestehenden Person.

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Außerdem kann es organische Ursachen geben (z. B. eine Schilddrüsenunterfunktion) oder eine genetische Veranlagung (Hinweise dafür sind z. B. Depression zeigt sich durch eines oder mehrere folgender Symptome:

  1. Depressive Verstimmungen (Niedergeschlagenheit, Traurigkeit, Leeregefühl, Lustlosigkeit)
  2. Vermindertes Interesse und Freudlosigkeit
  3. Verminderter Antrieb bzw. gesteigerte Ermüdbarkeit
  4. Psychomotorische Hemmung (wie versteinert sein)
  5. Herabgesetztes Selbstwertgefühl
  6. Selbstvorwürfe oder Schuldgefühle
  7. Herabgesetzte Denk- und Konzentrationsfähigkeit
  8. Schlafstörungen
  9. Appetit- und Gewichtsverlust

Bei depressiven Leidenszuständen kommt es oft zu einer Verringerung des eigenen Selbstwerts bzw. des Wertes, den man sich selbst im Vergleich zu anderen beimisst. Fachlich versteht man unter dem Begriff "Selbstwert" eine individuelle Bewertung der eigenen Person. Wir bewerten dabei eigene Fähigkeiten, individuelle Stärken und Schwächen, persönliche Erfolge und Misserfolge. Ein instabiles Selbstwertgefühl wirkt sich auf viele unserer täglichen Aktivitäten aus.

Depressionen belasten nicht nur Betroffene, sondern auch Beziehungen und Familien. Insbesondere Kinder von depressiven Eltern leiden. Partnerschaften und Freundschaften können sogar in die Brüche gehen, weil sich die Angehörigen hilflos oder zurückgestoßen fühlen. Es kann zu unlösbaren Spannungen, Konfliken oder vermehrten Alkoholkonsum kommen - ein Teufelskreislauf: mehr und mehr ist man durch die depressive Dynamik überzeugt, nutzlos, wertlos und allein gelassen zu sein.

Man fühlt sich schuldig, klagt sich für die eigene Situation an und sorgt sich, alles zu verlieren. In einer fortgeschrittenen depressiven Phase ist kaum mehr möglich, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Dabei lassen sich Burnout und Depressionen sehr gut psychotherapeutisch behandeln.

Da depressive Erkrankungen zu Veränderungen im körpereigenen Hormonhaushalt führen können, könnte auch eine zusätzliche medikamentöse Unterstützung (z. B. Bei der sogenannten bipolaren Depression wechseln sich hochmotivierte und depressive Episoden ab. Deshalb spricht man von manisch-depressiven Störungen. Da Betroffene eher in einer depressiven Phase einen Psychotherapeuten, Psychologen oder Arzt aufsuchen, wird zunächst oft eine einfache Depression diagnostiziert.

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Eine Manie ist jedoch das Gegenteil einer Depression: typische Merkmale sind Hochgefühle, Hyperaktivität und Hemmungslosigkeit (z. B. im Alkoholkonsum oder bei Einkäufen). In der Psychotherapie wird etwa mit selbsthypnotischen Imaginationen gearbeitet, um zu lernen die depressive Dynamik aus Gefühlen, Gedanken und körperlichen Beschwerden zu durchbrechen. Eigene Ressourcen werden genützt, um die "helle Seite" der Seele zu stärken und die "düstere Seite" zu schwächen: Hoffnung und Zuversicht sollen wieder erlebbar werden. Geschehenes, Lebenswünsche und Zukunftsvorstellungen werden in der Therapie neu bewertet.

Klienten lernen, wie man Signale einer bevorstehenden Depression frühzeitig erkennen kann, um bewusst entgegenzusteuern.

Spätestens seit der COVID-19-Pandemie kennen die meisten Menschen medizinische Selbsttests. Es gibt viele verschiedene Tests, mit denen Sie ohne professionelle Hilfe Hinweise auf Krankheiten oder Krankheitsrisiken erhalten oder präventiv Parameter in Ihrem Körper überprüfen können.

Was genau ein medizinischer Selbsttest ist und was nicht, ist gar nicht so einfach zu sagen. Man könnte die Definition von „Produkten zur Eigenanwendung“ aus der EU-Richtlinie für In-Vitro-Diagnostika (IVDR) hernehmen. Danach sind Selbsttests Medizinprodukte, die Laien anwenden können und die ihnen Informationen aus Proben liefern, die aus dem menschlichen Körper stammen.

