Lawinensicherheit & Verhalten bei Lawinen: Ein umfassender Leitfaden

Obwohl die Lawinengefahr in einigen Regionen nicht gegeben ist, werden doch viele Menschen, die in westlichen Gebieten Winterurlaub machen, damit konfrontiert. Allen Betroffenen, besonders Tourengehern, soll das lawinengerechte Verhalten ins Gedächtnis gerufen werden, denn Lawinengefahr = Lebensgefahr.

Die wichtigste Funktion von Lawinenverschüttetensuchgeräten (LVS-Geräten) und Lawinenrucksäcken: im Ernstfall Leben retten! Deshalb sollte man beim Kauf keine Kompromisse eingehen, denn es geht um jede Minute bei der Suche nach Verschütteten. Statistisch sinkt die Überlebenschance nach einer halben Stunde auf nur mehr 30 Prozent.

Im vergangenen Jahr kamen in Österreich laut Statista.com bei 58 Lawinenunfällen elf Menschen ums Leben. Das ist deutlich weniger als im Jahr zuvor. Aufklärungsarbeit, Schulungen und Training, schneller und aktueller Informationstransfer sowie entsprechendes Sicherheits-Equipment tragen dazu bei, das Risiko bestmöglich zu minimieren. Denn kommt die Lawine erst einmal in Bewegung, wird mit ihr eine Kettenreaktion ausgelöst, die unaufhaltbar ist. Der Faktor Zeit spielt dabei eine große Rolle. Werden Verschüttete etwa innerhalb einer Viertelstunde gefunden, sind sie zu 90 % noch am Leben. Mit jeder weiteren Minute sinken die Chancen.

Faktoren, die Lawinen auslösen können

Lawinen donnern nicht aus heiterem Himmel zu Tal, folgende Faktoren spielen eine Rolle:

  • Verfestigung der Schneedecke und Haftung mit dem Untergrund
  • Belastung - einzelne Personen oder eine geschlossene Skifahrergruppe
  • Sonneneinstrahlung

Planung einer Skitour

Bei einer Skitour sollte beachtet werden:

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Planung:
  • Information - Lawinenlagebericht, Wetterbericht, Expertenauskunft
  • Notfallausrüstung mitnehmen - Lawinenschaufel und -sonde, Erste Hilfe-Paket, Verschüttetensuchgerät ?Pieps?, Biwaksack, eventuell Handy
Auf Tour:
  • Gefahrenzeichen erkennen - frischer Treibschnee, gefährliche Neuschneemengen, spontane Schneebrettlawinen, Setzungsgeräusche, starke Durchfeuchtung
  • Auftreten lokaler Gefahrenzeichen - gefährdetem Gebiet ausweichen, anderes Ziel wählen, Tour abbrechen
  • Aufstieg und Abfahrt - Abstand halten
  • Warnhinweise des Lawinenwarndienstes befolgen
Auskünfte:
  • Alpenverein 0512/291600

Was passiert im Kopf in Extremsituationen?

Zur Frage, was mit dem Menschen in einer extremen Stresssituation - wie einen Lawinenabgang - passiert, sagt die Expertin: „Eine Stressreaktion führt zu einer Verbesserung unserer körperlichen Leistungsfähigkeit, verringert zeitgleich jedoch unsere kognitive Kapazität. Das ist von der Evolution geformt. Wenn unsere Steinzeitvorfahren den Säbelzahntiger kommen sahen, dann ging es darum, physisch stark zu sein und schnell fliehen zu können. Unser Körper schüttet deshalb Hormone wie Cortisol und Noradrenalin aus. Es wird mehr Zucker im Blut verfügbar gemacht und die Zellen mit zusätzlicher Energie versorgt. Nun brauchen wir zwar Kraft, aber eigentlich sollte in einer solchen Situation ja der Kopf funktionieren. Stattdessen laufen unsere kognitiven Fähigkeiten auf Sparflamme und ein zielgerichtetes Handeln fällt schwer.”

Wie kann man dem entgegensteuern?

