Schizophrenie ist keine einzelne Erkrankung, sondern eine Gruppe von Erkrankungen mit unterschiedlichen Ausprägungen. Weltweit sind etwa ein Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens von einer schizophrenen Erkrankung betroffen. Das Erkrankungsrisiko ist bei Männern und Frauen sowie in verschiedenen Ländern und Kulturen ähnlich. Die genauen Ursachen sind noch nicht bekannt, es wird jedoch ein komplexes Zusammenspiel genetischer Veranlagung, neurobiologischer Faktoren, entwicklungsbedingter Faktoren und psychosozialer Belastungen vermutet.
Was ist Schizophrenie?
Die Schizophrenie ist eine schwere psychische Störung. Die Betroffenen leiden phasenweise unter massiven Veränderungen ihrer Gedanken, Gefühle und ihrer Wahrnehmung. Auch ihr Verhalten ändert sich dramatisch und wirkt auf Außenstehende oft bizarr oder beängstigend. Die Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung und gehört zu den Psychosen. Betroffene nehmen die Realität verändert wahr oder verarbeiten sie anders. Patienten und Patientinnen, die an Schizophrenie erkrankt sind, leben phasenweise in einer anderen Welt.
Schizophrene Erkrankungen sind mit vielen Vorurteilen behaftet, was zu einem zusätzlichen hohen Leidensdruck für die Betroffenen führt. Für Betroffene ist nicht nur die Krankheit an sich das Problem, sondern auch der Umstand, dass sie von der Umwelt meist als "verrückt" abgewertet werden. Umso wichtiger sind ein sensibler Umgang mit der Problematik und professionelle Hilfe. Jeder 100. ist in Österreich von Schizophrenie betroffen. In Österreich leidet etwa 1 % der Bevölkerung an dieser Erkrankung. Diese beginnt meist zwischen dem 18. und 35. Lebensjahr, Männer erkranken im Durchschnitt etwa 3 bis 4 Jahre früher als Frauen.
ICD-Codes
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen: F21 F20
Frühe Anzeichen der Schizophrenie
Die Schizophrenie tritt meist im jungen Erwachsenenalter erstmals auf - entweder plötzlich oder sie kündigt sich über Wochen, Monate oder sogar Jahre vorher durch Frühwarnzeichen an. Nicht alle Betroffenen merken, dass mit ihnen etwas nicht stimmt. Meist sind es Angehörige oder Freunde, die die ersten Symptome erkennen. Es ist sinnvoll Angehörige miteinzubeziehen, da sie aus einem anderen Blickwinkel berichten können.
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Bestimmte Anzeichen für Schizophrenie treten bereits im Vorfeld der Erkrankung selbst auf. Zu den ersten Anzeichen der Schizophrenie gehören Schlafstörungen, starke Reizbarkeit und Anspannung. Häufig reagieren die Betroffenen besonders empfindlich auf Licht und Geräusche. Sie werden oft misstrauisch gegenüber ihren Mitmenschen und ziehen sich zurück. Diese Symptome kennzeichnen eine Schizophrenie im sogenannten Prodromalstadium, dem Beginn der Erkrankung.
Dazu zählen plötzlicher Leistungsabfall, innere Unruhe, anhaltende Schlafstörungen, Grübeleien oder unbestimmte Angst. Wenn sich ein vertrauter Mensch plötzlich verändert, verunsichert das Angehörige. Nur durch umfassendes Wissen kann man dieser Verunsicherung entgegenwirken. Es sind gerade die Angehörigen, die in der Krankheitssituation Stütze und Bezugspersonen sind und ihm die Krankheit erleichtern können. Doch viele Angehörige sind überfordert, Reaktionen wie Scham, Schuldgefühle oder das Gefühl der Rat- und Ausweglosigkeit sind ständige Begleiter. In diesem Fall können Selbsthilfegruppen einen Teil dieser Last abnehmen.
