Wie man Depressionen erkennt: Symptome und Anzeichen

Depressionen sind eine komplexe Erkrankung, die jeden Menschen in jedem Alter treffen kann. Es ist wichtig zu verstehen, dass es sich nicht einfach um "schlechte Laune" handelt. Depressionen haben viele Gesichter und betreffen Menschen jeden Alters und Geschlechts.

Wann sollte man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen?

Laut Mag. Holawe ist es an der Zeit, professionelle Hilfe zu suchen, wenn man feststellt, dass man "nicht mehr die Person ist, die man einmal war, und ich darunter leide, dass ich vielleicht nicht mehr richtig lachen kann oder mir auffällt, dass ich die Welt nicht mehr als grundsätzlich als schönen Ort empfinde, obwohl ich das früher größtenteils getan habe".

Depression: Einteilung nach Schweregrad

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterscheidet in der ICD-10:

  • Leichte depressive Episode
  • Mittelgradige depressive Episode
  • Schwere depressive Episode

Entscheidend sind die Anzahl der auftretenden Haupt- und Zusatzsymptome sowie die Dauer der Verstimmtheit. Halten die Beschwerden 2 Wochen oder länger an, kann man von einer depressiven Episode sprechen.

Hauptsymptome:

  • Anhaltend gedrückte Stimmung, oft begleitet von innerer Leere
  • Interessensverlust und Freudlosigkeit - selbst Aufmunterung durch andere hilft nicht
  • Antriebslosigkeit und anhaltende Müdigkeit, sodass selbst einfache Tätigkeiten schwerfallen

Zusatzsymptome:

  • Konzentrationsprobleme
  • Geringes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
  • Schuldgefühle
  • Appetitveränderungen
  • Schlafstörungen
  • Pessimistische Zukunftsperspektive
  • Suizidgedanken

Menschen gehen mit großen Veränderungen im Leben sehr individuell um. Auch wie eine Depression erlebt wird, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Fest steht: Nicht jede Phase schlechter Stimmung ist gleich eine Depression. Aber wenn die Symptome anhalten oder regelmäßig wiederkehren, kann eine ernsthafte psychische Erkrankung dahinterstecken.

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Wie sich Depressionen bei Frauen und Männern unterscheiden

Sowohl Frauen als auch Männer berichten von einem „Gefühl von innerer Leere, Sinnlosigkeit, Erschöpfung, Energielosigkeit und Nüchternheit“. Wie Menschen diese Empfindungen nach außen hin zeigen, kann aber von Geschlecht zu Geschlecht unterschiedlich sein.

Männer leiden häufig unbemerkt an Depressionen. Mag. Holawe erklärt: „Männer wurden oft dazu erzogen, ‚schwache‘ Gefühle nicht zu zeigen oder nicht zu spüren.“ Deshalb wirken sie bei Depressionen manchmal eher aggressiv als niedergeschlagen, eher reizbar als antriebslos. Solche Reaktionen passen einfach besser zum traditionellen Männerbild. Frauen sind hingegen eher bereit, über Probleme zu sprechen. Das könnte mit ein Grund sein, warum es statistisch mehr Frauen mit Depressionen gibt als Männer.

Ein weiterer Faktor könnte aber auch biologischer Natur sein: Hormone sind nämlich echte Stimmungsmacher. Das gilt übrigens nicht nur für das sogenannte „Glückshormon“ Serotonin, sondern auch für die Geschlechtshormone Östrogen, Progesteron und Testosteron. Testosteron wirkt sich positiv auf die Stimmung aus. Wenn im Alter die Ausschüttung des Geschlechtshormons Testosteron abnimmt, leiden auch Männer häufiger an Depressionen. Und: Frauen leisten noch immer mehr (unbezahlte) Care-Arbeit. Das führt häufig zu mehr Mental Load bzw. zu einer generellen Mehrbelastung - auch ein Risikofaktor für Depressionen.