Die Psychologin erklärt, dass bei negativem Stress der Kopf nicht mehr richtig funktioniert. Er greift dann auf gewohnte Handlungsmuster zurück. Daher empfiehlt es sich für einen Lawinenabgang einen Automatismus einzuüben. „Wer den Ablauf regelmäßig trainiert und verinnerlicht, kann ihn eher abrufen und auf eine strukturierte Vorgehensweise zurückgreifen. Ich rate einer Gruppe auch, schon am Parkplatz zu klären, wer in einem solchen Falle welche Rolle übernimmt. Das spart im Ernstfall Zeit und erleichtert die Entscheidungsfähigkeit, deren Rationalität unter Stresseinfluss leidet”, so die Empfehlung von Sigrun Holzer. Es gilt also in der Stresssituation möglichst ruhig zu bleiben und nicht überstürzt zu handeln, auch wenn der Drang groß ist, sofort zu agieren. Erst ein paar Mal durchatmen und dann gezielt loslegen.

Holzer betont: „Generell ist empfehlenswert: Vorab alles tun, was die Komplexität der Lage vereinfacht.”

Richtiges Verhalten bei einem Lawinenabgang

Bei einem Lawinenabgang geht es um Leben und Tod. Mit dem richtigen Verhalten kann man seine Chancen erhöhen - sei es durch den optimalen Einsatz der Ausrüstung, die Vermeidung eines frühen Kontrollverlustes oder dem Schutz vor Verletzungen. Gerhard Vasold, Geschäftsführer von SPORT Vasold in Liezen, hat fünf Tipps parat, wie man sich bei einem Lawinenabgang richtig verhält:

  1. Versuche alles, um auf den Beinen zu bleiben und seitlich aus der Lawine hinaus zu steuern.
  2. Wenn die Flucht keine Option mehr ist, trenne dich rechtzeitig von Ski und Skistöcken. Diese erhöhen nicht nur das Verletzungsrisiko, sondern auch die Gefahr, tiefer verschüttet zu werden. Vor allem die Skistöcke müssen weg, damit die Hände frei sind.
  3. Greife zu deiner Ausrüstung (Lawinen-Airbag ziehen) und versuche, dich mit Schwimmbewegungen an der Oberfläche der Lawine zu halten.
  4. Bevor der verdichtete Schnee zum Stillstand kommt und dir kein Bewegungsspielraum mehr bleibt, bilde mit den Händen einen Hohlraum vor Mund und Nase.
  5. Starte dann den Versuch in eine gehockte Stellung zu kommen: Arme vor die Brust, Hände als Atem-Hohlraum vor Mund und Nase.

Richtiges Verhalten als Retter

Beobachtet man einen Lawinenabgang aus der Distanz und sieht wie Personen davon betroffen werden, ist es wichtig, diese und ihre abschließende Position genau im Auge zu behalten. Die Kenntnis der Lage ist wichtigste Voraussetzung einer rechtzeitigen Bergung. Auch für Lawinen-Helfer hat der Bergsportexperte aus Liezen einige Tipps:

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  1. Begib dich an die vermutete Verschüttungsstelle und versuche, die genaue Position durch optische oder akustische Signale zu bestimmen. Aber vergiss dabei nicht auf deine eigene Sicherheit, denn Nachlawinen können immer wieder abgehen.
  2. Markiere den vermuteten Suchbereich für dauerhafte Orientierung.
  3. Strukturiert, ruhig, aber schnell lautet die Devise. Sind mehrere Personen anwesend, werden die Aufgaben verteilt: Bergrettung informieren, Kommando übernehmen und Situation koordinieren, Suche starten, Sonden und Schaufeln vorbereiten.
  4. Die richtige Beherrschung des LVS-Gerätes ist Pflicht für alle Wintersportler. Die Suche startet, indem du dem stärksten Signal folgst und den Radius immer weiter einschränkst.
  5. Wurde der Verschüttete geortet, beginnst du sofort mit dem Ausgraben. Die wichtigste Aufgabe dabei ist die Freilegung des Kopfes und eine Kontrolle, ob die Atemwege frei sind.
  6. Die nächsten Schritte: das Einleiten der notwendigen Maßnahmen der Ersten Hilfe und das weitere Auskühlen des Geborgenen verhindern. Dabei gilt aber Vorsicht beim Bewegen des Verschütteten. Bei einer Unterkühlung kann es durch Bewegung zu ernsthaften Herz-Kreislauf-Problemen führen.
  7. Immer am Unfallort bleiben, bis die Rettungskräfte eintreffen.

