Undercover in der Psychiatrie: Erfahrungen und Enthüllungen

Die Thematik des Undercover-Journalismus in psychiatrischen Einrichtungen rückt immer wieder in den Fokus, wenn Missstände aufgedeckt werden. Diese Einsätze, oft von Journalisten oder Aktivisten durchgeführt, zielen darauf ab, die oft verborgenen Realitäten innerhalb dieser Institutionen ans Licht zu bringen.

Enthüllungen durch Team Wallraff

Ein Beispiel hierfür ist der Einsatz einer Mitarbeiterin des Team Wallraff, die sich als Praktikantin in Werkstätten und einem Wohnheim der Lebenshilfe für behinderte Menschen eingeschleust und mit versteckter Kamera gefilmt hat.

Die dabei entstandenen Aufnahmen dokumentierten erschreckende Zustände, darunter:

  • Bestrafungsaktionen: Ein behinderter Mann durfte bei der Nachmittagsjause nicht teilnehmen, da er inkontinent war.
  • Körperliche Misshandlungen: Eine Mitarbeiterin setzte sich direkt auf eine junge Frau mit spastischer Behinderung, damit diese nicht aufstehen und herumlaufen konnte.
  • Abfällige und herabwürdigende Bemerkungen: Äußerungen zu und über Bewohner und Bewohnerinnen wie „Depp“ und sexistische Kommentare waren keine Seltenheit.

Die „Praktikantin“ berichtete zudem von einem Wohnheim, in dem die Bewohner einen sehr eintönigen Alltag ohne Aktivität, Förderung oder menschliche Ansprache erdulden mussten. Mitarbeiter verbrachten ihre Zeit mit Rauchpausen, unter sich oder alleine im Büro.

Auch in einer Werkstätte herrschte ein eintöniger Alltag mit einer von Teilnehmern als stumpfsinnig erlebten Arbeit, geringem Lohn und keiner Aussicht auf Veränderung.

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Reaktionen und Konsequenzen

Das Team Wallraff spielte die Aufnahmen drei Experten aus dem Behindertenbereich vor. Ihre vorwiegende Reaktion war Fassungslosigkeit.

Einer von ihnen war der deutsche Aktivist Raul Krauthausen, der mit seinem Projekt „Das Heimexperiment: 5 Tage lebenslänglich“ bereits ähnliche Erfahrungen gemacht hatte.

Zur Wallraff-Reportage äußerte sich auch der Inklusionsaktivist Constantin Grosch auf seinem Blog mit dem Beitrag „System Behinderung“.

Wie Institutionen wie die Lebenshilfe reagieren könnten: Wahrscheinlich interne Papiere für einen eigenen in der Zukunft möglichen Skandal entwickeln, Abklären von rechtlichen Fragestellungen und Datenschutzklauseln überarbeiten.

Die Rolle der Volksanwaltschaft in Österreich

In Österreich führt die Volksanwaltschaft unabhängige und unangekündigte Kontrollen durch, um die Einhaltung von Standards und den Schutz der Bewohner zu gewährleisten.

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Hintergrund und Problematik

Die Behindertenlandschaft in Österreich ist ganz ähnlich wie in Deutschland. In beiden wird trotz der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention an den sogenannten „Totalen Institutionen“ festgehalten.

Symptombekämpfung ist als akute Maßnahme sinnvoll. Dass es mehr braucht, ist Behörden und Ländern einmal mehr in Erinnerung zu rufen.

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