Erste Anzeichen
- Ich-Störung
- Starrer Gesichtsausdruck und Emotionslosigkeit
- Sozialer Rückzug
- Vernachlässigung
Symptome der akuten Schizophrenie
Typisch für schizophrene Erkrankungen ist ein episodisches Auftreten psychotischer Phasen, wobei die Verläufe und Symptome von Person zu Person sehr unterschiedlich sein können. Bei einer Schizophrenie kommt es zu Phasen von akuten Psychosen. In diesen nehmen Betroffene ihre Umwelt und auch sich selbst anders wahr als sonst. Sie hören zum Beispiel Stimmen oder fühlen sich verfolgt. In diesen nehmen sie ihre Umgebung bzw. sich selbst anders wahr als sonst. Manchmal verlieren Betroffene den Bezug zur Realität völlig.
Für eine akute Psychose sind folgende Symptome typisch: Halluzinationen, Wahnvorstellungen sowie Denk- und Konzentrationsstörungen. Außerdem leiden die Betroffenen unter Antriebsmangel, einer Verarmung des Gefühlslebens und der Sprache sowie sozialem Rückzug.
Ein schubweiser Verlauf ist ein Kennzeichen der Schizophrenie. Die Beschwerden in der Akutphase unterscheiden sich von den Symptomen in der chronischen Phase. In der Akutphase spricht man von Positiv-Symptomen (positive Schizophreniesymptome, weil etwas „hinzugefügt“ wird): Hier überwiegen Symptome, die gesunde Menschen nicht wahrnehmen. Die Betroffenen hören, sehen oder fühlen „zusätzliche“ Dinge, die nicht real sind. Bei der akuten Phase überwiegen die Positiv-Symptome - das bedeutet, dass eine Wahrnehmung hinzukommt. Dann sind Halluzinationen (z.B.
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Mögliche Symptome in der akuten Phase:
- Halluzinationen: Eine Halluzination ist die Wahrnehmung von etwas, das in der Realität nicht da ist. Bei Schizophrenie kommt es häufig zum Hören von Geräuschen oder Stimmen. Diese Stimmen können etwas Freundliches sagen, jedoch auch bedrohlich sein. Betroffene können diese als eigene oder fremde Stimmen wahrnehmen. Oft kommentieren diese Stimmen das Verhalten der betroffenen Person oder geben ihnen „Anweisungen“. Des Weiteren finden sich dialogische Stimmen (der Erkrankte meint, Unterhaltungen über seine Person mitzuhören), kommentierende Stimmen (beschreiben alle Handlungen des Patienten) und auffordernde Stimmen, die dem Betroffenen Handlungsanweisungen geben.
- Wahn: Bei einem Wahn handelt es sich um eine Fehlbeurteilung der Wirklichkeit. Diese führt zu festen Überzeugungen. Am häufigsten tritt Verfolgungswahn auf. Daneben findet sich auch häufig der Wahn, zu etwas Besonderem berufen zu sein. Die Welt um einen herum wirkt sonderbar. Betroffene sehen „Zeichen“, die ihre Wahrnehmung bestätigen. Es kann sich zudem das Gefühl einstellen, dass eine Verschwörung vor sich geht. Es ist möglich, dass ein Wahn zu immer größerer Aggression führt. Viele Menschen mit einer akuten Psychose werden jedoch anderen gegenüber nicht gewalttätig. Sie können auch selbst Opfer von Unfällen oder Gewalt werden. Betroffene sind nicht mehr in der Lage, die Realität so zu sehen, wie sie ist. Sie sind überzeugt, dass das, was sie erleben, real ist und lassen sich auch durch gutes Zureden nicht vom Gegenteil überzeugen. Häufig fühlen sie sich von einzelnen Menschen, Behörden oder einer höheren Macht beobachtet und verfolgt. Anschuldigungen, man wolle sie vergiften oder gefährlicher Strahlung aussetzen, sind ebenfalls typisch.
- Beeinträchtigung der Sprache: Es fällt schwer, Sätze richtig zu formulieren. Betroffene sprechen oft unverständlich.
- Denkstörungen: Das Denken erscheint durcheinander und wirr. Es kommt zur Wiederholung von immer wieder denselben Gedanken. Aufmerksamkeitsstörungen, Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme sind typische Symptome einer Schizophrenie. Das Denken ist zusammenhangslos, durcheinander, unlogisch oder nicht nachvollziehbar. Gedankengänge brechen abrupt ab oder wechseln schnell. Häufig kommt es zu Wortneubildungen und einem gestörten Satzbau. Denken und Sprechen können stark verlangsamt oder beschleunigt sein.