Risikomanagement erlernen

Ob auf Skitouren oder beim Freeriden: Immer wenn es ins ungesicherte Gelände geht, musst du das Lawinenrisiko abschätzen können. Eine sorgfältige Planung, angepasstes Verhalten im Gelände und die Erfahrung potentielle Gefahrenstellen erkennen zu können, sind die Grundlage für deine Sicherheit auf Tour. Um dieses Wissen zu vermitteln, bietet Ortovox seit 2008 in Kooperation mit rund 30 Bergschulen Sicherheitstrainings und LVS-Trainings für Einsteiger und Fortgeschrittene in Form ihrer eigenen Safety Academy, der weltweit größten Ausbildungsinitiative zur Lawinenprävention, an.

Gerhard Vasold, Geschäftsführer von SPORT Vasold in Liezen, ist der Meinung, dass sich jeder damit beschäftigen muss, den Notfall zu vermeiden. Dazu hat er uns einige Fragen beantwortet.

SPORT 2000: Was gilt es beim Thema Sicherheit bei Skitouren zu berücksichtigen?

Gerhard: Ganz wichtig ist die Vorbereitung, die sollte mit Verstand gemacht werden, um die möglichen Risiken zu minimieren. In die Tourenplanung gehören das Wetter, die Betriebszeiten der Seilbahnen, die eigene konditionelle Verfassung und die der Kameraden. Unbedingt auch Reserven einplanen. Eine Tour muss an die eigenen Leistungsgrenzen angepasst sein. Persönlich empfehle ich jedem Tourengeher, dass er einen Zettel mit allen wichtigen Daten der Tour (Startzeit, geplante Rückkehr, genaue Route, Teilnehmer der Tourengruppe) sichtbar ins Auto legt. Als Hinweis für andere, sollte ein Notfall eintreten. Leider machen das die wenigsten. Aber grundsätzlich gilt, sich damit zu beschäftigen, dass kein Notfall eintritt!

SPORT 2000: Was darf auf der Tour nie fehlen?

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Gerhard: Das Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS) ist ein Muss auf jeder Tour. Dabei lieber ein einfaches wählen, das man beherrscht, als ein Nonplusultra-Gerät, das man nicht versteht. Regelmässiges Üben mit dem Gerät ist das Um und Auf. Die Airbag-Rucksäcke sind auch eine tolle Sache. Sie sind das Einzige was aktiv vor einer Verschüttung schützt. Des weiteren gehören eine Schaufel mit Teleskopstil und einem Schaufelblatt aus Metall sowie Seile, ein Erste-Hilfe-Paket, Rettungsdecke und Wärmebeutel zur Pflichtausrüstung. Ganz wichtig ist, dass man auch eine Reservekleidung einpackt. Aber die beste Ausrüstung hilft nichts, wenn man nicht damit umgehen kann.

SPORT 2000: Worauf kommt es dir bei bei einem Notfall an?

Gerhard: Das Allerwichtigste ist die Kameradenhilfe, darüber geht nichts.

SPORT 2000: Wie und wie oft wartet man seine Sicherheitsausrüstung?

Gerhard: Die Sicherheitsausrüstung muss regelmäßig beziehungsweise vor jeder Tour kontrolliert werden. Vor allem auf Funktionalität, Abnutzungserscheinungen und Schäden. Das LVS-Gerät sollte immer mit einer vollen Batterie bestückt sein und der Lawinenrucksack muss ständig überprüft werden. Dabei ist wichtig, dass man ihn daheim auch mal selbst auslöst, damit sich in der Notsituation keine Scheu vorm Ziehen auftut. Zumindest einmal im Jahr bringt man ihn in den Fachhandel, um ihn überprüfen zu lassen. Grundsätzlich gilt: Kontrolle ist einfach alles!

Häufigste Fehler und fatale Irrtümer

  • Das LVS-Gerät im Rucksack statt am Körper mitführen.
  • Plastikschaufel statt Metall
  • Eine Tour planlos starten & Prognosen (Wetter, Schneeverhältnisse, Lawinengefahren) ignorieren.
  • Sich durch LVS-Geräte und anderes Sicherheitsequipment in Sicherheit wähnen.
  • Falscher Ehrgeiz
  • Die Hände NICHT in die Schlaufen der Stöcke geben, sonst läufst du bei einer Lawine Gefahr, mitgerissen zu werden.
  • Wald schützt NICHT vor Lawinen; unterhalb der Waldgrenze ist es genauso gefährlich.
  • Skispuren von anderen garantieren NICHT für Lawinensicherheit.
  • Spuren im Schnee garantieren NICHT für eine sichere Route.