Verschiedene Arten von Depressionen im Fokus

Altersdepression

Eine Altersdepression wird oft nicht erkannt oder mit einer Demenz verwechselt, da Betroffene eher über körperliche Beschwerden klagen. Viele ziehen sich zurück und erleben dadurch kaum noch Positives. Ein Teufelskreislauf beginnt. Manche beginnen, vermehrt Alkohol zu trinken, was die Symptome verstärken kann.

Atypische Depression

Wenn Betroffene ihre Freudlosigkeit im Alltag überspielen und scheinbar normal „funktionieren“, spricht man von einer atypischen Depression oder „Smiling Depression“. Oft ahnen selbst enge Vertraute nichts von dem psychischen Leiden. Denn meist überkommt die Betroffenen erst am Abend eine starke innere Leere. Andere Anzeichen können Überempfindlichkeit gegenüber Kritik und Überessen sowie starke Schläfrigkeit sein.

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Bipolare Depression

Wenn Menschen immer wieder zwischen Phasen mit extremen Hochs und Tiefs schwanken, nannte man sie früher oft „manisch-depressiv“. Der Begriff gilt inzwischen als überholt. Präziser ist der Begriff der „bipolaren Störung“. Die bipolare Depression gehört zum Krankheitsbild.

Dysthymie

Eine länger anhaltende depressive Verstimmung nennt man in der Fachsprache auch Dysthymie. Die Symptome sind schwächer ausgeprägt als bei einer Depression, halten aber dafür über Monate oder Jahre an. Betroffene können den Alltag oft nur unter starker Anstrengung bewältigen.

Perimenopausale Depression

Die Wechseljahre (Perimenopause) beginnen mit einem sich verändernden Hormonspiegel, was eine Reihe von Beschwerden mit sich bringen kann, einschließlich Stimmungsschwankungen. Betroffene müssen ihr „eigenes ‚Frausein‘ anders definieren“, so die Psychotherapeutin Mag. Kathleen Holawe. Eine Herausforderung, „gerade in einer Gesellschaft, in der Selbstoptimierung in Bezug auf Schönheit, Fruchtbarkeit, Erfolg etc. im Vordergrund steht“.

Unregelmäßige Monatsblutungen, plötzliche Hitzewallungen und Schlafstörungen - wenn nur mehr die körperlichen Beschwerden gesehen werden, „fühlt sich so manche Frau nicht mehr als Person gesehen“, führt Mag. Holawe aus, „sondern nur als Körper, der wieder in Schwung gebracht werden muss“.

Dabei ist es wichtig, den körperlichen Veränderungen mit Wohlwollen zu begegnen, um sie anzunehmen. Betroffene sollten fachärztlichen Rat einholen, ob eine Behandlung mit Psychopharmaka, eine Hormonersatztherapie oder eine Behandlung mit Pflanzenextrakten in ihrem Fall sinnvoll ist.

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Prämenstruelle dysphorische Störung

Von PMS, dem prämenstruellem Syndrom, haben viele Menschen schon einmal gehört. Zu den überwiegend körperlichen Symptomen gehören Kopf- und Rückenschmerzen, Wasseransammlungen und Spannen in der Brust, aber auch Schlafprobleme und Stimmungsschwankungen häufen sich bei Betroffenen im Zeitraum rund um die Monatsblutung.

Wenn die Stimmungsschwankungen und Angstzustände in der zweiten Zyklushälfte besonders schwerwiegend sind, spricht man auch von der prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS).

Präpartale und postpartale Depression

Während der Schwangerschaft (präpartal) und nach der Entbindung (postpartal) kommt es zu hormonellen Schwankungen, die auch mit starken Stimmungsschwankungen einhergehen können. Viele Mütter müssen häufig weinen, sind müde und erschöpft. Der sogenannte Baby-Blues hat sie voll im Griff. Wenn die Beschwerden nach einigen Tagen nicht von selbst abklingen oder kaum auszuhalten sind, kann eine postpartale Depression dahinterstecken.

