Schilddrüsenunterfunktion und ADHS: Ein möglicher Zusammenhang

In diesem Artikel wird der mögliche Zusammenhang zwischen Schilddrüsenunterfunktion und ADHS untersucht, wobei auch die Auswirkungen der Jodzufuhr und der Ernährung berücksichtigt werden.

Morbus Basedow im Kindesalter

Morbus Basedow ist eine seltene Schilddrüsenerkrankung bei Kindern, die etwa 10 bis 15 % der Schilddrüsenerkrankungen bei Jugendlichen ausmacht. Mädchen sind häufiger betroffen als Jungen. Expert*innen beobachten eine weltweite Zunahme. Dieser Trend kann möglicherweise auf Umweltfaktoren wie Infektionen und geändertem Ernährungsverhalten zurückzuführen sein.

Morbus Basedow gehört zu den Autoimmunerkrankungen. Der Körper produziert Antikörper, die die Regulation der Schilddrüse beeinträchtigen. Infolgedessen kann die Schilddrüse zu viele Hormone ausschütten. Was die Antikörperbildung auslöst, ist bisher nicht bekannt.

Die Krankheit kann sich jederzeit in der Kindheit entwickeln, doch tritt sie besonders häufig zwischen 11 und 15 Jahren erstmals auf. Die Anzeichen für Morbus Basedow beginnen schleichend, können vielfältig sein und werden deshalb oft nicht gleich bemerkt. Betroffene sind möglicherweise müder als sonst, leiden unter Schlaf- und Konzentrationsstörungen, sind nervös, leicht reizbar und unruhig, schwitzen verstärkt, haben häufiger Stuhlgang oder Durchfall und das Gewicht verändert sich. Oft ist ihr Puls erhöht, die Hände zittern und die Schilddrüse vergrößert sich (Kropf). Bei Mädchen kann die Monatsblutung unregelmäßig auftreten. Manchmal verspüren Erkrankte einen Druck hinter den Augen oder sie sehen doppelt. In einigen Fällen treten die Augen sichtbar vor, denn Antikörper, die die Schilddrüse überaktiv werden lassen, können auch Entzündungen und Schwellungen hinter den Augen verursachen.

Kinder mit Angehörigen, die unter bestimmten Autoimmunkrankheiten leiden, haben ein erhöhtes Risiko für Morbus Basedow. Kinder mit Down-Syndrom neigen ebenso im Vergleich zu ihren Altersgenossen ohne dieses Syndrom mehr dazu, einen Morbus Basedow zu entwickeln. Familiäre Studien deuten darauf hin, dass rund 63% Morbus Basedow-Fälle auf genetische Faktoren zurückzuführen sind.

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Morbus Basedow lässt sich in der Regel gut mit Schilddrüsenmedikamenten behandeln. Zeigt dies keinen Erfolg, besteht die Möglichkeit einer Radiojodtherapie oder einer Operation. Die Radiojodtherapie erfolgt z.B. über die Einnahme von Kapseln oder einer Lösung. Die Schilddrüse absorbiert dabei radioaktives Jod aus dem Blutkreislauf, ohne dass dabei andere Organe geschädigt werden. Innerhalb weniger Monate schrumpft die Schilddrüse und die Beschwerden verschwinden langsam.

Ernährung und ihre Auswirkungen auf das Nervensystem

In jedem Organ sind die Interaktionen zwischen den Zellen von großer Bedeutung. Jedoch sind diese Interaktionen nirgendwo so lebenswichtig wie in unserem Nervensystem. Damit diese wichtigen Interaktionen optimal verlaufen, benötigt unser Körper bestimmte chemische Substanzen, die Neurotransmitter und Neuromodulatoren. Die Produktion dieser Substanzen hängt unmittelbar mit der Aufnahme, Resorption und Verarbeitung der unterschiedlichen Nahrungsmittel im Verdauungssystem ab. Sowohl die Menge, als auch die Qualität unserer Ernährung spielt dabei eine wichtige Rolle.

Wissenschaftliche Forschungen zeigen, dass mittlerweile nahezu jede/r an Überempfindlichkeiten auf bestimmten Substanzen (z.B. Laktose, Gluten, Kasein etc.) leidet. Diese können zu entzündlichen Reaktionen im Körper führen, welche sich schlussendlich durch die Überwindung der Blut-Hirn-Schranke auf das Nervensystem auswirken.

Jod und Schilddrüse

Für die Schilddrüsenfunktion stellt Jod einen essenziellen Faktor dar. Zu geringe als auch zu hohe Jodzufuhr kann insbesondere bei Personen mit Schilddrüsenvorerkrankungen pathologische Veränderungen der Schilddrüsenfunktion hervorrufen.