Schätzen Sie Ihre Kräfte und die Kräfte der BegleiterInnen richtig ein. Das Tempo richtet sich nach der schwächsten Person in der Gruppe. Planen Sie die Tour genau: Wie verläuft die Route? Wie lange ist die Gehzeit? Wann muss ich aufbrechen, damit sich die Tour ausgeht? Informieren Sie sich vor der Tour über die Lawinengefahr und die Gefahrenstufe (1-5). Achten Sie im Gelände auf Gefahrenzeichen für Lawinen. Machen Sie regelmäßig Pausen und trinken Sie ausreichend. Halten Sie Abstände zu den anderen Gruppenmitgliedern ein. So entlasten Sie die Schneedecke. Beim Aufstieg in Steilhängen sollten Sie etwa 10 m Abstand einhalten, bei der Abfahrt mindestens 30 m. Vermeiden Sie nach Möglichkeit Stürze bei der Abfahrt; Stürze belasten die Schneedecke stark. Tragen Sie einen Helm. In kleinen Gruppen bis zu sechs Personen sind Sie am sichersten unterwegs. Bleiben Sie in der Gruppe zusammen. Schützen Sie die Pflanzen, die Tiere und die Umwelt!

Starke Schneefälle gepaart mit heftigem Sturm führen zu einer erhöhten Lawinengefahr. Die starken Schneefälle mit Sturm und Triebschneebildung, dazu sehr kalte Temperaturen, führten in vielen Teilen Österreichs zu einer kritischen Lawinensituation. Aufgrund der angespannten Triebschneesituation der letzten Tage sollte das Augenmerk auf eine sichere und gut überlegte Spuranlage gelegt werden. „Gerade bei frischem Triebschnee sind die Übergangsbereiche von wenig zu viel Schnee sehr heikel. “

Für Tourengeher und Freerider bedeutet das, wenn überhaupt, sehr behutsam und überlegt ins Gelände zu gehen. Eine genaue Planung vor der Skitour darf nicht fehlen! Die Tourenwahl sollten sehr defensive und gut überlegt werden. Beim Verlassen des gesicherten Skiraumes auf die vollständige Lawinen-Notfall-ausrüstung achten. Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS), Sonde, Schaufel, Erste Hilfe Paket, Biwaksack und Handy sind unverzichtbar!

Lawinenzeiten und ihre Auswirkungen

Im Zeitraum von nur drei Tagen ereigneten sich in vielen Bundesländern Österreichs zahlreiche Lawinenabgänge. In Tirol und Vorarlberg waren Unfälle mit Personenbeteiligung am häufigsten, acht Todesopfer finden sich in diesem Zeitraum in den Auswertungen der Alpinunfalldatenbank des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit (ÖKAS) und der Alpinpolizei. Es ist auffällig, dass in wenigen kurzen Perioden eines Winters Ereignis- und Opferzahlen wesentlich höher sind als in den übrigen Zeiträumen. Als „Lawinenzeiten“ bezeichnen Expert:innen dieses Phänomen, und fragt man sie nach weiteren Hintergründen, gibt es klare Antworten und Empfehlungen.

Im Zeitraum von 03.02.2023 bis 05.02.2023 kamen im ungesicherten Skiraum in Österreich acht Personen aufgrund von Lawinenabgängen ums Leben (Mittel 10 Jahre für die gesamte Saison: 19 Lawinentote). Zum aktuellen Zeitpunkt wurden in der Datenbank des ÖKAS/BMI von der Alpinpolizei 36 Personen eingetragen, die unmittelbar an Unfallereignissen beteiligt waren.

Fünf der tödlich verunglückten Lawinenopfer waren im Variantenbereich, zwei auf Skitour und einer bei Schneeräumungsarbeiten unterwegs. Sechs der Unfälle mit tödlichem Ausgang ereigneten sich in Tirol, einer in Vorarlberg. Zwei der sieben Unfälle ereigneten sich bei Lawinenwarnstufe erheblich (3), fünf bei Lawinenwarnstufe groß (4).

