Depression ist eine häufig vorkommende psychiatrische Erkrankung. Sie weist eine Häufigkeit (Punkt-Prävalenz) von 5,6% auf. Die Erkrankung kommt weltweit, unabhängig von Kulturunterschieden und in jedem Lebensalter, vor. Besonders beim Umgang mit depressiven Personen können Angehörige und Freunde, ein wichtiger Baustein in deren Gesundung sein.
Informationen und Unterstützung für Angehörige und Freunde
Ganz wichtig ist, dass man, auch als Angehöriger oder Freund einer depressiven Person, sich selber über diese Krankheit informiert. Informationen über die Symptome, Ursachen und über den Verlauf der Erkrankung sind wichtig, um mit dem Erkrankten umgehen zu können. Zusätzlich erfährt man näheres zu möglichen Behandlungsoptionen und Selbsthilfemöglichkeiten.
Zusätzlich könnte man an einer psychoedukativen Angehörigengruppe teilnehmen. Diese werden meistens von Psychologen, oder Psychiatern angeboten. Besonders hilfreich ist für die depressiven Personen, wenn sie die aktive Unterstützung von Angehörigen und Freunden, bei ihrem Genesungsweg, erfahren.
Wie man konkret helfen kann
Seien Sie präsent und bieten Sie ihm ihre Hilfe an. Dadurch können Sie erfahren, wie er sich aktuell fühlt und welche Bedürfnisse aktuell bestehen. Obwohl Sie manchmal auch auf Ablehnung oder heftige Zurückweisung stoßen können, sollten Sie sich nicht dadurch entmutigen lassen.
Erinnern Sie jedoch den Betroffenen, dass Depression eine psychiatrische Erkrankung ist und dass bereits mehrere gute Therapien dafür existieren. Unterstützen Sie ihn bei der Suche und begleiten Sie ihn bei entsprechenden Terminen. Depressive Patienten haben oft Schwierigkeiten normale Alltagstätigkeiten zu bewältigen. Es soll jedoch immer auf die Autonomie der depressiven Person geachtet werden. Man soll nicht alle Aufgaben vom Betroffenen übernehmen, da Angehörige sonst in ihrer Annahme, dass sie nichts mehr schaffen können, bestärken. Somit sollte man immer wieder auf ein Mitwirken des Betroffenen achten.
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Auch bei der Suche nach Betreuungsangeboten und Hilfen, sollten Angehörige den Wünschen des Betroffenen zuhören und auf diese eingehen. Erinnern Sie den Betroffenen daran, einen Arzt aufzusuchen.
Die Bedeutung der Selbstfürsorge für Angehörige
Um jemanden helfen zu können, muss man zuerst auf die eigene Gesundheit achten. Die Betreuung eines depressiven Angehörigen oder Freundes, kann sehr energieaufwendig sein. Außerdem kann man, durch die bewusste Wahrnehmung von Entspannungsaktivitäten, seine Energiereserven füllen, damit man wieder aktiv dem Erkrankten zur Seite stehen kann.
Beim Umgang mit einem depressiven Angehörigen, kann es zur Erzeugung von negativen Gefühlen bei sich selber kommen. Auf die Dauer wird das Unterdrücken von negativen Gefühlen schwierig und führt zu einer erhöhten Reizbarkeit und Irritation, sowie zu einem deutlichen psychischen Druck beim Angehörigen.
Besonders wichtig ist es, auch als Angehöriger, anzuerkennen, ab wann man selber Hilfe braucht. In Wirklichkeit jedoch, ist das Erkennen der Notwendigkeit Hilfe zu erhalten, ein Zeichen von Kompetenz. Außerdem könnte man sich, bei gegebener Möglichkeit in der Hauptlast der Betreuung des depressiven Angehörigen, mit anderen Angehörigen abwechseln.
Weitere wichtige Aspekte
- Aufmerksam sein: Hören Sie Ihrer:Ihrem Partner:in gut zu, wenn sie:er über ihre:seine Gefühle spricht. So können Sie Veränderungen rasch merken und Hilfe anbieten.
- Die Depression akzeptieren: Eine Depression ist eine Krankheit, die man ernst nehmen muss. Informieren Sie sich darüber. So können sie Ihre:n Partner:in besser verstehen.
- Keine Ratschläge geben: Bieten Sie ein offenes Ohr, eine innige Umarmung und Hilfe an. Das hilft ihrer:ihrem Partner:in am meisten.
- Schuldzuweisungen vermeiden: Niemand ist an der Depression schuld. Weder Ihr:e Partner:in noch Sie. Diskussionen darüber bringen nichts.
- Entscheidungen erleichtern: Während einer Depression fällt es einem schwer, etwas zu entscheiden. Sie können dabei unterstützen und zeigen, welche Optionen es gibt.
- Die:Den Partner:in nicht bevormunden: Bevormunden bewirkt nur Streit und Widerstand. Niemand möchte bevormundet werden, auch Sie nicht.
- Gefühle nicht unterdrücken: Es ist völlig natürlich, wenn Angehörige diese Gefühle haben: Wut, Zorn, Angst, Enttäuschung, Traurigkeit, Ärger oder Ohnmacht. Sie dürfen diese Gefühle auch zulassen und zeigen. Es belastet Sie und die Beziehung, wenn Sie Gefühle unterdrücken.
- Auf sich achten: Es ist schön, dass Sie Ihre:n Partner:in unterstützen und für sie:ihn da sind. Vergessen Sie aber nicht Ihre eigenen Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse. In einer Selbsthilfegruppe für Angehörige können Sie mit Menschen reden, denen es ähnlich geht. Dort finden Sie in schwierigen Zeiten immer Verständnis und Beistand.