In der Praxis bezeichnen Menschen aber auch andere Tests als medizinische Selbsttests. Ein Beispiel sind Fragebögen im Internet, die auf Grundlage Ihrer Antworten eine Einschätzung zu Ihrer Gesundheit oder zu Krankheitsrisiken geben - wie der Herzinfarkt-Risiko-Test der Deutschen Herzstiftung.

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Als Selbsttest gelten außerdem oft Testkits, mit denen Sie sich selbst eine Probe entnehmen und sie dann an ein Labor schicken. Der Unterschied zwischen Schnelltest und Probenahme-Kit lässt sich gut am Beispiel der Coronavirus-Tests erklären: Die Antigen-Schnelltests liefern in 15 Minuten ein Ergebnis und sind praktisch, um Risiken im Alltag besser einschätzen zu können.

Die wohl einfachste Form eines Selbsttests ist ein Fragebogen im Internet. Aber Achtung: Ein Online-Fragebogen kann immer nur eine erste Einschätzung geben und liefert keine Diagnose.

Die Rolle von Ernährung, Bewegung und Achtsamkeit

Herr Kast erklärt, dass achtsames Leben, regelmäßige Bewegung, gute Ernährung und ausreichend Schlaf wesentlich sind.

Besonders effektiv erscheint die Mittelmeerdiät - eine Ernährung, die nicht auf Pizza und Pasta basiert, sondern auf viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und gesunden Fetten, beispielsweise aus Olivenöl und Fisch. Australische Forscher haben im Experiment wirklich klipp und klar anhand von Kontrollgruppen demonstriert, dass man mit einer solchen Mittelmeerkost immerhin knapp ein Drittel der depressiven Patienten in Remission bringen kann.

Eine solche Ernährung wäre somit ähnlich wirksam wie ein Antidepressivum? Nur ohne die Nebenwirkungen! Die Hälfte der Patienten, die Antidepressiva einnehmen, klagt beispielsweise über Abstumpfungsphänomene. Die fühlen dann generell nicht mehr viel, haben keine Freude an Hobbies, keine Lust mehr am Sex. Und bei einem Drittel der Patienten wirken Antidepressiva sogar überhaupt nicht - obwohl sie verschiedene Medikamente ausprobiert haben.

Mit der Ernährung hat man einen weiteren Hebel, um die Therapie zu ergänzen oder eine Alternative, wenn Medikamente und Psychotherapie nicht ausreichend helfen. Safran beispielsweise: In Meta-Analysen hat sich herausgestellt, dass das Gewürz bei leichten Depressionen mit der gleiche Effektstärke wirkt, wie herkömmliche Antidepressiva.

Die zweite große Stellschraube für eine gesunde Psyche ist Bewegung. Einen unmittelbaren Effekt kennen wohl die meisten: Auch wenn man vorher überhaupt keine Lust hatte, fühlt man sich nach dem Sport deutlich besser gestimmt. Sport baut Stresshormone im Blut ab, deswegen fühlt man sich anschließend auch seelisch angenehm entspannt.

Studien der Harvard-Universität zeigen, dass Menschen, die eine traurige Filmszene sehen, schneller wieder aus der negativen Stimmung herauskommen, wenn sie vorher eine halbe Stunde auf dem Laufband waren. Wenn wir uns bewegen, beginnen im Grunde alle unsere Organe, Botenstoffe auszuschütten. Sogar die Knochen! Viele Leute halten die ja für starre, leblose Gebilde. Dabei haben sie auch die Funktion einer Drüse. Sie setzen beim Sport verstärkt Osteocalcin frei. Dieser Botenstoff kann bis in den Hippocampus vordringen und dort die Neurogenese anregen.

Wir haben in der westlichen Gesellschaft die Meditation über Jahrhunderte nicht sonderlich ernst genommen. Jetzt aber fängt die Wissenschaft an zu gucken, was im Gehirn und im Körper passiert, wenn wir meditieren. Man fand: Meditationskurse, wie ich ihn über acht Wochen gemacht habe, bewirken, dass das Volumen des Hippocampus zunimmt. Und auch die Stress-Resilienz steigt. Auf einer neuronalen Ebene sieht man also eine gewisse Parallele zwischen den Effekten von Safran, Bewegung und Meditation, was ja schon bemerkenswert ist.

Für mich geht es nicht um Selbstoptimierung, sondern darum, sich ein Umfeld zu schaffen, das für uns Menschen etwas natürlicher ist. Wir genießen sehr viele Freiheit und Privilegien, doch wir sind heute auch sehr vielen unnatürlichen Elementen ausgesetzt, die uns nicht guttun. Wir bekommen zu wenig Tageslicht, bewegen uns kaum, haben viel Stress im Kopf, essen dauernd Fast Food. Und dann ist da natürlich auch noch die soziale Isolation, die viele Menschen erleben.