Aktuell herrscht in Tirol oberhalb etwa 1.800 m weiterhin erhebliche Lawinengefahr. „Wir befinden uns dabei noch im oberen Bereich dieser Gefahrenstufe, haben es also unverändert mit einer für Wintersportler heiklen Lawinensituation zu tun“, so Patrick Nairz vom Lawinenwarndienst Tirol. Dies bestätigen Stabilitätsuntersuchungen, aber auch Alarmzeichen, wie gehäuft auftretende Wummgeräusche oder Rissbildungen, vereinzelt sogar noch spontane Lawinenabgänge, die die Mitarbeiter:innen des Lawinenwarndienstes Tirol beobachten.

Andreas Pecl, Leiter des Lawinenwarndienstes Vorarlberg, blickt auf die Ereignisse der letzten Tage zurück und erklärt: „Es sind zahlreiche Lawinenereignisse aufgrund der vorhergesagten Situation festzuhalten. Entscheidend war in unseren Regionen die Verbindung des Neu- und Triebschnees mit der Altschneeoberfläche. Die Ursachen für Auslösungen waren dieselben wie in Tirol. Es wurde zudem eindringlich vor Lawinen gewarnt. Die Lawinenwarndienste arbeiten und entwickeln ihre Berichte in enger Abstimmung miteinander. Somit sind die Lawinenprognosen auch in Gebieten außerhalb der Heimatregion der Wintersportler:innen gut verständlich aufbereitet.

Viktor Horvath, Leiter der Alpinpolizei in Tirol, erklärt, dass das vergangene Wochenende auch die Alpinpolizei vor große Herausforderungen stellte. Die Dichte der Lawinenereignisse mit und ohne Personenbeteiligung, aber auch die atypischen Lawinenereignisse und der Grad der Gefährdung der Retter:innen war derartig hoch, dass die Bewältigung nur unter sehr guter Kooperation aller beteiligten Einsatzorganisationen möglich war.

Aus Sicht der Alpinpolizei wurde umfangreich und ausreichend gewarnt und auf die bevorstehenden Gefahrensituationen hingewiesen. Wenn für ein Wochenende Lawinenwarnstufe 4 auf der 5-teiligen Skala ausgegeben wird, gilt das nicht nur für den freien Skiraum (= das alpine Gelände), sondern auch für den Variantenbereich (= freier Skiraum, der innerhalb kurzer Zeit von Liftanlagen aus erreichbar ist).

„Es lässt sich immer wieder feststellen, dass trotz hoher Lawinengefahrenstufen die Varianten „niedergepflügt“ werden. Die Warnungen der Lawinenwarndienste müssen ernst genommen werden.

Das vergangene Wochenende stellte vielfache große Herausforderung an die freiwilligen Einsatzkräfte mehrerer Landesorganisationen des Österreichischen Bergrettungsdienstes dar. So galt es, die hohe Anzahl der Einsätze zu bewerkstelligen, dem starken Zeitdruck gerecht zu werden und einhergehend ein Risikomanagement durchzuführen, um die eigenen Mannschaften nicht über das vertretbare Maß hinaus zu gefährden.

Den Ausdruck „Lawinenzeiten“ prägte ursprünglich der langjährige Ausbildungsleiter der Österreichischen Berg- & Skiführer, Klaus Hoi.

Das ÖKAS und seine Partner sind tagtäglich damit konfrontiert, wie schwierig es ist, Wintersportler:innen eindringlich vor besonders hoher Lawinengefahr zu warnen. Im Bereich der Lawinenwarndienste werden bereits viele niederschwellige Möglichkeiten genützt, Informationen nach außen zu tragen. Es ist zu hoffen, dass durch vermehrt unterstützende Informations- und Öffentlichkeitsarbeit Dritter in diesem Bereich ein Fortschritt erzielt werden kann.

Standardmaßnahmen bei Wintersport im freien Gelände sind essenziell. Entlastungs- oder Sicherheitsabstände können zum Beispiel bei geringem Aufwand erheblich weniger Risiko bewirken. Besonders in die Vorbereitung und Planung von Touren und Abfahrten soll investiert werden - diese Phase nämlich hält einem die Gefahren vor Augen und lässt die richtigen Entscheidungen im Vorfeld zu.

Viele Wintersportler:innen halten sich durch entsprechende Tourenplanung oder den Verzicht auf Touren im alpinen Bereich auch an diese Empfehlungen. Leider erreichen die Warnungen die Risikogruppen allerdings bisher nur in unzureichendem Ausmaß. Insbesondere Jugendliche und andere Unerfahrene, die nur für wenige Tage im Winter im alpinen Gelände unterwegs sind, gilt es, noch besser mit Informationen über die Risiken und Gefahren zu versorgen.