Die sogenannte Wochenbett-Depression wird häufig von starken Zweifeln und Scham begleitet. Die Frauen fragen sich, ob sie eine gute Mutter sein werden oder haben Schwierigkeiten, eine positive Bindung zu ihrem Baby aufzubauen, v. a. wenn die Entbindung schwierig war. Betroffenen fällt es oft schwer, darüber zu sprechen, was in ihnen vorgeht.

Rezidivierende Depression

Wenn Depressionen immer wiederkehren, spricht man von einer rezidivierenden Depression. Zwischen den depressiven Episoden liegen oft Monate oder Jahre ohne Symptome, bis die Verstimmtheit wieder auftritt.

Winterdepression (saisonal-affektive Störung)

In der kalten, dunklen Jahreszeit gerät bei vielen Menschen die innere Uhr aus dem Takt. Auch der Hormonhaushalt verändert sich: Der Körper schüttet mehr Melatonin aus, der Serotonin-Spiegel sinkt und im Winter fehlt Vitamin D.

Die Folge: Viele Menschen schlafen mehr oder haben weniger Energie als sonst. Die Stimmung ist gedrückt und man zieht sich lieber in die eigenen vier Wände zurück. Mit einer Lichttherapie kann man einer Winterdepression entgegenwirken.

Somatoforme Störung

Die somatoforme Störung war früher auch als larvierte, maskierte oder somatisierte Depression bekannt. Dabei fehlen typische psychische Symptome wie Betrübtheit, innere Leere und Freudlosigkeit. Stattdessen klagen die Betroffenen über Kopfschmerzen, Atembeschwerden und Magen-Darm-Probleme.

Bevor die Betroffenen mit einer Behandlung beginnen, z. B. Psychotherapie, sollten sämtliche körperliche Beschwerden differenzialdiagnostisch abgeklärt werden, um auf Nummer sicher zu gehen. Es kann auch eine hypochondrische Störung vorliegen.

Depressionen bei Kindern und Jugendlichen

Stimmungsschwankungen, emotionale Krisen und vorübergehende Launenhaftigkeit gehören zu den normalen Entwicklungserscheinungen und treten in der Pubertät gehäuft auf. Im Unterschied zu einer depressiven Episode sind solche Phasen aber nur von kurzer Dauer. Geht die Verstimmtheit bei Kindern und Jugendlichen nicht von alleine wieder weg, sollten Eltern und andere Bezugspersonen genauer hinsehen.

Vor allem bei jungen Menschen zeigen sich Depressionen aber nicht nur als Verstimmtheit. Dauernde Selbstzweifel und schnelles Aufgeben können ebenso ein Anzeichen für Depressionen sein. Auch körperliche Beschwerden wie Bauch- und Kopfschmerzen kommen vor. Generell wirken die betroffenen Kinder und Jugendlichen plötzlich verschlossener, zurückgezogener oder gereizter als zuvor. Sie haben kaum noch Lust, ihren Hobbys nachzugehen und die Noten werden schlechter. Hinzu kommen Schlafstörungen und ein veränderter Appetit. Manche Betroffene mögen nicht einmal mehr ihr Lieblingsessen. Andere futtern Selbstzweifel und andere Sorgen wortwörtlich in sich hinein.

Statt nachzubohren, was denn mit ihnen los sei, sollten Eltern geduldig bleiben und ihren Kindern die Möglichkeit geben, selbst zu erzählen. Sie können z. B. sagen: „Ich habe immer ein offenes Ohr für dich“ oder „Egal was ist, ich bin immer für dich da“.

Behandlungsmöglichkeiten bei Depressionen

Zur Behandlung einer Depression stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Zu wesentlichen Therapiemaßnahmen zählen vor allem Medikamente, meist sogenannte Antidepressiva, und Psychotherapie. In jedem Fall erfolgt eine Aufklärung über die Erkrankung. Die Fachwelt nennt das Psychoedukation. Bei der Behandlung einer Depression können auch Ergotherapie oder Musiktherapie zum Einsatz kommen.