Tatsächlich haben die Bequemlichkeiten des modernen Lebens oft eine Kehrseite: Dass wir niemals Hunger haben, keiner extremen Hitze und Kälte ausgesetzt sind, ist zwar per se erstmal positiv, im Grunde ist so ein physiologisch reizarmes Leben aber unnatürlich. Darum können kalte Duschen, Saunagänge oder auch Fasten so einen positiven Effekt auf die Psyche haben.

Mit Eisbaden und kalten Duschen kann man nicht nur eine archaische Erfahrung in den modernen Alltag einbauen, vermutlich trainiert man auch einmal mehr auf selbstkontrollierte Weise die Stressresilienz. Wenn Sie sich in kaltes Wasser begeben, fangen Sie automatisch mit einer Schnappatmung an, Blutdruck und Puls steigen, Adrenalin schießt durch die Gefäße. Es ist wie eine Panikattacke. Nach und nach aber beruhigen Sie sich. Es ist, als würden Sie die Panikattacke in den Griff bekommen. Wenn es nun das nächste Mal das Leben ist, das Sie stresst, sind Sie vorbereitet.

Der Trick ist, Verhaltensweisen, die die Psyche stärken, fest in seinen Tagesablauf zu integrieren. Stattdessen vertrödeln wir Stunden auf Social Media oder Zappen durch die Streamingdienste.

Wir könnten den Luxus, in dem wir leben, viel mehr genießen, wenn wir ab und zu ein paar Elemente in unser Leben einbauen, die unserer Natur entsprechen.

Transkranielle Magnetstimulation (TMS)

Depressionen sind mit Medikamenten und Psychotherapie meist gut behandelbar. Doch bei manchen schwer erkrankten Menschen versagen diese Therapieoptionen. Dann kann häufig die Transkranielle Magnetstimulation (TMS, TKM) schnell und effektiv helfen. Dabei werden die Hirnfunktionen mittels magnetischer Impulse über die Kopfhaut beeinflusst.

Forschende gehen davon aus, dass eine schwere depressive Störung durch eine gestörte Kommunikation der hirnweiten Netzwerke verursacht wird. Das Stanford-Team rekrutierte dazu 33 Personen mit behandlungsresistenten schweren Depressionen. Dreiundzwanzig von ihnen erhielten eine Magnetresonanz-Behandlung, zehn eine Scheinbehandlung ohne magnetische Stimulation. Anschließend verglichen die Forschenden die gewonnenen Daten mit denen von 85 psychisch gesunden Kontrollpersonen.

Bei der Analyse der Hirnaktivitäten fiel den Forschenden eine Besonderheit auf: Die Signalflüsse im Gehirn waren bei Depressionen verändert. Bei normal arbeitenden Gehirnen sendete die sogenannte anteriore Insula - eine Region, die Körperempfindungen verarbeitet - Signale an eine Region, die Emotionen steuert: den anterioren cingulären Kortex. Bei drei Vierteln der Teilnehmer mit Depressionen verlief der Informationsfluss jedoch in die umgekehrte Richtung: Der anteriore cinguläre Kortex sandte Signale an die anteriore Insula.

Zur Behandlung setzten die Forschenden eine weiterentwickelte Version der TMS ein, die Stanford-Neuromodulationstherapie (SNT). Dabei werden die hochdosierter Magnetimpulse über moderne Bildgebungstechnologie gesteuert. Mit der SNT ist es möglich, die Behandlung individuell an jeden Patienten anzupassen.

Bei depressiven Patienten, die mit SNT behandelt wurden, veränderte sich der Fluss der neuronalen Aktivität innerhalb einer Woche wieder in die normale Richtung. Gleichzeitig verschwanden die depressiven Symptome. Besonders stark profitierten davon Patientinnen und Patienten, die am schwersten unter Depressionen litten.

Allerdings muss das Verfahren noch an einer größeren Patientengruppe überprüft werden. Denn insbesondere bei weniger schweren Depressionen verläuft der Fluss der neuronalen Aktivität ohnehin in die richtige Richtung. Bei einer Untersuchung der Hirnaktivität könnte man jedoch vorab feststellen, für welche Patienten eine entsprechende Behandlung vielversprechend wäre.

Im Vergleich zur herkömmlichen TMS, die tägliche Sitzungen über mehrere Wochen oder Monate erfordert, arbeitet die SNT mit einem beschleunigten Zeitplan von zehn Sitzungen pro Tag über nur fünf Tage.

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