Neben einer gezielten Jodzufuhr (z. B. Als Bestandteil der Schilddrüsenhormone Trijodthyronin und Tetrajodthyronin spielt Jod eine zentrale Rolle in der Physiologie und Pathophysiologie der Schilddrüse. Durch Jodmangel kann eine Schilddrüsenunterfunktion hervorgerufen werden, und über Jahre kann es zur Entwicklung einer diffusen und/oder nodulären Struma durch Hyperplasie der Schilddrüsenfollikel kommen. Gleichzeitig kann sich die Menge autonomer Schilddrüsenzellen in der gesamten Schilddrüse bzw. einzelnen Schilddrüsenknoten vermehren mit der Folge einer diffusen oder nodulären Schilddrüsenautonomie. Werden Patienten, die einem langjährigen Jodmangelzustand ausgesetzt waren, mit größeren Jodmengen exponiert, können Schilddrüsenautonomien dekompensieren und eine Hyperthyreose hervorrufen.

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Eine tägliche Jodzufuhr von 100-299 µg/l, gemessen als Jodausscheidung im Harn, wird als normal erforderliche Jodzufuhr angesehen. Für erwachsene Personen, die nicht schwanger sind oder stillen, wurde vom US Institute of Medicine in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO), United Nations Children’s Fund (UNICEF) und dem International Council for the Control of Iodine Deficiency Disorders (ICCIDD) eine tägliche Jodzufuhr von 150 µg empfohlen sowie 1100 µg/Tag als tolerable maximale Jodbelastung festgelegt, bei der es bei gesunden Erwachsenen zu keinen negativen Auswirkungen kommen sollte.

Österreich stellte bis 1963 ein extremes Jodmangelgebiet mit hoher Prävalenz von Schilddrüsenstruma dar. In Österreich wurde 1963 eine gesetzlich vorgeschriebene Supplementierung von Speisesalz mit 10 mg Kaliumjodid/kg Speisesalz eingeführt, wodurch die Strumafrequenz verringert und die Jodidausscheidung im Harn bei Kindern verbessert werden konnte, nicht jedoch bei Erwachsenen. Durch eine weitere Anhebung der Supplementierung auf 20 mg Kaliumjodid/kg Speisesalz ab 1990 konnte die Jodversorgung der Bevölkerung weiter verbessert bzw. normalisiert werden.

Neben einer Speisesalzjodierung, wie z. B. in Österreich, gibt es auch weitere Möglichkeiten der systematischen Jodzufuhr. Mit Jod versetztes Trinkwasser (Jodierung von Wasser in Jodmangelgebieten oder Jodzugabe zwecks Wasserdesinfektion), Zugabe von Jod im Tierfutter, zu Brot oder anderen Lebensmitteln stellen alternative Möglichkeiten zur Jodzufuhr dar, um den in vielen Regionen der Welt vorkommenden Jodmangel bzw.

Organisches und anorganisches Jod wird mit der Nahrung als Jodid im oberen Dünndarm zu über 90 % resorbiert. Von der Schilddrüse wird Jodid aktiv über den Natrium-Jodid-Symporter (NIS) gegen einen Konzentrationsgradienten in die Schilddrüsenzellen aufgenommen. Je geringer der Jodgehalt in der Schilddrüse, desto mehr Jod wird in der Schilddrüse aktiv aufgenommen. Bei ausreichender Sättigung der Schilddrüse mit Jod wird überschüssiges freies Jodid über die Nieren ausgeschieden. Damit ist die Ausscheidung von Jodid über die Nieren ein guter Parameter für die Qualität der Jodversorgung einer Bevölkerung.

Hohe Joddosen hemmen direkt die NIS-Aktivität unabhängig von Thyreoidea-stimulierendem Hormon (TSH). Dies wird als Wolff-Chaikoff-Effekt bezeichnet und stellt einen Kompensationsmechanismus der gesunden Schilddrüse zur Prävention einer hyperthyreoten Stoffwechsellage bei hohem Jodplasmaspiegel durch gesteigerte Jodzufuhr (Jodexzess) dar. Die Folge hoher Joddosen ist eine Hypothyreose für die Dauer von etwa 7 bis 14 Tagen. Der Wolff-Chaikoff-Effekt ist selbstlimitierend.

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Bei gesunden Personen wird eine hohe bzw. überdurchschnittliche Jodzufuhr in der Regel gut vertragen. Bei einzelnen Personen kann jedoch eine überdurchschnittliche Jodzufuhr zu gehäuftem Auftreten von latenter/manifester Hypothyreose, Hyperthyreose, einem Anstieg von Schilddrüsenautoantikörpern und zu gehäuftem Auftreten von Immunthyreopathien führen. Gerade Personen, die vorab einen Jodmangelzustand aufwiesen, haben eine erhöhte Gefährdung betreffend Entwicklung einer Schilddrüsenfehlfunktion.