- Ich-Störung: Bei einer Ich-Störung haben Betroffene beispielsweise das Gefühl, dass andere Menschen ihr Erleben und Denken steuern oder ihre Gedanken lesen. Betroffene können nicht mehr zwischen der eigenen Person und der Umwelt unterscheiden. Sie erleben sich selbst und ihre Umwelt als fremd, unwirklich und verändert. Sie sind mitunter davon überzeugt, dass andere Menschen ihre Gedanken lesen können, ihnen neue eingeben oder ihnen Gedanken entziehen. Sie fühlen sich vielfach von außen manipuliert, ferngesteuert oder hypnotisiert.
- Bewegungsauffälligkeiten: Manche Menschen haben einen ziellosen Bewegungsdrang, andere ahmen Bewegungen nach, schneiden Grimassen oder erstarren in ungewöhnlichen Körperhaltungen. Je nachdem, welche Symptome vorherrschen, können die Körperbewegungen übermäßig oder stark reduziert ausfallen.
- Auffällige Gefühle: Es kann zu innerer Leere, fehlenden Gefühlen oder depressiver Verstimmung kommen. Auch plötzlicher Stimmungswechsel oder unpassendes Verhalten ist möglich, zum Beispiel lachen in einer unangebrachten Situation. Viele Betroffene erleben gleichzeitig oder kurz hintereinander widerstreitende Gefühle. Sie empfinden häufig große Angst, fühlen sich niedergeschlagen, innerlich leer und reagieren gleichgültig. Zudem ist der Gesichtsausdruck oft starr, sowie die Gestik und Mimik reduziert.
- Eingeschränkte Denkleistung: Aufmerksamkeit, Konzentration und Gedächtnis sind gestört. Komplexe Aufgaben sind schwierig zu bewältigen.
- Sozialer Rückzug: Betroffene ziehen sich stark vom sozialen Leben (z.B. ihrem Freundeskreis) zurück. Häufig ziehen sich betroffene Menschen von Familie und Freunden zurück und sind gleichzeitig wenig an dem interessiert, was um sie herum passiert.
Symptome der chronischen Schizophrenie
In der chronischen Phase überwiegen die Negativ-Symptome (Minus-Symptomatik der Schizophrenie, weil etwas „fehlt“). Es stehen Emotionalität und Einschränkungen bestimmter psychischer Funktionen im Vordergrund. Die Patienten verfallen in äußere und innere Lethargie: Sie werden antriebslos und wirken erschöpft. Negativsymptome zeigen sich häufig in stabileren Phasen. Auch kognitive Beeinträchtigungen wie Konzentrationsstörungen oder ein verlangsamtes Denken sind typisch.
Eine ausgeprägte Negativ-Symptomatik liegt beim sogenannten schizophrenen Residuum vor. Es handelt sich um einen chronischen Zustand, der sich weiter verschlechtern kann: Negativ-Symptome wie Antriebsminderung, Gedächtnisstörungen, flacher Affekt und depressive Stimmung treten häufiger auf oder es kommen neue Negativ-Symptome dazu. Trotz eines Residuums kann sich der Zustand in Teilen auch wieder bessern. Es handelt sich also um eine umkehrbare Krankheitsphase.
Wenn sich der Zustand der Betroffenen stetig, aber schleichend verschlechtert, spricht man von einer Schizophrenia simplex (Simplex-Schizophrenie). Die Patienten sind immer schlechter behandelbar, die Therapeuten und Angehörigen dringen immer weniger zu ihnen durch.
Die Symptome der chronischen Schizophrenie treten in dieser Krankheitsphase immer häufiger auf, während die der akuten Krankheitsphase weiter zurückgehen.
Formen von Schizophrenie
Es gibt verschiedene Formen von Schizophrenie:
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- Paranoide Schizophrenie: Bei dieser stehen Wahnvorstellungen und Halluzinationen (vor allem Stimmenhören) im Vordergrund. Zudem haben Betroffene das Gefühl, von anderen Menschen beeinflusst und beobachtet zu werden. Die paranoide Schizophrenie ist die häufigste Form der Schizophrenie. Sie beginnt meist im Alter zwischen 25 und 35 Jahren.
