Eisenbahnkreuzungen stellen eine nicht zu unterschätzende Gefahrenquelle dar. Jedes Jahr ereignen sich in Österreich zahlreiche Unfälle an Bahnübergängen, bei denen Menschen schwer verletzt werden oder sogar ums Leben kommen. Hauptursachen sind Ablenkung, Unachtsamkeit und Gewohnheit.
Um das Risiko von Unfällen zu minimieren, ist es entscheidend, das richtige Verhalten an Bahnübergängen zu kennen und zu beachten. Dieser Artikel gibt Ihnen wichtige Sicherheitstipps und Hinweise, damit Sie und andere Verkehrsteilnehmer sicher unterwegs sind.
Die Perspektive der ÖBB
Für die ÖBB ist das Verhalten der Autofahrer an Eisenbahnkreuzungen oft unberechenbar. Es ist schwer einzuschätzen, ob ein Autofahrer anhält, den Zug wahrnimmt oder versucht, kurz vor dem Zug die Kreuzung zu überqueren. Die Geschwindigkeit zu vermindern, ist der erste Wunsch der ÖBB an alle Autofahrer:innen.
Ein großes Problem ist, dass viele Verkehrsteilnehmer den toten Winkel von Zügen unterschätzen. Zudem fahren Züge nach Signalen und nicht auf Sicht, wie Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr. Die Bremsweglänge eines Zuges ist wesentlich länger als die eines LKW. Ein Güterzug mit 2000 Tonnen kann einen Bremsweg von bis zu 1000 Metern haben. Daher ist es wichtig zu wissen, dass ein Zug nicht ausweichen kann.
Fakt ist: Wenn es zu einer Kollision zwischen einem Zug und einem Auto kommt, tragen in 99,9 Prozent der Fälle die Autofahrer:innen die Schuld.
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Wichtige Sicherheitstipps für Bahnübergänge
Der ÖAMTC betont, dass richtiges Verhalten an Bahnübergängen ein wichtiger Selbstschutz ist. Hier sind einige Sicherheitstipps der ÖAMTC-Experten:
- Erhöhtes Risiko auf gewohnten Strecken: Auf Strecken, die man regelmäßig fährt, neigt man dazu, unvorsichtig zu werden.
- Besondere Vorsicht an unbeschrankten Übergängen: Seien Sie besonders vorsichtig an Übergängen ohne Lichtzeichen oder Schranken, speziell bei eingeschränkter Sicht durch Gebäude, Felsen, Pflanzen oder Nebel.
- Auf Warnsignale achten: Warten Sie bei offenem Fenster mehrere Sekunden auf ein Warnsignal, da der Zug nicht ständig pfeift.
- Rotes Licht bedeutet Halt: Wenn der Bahnübergang mit einer Lichtzeichenanlage gesichert ist, bedeutet rotes Licht in jedem Fall "Halt", unabhängig davon, ob man einen Zug erkennen kann oder nicht.
- Kein Überholen: Mehrspurige Kraftfahrzeuge dürfen innerhalb von 80 Metern vor bzw. unmittelbar nach der Eisenbahnkreuzung nicht überholt werden. Auf dem Übergang selbst gilt ein absolutes Überholverbot für alle Fahrzeuge.
Verhalten bei Sondertransporten
Bei Sondertransporten sind zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen erforderlich:
- Anhalten vor der Eisenbahnkreuzung: 100 Meter vor der Eisenbahnkreuzung anhalten.
- Begleitorgan fährt voraus: Das Begleitorgan quert die EK und sorgt für ausreichend Freiraum.
- Beobachtung der Signale: Begleitorgan und LKW-Lenker beobachten die Signale der Bahnanlage ("Vieraugenprinzip").
- Startsignal per Funk: Das Begleitorgan gibt das Startsignal per Funk.
- Warnblinkanlagen beachten: Warnblinkanlagen immer beobachten bzw. auf Pfeifsignale von Zügen achten.
- Zügiges Beschleunigen: Erreichen einer zügigen Geschwindigkeit vor Erreichen der EK.
- Keine Schaltvorgänge: Keine Schaltvorgänge am Bahnübergang!
Prüfung vor Fahrtantritt
Transporteure müssen vor Fahrtantritt Gefahrenquellen auf der Strecke bewerten:
- Sind Fahrbahnkuppen vorhanden oder die Fahrspuren eben genug?
- Ist die Bodenfreiheit ausreichend?
- Kann der „Tiefladeanhänger“ aufsitzen?
- Wird ein zu weites Ausscheren, Steckenbleiben verlässlich vermieden?
- Bestehen keine Bedenken wegen der Höhe (max. 4,00m Höhe)?
Diese Hinweise sind ergänzend zu sehen und entbinden keinesfalls von der Anmeldepflicht bei dem zuständigen Bahnnetzbetreiber.
Sicherheitskampagnen und Investitionen
Das Verkehrsministerium und das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) starten regelmäßig Informations-Offensiven, um das Bewusstsein für die Gefahren an Eisenbahnkreuzungen zu schärfen. Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) investiert jährlich rund 25 Millionen Euro, um Eisenbahnkreuzungen sicherer zu machen.
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Technische Verbesserungen und Bewusstseinsbildung
Neben technischen Verbesserungen wie Modernisierungen der Sicherungsanlagen, Bodenmarkierungen und besseren Verkehrszeichen ist auch die Bewusstseinsbildung ein wichtiger Faktor. Einfache Maßnahmen wie das Abschneiden sichtbehindernder Pflanzen sollten sofort angegangen werden. Es ist notwendig, die Bestimmungen der Eisenbahnkreuzungsverordnung zu aktualisieren und den Erfordernissen des modernen Verkehrs anzupassen.
Die Rolle der Niederösterreich Bahnen
Mit der Sicherheitskampagne „Sei g’scheit. Nimm dir Zeit. Am Bahnübergang“ wollen die Niederösterreich Bahnen Bewusstsein für die potenzielle Gefahrenquelle „Bahnübergang“ schaffen. Die Kampagne appelliert an alle Verkehrsteilnehmer, jedem Bahnübergang die volle Aufmerksamkeit zu schenken und sich an die dort geltenden Spielregeln zu halten.
Merke: Ein Bahnübergang erfordert immer deine volle Aufmerksamkeit, denn Züge sind schienengebunden und können nicht ausweichen. Darüber hinaus ist der Bremsweg eines Zugs um ein Vielfaches länger als jener eines Autos.
Zusammenfassung der wichtigsten Verhaltensregeln
- Lichtzeichenanlage: Gelbes oder Rotes Licht = Stopp!
- Stoppschild: Du musst unbedingt stehen bleiben!
- Pfeifsignal: Ohren spitzen und auf Pfeifsignale achten.
Unfallstatistik
Im vergangenen Jahr gab es insgesamt 125 Unfälle an österreichischen Eisenbahnkreuzungen, bei denen 15 Personen ums Leben kamen. Im Vergleich dazu verunglückten 2015 124 Personen, 21 davon tödlich. Über 70 Prozent der Verunglückten wohnen weniger als zehn Kilometer entfernt von der Eisenbahnkreuzung, an der sich der Unfall ereignet hat.
Die folgende Tabelle zeigt die Investitionen des bmvit zur Erhöhung der Sicherheit an Bahnübergängen.
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| Institution | Jährliche Investition |
|---|---|
| bmvit (Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie) | ca. 25 Millionen Euro |
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