Auch bei Patienten mit vorangegangener Post-partum-Thyreoiditis, Morbus Basedow, Immunthyreopathie Hashimoto, Therapie mit Interferon bzw. Quellen einer überdurchschnittlichen Jodzufuhr bzw. eines Jodexzesses können neben einer übermäßigen Jodzufuhr über die Nahrung bzw. jodiertem Speisesalz auch Medikamente (Amiodaron), topisch appliziertes Jod als Desinfektionsmittel bzw. Antiseptikum [Polyvidon-Jod - PVP: Poly(1-(2-oxo-1-pyrrolidinyl)ethylen)iod-Komplex], jodhaltige Vaginal- oder Mundspülungen, jodhaltige Zahnpasten, jodhaltige Röntgenkontrastmittel sein.

Eine Heilquelle ist ein Heilvorkommen, das aufgrund von besonderen Eigenschaften ohne Abänderung der natürlichen Zusammensetzung eine wissenschaftlich anerkannte Heilwirkung entfalten kann. Heilquellen enthalten typischerweise relevante Anteile an Eisen, Magnesium, Kalzium, Jod, Schwefel, schwach radioaktiven Bestandteilen, wie z. B. Radon, gelöstes Kochsalz (Sole) oder natürliche Kohlensäure, wobei für die Anerkennung als Heilquelle ein Mindestgehalt an gelösten festen Stoffen von 1 g/kg Wasser vorliegen muss.

Diverse Elemente wie Jod, Selen, Brom und Eisen spielen eine wichtige Rolle bei der Schilddrüsenhormonproduktion bzw. der Steuerung der Schilddrüsenfunktion. Aus thyreologischer Sicht ist insbesondere die Jodzufuhr eine relevante Frage bei einer Kuranwendung, kann doch Jod bei jodhaltiger Kuranwendung von extern (Bad, Packungen) oder intern (Trinkkur, Inhalation) ggf. in größerer Menge während einer 3‑ bis 4‑wöchigen Kur zugeführt werden.

Neben einer allgemein vitalisierenden und belebenden Wirkung konnten positive Effekte von jodhaltigen Kuranwendungen auf Herz-Kreislauf-System, rheologische Eigenschaften des Bluts, Schilddrüsenvergrößerung, Lipidmetabolismus, Lungenfunktion und bei Augenerkrankungen beschrieben werden. Auch bei Sekretionsanomalien des Magens und entzündlichen Magen-Darm-Erkrankungen liegen positive Ergebnisse für Jod als Heilmittel vor.

Erich Putz über Jod

Erich Putz weiß um die Wichtigkeit der Drüse. "Zeitgleich habe ich bei mir eine Unterfunktion der Schilddrüse bemerkt: Morbus Hashimoto", sagt er.

Bei einer langanhaltenden Unterfunktion berichten Betroffene von einer verringerten Leistungsfähigkeit, Müdigkeit, Kälte-Empfindlichkeit, depressiven Verstimmungen und von Gewichtszunahme.

Er meint, die Leute müssten sich mehr mit ihrer Ernährung auseinandersetzen. "Wenn man über die Jahre den Jodeintrag verhundertfacht, entstehen Probleme. Der normale Salzgehalt hat 0,2 Milligramm Jod pro kg Salz. Wir haben aufjodiert auf 20 Milligramm pro Kilogramm. Das sind 10.000 Prozent mehr. Jod ist ein Spuren-, kein Mengenelement!"

Hashimoto ist eine Autoimmunerkrankung, der eine Jod-Verwertungsstörung in der Schilddrüse zugrunde liegt. "Das kann entstehen durch Jodmangel in den Nahrungsmitteln, in unseren Breitengraden aber niemals. Viel zu viel Jod ist in Rohwurst, Schweinefleisch, Hartkäse, weil in Futtermitteln viel zu viel Jod beigesetzt ist. Käse wird zudem zur Reifung in der Salzlake wieder jodiert."

"Das heißt, wir nehmen pro Tag spielend 1500 bis 1600 Mikrogramm pro Tag zu uns. Normal und gesund sind 120 bis höchstens 180 Mikrogramm. Bereits Paracelsus sagte: ,Nur die Dosis macht das Gift.'"