Verhalten im Falle einer Verschüttung

Wer sich außerhalb des gesicherten Skipisten aufhält, muss sich unweigerlich mit dem Thema Lawinen beschäftigen. Primär gilt es den Notfall zu vermeiden und sich im freien Skiraum richtig zu verhalten. Wenn sich erstmal das Schneebrett oder die Lawine gelöst hat, sollte man sofort seinen Lawinenairbag aktivieren. Außerdem sollte man versuchen, durch eine Fluchtfahrt den Gefahrenbereich seitlich verlassen zu können. Droht die Gefahr einer Verschüttung, gilt es sich von den Stöcken und Skiern zu befreien. Denn diese können wie ein schwerer Anker wirken, und einen in die Tiefe ziehen. Schwimmbewegungen helfen auch, um an der Oberfläche zu bleiben. Wenn die Lawine langsam zum Stillstand kommt, sollte man seine Hände vor das Gesicht bringen, um so eine Atemhöhle zu bilden.

Im Ernstfall wird es den Wenigsten gelingen, sich an all diese Verhaltensregeln zu halten. Zu schnell geht alles und zu groß ist die Wucht der Lawine. Rund die Hälfte aller Lawinentoten erliegt im Übrigen mechanischen Verletzungen, wie etwa durch Bäume oder Steine. Hat man den Lawinenabgang überlebt, gilt es Ruhe zu bewahren und möglichst wenig Sauerstoff zu verbrauchen. Jetzt ist man auf die Hilfe der Begleiter bzw. der Rettungskräfte angewiesen, denn selbst ist eine Befreiung aus dieser Lage zumeist nicht mehr möglich.

Wurden Personen verschüttet gilt es zunächst Ruhe und einen kühlen Kopf zu bewahren, um die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Trotzdem muss nun rasch gehandelt werden, denn die Statistik zeigt, dass in der ersten Viertelstunde die Überlebenschancen noch sehr gut sind, aber bereits nach 35 Minuten rund 70 Prozent nur noch tot geborgen werden können. Nach 130 Minuten sind es gar nur noch 3 Prozent. In einer Gruppe sollte der Erfahrenste die Organisation der Suche übernehmen und den übrigen Rettern die jeweilige Funktionen zuweisen. Als erstes gilt es sofort den Notruf zu tätigen, um die Rettungskräfte zu alarmieren. Die weiteren Helfer beginnen unverzüglich mit der Suche. Hier gilt es jedoch auf den Eigenschutz Bedacht zu nehmen und auf die Gefahr von Nachlawinen zu achten. Um die Suche nicht zu erschweren bzw. zu behindern, müssen alle Mitglieder ihr Lawinenverschüttetengerät auf Empfang umstellen. Wenn es gelungen ist, den betroffenen Partner beim Lawinenabgang zu beobachten, dann erfolgt die Suche als erstes an seinem Verschwindepunkt nach unten hin.

Die Verschüttetensuche muss immer wieder geübt werden, um im Ernstfall rasch und richtig handeln zu können. Vor jeder Tourensaison ist es notwendig, sich erneut mit der Notfallausrüstung vertraut zu machen und diese auf ihre Funktionalität und Beschädigungen zu überprüfen.

Die richtige Ausrüstung

Zur Grundausstattung gehören das Lawinenverschüttetengerät, eine Lawinensonde und eine Lawinenschaufel. Diese Ausrüstungsgegenstände müssen immer dabei sein. Zusätzlich wären ein Biwaksack und ein Erste-Hilfe-Set zu empfehlen. Zunehmend finden auch Lawinenairbags Verwendung, die eine Lawinenverschüttung verhindern können. Leider sind diese in der Anschaffung immer noch sehr teuer. Eine Alternative dazu sind die Lawinenbälle.

Alarm- und Entwarnungssignale

  • Alarm: Auf- und abschwellender Heulton ca. 1 Minute.
  • Entwarnung: 1-minütiger gleichbleibender Dauerton.
Lawinenunfälle in Österreich (2013/14 - 2022/23)
Zeitraum Lawinentote (Mittel)
Gesamte Saison 19
03.02.2023 - 05.02.2023 8

tags: #verhalten #bei #lawine #sicherheit