- Hebephrene Schizophrenie: Bei einer hebephrenen Schizophrenie kommt es vor allem zu Veränderungen des Gefühlslebens. Die Gefühle passen dabei nicht zur jeweiligen Situation. Das Denken wirkt zerstreut und überreizt, das Verhalten erscheint unangemessen. Diese Form beginnt meist im Alter zwischen 15 und 25 Jahren. Hebephrene Schizophrenie (Antriebsstörungen, Denkstörungen, Reaktionsstörungen - fehlende Emotionalität, Distanzlosigkeit), beginnt meist zw. dem 15. und 25.
- Katatone Schizophrenie: Bei der eher seltenen katatonen Schizophrenie kommt es vor allem zu Auffälligkeiten der Bewegung. Zum Beispiel ist der Bewegungsdrang ausgeprägt, wirkt jedoch ziellos. Betroffene können auch erstarren oder ungewöhnliche Grimassen schneiden. Diese Form beginnt meist im Alter zwischen 15 und 25 Jahren.
- Schizophrenes Residuum: Bei einem schizophrenen Residuum („Rest“) bleiben chronische Beschwerden nach einer akuten Psychose zurück. Betroffene sind antriebslos und bedrückt. Sie ziehen sich sehr zurück. Der Gesichtsausdruck (Mimik) und das sprachliche Ausdrucksvermögen sind reduziert. Es kann zudem zu Störungen von Gedächtnis und Konzentration kommen.
Diagnose von Schizophrenie
Da die Schizophrenie viele Erscheinungsbilder hat, ist es gerade zu Beginn schwierig, die Erkrankung eindeutig zu diagnostizieren. Es ist sinnvoll Angehörige miteinzubeziehen, da sie aus einem anderen Blickwinkel berichten können. Darüber hinaus ist es wichtig das Beschwerdebild gegenüber anderen möglichen psychiatrischen Störungen abzugrenzen - etwa einer Persönlichkeitsstörung, einer bipolaren Erkrankung, Zwangsstörungen oder Autismus-Spektrum-Störungen.
Die Ärztin oder der Arzt erhebt für die Diagnosestellung die Krankengeschichte (Anamnese) und beobachtet das Verhalten. Auch die Einbindung von Angehörigen kann sinnvoll sein. Diese können zum Beispiel dabei helfen, das Verhalten im Alltag zu schildern. Die Ärztin oder der Arzt führt zudem eine körperliche und neurologische Untersuchung durch. Bildgebende Verfahren helfen dabei, mögliche organische Gehirnerkrankungen zu erkennen. Zudem schließt die Ärztin oder der Arzt andere Ursachen der Symptome aus: Zum Beispiel schwere Depressionen, Angststörungen, den Konsum von Drogen, organisch bedingte psychische Störungen (z.B. Demenz). Auch weiterführende Untersuchungen zur Abklärung der Ursachen der Beschwerden können notwendig sein, um Beispiel eine klinisch-psychologische Diagnostik.
Ausschluss anderer Erkrankungen
Symptome, die an eine Schizophrenie denken lassen, können beispielsweise auch bei Hirnerkrankungen (wie Epilepsie, Hirntumor), diversen psychischen Störungen (wie Depressionen, bipolare Störung, Angststörungen) sowie bei Rauschzuständen (etwa durch Kokain, LSD oder Alkohol) auftreten. Diese müssen ausgeschlossen werden, bevor die Diagnose Schizophrenie eindeutig ärztlich gestellt werden kann. Dazu sind verschiedene Untersuchungen notwendig.
Beispielsweise lassen sich mithilfe von Blut- und Urinuntersuchungen Drogen und Medikamente im Körper nachweisen, die für die Beschwerden verantwortlich sein können. Blutuntersuchungen helfen auch, eine Stoffwechselstörung oder Entzündung auszuschließen.
Eine bildgebende Untersuchung des Gehirns mit einer Computertomografie (CT) oder Kernspintomografie (MRT) zeigt, ob Auffälligkeiten im Gehirn die Schizophrenie-Symptome verursachen könnten. Kommt bei den Untersuchungen der Verdacht auf eine Gehirnentzündung auf, muss zusätzlich das Nervenwasser (Liquor) untersucht werden (Liquordiagnostik).