Es wird also zu viel Jod zugeführt, die Schilddrüse soll hohen Jodgehalt bewältigen. Sie ist auf Dauer überfordert, deshalb gehen nach und nach Schilddrüsenzellen zugrunde. "Die Rest-Schilddrüse muss umso mehr arbeiten. Das ist ein Teufelskreis. Man muss die Schilddrüse ruhigstellen mit Hormontabletten. Sie bewirken, dass erstens der Körper das nötige Jod bekommt und die Schilddrüse nicht mehr arbeitet und sich erholt."

In den Tabletten ist das Jod eingebaut in eine Eiweißverbindung. Es kann so über die Zelle aufgenommen werden und ist dafür verantwortlich, dass in der Zelle das Jod richtig verteilt wird. Wenn man dazu noch zu viele Lebensmittel mit zu viel Jod zu sich nimmt, dann ist alles zu viel. Es ist unumgänglich, sich jodarm zu ernähren. Den Jodgehalt kann man im Harn messen, das ist aber selbst zu bezahlen. "Es gibt dafür auch günstigere Test-Kits, die man im Internet bestellen kann."

Weiters ist es wichtig, auf Zufuhr von genügend Vitamin D3 zu achten. Es ist nötig für ein Enzym, das bei der Jodverwertung in der Schilddrüsenzelle eine enorm wichtige Rolle spielt. "Auch viel in die Sonne zu gehen, wirkt sich positiv aus."

Selektives Essverhalten bei Kindern

Nur Milch oder nur Pudding oder einfach nur eine kleine Auswahl an Lebensmitteln - selektives Essverhalten kann bei Kindern zu einem schweren Vitaminmangel führen. „Es tritt oft in Zusammenhang mit Wahrnehmungsstörung bei Autismus, seltener auch bei Kindern mit ADHS auf, weil die Kinder entweder keine Ausdauer beim Essen haben und sehr sensibel sind, unter anderem auch, was das Gefühl im Mund betrifft“, erklärt Oberärztin Dr.in Veronika Pilshofer.

Eine weitere Ursache für das wählerische Essverhalten kann ADHS sein, von dem etwa fünf bis sieben Prozent der Kinder in Österreich betroffen sind. „Nur ein sehr kleiner Teil dieser Patientinnen und Patienten leiden auch an Mangelernährung, meist weil sie keine Ausdauer beim Essen haben und vor allem zu Kohlenhydraten und Zucker greifen“, erklärt Dr.in Veronika Pilshofer.

Die Folgen von selektiver Ernährung können massiver Eisenmangel sein, der sich mit Müdigkeit, Blässe, Entwicklungsverzögerung und erhöhter Infektanfälligkeit zeigt. Ein extremer Vitamin-D-Mangel verursacht vor allem Muskelschwäche, Muskelkrämpfe, sowie rachitische Knochenveränderungen im Bereich der Wachstumsfugen. Schwerer Vitamin C-Mangel bedeutet Schmerzen in den Gelenken und Muskeln, blaue Flecken, Zahnfleischblutungen, rissige Lippen und erhöhte Reizbarkeit.

Bei der Therapie im Fall einer Mangelernährung werden zuerst die Vitamin-Speicher wieder aufgefüllt - wenn nötig auch intravenös. Mit Logopädie und Ergotherapie wird an der Verbesserung der Sensibilität und an der Wahrnehmung gearbeitet. Im „kokon“, der Reha für Kinder, gibt es zudem die Möglichkeit, dass Kinder mit Fütterstörung spielerisch das Essen lernen. „Mit logopädischer, psychologischer und diätologischer Betreuung wird das taktile Missempfinden verbessert, die Kinder werden trainiert, die Eltern gestärkt“, sagt Oberärztin Dr.in Veronika Pilshofer.

Tipps für Eltern

Wenn Kinder „heikel“ sind beim Essen, ist das noch kein Grund zur Sorge. Worauf Eltern aber dennoch achten können, erklärt Oberärztin Dr.in Veronika Pilshofer:

  • Für alle Kinder ist abwechslungsreiche, gesunde und vitaminreiche Kost wichtig für die Entwicklung.
  • Schnelle Kohlenhydrate wie Zucker, Schokolade, süße Getränke können nicht nur bei Kindern mit ADHS und Autismus für mehr Gereiztheit und eine geringere Aufmerksamkeitsspanne sorgen. Aufputschende Getränke verstärken zudem die Hyperaktivität.
  • Eltern sollten auf sensorisches Missempfinden achten. Säuglinge mit Wahrnehmungsstörungen unterschiedlichster Ursachen können sensibel und ablehnend auf den Beginn der Beikost reagieren. Gerade der Beginn von Mischkonsistenzen, d.h. grobbreiige Speisen oder kleine Stückchen in Brei oder Suppe können sie irritieren.

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