Sogenannte Antidepressiva sind Medikamente gegen Depressionen, denen ein ähnliches Prinzip zugrunde liegt. Diese sollen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen die Konzentration von sogenannten Neurotransmittern im Gehirn, vor allem von Serotonin bzw. Noradrenalin oder Dopamin, erhöhen.

Es gibt unterschiedliche Methoden der Psychotherapie. Eine Psychotherapie kann einzeln, in der Gruppe oder auch als Paartherapie erfolgen.

Bei der repetitiven Transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) wird eine Spule an die Kopfhaut angelegt. Diese erzeugt elektromagnetische Impulse, die wiederholt verabreicht werden. Dafür ist keine Betäubung bzw. Narkose notwendig. Ein Behandlungszyklus umfasst fünf Sitzungen pro Woche, die 20 bis 30 Minuten dauern. Die Behandlung erfolgt über drei bis sechs Wochen. In seltenen Fällen kann es zu einem Krampfanfall kommen.

Neben Bewegungstherapie hat sich vor allem Sport in der Gruppe als sporttherapeutische Maßnahme bewährt.

Bei Depressionen, die einen Zusammenhang mit den Jahreszeiten zeigen, empfehlen Fachleute mitunter Lichttherapie. Diese hat das Ziel, den Spiegel der Hormone Serotonin und Melatonin zu regulieren.

Zudem können Selbsthilfegruppen u.a. durch gegenseitigen Austausch entlasten.

Was können Angehörige tun?

Auch für Angehörige kann es sehr schwer sein, wenn ein nahestehender Mensch an einer Depression erkrankt. Depressionen eines Elternteils können etwa Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern haben. Es kann z.B. zu einer verlangsamten Entwicklung, Verhaltensauffälligkeiten oder Problemen in der Schule kommen.

Wie man sich selbst helfen kann

  • Hilfe suchen: Es kann schwer sein, sich zu überwinden, Hilfe zu suchen.
  • Den Tag planen: Ein strukturierter Tagesablauf unterstützt im Alltag.

Diagnose von Depressionen

Für die Diagnose einer Depression berücksichtigen Ärztinnen oder Ärzte unter anderem den Schweregrad und die Dauer der Symptome. Die Ärztin oder der Arzt fragt nach Symptomen und wie lange sie bestehen. Sie oder er erkundigt sich zudem nach der Lebenssituation und möglichen Problemen bei der Alltagsbewältigung. Die Ärztin oder der Arzt schließt auch andere mögliche Erkrankungen aus bzw. Zudem ist es wesentlich, organische Ursachen für die Depression auszuschließen - z.B. durch ein Schädel-Hirn-Trauma. Es können auch Fragebögen zum Einsatz kommen, um die Stellung der Diagnose zu unterstützen.

Fachleute teilen Depressionen in drei Schweregrade ein:

  • Leichte depressive Episode: Mindestens zwei oder drei der oben angegebenen Symptome sind vorhanden.
  • Mittelgradige depressive Episode: Vier oder mehr der oben angegebenen Symptome sind vorhanden.
  • Schwere depressive Episode: Darunter verstehen Fachleute eine depressive Episode mit mehreren oben angegebenen quälenden Symptomen. Der Verlust des Selbstwertgefühls und Gefühle von Wertlosigkeit sowie Schuld sind stark ausgeprägt. Suizidgedanken sowie Suizidhandlungen sind häufig. Bei einer schweren depressiven Episode können auch psychotische Beschwerden auftreten. Dazu zählen zum Beispiel Halluzinationen oder Wahnideen. Aber auch Bewegungsstörungen oder ein Stupor können vorhanden sein. Der Alltag ist stark beeinträchtigt.

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