Außerdem kann man mithilfe spezieller Tests die verschiedenen Hirnfunktionen medizinisch überprüfen, beispielsweise organisatorisches Denken, Gedächtnisleistung und Konzentrationsfähigkeit.
Schizophrenie tritt oft gemeinsam mit anderen psychischen Erkrankungen auf (wie mit Angststörungen oder einer bipolaren Störung). Das kann die Diagnose erschweren.
Behandlung von Schizophrenie
Viele schizophrene Erkrankungen können ambulant gut behandelt werden. Ziel einer Behandlung ist es, Patienten ein selbstbestimmtes, weitgehend von Krankheitssymptomen freies Leben zu ermöglichen. Dafür ist es nötig, einen Gesamtbehandlungsplan zu erstellen, in den das gesamte Umfeld einbezogen wird. Die Therapie einer Schizophrenie orientiert sich an den Bedürfnissen der betroffenen Person. In einer akuten Phase einer Psychose ist es jedoch meist notwendig, dass rasche Entscheidungen von der Ärztin oder vom Arzt getroffen werden. Für diese fehlt Betroffenen in der akuten Situation aufgrund ihrer Beschwerden oft das Verständnis. Wenn die akute Phase abgeklungen ist, können weitere Entscheidungen über die Therapie gemeinsam meist besser besprochen und getroffen werden. Je früher die Beschwerden behandelt werden, desto besser sind die Chancen für einen günstigen Verlauf der Erkrankung. Zudem sollte ein sogenannter Krisenplan im Rahmen der Behandlung erstellt werden. Die Patientin oder der Patient bespricht dabei mit der Ärztin oder dem Arzt bzw. gegebenenfalls auch anderen behandelnden Personen die Vorgehensweise, wenn es zur Verschlechterung von Symptomen oder einer akuten Krisen kommt. Es ist sinnvoll, auch Angehörige in diesen Krisenplan miteinzubinden.
Die Behandlung erfolgt in der akuten Phase meist im Krankenhaus. In psychiatrischen Krankenhäusern oder psychiatrischen Abteilungen kann unter bestimmten Voraussetzungen die Bewegungsfreiheit der Patientinnen und Patienten eingeschränkt werden. Das kann in einer akuten Phase einer Psychose bei Selbst- und/oder Fremdgefährdung notwendig sein. Diese Freiheitseinschränkung wird auch als „Unterbringung“ bezeichnet und unterliegt strengen Kriterien. In der nicht mehr akuten Phase kann die Behandlung zum Beispiel in einer psychosozialen Einrichtung (z.B. Psychosozialer Dienst) bzw. bei einer Fachärztin oder einem Facharzt für Psychiatrie (und psychotherapeutische Medizin) erfolgen. Auch andere Gesundheitsberufe (z.B. aus Psychotherapie, klinischer Psychologie oder Ergotherapie) können in der Behandlung miteinbezogen sein. Liegen noch weitere psychische Erkrankungen vor, wird die Behandlung darauf abgestimmt.
Therapiemöglichkeiten
- Medikamente: Sogenannte Antipsychotika helfen gegen die Symptome und können vor Rückfällen schützen. Antipsychotika hemmen die Aktivität von bestimmten Botenstoffen im Gehirn. Sie werden auch Neuroleptika genannt. Die Ärztin oder der Arzt kann bei belastender Unruhe und Schlafstörungen vorübergehend Schlaf- und Beruhigungsmittel, sogenannte Benzodiazepine, verschreiben. Eine längere Anwendung ist aufgrund der Abhängigkeitsgefahr von Benzodiazepinen nicht empfohlen. Medikamente gegen Depressionen können bei depressiven Symptomen helfen. Die Ärztin oder der Arzt klärt über Wirkung und mögliche Nebenwirkungen von Medikamenten auf. Die gängige Behandlung erfolgt mit Neuroleptika. Die Vorzüge dieser Substanzen sind vielfältig, sie wirken einerseits beruhigend, andererseits verhindern sie einen Realitätsverlust (antipsychotisch). Wirkungsweise Neuroleptika, S. F. Biedermann, W. Fleischhacker: Neue Ansätze in der pharmakologischen Behandlung der Schizophrenie.
