Taubheit und Kribbeln gehören zu den häufigsten Beschwerden, die Menschen erleben können. Die Ursachen dafür sind vielfältig und reichen von harmlosen Auslösern bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen für Taubheitsgefühle im Kopf und gibt einen Überblick über Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten.
Was ist eine Sensibilitätsstörung?
Eine Sensibilitätsstörung bezeichnet eine Veränderung oder Beeinträchtigung der normalen Wahrnehmung von Sinnesreizen. Kribbeln empfinden die Betroffenen oft so, als würden sie eine Brennnessel berühren oder Ameisen über die Haut hinwegkrabbeln. Damit zählt Kribbeln zu den sogenannten Missempfindungen (Parästhesien). Das sind unangenehme und störende sensible Eindrücke, die entweder spontan oder bei sanften Berührungsreizen auftreten. Neben dem Kribbeln gehören zum Beispiel auch das Brennen, ein pelziges Gefühl, Prickeln, elektrisierende Schmerzen und Taubheitsgefühle zu den Missempfindungen.
Welche Symptome treten auf?
Die Missempfindungen (Parästhesien) können sich vielfältig äußern, z.B. als Ameisenlaufen, „wie Watte zwischen den Fingern“, sowie als brennende Missempfindungen.
Ursachen von Sensibilitätsstörungen
Die häufigste Krankheitsursache von Kribbeln und anderen Missempfindungen wie Brennen oder Taubheitsgefühlen ist eine Schädigung peripherer Nerven (Polyneuropathie). Die Ursachen für neuropathische Schmerzen oder Nervenschmerzen sind mannigfaltig und haben eines gemeinsam: Die meist ununterbrochene Weiterleitung von Schmerzsignalen ans Gehirn.
Für neuropathischen Schmerz bzw. Nervenschmerz gibt es bestimmte Auslöser, er kann aufgrund mechanischer, entzündlicher, stoffwechselbedingter sowie toxischer Einflüsse entstehen.
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Hier sind einige der möglichen Ursachen für Taubheitsgefühle im Kopf:
- Neurologische Erkrankungen: Multiple Sklerose (MS) kann verschiedene Beschwerden (Symptome) hervorrufen, die davon abhängen, an welchen Stellen des Zentralnervensystems die Entzündungen auftreten. Taubheit und Kribbeln gehören zu den häufigsten Beschwerden der MS.
- Periphere Neuropathie: Bei der peripheren Polyneuropathie handelt es sich um eine Erkrankung der peripheren Nerven (= Nervenbahnen, die außerhalb des Gehirns und Rückenmarks liegen). Häufige Auslöser für neuropathische Schmerzen sind Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), übermäßiger Alkoholkonsum, Vitaminmangel, Leber- oder Nierenerkrankungen, Schilddrüsenunterfunktion sowie Umweltnoxen.
- Einengung von Nerven: Der große Hinterhauptnerv (Nervus occipitalis major) versorgt Teile der behaarten Kopfhaut im Bereich des Hinterkopfes sowie die Hirnhaut der hinteren Schädelgrube. Eine Irritation oder Entzündung manifestiert sich als Okzipitalneuralgie.
- Schlaganfall: Ein halbseitiges Taubheitsgefühl, Kribbeln in einem Arm oder Bein, eventuell begleitet von Lähmungen kann auf einen Schlaganfall hindeuten.
- Migräne: Typische Symptome der Migräne sind Kopfschmerzattacken, die einseitig sind und pulsierend-pochend auftreten.
- Sonstige Ursachen: Thoracic-outlet-Syndrom (TOS), Fibromyalgie, Epileptischer Anfall.
Sind Sensibilitätsstörungen gefährlich?
Die Frage, ob Sensibilitätsstörungen gefährlich sind, lässt sich nicht pauschal beantworten. Oft sind die Ursachen für das Kribbeln harmlos, beispielsweise "eingeschlafene" Beine nach längerem Hocken. Das lästige Symptom verschwindet dann nach kurzer Zeit von allein wieder. Manchmal steckt aber auch eine Erkrankung dahinter, die unter Umständen behandlungsbedürftig ist.
Diagnose von Sensibilitätsstörungen
Der Arzt wird sich zunächst ausführlich nach Ihrer Krankengeschichte erkundigen (Anamnese). Beispielsweise wird er Sie fragen, seit wann das Kribbeln besteht, ob es in bestimmten Situationen verstärkt auftritt und ob weitere Beschwerden bestehen. Diese Informationen geben dem Arzt oft schon Anhaltspunkte, was die Ursache für das Kribbeln sein könnte.
Verschiedene Untersuchungen können den Verdacht dann bestätigen oder ausräumen. Dazu zählen zum Beispiel:
- Körperliche Untersuchung
- Blutuntersuchungen
- Orthopädische Untersuchung
- Bildgebende Verfahren: Röntgen, Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT) und Computertomografie (CT)
- Neurologische Tests
- Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (Elektroneurografie, ENG)
- Messung der elektrischen Muskelaktivität (Elektromyografie, EMG)
- Messung der Hirnströme (Elektroenzephalografie, EEG)
- Allergietest
Wann müssen Sie zum Arzt?
In folgenden Fällen von Kribbeln sollten Sie aber zu einem Arzt gehen, um die Ursache abklären zu lassen:
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- neu auftretendes Kribbeln ohne erkennbaren Grund
- anhaltendes, häufig wiederkehrendes oder sich verschlimmerndes Kribbeln
- Kribbeln, das von weiteren Beschwerden begleitet wird (z.B. von Taubheitsgefühlen, Muskelschwäche oder Lähmungen)
Behandlung von Sensibilitätsstörungen
Ist eine behandlungsbedürftige Erkrankung die Ursache des Kribbelns, wird und muss ein Arzt einen geeigneten Therapieplan erstellen. Für eine gezielte Therapie muss zuerst die Ursache der Polyneuropathie herausgefunden werden, um ein Fortschreiten der Erkrankung so gut wie möglich zu verhindern. Polyneuropathische Schmerzen können mit einer geeigneten medikamentösen Schmerztherapie gut therapiert werden. Gute Behandlungserfolge werden mit einer Kombination aus Antiepileptika und leichten bis mittelstarken Analgetika, in seltenen Fällen auch Opioiden, erzielt. Auch Antidepressiva werden in niedriger Dosis regelmäßig eingesetzt.
Manchmal können Sie aber auch selbst etwas gegen das lästige Kribbeln tun, zum Beispiel:
- Betupfen
- Inhalieren
- Vitamine: Falls ein Vitaminmangel (Vitamin B12, Pantothensäure) das Kribbeln verursacht, sollten Sie Ihre Ernährung anpassen.
- Magnesium: Steckt Magnesiummangel hinter dem Kribbeln, sollten Sie vermehrt zu magnesiumreichen Lebensmitteln greifen.
- Physiotherapie ist sinnvoll, die erlernten Übungen müssen in den Alltag integriert werden.
Sind alle konservativen Maßnahmen ausgeschöpft oder liegt eine entsprechende Indikation vor, sollten Nervenschmerzen chirurgisch, also mittels Operation, behandelt werden.
Vor Operationen am peripheren Nervensystem kann mittels lokaler Betäubung getestet werden, ob Patient:innen von einem Eingriff profitieren würden. Die so genannte Testblockade ist mit einer Spritze bei der Zahnärzt:in vergleichbar und legt den betroffenen Nerv im Idealfall für mindestens zwei Stunden still (= zweistündige Schmerzfreiheit). Daraus lässt sich schließen, ob eine Operation helfen kann, schmerzfrei zu werden.
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