Denken Sie daran, dass Sie Ihre:n Partner:in nicht an allem teilhaben lassen müssen und Nähe auch manchmal Grenzen braucht. Es ist wichtig, auf die eigene Gesundheit zu achten und sich Hilfe zu holen.
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Wenn ein Partner, ein Familienangehöriger depressiv wird, wirkt sich das immer auf die Beziehung, das Zusammenleben, die ganze Familie und das Umfeld aus. Nicht aufhören, mit dem kranken Partner Kontakt zu halten und zu reden, auch wenn er sich abwendet und verschließt, ist eine der schwierigen Aufgaben, die dem Angehörigen nun abverlangt werden. Sätze wie „Lach doch wieder!“ oder „Reiß dich zusammen!“ bringen allerdings nichts. Sie können im Gegenteil sogar schaden.
Man soll den Partner akzeptieren und ihm signalisieren, dass er so sein darf. Man soll ihm auch zeigen, dass man weiß, dass er keine Wahl hat und keine böse Absicht hinter seinem derzeitigen Verhalten steckt.
Viele beziehen es auf sich, wenn der Partner depressiv wird. Sie bekommen Schuldgefühle, weil sie meinen, durch eigenes Verhalten oder etwaige Verfehlungen der Vergangenheit die Depression ausgelöst zu haben. Sie fühlen sich hilflos, weil sie nicht wissen, wie sie helfen können.
Oft ist es aber so, dass ein schlechtes Gewissen besteht. Dann kann eine ungesunde Dynamik entstehen, vor allem bei einer sehr lang andauernden depressiven Erkrankung. Manche werden co-depressiv. Eine Selbsthilfegruppe oder eine Beratung bei einer Selbsthilfestelle können sehr hilfreich sein, wenn es um Abgrenzung und Selbstschutz geht. Manche trauen sich nicht aus dem Vollen zu schöpfen und das Leben zu genießen, wenn sein:e oder ihr:e Partner:in an Depressionen leidet.
Umgang mit Suizidgedanken
Äußert der Partner Suizidgedanken, so informieren Sie den Hausarzt, den behandelnden Facharzt oder auch den Amtsarzt. Letzterer kann als einziger bei Suizidgefahr gegen den Willen und zum Schutz des Patienten eine stationäre Aufnahme einleiten. Das Thema sollte darum nicht tabuisiert werden.
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Man sollte zuhören, aufgreifen und nachfragen, ob der:die Betroffene darüber reden möchte oder Unterstützung braucht. Solche Gedanken offen anzusprechen wirkt eher antisuizidal.
Hilfe für Kinder
Die Kinder selbst sollte man entsprechend ihrem Alter und Auffassungsvermögen informieren, dass die Mutter oder der Vater krank sind und sich daher so verhalten, wie sie sich eben verhalten. Es scheint mir wichtig, den Kindern wiederholt klar zu machen, dass sie nicht schuld an diesen Problemen sind. Man soll die Kinder stets auch ermuntern, über ihre Gefühle zu sprechen, und ihnen immer gut zuhören.
Die Rolle der professionellen Hilfe
Die Diagnose und mögliche erste Schritte öffnen den Hoffnungsraum. Der Arzt oder Therapeut, der den Depressiven behandelt, kann auch dem Nicht-Depressiven weiterhelfen, wenn der einmal nicht mehr aus und ein weiß.
Es kann helfen, sich an den Hausarzt zu wenden, der vielleicht nichts davon weiß und in der Regel guten Kontakt zu seinen Patienten hat. Er könnte einen Hausbesuch machen, besonders wenn man sich ernsthaft Sorgen macht und wenn eine Selbstmordgefährdung bestehen könnte. Ich empfehle auch, nicht lange zu fragen: Willst du zum Arzt?, da sich der Depressive ja schwer tut, Entscheidungen zu treffen.
Zusammenfassende Tipps für Angehörige
- Seien Sie sich darüber im Klaren, dass Depression eine Krankheit ist.
- Sprechen Sie das Thema Depression auch in Ihrem Umfeld an.
- Bleiben Sie in Kontakt mit der depressiven Person, auch wenn das oft schwierig ist.
- Mitfühlen, aber nicht mitleiden.
- Versuchen Sie einen möglichst geregelten Tagesrhythmus einzuhalten: Aufstehen, Körperpflege, Mahlzeiten etc.
- Ermutigen Sie den Betroffenen zu Aktivitäten, machen Sie Angebote, immer und immer wieder.
- Achten Sie auf Ihre eigenen Ressourcen und Grenzen.
Wo man Hilfe findet
Die wichtigste Anlaufstelle ist HPE - Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter. HPE bietet Informationsmaterialien, Beratung, Selbsthilfegruppen, Seminare und vieles mehr in ganz Österreich. Es kann sowohl der:dem Betroffenen als auch Ihnen selbst als Angehörige:r, Partner:in oder Freund:in sehr helfen, wenn auch Sie sich Unterstützung holen: www.hpe.at
Um herauszufinden, ob jemand an einer Depression erkrankt ist, gehen ärztliche oder psychologische Psychotherapeutinnen und -therapeuten in zwei Schritten vor: Zum einen fragen sie nach Beschwerden, die auf eine Depression hinweisen können. Zum anderen versuchen sie, andere Erkrankungen oder Probleme auszuschließen, die ähnliche Beschwerden verursachen.