- Psychotherapie: Durch Psychotherapie (z.B. Verhaltenstherapie oder systemische Familientherapie) können sich die Beschwerden bessern. Eine Psychotherapie hilft unter anderem dabei, besser mit einer Schizophrenie und ihren Folgen umzugehen. Betroffene können offen und vertraulich über ihre Erfahrungen, Beschwerden und Ziele sprechen. Psychotherapie unterstützt zudem dabei, einen Sinn im Leben (wieder) zu finden.
- Psychoedukation: Bei der Psychoedukation lernen Betroffene etwas über die Erkrankung: Welche Anzeichen und Symptome es gibt, wie die Behandlung erfolgt und was im Umgang damit helfen kann. Die Psychoedukation soll dabei unterstützen, die Krankheit zu verstehen und mit ihr besser zurechtzukommen. Die Psychoedukation erfolgt z.B. im Rahmen einer Psychotherapie oder klinisch-psychologischen Behandlung.
- Training sozialer Fähigkeiten: Betroffene werden dabei unterstützt, besser im Alltag und sozialen Beziehungen zurechtzukommen. Dieses Training ist vor allem sinnvoll, wenn es zu stärkeren Beeinträchtigungen der sozialen Fähigkeiten kommt (z.B. Probleme mit Kommunikation oder Aufbau eines Freundeskreises). Das Training wird meist in der Gruppe angeboten.
- Training von kognitiven Funktionen: Dieses Training kann z.B. im Rahmen einer Ergotherapie oder klinisch-psychologischen Behandlung erfolgen. Dabei übt die betroffene Person Denkaufgaben, zum Beispiel für das Gedächtnis oder zum Lösen von Problemen. Dies kann den Antrieb und die Fähigkeiten zur Alltagsbewältigung steigern.
- Bewegungstherapie: Physiotherapie und mit der Ärztin oder dem Arzt abgesprochene sportliche Tätigkeiten können Betroffene ebenfalls unterstützen und zur Steigerung der Lebensqualität beitragen.
- Soziotherapie: Tageszentren, Berufs- und Ausbildungszentren, therapeutische Wohngemeinschaften etc. können helfen, sich beruflich und sozial einzugliedern und ein eigenständiges Leben zu führen.
- Elektrokrampftherapie (EKT): Wenn bisherige Behandlungsangebote (vor allem Medikamente) keinen ausreichenden Therapieerfolg zeigen, kann die Ärztin oder der Arzt eine Elektrokrampftherapie (Elektrokonvulsionstherapie/EKT) empfehlen. Bei dieser wird ein generalisierter Krampfanfall künstlich durch elektrische Erregung des Gehirns erzeugt. Dies geschieht unter kontrollierten Bedingungen in Kurznarkose.
Unterstützung für Angehörige
Familie, der Freundeskreis oder die Arbeitsumgebung können Betroffene unterstützen, zum Beispiel durch ein offenes Ohr und Hilfe im Alltag. Für Angehörige ist der Umgang mit der psychischen Erkrankung eines nahestehenden Menschen jedoch auch im Alltag oft sehr belastend. Wie der Umgang damit leichter fallen kann und wohin Sie sich wenden können, finden Sie unter Angehörige von psychisch Erkrankten.
Auch Angehörigengruppen können eine Hilfe sein. Über die Nationale Kontakt- und Informationsstelle (NAKOS) finden Sie eine Gruppe in Ihrer Nähe: www.nakos.de
Wichtiger Hinweis
Haben Sie den Verdacht, an einer Schizophrenie zu leiden, oder möchten Sie jemandem aus Ihrer Umgebung helfen, ist die Fachärztin oder der Facharzt für Psychiatrie (und psychotherapeutische Medizin) die erste Anlaufstelle. Sie können auch zuerst ein Gespräch mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt für Allgemeinmedizin führen. Diese oder dieser leitet dann weitere Schritte ein (z.B. Überweisung an eine Fachärztin oder einen Facharzt bzw. an eine Ambulanz). Für Jugendliche unter 18 Jahren stehen auch Fachärztinnen und Fachärzte f...
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